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warum die würdigen Zerren in der Scklotzkapells gesessen. Und Llnna lZIonda deckte beide Hände über seine trugen, damit er den Sckelm in ikren Mundwinkeln nickt wakrnekme, gab ikm zur Strafe nur nocb einen einzigen Kutz und maknte ibn zu baldiger l^eue. Und er gestand, daß er diese Oeue scbon vor der Mutter Sattes gelobt, nun aber erst reckt kalten werde: die Stelle, wo er im Ungesickte der Heiligen Jungfrau und (Inna IZIondas gefrevelt, sollte beseitigt und durcb einen neuen Ltttan ersetzt werden, scbön und würdig, gleicb ikrer Oosenlaube. „Wird dies dein König gestatten? — und werden wir uns aucb wirklick wiederseken?" „Du zweifelst? — Ick werde den König bewegen, datz er von Gudapest verziekt und lZudissin zu seiner Residenz macbt. Dann werde ick dick seken bis an mein selig Ende. Glaube mir; ick vermag gar viel bei dem König, meinem Herrn/' „Und wenn er dick einen Loren sckilt und nickt nack lZudissin kömmt?" „Oann werde ick dir mein Hild sckicken." „IZilder vergeben, verblassen." „Cs wird ein steinern lZild sein! — Was lackst du, Närrin?" „Sn welckem Nagel käng icks auk?" „Ick lasse es über der Lür zum Scklotzturm be festigen. — Nu glaubst mir nickt? — O, ick vermag gar viel beim König. — Und wenn du im Crker betest, das (Zesickt nack dem Scklotz gewendet, wenn du mein Sntlitz erblickst — dann denke mein! Und nun, Sott sei mit dir, mein Sckätzcken, und die Jung- krau und alle Heiligen des Himmels! Und sckleicke fein sackt die Lreppe kinauk, damit Grotzmüttercken nickt erwackt, nocb Vater, nock Mutter ersckrecken!" Und die Finken zwitsckerten versonnen. Und ein leickter Wind scküttelte die lZIätter der Sosen, datz die Mondlickter kerabglitten gleick feuckten Iränen. In der Seidau kläffte ein Hund. Und der Mond krock kinter eine Wolke am proitsckenberge. * * * Mattkias Corvinus ist nickt in lZudissin eingezogen. „Ska, die Polen, die Kaken ikn nack Süden ab- gepretzt!" Und die von lZudissin klatscken in die Hände. Oer Sat bekakl keimlick sämtticke Slöckner an die Stränge. Mutzten ein großes, stilles Läuten kalten. Mutzten die Laue sckwingen, durften aber keinen klöppel anscklagen. Oenn laute Jubelklänge möckten — wer kann es wissen — den Sekatzten zur Umkekr bewegen. Statt des Ungarkönigs kam nack 6 Monden ein wackliger karren, gezogen von weitzen, breitgekörn- ten Stieren. Seltsame ausländiscke Sesellen bockten in ikm — in weitzen Kitteln, weitzen lZaretts, mit Zeicknungen, Meitzel und Scklegel. Sprack man sie auf gut deutsck an, so scküttetten sie lackend die sckwarzen Mäknen, datz es nur so flatterte, zeigten ikre weitzen Zäkne und zeigten ein Sckreiben mit dem großen dicken Siegel des Ungarkönigs. Cs waren Steinmetzen. Sie rissen den IZalkon in der Scklotzkapelse nieder, kracken einige Sosenranken von der Laube unterm Scklotz — so war es iknen bekoklen — und meißelten an dem neuen Llltan ein überaus zierlickes Sezweig steinerner I^osenranken. Oie von lZudissin standen offnen Mundes und lackten kalb grimmig, kalb stolz über das kunstvolle Matz werk, dergleicken nock nie ein Haus gezeigt — weder zu lZudissin, nock zu Sörlitz, nock zur Zitte, nock zu Meißen, nock zu Oresden. „Cin Sckelm, ein Sckelm! dock gute Steinmetzen, die Kat er!" Llls IZaltkasar pretsck, der lZürgermeister, seinem Freunde Nickel lZIonda Kunde brockte von dem seltsamen Sebakren der Weitzkittel — man satz ge rade bei Lisck —, stieß Nickel lZIonda mit der Faust auk die Lakel, datz das Salzfaß kippte. Seine Lockter aber errötete; stakl sick in ikr Kämmerlein und sckluckzts bitterlick. Sie katte es mit dem Ge sandten dieses Königs gestalten, mit einem Feinde ikres Vaters, einem Gegner ikrer Stadt! Und er war dock so lieb gewesen, so lieb, so gut! Nlltäglick, sobald die Morgensonne die Zinnen des Scklotzturmes goldete, sank Llnna lZIonda im offnen Crkerkenster auf die knie, scklotzwärts ge wandt, und betete 3 Llves nebst 7 Paternostern: Gott und die reine Jungfrau möge ikr verzeiken, möge sie zu sick nekmen, bevor nock ikr Kindlein geboren! Cines Morgens, da sie wieder klebte, scklugen die Steinmetzen ein Gerüst über das Scklotztor. Oa krackte sie es nur bis zum 5. Paternoster. „Gott möge mir verzeiken!" Ikr klopfend Herz wollte das Mieder sprengen. Sie eilte kinaus, duckte sick sckeu kinter die Mauer des sckwarzen Wallgrabens und lugte, lugte. Sie sak, wie ein Llbritz von sckworzer kokle ward: er zeigte die Giebelseite ikrer Laube, zu der sie immer nock scklick, sobald der Mond über die lZerge kam: Oa waren die Pfosten, da war der spitze Giebel, da war das I^osengerank mit seinen lZIüten — seinen Oornen! Und jeden Lag scklick sie, keimlick zu lugen. Sie sak, wie in der Lür zur Laube unter dem kröklicksn pfeifen der Steinmetzen ikr Geliebter allgemack aus dem Steins erstand. Cin Löwe krümmte sick okn- mäcktig unter seinem Fuße. So mockte er aus- geseken staben, als er die 3 Messen bekakl. Viel- leickt sollte ikr Vater und die übrigen Herren den getretenen Löwen bedeuten? So königlick streng statte freilick das Lluge des Gesandten nickt geblickt, da sie ikm in der Laube auf dem Sckotz gesessen — aber es war ikr Geliebter, kein Zweifel! der gleicke Mund, dieselbe Oase, die nämlicken mäcktigen Locken, und da — welck Wunder! 2 Cngel kamen aus dem Stein geflogen und setzten ikm eine Krone aufs Haupt. Oie Krone kimmliscken Preises? Hatte er dock das Gelübde vor der Heiligen Jungfrau erfüllt, den Llltar erneuert und so seine Sünde gesüknt! Oock was bedeutet die kugel mit dem kleinen kreuz in seiner Linken? Scklietzlick wurde die lnsckrist gemeitzelt, zuerst die unter der Laube. Und sie las: „Anno salut. 1Vlcccci.XXXVI. Im Jakre des Heils 1486." — „Im Jakre des Heils — des Heils? Ja, ja, im Jakre des Heils — trotzalledem! — Mutter Gottes bitte kür mick!" Cines Obends fand der Oatskerr Oickel lZIonda seine Lockter, die seit morgens ausgeblieben, okn-