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keine Seele weiß zu vudissin, daß ick Mattkias Lorvinus, der Ungarnkönig!" »keine Seele." »Man wird mick kür meinen (Zesandten kalten, wie angezeigt!" „Tür euren Gesandten, verr!" „Und nun erzäkle mir, wie du zu deiner veule kamst!" »Nun, das ging so zu, verr: Vie Sonne kam im Osten. "senes vor da, l^eickentor genannt, war nocb verscklossen. Icb klopfe, klopfe, kommt der Wächter in einer Zipfelmütz: «Wer seid ikr?" — „vote eines Gesandten." — „Von wem?" — »Von demGesandten des erlaucbten verrn Mattkias, König in Ungarnland, so mit gewaltigem veer von vreslau kömmt, versagte vuldigung zu erzwingen. Und der Gesandte ist nicbt weit von kier." — Icb krag die Zipfelmütze, wo des spätes Mannen zu finden, die Witter der Stände, die Priester des Kapitels? - »Sollst sie finden, sckwarzer Scbelm, und deine vrackt prügel dazu. — Mutzt nacb dem I^atkaus geben, Sckukt!" — „Schuft? prügel? vatkaus? — So frük am Morgen?" — »Sie feiern den vod deines Ungarnkönigs, so gestern durch einen Fremdling gemeldet, — feiern den Namenstag unsers kocbseligen verrn sodann Podiebrad von vökmen." Ick geb dem Scbelm einen Stotz in die Eingeweide, datz er die Strotze rücklings nutzt, laufe, kör Posaunen, vrummeten. Werd in den Natkaussaal geführt. va tanzen sie, da jauchzen sie, da liegen sie: Pfäfflein den wittern im Sckotz, Natsmannen am Susen ikrer Trauen. Sckwingt sein Glas der vürgermeister: „Es lebe unser wakrer verr, der kockselige Podiebrad! va, sekt seinen Voten aus dem vimmelreick!" — »vimmelreick? Podiebrad?" — Llls man erkäkrt, datz ick Ungarnbote bin, zucken Sckwerter, klirren Krüge. Man wirft mick die vreppe kinab, und so ward meine veule, verr." »Was wird die veule kosten?" »Tünkzig Köpke von vudissin!" «Gut geraten, vub!—Ltber nein — nein — nein! Werde sie nit köpfen lassen, nit köpfen lassen, ikrer sckönen vöckter wegen! Sie scknarcken noch, die Sckelme, sagst du? vevor der Sandukr eine kalbe Stunde abgelauken, sollen sie sick aus den Tedern sckütteln, sollen in der Scklotzkapelle drei stille Messen lesen lassen zu Ekren des Königs Mattkias, drei lange, stille Messen mir zu Ekren. Snttmannen, Witter, Pfaffen: datz mir keiner keklt! Und sollen sitzen gleick den Lämmern: nickt mucksen, nock knurren, nock rucken auf ikren Stüklen, nock scklaken! Ick werde zusckaun von dem Llttan." „Und wenn sie nickt kommen, verr?" „Sie werden kommen! — Sag dem Kornett, datz meine zweihundert Reisige unter Waffen bleiben! Mögen essen, mögen trinken! Vas Veste, so in des l^ates kück und Keller, sollen aber unter Waffen wenn den valunken ein Scknarcken kommen sollt in der Metz, ick werde sie zu wecken wissen, vakaka." Und so sprickt die Lkronik: vackdem König Podie brad von vökmen gestorben war, kam vudi sin zu Ungarland, und mit der Lausitz vökmen, Silesien, Mähren. War aber König Mattkias ein gar'gestren- ger verr, keisckte Steuer und Zoll. Und kielt einen Landtag zu vreslau, die vuldigung zu empkaken. Vock die von vudissin begehrten Lluksckub. Und ließ der König vermelden: So jemand unterstünde, besagte vuldigung aukzuzögern, wider den wäre veerkakrt aukgeruken und die vücksen grotz und klein geladen, ikn keimzusucken. va sckickten die von vudissin ikren vürgermeister vattkasar pretsck, genannt Steinicken. Llls es zur Siegelung kam, weigerte er. Wollte eker des Königs Strak leiden, denn dakeim von groben Schustern und Schneidern gescholten werden. Und da dis von vudissin nickt zu Mattkias kamen, so kam Mattkias zu denen von vudissin. vatz er zunächst keimlick kam als sein eigener Gesandter war listig, war klug. kling—ling—ling—ling, kling—ling—ling.vodmüde wie ein vundertjäkriger, sterbensmüde, läutete das Glöcklein in der Messe. Vie erste der drei Messen kalte begonnen. »Gott, o Gott! Vie erste erst?" Und es war dock so sckwül, so sckwül! Vie schwarzen Tliegen klebten regungslos an den weihen Wänden der Scklotzkapelle. Vie Ekeu- blätter im Tenster hingen schlaft wie die Zungen dürstender vündlein. Oer Wind sckien gestorben. Müde und schlaftrunken waren vatsmannen, Witter und vomkerren in die befohlene Messe geschlichen. Wer nickt freiwillig kam, wurde von Reisigen scklotz- wärts gestotzen. Einem der Witter hatte sein Weigern das linke Okr gekostet. va kockten sie nun rings in der kleinen Kapelle, schweren Säcken gleick in Gevatter Müllers Scheuer. Manchem sckaute nock ein vettkederlein aus dem ungeordneten Gewirr blonder Locken. In schwarzen Kutten, als sollte man trauern, sterben, satzen die verren des Vomes. vort saßen die Witter in ekernen Rüstungen. Liber die Panzerringe wollten beute nickt blinken — die Luft war so bleigrau, wie vor einem Gewitter. Und die Tederbüscke der velme in ikren vänden neigten sick wie vertrockneter Löwen zahn. va satzen die verren des l^ates, in langen, pelzverbrämten Mänteln, worauf kie und da in Keim licker Talle ein bökmisck Wappen in buntem Stick werk prangte. Oie sckier ellenlangen Schnäbel der Sckuke baumelten müde auk die Steinkliesen. Vie zierlichen Silberglöcklein der kunstvollen Leibgürtel, die sonst so schelmisch warnend zu läuten wußten, wenn in erregter Debatte die woklgerundeten väucke allzu stürmisch auf und nieder wogten, sie waren keut wie stumm. bleiben!" »Vock der vag ist sckwül, ist sckwül, und drei Messen sind lang, sind lang, und die verren von vudissin, sie haben ein kräftig l^äuscklein!" »Weck auch die Posaunenbläser und kükr sie in die Wackstub, so unter der Kapelle soll sein, aber keim lick, keimlick! Und die Tenster bleiben offen! Und Wie war es dock so sckwül, so sckwül! — kling— ling-ling! Vie müden Llugenlider drängten nach unten, preßten, quollen, wurden größer und größer, während die Lluglein immer kleiner wurden. Und ihnen nach drängten die köpfe, ruckweise kier, sanft rutschend da, bis das Kinn auf dem vrustlatz gelandet war. Dann zwang gewaltsamer Wille die widerspen-