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Woas sulln de Tante vu mir denken?" Se hätt' no lange uf a Fritze, dar wie a begußner Pudel doasoaß, neigeredt, wenn sich de Tante und se hätt' sich nich suweit oum irsch- ten Schreck derhult, doaß se eischnoappen kunnte ei der Schmieden ihre Riäde: „Gib der irscht keene Miehe nich. Ich weeß Bescheed. Ich weeß, woas ich ou dam Theater hie zu Halen hoa. Doas is an' oabgekoart'te Sache, weiter nischt. Ihr hoabt dermitte uf mei schwaches Herz gerechent und ge- ducht, ich würd gleich weg sein vun dem Schreck, den mir dei saubrer Moann hier eingejagt. Ihr könnts bloß nich derwoarten, bis doas Geld, doas man sich mühsam oab- gedoarbt, oum Munde oabgespoart hoat, euch in eure sau« bern Hände fällt, 's dauert euch wull schunt zu lange, bis ich de Augen zugemacht hab, und da müßt 'r nu een bissel noachhelfen. Nich woahr? Scheene Freundschoast doas. Ne, doas muß man wirklich sagen. — Sei mer ja stille", fuhrsche uf de Schmieden nei, wie die ock Miene macht', a Mund o ufzutun und sich verdefendieren wullte. „Ich kenn euch jitzt, dich und dein'n säubern Mann. Nich an' Minute bleib ich hier. Gutt, doaß de Sachen noch nich ausgepackt sein. Adolf!" schrieg se ei de Schmiede nei, „du fährscht den Korb gleich wieder uf die Boahn. Der Meester wird woll nischt dergegen haben", satzt se giftig noa derzu. — „Du wirscht doch nich", fing jitzt de Schmieden wieder oa. — „Iawull, ich wer, und doas gleich uf der Stelle". Se riß a Hutt oum Bett, fotzten sich uf und macht zer Tiere naus. Wie o de Schmieden flennt und batteln toat, de Tante möcht 'r doas nie oatun und su stiehnden Fußes wieder furtgiehn, 's würd ja oalls zu Rande kumm'n, se blieb derbei, 's wär uf ihr Laben oabgesahn gewast und andersch ne. Keene zahn Pfarde hielten se hie meh und ehb der Iiegertschmied sich ei sen'n Dusel ieberhaupt irscht kloar wurd, woas de vürgegangen war, macht se zum Dinge naus. Furt woar de Tante Schulzen. Süll ich euch lang und breet noa aus- etnanderlän, wie de de Schmieden ihrem lieben Moan de Koappe wusch, wie a irscht wieder bei Verstände woar? Ihr kinnt euch wull an Bersch dodruf oalleene machen. Ock suviel will ich soin, doaß Ioahr und Tag vergingen, doaß der Iiegertschmied und seine mehr als eenen Brief oa de erbuste Tante schreiben mußten, ja, doaß de Schmieden zu ihr hiesoahrn mußt und hinger Gott und oer Gott im Ver zeihung bitten, ehb se de Tante Schulzen suweit hoatten, doaß se und meent se wellt noa emoal fimfe groade sein lussen und gleeben, doaß's asu gewast wär', wie se sprächen. Drim wellt se o, wie se's stoark oürgehoatt hätt, 's Testa ment nie ändern und se feilten keenen Schoaden aus der Sache hoan. 'm Iiegertschmied fiel Ke kleener Steen oum Harzen runder, wie's irschte wieder suweit woar. Und wenn a später amoal droa gebucht, do kratzt a sich oam Kupp und meent: „Doas woar a teurer Foaßnachtsvoaß!" Lesefrüchte und Bausteine Ohlau, 19. Dezbr. (Die vorgeschichtlichen Funde in Niederschlesien). Wie wir kürzlich berichteten, sind in Rad- lowitz (Kreis Ohlau) bedeutende vorgeschichtliche Funde gemacht worden. Es wurde ein Dorf aus der mittleren Bronzezeit (bis 1000 v. Ehr.) festgestellt. Man fand einen kreisrunden Brunnen und Teile einer Gießerwerkstatt, nämlich Gußformen aus Sand, stein für Sicheln und Bronzenadeln. Außerdem wurden vier Trichtergefäße der nordischen Steinzeitperiode aufgedeckt, die ersten ihrer Art, die fast ganz erhalten sind. In der näheren und weiteren Umgebung von Radlowitz sind etwa 35 neue vorge- schichtliche Fundstellen festgestellt worden. So wurden z. B. in einer Sandgrube keltische Skelette der Mittel-La Tene-Zeit ge funden (bis 100 v. Ehr.) Die Toten tragen an Armen und Füßen Bronzeringe aus gegossenen Halbkugeln, die mit Schar- nieren versehen sind. Auch die Aufdeckung eines alten nieder- schlesischen Gräberfeldes der jüngsten und ältesten Bronzezeit ist bei Groß-Beckern, Kreis Liegnitz, geglückt. Hier sind zahl reiche Urnen gefunden worden. — Ein viertausend Jahre alter Pflug. Das archäologische Museum der Universität Upsala hat kürzlich einen bemerkens- werten Fund aus der Urzeit erhalten. Es ist ein 1,85 Meter langes Gerät aus Eichenholz, das ohne Zweifel einen Pflug von äußerst primitiver Form darstellt. Es ist aus einem dicken Eichenast verfertigt, der von Natur eine für den Zweck geeignete gebogene Form aufweist. Biele Umstände deuten darauf hin, daß der Fund aus der Steinzeit herrührt. Wenn diese Annahme richtig ist, hätte man also ein Ackergerät vor sich, dem man ein Alter von ungefähr 4000 Jahren zuschreiben kann. Glauchau, 20 Dezbr. (Das unterirdische Glauchau). Die weiteren Ausmessungen und Untersuchungen des unterirdi- schen Glauchaus haben in der letzten Zeit wieder an verschiedenen Stellen Einbruchsgefahren ergeben. Das Hauptziel der Unter- suchungen richtet sich mit auf die Auffindung des Versammlungs raumes unter dem Marktplatze. Zur Feststellung sollen ver- schiebens Gänge, die zu der vermutlichen Lage dieses Platzes führen, ausgeräumt werden. Zugleich soll der Zugang zu einer 82 stufigen Treppe geöffnet werden, die von dem ehemaligen Wintergarten des Vogelschen Grundstücks ausgeht. Diese Unter- suchungen sind wichtig, da man nicht nur unter Grundstücken, sondern auch unter der Schloßstraße, der Brüdergasse und der Hoffnung Gänge festgestellt hat, die zu einem Einbruch führen können. Zittau. Ehrwürdige Zeugen der einstigen Schicksalsgemein, schäft zwischen der Lausitz und Böhmen, die bis nach dem 30- jährigen Kriege bestand, hat unsere Stadlbibliothek in einer ganzen Anzahl tschechisch geschriebener Bücher aufzuweisen, die durch böhmische Exulanten in die Bibliothek gelangt sind. Unter ihnen befindet sich der einzige noch erhaltene tschechische Druck der Ianua linguarum reserata des Amos Comenius und ein Psalmbuch mit Noten vom Jahre 1618, das an sich eine große Seltenheit, besonders durch den Umstand merkwürdig ist, daß es von den nach der Schlacht am Weißen Berge im Neustädter Rathause zu Prag eingekerkerten Gefangenen bis zum Tage ihrer Hinrichtung, den 21. Juni 1621, gebraucht und vom 15. März an nicht weniger als dreimal durchgesungen wurde. Unter den vorhandenen tschechischen Handschriften ist besonders wertvoll die erst neuerdings aufgefundene und veröffentlichte Handschrift eines bis dahin verloren geglaubten Werkes des Amos Comenius (des „Haggaeus redivious"). Bon weiterem historischem Interesse ist das Stammbuch des 1625 in Prag Hin gerichteten Grafen Joachim Andreas Schlick. Scharfenstein. Die Burg Scharfenstein an der Zschopau, die im Sommer 1921 zum großen Teil niedergebrannt war, ist nach den Plänen Bodo Ebhardts wiedererstanden, äußerlich in der- selben Form wie früher, während das Innere neuzeitlichen Be dürfnissen Rechnung tragen mußte. Rengersdorf, 20. Dez. Die hiesige Kirchgemeinde feiert im nächsten Jahre das 300 jährige Bestehen ihres Gotteshauses. Eine Kirche bestand hier schon 1346. In ihrer jetzigen Gestalt wurde die Kirche erbaut von 1617 bis 1625. In der Kirche befinden sich verschiedene historische Denkwürdigkeiten. Neben dem Taufstein befindet sich das Epitaph (Grabmal) des Reichs- freiherrn Johann Hartwig von Nostiz auf Tschacha. Außerdem steht in der Kirche ein hübscher Beichtstuhl aus dem Jahre 1668. Auf dem Altar befinden sich zwei alte Bibeln, eine vom Jahre 1607, die andere von 1636. An der herrschaftlichen Loge hängen die adligen Wappen der Herren von Nostiz und von Uechtritz. Die Kanzel ist ebenfalls von hohem künstlerischen Wert. Beim Ausgange zur Kanzel befindet sich das Gemälde: „Jakob mit der Himmelsleiter". Bon den beiden Glocken ist die groß» Glocke mit prächtigen Ornamenten geschmückt. Sie wurde 1675 von Abraham Sievert in Görlitz gegossen. Die zweite Glocke, welche