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Jahresbericht 1924-25 des Zittauer Stadlmuseums ie 1. Hälfte des am 3l. März abgelaufenen Berichts- (^l^^jahres stand vorwiegend imZeichen einerNeuerwerbung, ^sdie wegen ihrer dicht benachbarten Lage und zahlreichen ^^^Vkünstlerischen Werte schon seit langem in ernsthafte Er wägung gezogen worden war. Es ist die hoffentlich für immer erfolgte Angliederung des alten Klosterfriedhofes, der nach langwierigen Verhandlungen und dank der verständnis vollen Haltung der städtischen Körperschaften dem Stadtmuseum endlich zur Verwaltung und späteren Zugänglichmachung über lassen wurde. Erfreulicherweise wurden zugleich die nicht un beträchtlichen Mittel zu seiner gründlichen Wiederherstellung be willigt, mit deren erstem Abschnitt ohne Säumen begonnen werden mußte. Zunächst wurden fast alle 15 Grufthäuschen an ihrem äußeren Aufbau ausgebessert, auch die zerfallenden Dächer neu ausgerichtet und gedeckt — beides sehr notwendige Maßnahmen, bei deren Durchführung sich Fäulnis und Zerfall allerorten in reichlichem Maße feststellen ließen. Hier und da hatten sogar durch die vorhergehende Verwahrlosung Zertrümmerungen und Ver schleppungen steinerner Bauteile stattgefunden, die erst mit Hilfe älterer Zeichnungen und Photographien wieder behoben werden konnten. Immerhin wurde diese erste, sehr konstruktive Instand setzung soweit gefördert, daß die Unbilden der Witterung, wie Sturm, Frost und Schnee, den altehrwürdigen Bauten jetzt keinen Schaden mehr zufügen können. Besondere sorgfältige Behandlung verlangten sodann die kunstvollen schmiedeeisernen Gitter und Tore, die in die Borderwand eines jeden Häuschens eingefügt sind, um Licht und Luft in den eigentlichen Denkmalsraum einzulassen. Ihnen hatte der Rost überall so schlimm zugesetzt, daß dünne Blätter und Ranken bereits abgebrochen und die großen Schlösser nicht mehr zu benutzen waren. Dank des freundlichen Entgegenkommens der Eisengießerei und Maschinenfabrik C. A. Gruschwitz-Olbers- dorf konnten sie alle im Sandstrahlgebläse gründlich gereinigt und dann mit dreifachem Schutzfarbenanstrich versehen werden. Sic tragen nun, sachgemäß zusammengesetzt und eingepaßt, wie der viel zum schmucken Aussehen der ganzen Friedhofsanlage bei. Im 2. Bauabschnitt soll noch das Innere der Gruftkapellen vorgerichtet werden, was durch Abputz, Stuckarbeiten und durch Pflasterung zu geschehen hat; erst darnach werden die teilweise gut erhaltenen Familiendenkmäler mit ihrem reichen bildhaue rischen Schmuck wieder in eindringlicher Weise zur Geltung kommen. Eine weitere begrüßenswerte Vergrößerung wurde dem Stadt museum durch die beiden gewölbten Kapitelräume des ehe maligen Franziskanerklosters beschert, die samt dem allein erhal tenen Ostflügel des dazugehörigen Kreuzganges für die Aufstellung von Altertümern freigemacht werden konnten. Die bauliche In standsetzung des Kreuzganges, der durch später eingestellte Wände und Türen kaum mehr zu erkennen war, wurde bereits begonnen und in möglichst genauer Ergänzung der echten Rippen- und Gewölbeformen ausgeführt. Sie soll in der kommenden Bau periode so abgeschloffen werden, daß der älteste Zustand in 5 Jochen wieder sichtbar wird, das Museum aber zugleich eine Sicherung gegen Wind und Wetter erhält, die den dorthin bestimmten Alter tümern gewährt werden muß. Gleichzeitig werden die zuerst er wähnten gewölbten Räume gründlich ausgcbessert und mit einem paffenden Fußbodenbelag versehen werden, da sie ja in Kürze die ansehnliche Waffensammlung aufnehmen sollen. Das Ganze soll nicht nur die lästige Raumnot des Museums ein wenig mildern, sondern wird auch als wichtiger Fortschritt in heimischer Denk malspflege zu buchen sein. Da gegenwärtig immer noch große Sammlungs-Abteilungen in Schränken und Kommoden eingestapelt liegen, 'weil der zu ihrer Schaustellung notwendige Raum fehlt, konnte sich die Ver waltung gelegentlich dem Ersuchen um vorübergehende Überlassung von Leihgaben nicht verschließen — umsomehr als ja Licht und Luft gewissen Altertümern zuträglicher sind, als das dunkle und enge Liegen in Truhen und Kästen. Somit beteiligte sich das Stadtmuseum auf Wunsch an der Iahresschau Deutscher Arbeit, Dresden, die im Sommer 1924 als große Textilaus stellung stattfand. Die nach eingehender Rücksprache ausgewähl ten Stücke — kostbare Handarbeiten und Webstoffe, sowie eine vollständige altlausitzer Weberstube — erregten starke Aufmerk samkeit; nach Schluß der außerordentlich gut besuchten Ausstellung wurde dem Museum als sichtbares Zeichen der Anerkennung eine künstlerisch ausgeführte Dankes-Urkunde übersandt. Als Neuerwerbungen konnten dem Museum wiederum allerlei Sehenswürdigkeiten meist Zittauer Herkunft zugeführt werden. Von Bauteilen und altem Hausrat sind zu er wähnen: I. Sandsteinfigur: Putto auf einem Warenballen, aus dem Garten des Hauses Böhmische Str. 10 (Geschenk von Frau E. Frietsche), 2. Sandsteinfigur: Der Frühling, aus dem Garten des Eckartsberger Schlößchens (Geschenk des Herrn Gutsbesitzers E. Gerlach), 3. Denkstein von 1835 mitInschrift, vom Brückchen über den ehemaligen Spittelmühlgraben (überwiesen vom Stadt rat), 4. Dachziegel mit Jahreszahl 1627, 5. zwei Stück Röhrkiefcr von der ehemaligen Kunstwafferleitung in der oberen Frauenstraße, 6. Ofenkachel mit stilisierter Blume, 17. Iahrh. (Geschenk des Herrn Baumeister A. Hammer); 7. Gewehrschrank aus Eichen holz; 8. Bauerntisch von altertümlicher Machart; 9. Kleiderschrank und 10. Truhe, beide mit bäuerlicher Blumenmalerei (diese drei Sachen Geschenk des Herrn Stadtrat R. Wagner); 11. eiserne Balkenwage;12.eisernesTruhenschloßmitGravierung;13.Taschen- münzwage inPappfutteral(Geschenk desHerrnPsarrerO.Sauppe); 14.—17. vier Backformen mit Hohlschnitzerei, 18. Iahrh. (Geschenk des Herrn H. Klötzer); 18. Ofenkachel mit stilisierter Blume, 16. Jahrhundert (Geschenk der Herren A. Ströhner und E. Hein- richt). An Gefäßen ist diesmal nur wenig hinzugekommen: 19. silberner Abendmahlskelch mit Widmungsgravur; 20. Zinn humpen mit Gravierung aus hiesiger Zimmerinnung (Geschenk von Frau A. Ientsch); 2l. Steinzeugkrug mit Fürstenbildnis, nassauisch, 17. Iahrh.; 22. eiserner Tabakskasten mit Empire schmuck, um 1815 (Geschenk des Herrn K. Senfftleben). Reichen und kostbaren Zuwachs kann dagegen dieBilder - Sammlung verzeichnen: 23. Ölgemälde „Lago diPorro" von A. Zimmermann; 24. Aquarell „Gefangenenlager Großporitsch" und 25. „Bauernhaustür in einem lausitzer Dorfe", beide von W. Fröhlich (diese 2 Nrn. Geschenk des Herrn P. Corduan, Tannenbergstal); 26. Radierung „Iohanniskirche" von C. Gott- lebe; 27. Federzeichnung „Waldlandschaft" v. M.Zimmermann; 28.Kohlezeichnung „Blumberger Steg" v.R. Häusler; ^.Kreide zeichnung „Blumberger Steg" von E. Kruhl; 30. bis 32. drei Lithographien von Alt-Zittau; 33. bis 34. zwei Lithographien vom Oybin; 35. Mappe mit 12 Stahlstichen vom Oybin, Carl Pescheck 1835; 36. gerahmtes Stickereibild: Grabstätte auf dem Frauenfriedhof (Geschenk von Frau A. Ientsch); 37. Photo graphie des Blumberger Steges (Geschenk des Herrn Oberbaurat M. Ulbricht; 38. zwei Photographien vom Blumberger Steg (Geschenk des Herrn Reg.-Rat W. Schützet). Auch die Abteilung Schmuck und Tracht hat sich ver mehrt: 39. Damenkostüm, bestehend aus Taille, Rock, Iakctt und Hut, um 1880; 40. ein paar Damenschuhe, zur vorigen Nr.; ge hörig (beide Nrn. Geschenk von Frau Hauptmann Himml), 41. ein paar Seidenstrumpfbänder mit Stickerei um 1810 (Ge schenk von Frl. Stud.-Rat Richter; 42. Herrenweste mit Weiß stickerei um 1835 (Geschenk von Frl. Kühn); 43. Hornkamm mit ausgesägten Blumen; 44. Schildkrötkamm mit vergoldetem Messing und eingelegten Steinen; 45. ein Stück Silberspitze (Geschenk des Herrn E. Iungmichel); 46. ein Paar Achselstücke der Zittauer Kommunalgarde, um 1830; 47. vergoldete Hals kette, angeblich von einem geistlichen Würdenträger; 48. Ehren zeichen „Für Treue in der Arbeit" (überwiesen v. Unterstützungs- Amt). Zum Schluffe noch einiges Verschiedene: 49. Mikroskop aus Messing mit Zubehör im Sockelkasten, um 1800; 50. Taschen-