Volltext Seite (XML)
Reichenberg. Die Kreuzvtternplage beginnt, kaum daß die ersten warmen Sonnenstrahlen die Erde kosten. In Maxdorf wurde bereits dieser Tage eine 60 Zentimeter lange Kreuzotter gesehen und getötet. Den Kindern, die im April ansangen, barfuß z» laufen, ist große Vorsicht in allen Waldgebieten anzuraten. (Sachs. Postillon.) — Überhandnahme der Elstern. In den letzten Jahren hat sich in Sachsen die Elster manchenorts so stark vermehrt, daß ihr stärkerer Abschuß und die Vernichtung ihrer Nester vor dem Flüggewerden der Brut empfohlen werden muß. So sehr dieser schmucke Vogel auch zur Belebung der heimischen Landschaft bei trägt und so sehr auch seine Betätigung als Mäusefänger aner kannt werden mutz, richtet er doch im Bestände der nützlichen Kteinoogelwelt und des Federwildes bei seiner Überhandnahme erheblichen Schaden an. Er ist ein rücksichtsloser Nestplünderer und füttert die eigene Brut nur allzugern mit den Jungen anderer Vögel. Die Iagdberechtigten sollten daher überall da auf seine Einschränkung bedacht sein, wo seine Überzahl nützlichen Bogelarten gefährlich wird. Friedersdorf a. d. L. Ein eigenartigerBorfalltrug sich dieser Tage hier zu. Ein von zwei Hunden verfolgtes Reh flüchtete durch ein Fenster in ein Haus und blieb bewußtlos auf der Diele liegen, sodaß man es anfangs für tot hielt. Das Tier erholte sich schnell und freute sich, als man ihm die Freiheit zurück gab.Hoffentlich trägt das in der Stube sich allein befindliche drei jährige Kind, das sich aus Furcht und Schreck unter die Bank flüchtete, keinen Schaden davon. (Niederschl. Ztg.) — Das Einsammeln von Kibitzetern verboten. Wohl die meisten der in den Marschen von Dithmarschen, Etapelholm und Eidelstedt gesammelten Kibitzcier gingen regelmäßig nach Friedrichstadt und wurden von dorr aus in alle Großstädte Deutsch lands, besonders nach Hamburg und Berlin, versandt. Es waren dies alljährlich 6—7000 Stück. Die Kibitzeiersammler sind sehr ungehalten über das Verbot; sie behaupten, bisher habe man keine Abnahme der Kibitze in den Marschen bemerkt, da die bei gelinder Witterung srühestens Anfang März gelegten Eier bei dem folgenden Frost doch brutunsähig würden. Vor dem Tode Bismarcks kosteten die ersten Eier in Friedrichstadt bis 15 Mk., später 2,50 bis 3,00 Mark. (Sächs. Erzähler.) — Das Geweih eines eiszeitlichen Riesenhirsches wurde bei dem Bau von Schleusenanlagen in der Nähe von Reckling hausen aufgesunden und befindet sich jetzt samt der Speerspitze (vor dem Geweih liegend), mit der ein Eiszeitmensch das Tier erlegt hat, in der Geologischen Landesanstalt in Berlin. (Cottbuser Anz.) Herwigsdorf bei Löbau. Den Forschungen der Herren Paul Bräuer und Willy Buchelt in Löbau ist es gelungen, auch in Herwigsdorf bei Löbau das Vorkommen paläolitischer Artefakte (Feuersteingeräte) nachzuweisen. Es liegen dieselben Schichtungs verhältnisse vor wie an anderen bereits bekannten Fundstellen. Inwieweit auch Neolithikum in Frage kommt, dürste eine spätere, systematische Ausgrabung ergeben. Es dürste vielleicht wenig bekannt sein, daß sich im Besitze des Herrn Lehrer Walter Leh mann eine ganze Anzahl neusleinzeitlicher Geräte (Hämmer und Beile) befinden, die alle auf Herwigsdorjer Flur gesunden wurden. — Es ist gewiß, daß in unserer Heimaterde noch vieles Inter- eflante, Ungeahnte ruht, was nur seiner sachgemäßen Erschließung harrt. Es ist Pflicht aller derjenigen, welche mit Bodenarbeit zu tun haben, aus Knochen, Steine und Scherben zu achten und nicht achtlos der Vernichtung zu überlassen, da das Kleinste, Unbedeu tendste für die Wissenschaft, für unsere Heimatsgeschichtsforschung von größter Wichtigkeit fein kann. Nur dem Hand, in Hand- Arbeiten aller Berufsfchichten wird es gelingen, unsere Urgeschichts- forschung zu dem zu machen, was sie eigentlich sein sollte, Ergrün dung der menschlichen Entwicklung. (Ostlausitzer Ztg.) Ostritz. Altertumsfunde sind beim Abdecken in der städtiscyen Sandgrube gemacht worden, man hatte zwei Urnen gefunden, sie leider aber zertrümmert. Am 1. April wurden hier nun wichtige Entdeckungen gemacht. Unter Leitung des Herrn Dr. Frenzel-Bautzen wurde ein Grab der Bronzezeit (1500 bis 1200Jahrev.Chr.) aufgedcckt. Gefunden wurden dieHaupturne, enthaltend Knochenasche, und zwei Beigefäße, von denen eins eine Henkeltasse enthielt. Merkwürdigerweise fand man über den Urnen zahlreiche Eisenschmelzstücke, später wurden je ein Meter östlich und westlich davon weitere Eisenschmelzstücke in einem zylindrischen Kern gefunden. Der eine enthielt 28, der andere 37 '/- Kilo Eisen, das traubenförmige Gestalt zeigt. Es wird an genommen, daß etwa 600Jahrev.Chr. an der Stelle des Grabes eine Schmelzwerkstätte betrieben wurde. Eine Grube, in die das Eisen abfloß, hat das Grab aus der Bronzezeitzerstört. Die Funde wurden dem Heimatmuseum Ostritz übergeben.! (Görlitzer Nachr. und Anz.) Glogau. Ein Vandale n grab in Glogau. Bor einiger Zeit ist bei Erdarbeiten am Schützenhause in ziemlich bedeutender Tiefe eine ganz eigenartige Urne ausgegraben worden, die nach Form und Verzierung einer Zeit angehört, aus der bisher nur ganz wenige Stücke aus Schlesien bekannt sind. Sie ist dem hiesigen Museum übergeben worden. Es ist ausfallend, daß mit dem 5. Jahrhundert nach Christus die Zahl der Grabfunde germani scher Herkunft ungemein rasch abnimmt. Der zu dieser Zeit in Schlesien ansässige germanische Stamm der Vandalen verließ da mals, gedrängt durch die Wogen der Völkerwanderung, seine schlesischen Wohnsitze, wanderte nach Westen, um dann in Spanien und in Nordafrika seinen Untergang zu finden. Aus dieser Wanderungszeit sind bisher in Schlesien nur bekannt der schöne, 708 Gramm schwere Goldring aus Ransern bei Breslau, eine Fibel, eine Goldmünze Balentinians III. und eigenartige Urnen aus Weidenhof bei Breslau. Eine ganz gleiche Urne ist nun hier zutage gekommen. Das Charakteristische dieser Gefäße ist neben der Herstellungsweise, die offenbar schon die Drehscheibe benutzte, der eigentümliche Schmuck, der römische Motive nachahmt. Neben mehrfachen umlaufenden Furchen tritt die Wellenlinie auf, die von provinzrömischen Töpfereien übernommen worden ist. Die Urne ist nicht sehr groß (etwa 14 cm hoch und breit). Die Ger- manen verbrannten um diese Zeit ihre Toten nicht mehr, sondern beerdigten sie, und zwar in verhältnismäßig bedeutender Tiefe. So ist anzunehmen, daß man hier auf ein Vandalengrab aus der Zeit der Völkerwanderung, bisher das erste im Kreise, gestoßen ist. Es würde den Beweis erbringen, daß die abwandernden Van dalen dem Laufe der Oder folgten. Darin liegt die besondere Bedeutung dieses Fundes. (Niederschlesische Zeitung.) — Gräberfund. Auf dem Gute Schönbankwitz bei Breslau wurde beim Kiesschachten in einer ungefähren Tiefe von 70 bis 80 cm ein menschliches Skelett gefunden. Wie die Untersuchung ergab, handelt es sich um einen Germanen, der dort etwa um 8c0 v. Chr. bestattet worden ist. (Marklissaer Anzeiger.) — Prähistorische Funde auf Sylt. Zurzeit werden auf der Insel Sylt Erdarbeiten für die Bahn nach Westerland ausgesührt. Dabei sind an der Ostküste der Insel, in der Morsumer Heide, auf einem Hügelgelände zwei Hünengräber freigelegt worden. Sie enthielten in Quadraten stehende und mit Steinen überdeckte große Urnen mit Knochen- und Aschenresten. An anderer Stelle in der Heide wurde einen halben Meter unter der Erde eine Grabkammer in Form einer runden Höhlung entdeckt, die von einer starken Steinschicht überlagert war. Zwischen Holzasche fanden sich Knochenreste, Metallteile und unerkennbare Gegen- stände. Die Funde in dem fitzten prähistorischen Grab lassen auf eine andere Begräbnisart, und zwar auf eine Feuer-Bestattung der Verstorbenen an Ort und Stelle in der Grabkammer schließen. (Bautzner Nachrichten.) Leitmeritz. Bei den Erneuerungsarbeiten des alten Rathauses fand man jetzt unerwartet in einem starken Mauerpfeiler ein prächtiges gotisches Maßwerk, einen Bierpaß, der nunmehr ganz freigelegt wurde und der aus dem 14. Jahrhundert vom alten und niedrigen Rathause stammt, das 1537 durch Brand vernichtet wurde. Der Fund ist nach Aussagen von Fachleuten äußerst wertvoll und für Böhmen selten und soll trotz großer Schwierig, keilen an Ort und Stelle erhalten werden. (Bautzn. Tagebl.)