Volltext Seite (XML)
licht wurde, welche in den Jahresberichten 1891 und 1894 des Kgl. Realgymnasiums zu Zittau erschien: „Die Salzpflanzen der Südlausitz und des nördlichen Böhmens, mit Berücksichtigung der Ziergehölze in den Anlagen von Zittau." Bon seiner wirk lichkeitsnahen, praktische» Auffassung der gestellten Aufgabe spricht das Vorwort der Abhandlung so überzeugend und für seinen persönlichen Bortragston und seine Bescheidenheit so charakteristisch, daß wir es uns nicht versagen können, es zu wiederholen: ..Diese Programmarbeit ist zunächst für unsere Schüler bestimmt, vielleicht aber auch andern Freunden der Pflanzen welt willkommen. Die gesamte heimische Flora konnte natür lich hier nicht behandelt werden. Fch wählte die Holzgewächse, weil sie meines Erachtens eine Einzelbehandlung verdienen; jedermann erkennt sie als eine eigenartige Gruppe. Bäume und Sträucher kennzeichnen die Landschaft auffälliger als an dere Pflanzen. Sie sind zum großen Teil auch durch ihr Holz oder durch ihre Früchte den Menschen nützlich und bilden die Hauptzierde unserer öffentlichen Anlagen. Dennoch vermittelt der botanische Unterricht viel häufiger die botanische Kenntnis von Carttamine pratensis oder Laltka palustris, als die Unterscheidung auch nur der gewöhnlichsten Waldbäume. Hier wird der höhere Schüler ost vom Dorfbuben beschämt. Der lernt unwillkürlich das Nächstliegende zuerst und schaut auf von den Kulturpflanzen der Acker zu Sträuchern und Bäumen in Garten und Wald, während jener in Wiesenblumen und Unkräutern grast. Aber noch ein anderer Grund spricht für die Holzgewächse. Man verlangt heute den botanischen Unterricht im dreien. Dazu eignen sich bei einer großen Schülerzahl kleine Pflanzen wenig, und doch ist es bei Exkursionen sehr wün schenswert, daß alle Schüler gleichzeitig beschäftigt find. Die vielfach übliche Beschränkung auf wildwachsende Pflanzen dürfte für unfern Zweck nicht aufrecht erhalten werden Wir wollen Liebe erwecken zu den Fremdlingen, die wir pflegen ebenso, wie zu den einheimischen Gebietern unserer Wälder und Gärten." Die Auswahl des Stoffes wird uns dadurch verständlich, daß ja noch die schulgartenlose Zeit herrschte, daß Lorenz ein großer Gartenfreund war und ihm die damals noch wirklichen Parkcharakter tragenden öffentlichen Anlagen der Stadt Zittau einen Ersatz boten. Er war eng befreundet mit dem damaligen Stadlgärtner I.H. M.Kittner, der, selbst wirklich botanisch gebildet, den Baum als das Schmuckelement großer Anlagen erkannt hatte und zu benutzen verstand. Die Grenzen des behandelten Gebietes sind zugleich die seiner Exkursionen. Die Grenzlinie läßt er be ginnen bei Nixdorf i.B., zieht sie über Schluckenau, Sohland a.d. Spree, Schirgiswalde, Wilthen, schließt das Bautzner Gebiet, welches durch M. Rostock eine gründliche Behandlung gefunden hatte, aus, geht weiter über Dretzschen, Naußlitz, Gurkau, Mönchswalde, Cunewalde nach Löbau; von da überObersohland (Nächstem), Jauernick. Seidenberg, Friedland, Neustadtl, Flins- berg, das Isergebirge einschließend nach Neuwelt, Tannwald, Eisenbrod, entlang dem rechten Iserufer bis in die Gegend von Münchengrätz, von hier westwärts über Weißwasier, Bösig, Hirschberg i.B., Habstein, Böhmisch-Leipa, dem Polzcnlaufe fol gend nach Tetschen; von dort schließlich über Kamnitz, Ditters bach, Kreibitz und Schönlinde zurück »ach Nixdorf. Für die weit nach Süden sich ziehende Ausbiegung der Begrenzungslinie war entscheidend der kurz vorher erschienene „Botanische Wegweiser im Gebiete des nordböhmischen Exkursionsklubs", Leipa 1890, von F.Hantschel, der für dieses Gebiet eine ausgezeichnete Grund lage bildete. Besonders wertvolle Abschnitte der Abhandlung sind eine nach dem Vorbilde Otto Wünschesin seiner Exkursionsslora für das Königreich Sachsen, Leipzig 1886 ausgearbeiteteBestim- mungstabelle, die immer nur zweispaltig weiterschreitet, und die ungezählten Standortangaben, die zum weitaus größten Teile auf eigenen Funden beruhten. Allerdings wird der Begriff der natürlichen Pflanzengemeinschaften noch nicht erweckt, ander-r- seits wagt es der Verfasser ohne Furcht, der gern etwas päpstlich auftretenden Richtung Otto Drudes in Dresden Front zu machen. Als Beispiel sei erwähnt die Bestimmung der Bergkiefer des Steckefichtelgebietes bei Neugersdorf, die Drude zur Unterart ?umilio (Knieholz) rechnete und so 1881 in den Berichten der „Isis" beschrieben hatte, die nun wieder in Übereinstimmung mit Pros Willkomm in Prag (aus Oberherwigsdorf bei Zittau stam mend) der Hakenkiefer (Unterart uncinata) zugeschrieben wird. Überhaupt sind die kritischen Gattungen, wie Salix, Rosa, Rubus in einer für jene Zeit durchaus modernen Weise behan delt, ohne daß der Abweg der Kleinspalterei beschritten wurde. Brachte der erste Teil der Abhandlung vom Jahre 1891 die nackt samigen, kronenlosen und verwachsenkronenblättrigen, so ent hielt der zweite Teil vom Jahre 1894 die getrenntkronenblätt- rigen. Die Funde, die Lorenz an krautartigen Pflanzen machte, sind uns zum Glück erhalten worden durch seine Mitarbeit an der Flora der Oberlausitz von E. Barber, Görlitz 1898 u. s. Jahre, die freilich noch der Vollendung harrt. Groß war das Interesse der Forscher für das von Hermann Hofmann begründete Exsikkatenwerk„?lantak criticae 8axoniae,"das er seiner Schule sicherte, und für das er dem Schreiber dieser Zeilen als jetzigen Herausgeber noch in den letzten Jahren seines Lebens wertvolle Beiträge lieferte. Nun ist mit dem 8. März d. I. ein Leben ab geschlossen, das getrübt wurde durch mancherlei äußere Verhält nisse, das aber innerlich reich und glücklich war durch unbeirr baren Wahrheitsmut und durch wertvolle Neuentdeckungen ge krönte Schöpferfreude. Auch äußerlich wird das Andenken an Bernhard Lorenz ausrecht erhalten durch die Benennung eines Brombeerbastardes, Kubus Herc^nicu8 und ckaeropk^iius, der auf dem Warnsdorfer Spitzberge oder Sattler steht, als Kubus koren?» durch seinen als Brombeersorschcr bekannten Schüler Hermann Hofmann im Jahre 1906. So wird sein Name unver gessen bleiben. O. Weder, Zittau. Was uns Himmelskunde bedeuten soll Emil Eichhorn, Bautzen ein Mensch ist ganz gleichgültig gegenüber den Vor gängen am Himmelsgewölbe. Die Sonne regelt mit ihrem Lauf in täglichem und jährlichem Takt zu auf fällig unser Leben, so daß sich niemand auf längere Dauer ihrer zwingenden Macht entziehen kann. Ihr tägliches Aussteigen und Niedersinken, ihr jährliches Emporklimmen und Hinabgleiten drängt sich durch seine gesetzmäßige Wiederkehr jedem empfindsamen Wesen auf. Aber darüber hinaus erschöpft sich leider mit wenigen gelegentlichen, flüchtigen Blicken auf die wechselnden Gestalten des Mondes für viele Menschen die An teilnahme an den himmlischen Geschehnissen. Wozu sich auch weiter mit diesen Dingen beschäftigen, meinen die meisten, das mögen die berufsmäßigen Kalenderberechner tun. Man hält die Beschäftigung mit den Himmelserscheinungen für zu anstrengend und glaubt, daß ein umfangreiches Willen dazu nötig sei. Das ist eine falsche Auffassung. Nein, der Liebhaber muß Himmels- Kunde so treiben, daß sie zur Erholung wird. Die jedem Menschen von Natur gegebene Schaulust bildet die Grundlage. So abge stumpft dürften aber nur ganz wenige sein, daß sie nicht über den strahlenden Sonnenschein, über das Spiel von Licht und Schatten, über die bunte Pracht des Morgen- und Abendhimmels in Helles Entzücken gerieten. Nun aber erst des Nachts, wenn die herrliche Herrscherin des Tages versunken, wenn die Hämmer ruhen, die Stimmen verklingen und alles Treiben entschläft! Dann hat die Sonne des engen Tages niedere Tür geschlossen, und tausend Sonnen gehen für eine auf; denn soviel Sterne, soviel Sonnen. Wir sehen ins Grenzenlose und stehen selbst im Grenzenlosen. Welten über Wetten blicken mit Augen der Ewigkeit auf uns nieder. Und doch sind diese Sterne nur Tropfen der Unendlich keit. Und unser kleines Erdenrund schwingt sich stetig um und trägt uns immer neuem Licht entgegen. Im Westen gleitet Stern aus Stern herab, im Osten aber quellen neue, Schar aus Schar, empor. Und zwischen ihnen wandelt still der Mond, und seine Glanzgestalt verkündet wachsend, schwindend, nimmer trügend Zeil und Maß.