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128 Gberlaufltzer Helmatzettung Nr.S an der gleichen Stelle ein Schenkelknochen und ein Backenzahn, s (geschenkt von Herrn Ziegeleibesitzer und Architekt Hammer) ge- , funden, ferner eine Geweihstange vom Edelhirsch, Knochen vom Wildpferd (in Pelhau u. zw. der Lusatiaquelle und dem Elektri- I zitätswerk). All diese Fundstücke wurden in liebenswürdigster Weise von Herrn Universitätsprofessor Dr. Soergel- Tübingen bestimmt; Herr Tierarzt Dr. Otto-Zittau bestimmte die etwa 25 Knochen vom Wildpferd. Ein alter Eichenstamm, den man bei der Mandauregulierung in den Wer Jahren ausgrub, wurde dem Heimatmuseum überwiesen, desgl. Eichen-und Erlenstämme, die man jetzt beim Grundgraben der Neumannschen Fabrik (bei den Schrebergärten am Friedhof) entdeckte: dazu eine Menge Schädel vom Hun^ und anderen Haustieren (s. OHZ. 1924/23). Aus geschichtlicher Zeil stammen Knochenreste, die man beim Grundgraben und Kabellegen zutage förderte, so beim Wäntig- haus, in der Augustusallee, Lessingstratze, am Kaiser-Wilhelm- Platz. Die vorgeschichtliche Sammlung wurde um folgende Stücke bereichert: ein 6 cm langer Feuersteinschaber aus Reichenau (durch Realgymnasiast Porzeli): eine schwarze Urne aus der Bronzezeit mit kleinen Henkeln (gefunden beim Fabrikbau von Bernhardt, Kaiser-Wilhelm-Platz, durch RealgymnasiastDittrich): eine wundervolle aus Grünstein gefertigte Guhsorm sürHohlkelte (gesunden nahe der Oybiner Kirche, geschenkt von Herrn Pech- Ionsdors): ein Steinbeil von Kl-Liebenau (von -HPros. Wilisch durch Herrn Dr.Fmmisch); Wetzstein, Bodenmarken und Knochen reste vom Beensberg bei Ostritz (Ausgrabungen, s. Dr. Frenzel in Bautzener Geschichtshefte 1925/>), Schlackenrest von einem Wall im Schülerbusch bei Pethau (durch Herrn Lehrer Bachmann). Aus der großen Zahl des hinzugekommenen Bildmaterials sei nur erwähnt: Renntier, stürzender Büffel und Elch (gez. vom RealgyinnasiastenKröger): Photographien vom lebenden Wisent von der Internationalen Gesellschaft zur Erhaltung des Wisent in Frankfurt. Die Herren Kantor Bauer-Jonsdorf, Lehrer Gäbler- Kleinschönau und Dr.Heinke sichteten Hunderte von heimatlichen Negativen des Pros. Dr. Bruhns: 30 Stück Ausnahmen des Herrn Gäbler wurden zu einer Folge von „Lichtbildern zur Geo logie der Heimat" zusammengestelll, wozu Dr. Heinke den Text verfaßte (OHZ 1925/4). Ein Album mit 50 prachtvollen eignen photographischen Ausnahmen aus unserer Heimat schenkte Herr E. Rauch: die Bautzner Gesellschaft für Anthropologie und Vor geschichte eine Aufnahme des Bronzefundes von Birkau bei Göda: Herr Dr, Bindrich (Zwinoer, Dresden) 2 Bilder von der bei Bautzen'gefundenen Renntierstange; Herr Dr. Otto-Görlitz Karlen und Bilder der Neißetalterrasien Die Zittauer „Natur freunde" fertigten einen Zeigestock, die Olbersdorfer Ständer aus Stahl zum Ausstellen von kleinen Mineralien. Ein künstlerischer Stempel „Heimatmuseum Zittau" wurde von Herrn Gymnasial lehrer Gottlebe-Zittau entworfen (s. oben). Schließlich stellte das Stadtmuseum noch einen Schrank zur Bersügung zum Aus bewahren der Heimatbücher und Schriften (nahezu 100 Stück!), Bilder und der nicht ausgestellten Knochenfunde usw. An größeren Summen erhielt das Museum 75 Mk. von der Zittauer Volkshochschule: 100 Mark von Herrn Fabrikbesitzer H.Sch. Durch den Erweiterungs- und Umbau des Iohanneums wird die ganze Ausstellung des Museums wesentlich gewinnen. Bor allem kommen die Schauobjekte unter 14 Glaspulte. Holz und Glas hat hierzu die Stadt geschenkt, Firma Zscharn die Schar niere, während die Herstellung selbst die Herren Bautischler und Architekt Linke und Modelltischler Pfützner nahezu kostenlos übernahmen. Sämtliche Echristschilder (mehr als 30 große Tafeln und 500 Namen von Steinen) hat in trefflicher Weise Herr Ed. Rauch neuTingefertigt. Als regster Mitarbeiter ist wiederum Herr O.Mießler zu nennen, der auch ein großartiges Relief des Neiße- tales von Hirschfelde—Ostritz im Maßstabe 1:12 500 hergestellt hat. Ungenannt bleiben die vielen Schüler unseres Realgymna siums, deren Eifer manch schöner Fund sowie die Erledigung un gezählter kleiner Besorgungen zu danken ist. Dr. Heinke. Bernhard Lorenz den sächsischen und besonders lausitzer Botanikern hat der Tod in den letzten Jahren eine reiche Ernte ge- halten. Aus Wünsche in Zwickau, Wobst und Schorler in Dresden, Barber in Görlitz, Artzt in Plauen. Hof- rsÄU-ZA mann in Großenhain (vergl. OH3. 1923 S. 225), ist nun auch AugustBernhardLorenzin Zittau gefolgt. Lorenz war geboren am 28. Juli 1855 in Pirna. Von 1869 bis 1874 besuchte er die Annenrealschule zu Dresden. In dieser Schulzeit wurzelt seine ausgesprochene Neigung zur Botanik und Chemie. Karl Wobst, der beste Kenner der Flora der Umgebung von Dresden und der erfolgreiche Erforscher der Brombeerflora von Sachsen, zugleich Vorsitzender der floristischen Sektion der naturforschenden Gesellschaft „Isis" in Dresden, wußte seinen Schüler Lorenz für die systematische Pflanzenkunde zu begeistern. 1874—75 diente der stattlich gewachsene junge Mann, mit dem römischen Gesichtsschnitt und dem dunklen, krausen Haar eine Männerschönheit, bei der Artillerie in Dresden als Einjährig. Freiwilliger, blieb auch weiterhin dort als Student der Natur wissenschaft am Polytechnikum, der jetzigen technischen Hoch schule, und studierte von Michaelis 1877 ab in Leipzig weiter. Hier trat er in nähere Beziehungen zum Professor der Botanik an der Universität, August Schenk, dessen Famulus er wurde. Schenk war noch Botaniker alten Stils, der mit weilumfassender Gelehrsamkeit Physiologie, Morphologie und Systematik der Pflanzen beherrschte, d. h. die Lebensvorgänge, die Formensülle und die Artengliederung im Pflanzenreiche seinen Hörern vor trug. Heute verlangt jedes dieser Gebiete eine ganze Reihe von Spezialforschern für sich. Schenk war ausgegangen von der chemisch-physikalischen Natur des Pflanzenlebens. Seine erste Schrift war seine Doktorarbeit: „Uber das Vorkommen centrak- tiler Zellen im Pflanzenreiche", Würzburg 1858, die noch heute von Wert ist. Vom Umfange seines Interessengebietes spricht am deutlichsten die Tatsache, daß er im Jahre 1874 mit Chr.Lueriien die „Mitteilungen aus dem Gesamtgebiet der Botanik" begrün dete, die freilich bald wieder eingingen. Hier legte auch Lorenz die breite Grundlage zu seinem wissenschaftlichen Denken, die ihn nie zum einseitigen Spezialisten werden ließ, die ihm freilich auch weniger Gelegenheit zu literarischen Arbeiten bot. Neben der Pflanzenchemie studierte er jetzt und später in seinem Amte die Florenwelt nicht nur Europas, mit besonderer Vorliebe die der Alpen, sondern auch der Hochgebirge Asiens und Ameri kas und der westindischen Inseln, wie entsprechende Mappen seines leider vom Zahn der Zeit stark zerstörten Herbariums be weisen. Daneben pflanzte Schenk auch den Sinn für die prak tisch angewandte Botanik seinem Famulus ein, dessen geschickte Hand bei Anlage von Alpengärten, Behandlung seltener Baum arten, Wasserpflanzenanlagen in seinem späteren Wirkungskreise sich oft bewähren sollte. 1879 bestand er die Staatsprüfung und trat als Probelehrer am Iohanneum (Realschul- und Gymnasial klassen) in Zittau zu Michaelis dieses Jahres seinen Lehrerberuf an. Ostern 1880 wurde er provisorischer, Michaelis 1882 ständiger Oberlehrer, 1902 wurde er zum Professor ernannt, 1914 zum Studienrat, 1918 erhielt er die Auszeichnung des H..K.I., wurde 1920 Oberstudienrat und trat am 31. März 1921 in den Ruhe stand. Er unterrichtete in der Hauptsache seine Lieblingsfächer, beschreibende Naturwissenschaften und Chemie und hatte die Freude, daß, von ihm angeregt, eine ganze Reihe namhafter Naturforscher aus der Schule hervorgingen. Bereinigte er doch mit großem Fachwissen und unbestechlicher, fast leidenschaftlicher, voraussetzungsfreier Wahrheitsliebe einen witzigen, sarkastischen Bortragston, der die Jugend zum Mitkämpfer! sür freie Wissen schaft mächtig anregte. Daneben galt seine Liebe der neugewonne nen Heimat, der Südlausitz und der angrenzenden Böhmerlande, die er in ungezählten Exkursionen, ost mit Schülern zusammen, mit forschendem Blicke durchstreifte. Mannigfaltig sind die Neu beobachtungen und Entdeckungen, die sein scharfes, wissenschaftlich geschultes Auge machte, und von denen leider nur ein kleiner Teil in seiner einzigen wissenschaftlichen Abhandlung veröffent-