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Nr.Z Dberlaufltzer Heimatzeltung ^>fa«I. M ^'usi. Ein Szepter im Zittauer Stadtmuseum Von Dr. Reinhard Müller «u den mannigfaltigen Erinnerungen an berühmte Lnu- 8 sitzer, die das Zittauer Stadtmuseum in rrichgefülllen H Schränken und Pulten bewahrt, ist soeben eine neu^ A und besonders kostbare gekommen. Doch brauchen be- L geisterte Republikan?r nichts zu befürchten — von - diesem Szepter ist kein Ausleben staatsgefährltcher Erinnerungen, kein Entfachen umstürzlerischer Wünsche zu erwarten I Denn, es hat nie im undurchsichtigen Reiche politischer Verwicklungen ge herrscht oder gar in selbstherrlicher Hand gewaltsame Entschei dungen zwischen den Parteien herbeigeführt. Im Gegenteil. Unser Szepter hat nur dazu gedient, das Milde mit dem Harten, das Rauhe mit dem Zarten zu verbinden, und unter seinem Schwünge haben sich immer dir verschiedensten Kräfte in edler Begeisterung einträchtig entfaltet. Denn es ist derD irl gentc n- stab, den derKomponistFriedrich Schneider — aus Walters dorf a. d. Lausche — einst von der Halberstädter „Liedertafel"^», geschenkt bekam. Er hat allerdings die ausgesprochene Form eines handlichen Szepters, das sich von unten nach oben gefällig verjüngt. Seine einzelnen Teile sind ganz in getriebenem Silber verfertigt und mit vergoldeten Reliesornamenten so geschmückt, daß sein Cha rakter als Ehrengeschenk durch einen gewissen Prunk zum Aus- druck kommt. Die Ornamente setzen sich durchweg aus klassizisti schen Blattformen zusammen, wie sie um die Mitte des 19. Jahr hunderts beliebt waren und das Ausklingen des Biedermeier geschmackes anzeigen. Während das schlanke Oberleil ziemlich glatt geblieben ist, sind am reich verzierten Mittelschaft Leier mit Flöte und Notenbuch sowie das Halberstädter Wappen plastisch angesetzt. Der balusterförmige Griff cndigi in einem mit Türkisen besetzten Knauf; aus seiner polierten Fläche ist folgende Widmung in zarten Buchstaben eingraviert: Dem Meister der Töne, Dr. Fr. Schneider, von der Halberstädter Liedertafel am I6ü Mai K84S- tira- lnmg 'Knl- i nun t und "gar ! als kupt- suche t ab- ii zu »fern >dae: h der Ouri« § der »gaan deren l«ann ÜSn« Volt- ZN. ^erle, lendig ksige - gs- Vich- Loc- 'Ver- -«aus diese« «in ui an- Dehe nm »liege jihren '«rhch '-.des 'durch idtzlich >it-r ^«rifch don f Am- i»ir«n, Uden Elchen '"gut daß chfüllt ?Tür Ich in ^'b«it, ."rage ' °u,- mit die. Antwort an Ferdinand schon überreicht. Nein, nein, die Iägerndolsschen muhten von der Stadt ferngehalten werden! Er zog ein Pergament hervor und warf einig« Sätze an Kar nitzky drüberhin. Darin ersuchte er diesen umzukehren, da er die Stadt doch nicht retten könne. Damit ratterte der Wagen . wieder zum Tore Hindus. Ec traf aber Karnitzky bereits dicht vor der Stadt. Der lachte,- als er das Schreiben las und meinte: „Die Stadt wird besetzt!" Er stellte seine Soldaten in Schlachtordnung vor dem Reichen tore auf. Denn die Bautzener hatten, als der Bote davon gewesen war, cs eiligst geschlossen und zwanzig Bürger zum Schutze hinkommandiert. „Heda! Aufgemacht!" ,Karnitzky schlug mit dem Kolben gegen das Tor, daß er krachte. „Wir haben strengen Befehl, niemand einzulassen"^ „Komme mit wichtigen Nachrichten an die Stadt! muh zum Bürgermeister! Die Sachs duldet keinen Aufschub!" „So,er allein für seine Person Einlaß begehrt, soll er ihm nicht verweigert sein." „Bin ich etwa ein Bärenhäuter, dah ich so ganz ohne Diener und Leibschützen durch die Stadt gehen soll?" Die Leute Hinterm Tore- hielten Rat, was isie tun sollten. Schließlich kamen sie überein, daß sie. dem Kapitän nebst drei Soldaten Einlah geben wollten. Als sie aber das Tor öffneten, drängten auf Karnitzkys Wink die Soldaten herbei. Die Bürger wollten flugs die weiter zurückliegenden Flügel schließen, aber die Reiter folgten ihnen mit gefällten Lanzen, sodaß sie eiligst die Flucht ergreifen und das Tor im Stiche lassen mußten. Karnitzky aber zog in die Stadt und befestigte sie. So kamen die Bautzener zu Schutz, ohne daß sie cs wollten. Hernach, aber, als der 30jährige Krieg auch an die Tore ihrer .Stadt schlug, waren sie froh, daß cs so gekommen war. Schutz wider Willen Don Olto Flösset, Bautzen ohannes Faber, Bürgermeister zu Budissin/giiig mit großen Schritten im Zimmer auf und ab. Soviel er auch sinnen mochte: Es wollte sich keine Möglichkeit finden, den Krieg von der Stadt abzulenken. Schloß sie sich Kaiser Ferdi- nand an, dann hatte sie den Zorn Friedrichs zu spüren, und stellte sie sich auf Friedrichs Seite, so würde Ferdinand dafür an ihr Rache nehmen. Kein Zweifel: Die Stadt wurde in den Krieg hineingezogen, mochte sie sich nun so oder so entscheiden. Wenn er es recht bedachte, hatte sie sich schon entschieden. Sie hatte ihr Schicksal in die Hände der Landständc gelegt, und diese waren Gegner des Kaisers; also war sie es auch. Aber das wollte sie ja garnichtr Es war rein zu verzweifeln. Wenn man nur hätte neutral bleiben können! Aber das ging auch nicht an. Der Bürgermeister sah auf den Kalender. Man schrieb den 6. September 1630. Vor fünf Tagen war ein Schreiben des Kaisers eingetroffen mit der Aufforderung, sich zu erklären, ob man zu Ferdinand oder zu Friedrich stehe. Eine Antwort war bis heute noch nicht erfolgt. Und doch, die Sache hatte Eile. Schon traf der Kais^r.Porbereitungen, die Stadt zu bekriegen. Er hatte damit den sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. beaus- tragt. . Die sächsischen-Heere standen bereits bet Stolpen. Es drängte zur Entscheidung. Am Ende war es-schon zu spät. Der Bürgermeister trat ans Fenster. Uber den Markt be- wegte sich ein seltsamer Zug. Bürger verließen mit Weib und Kind die Stadt, um sich in Sicherheit zu bringen. Ihre Habe - halten sie notdürftig auf Wagen und Karren gepackt. Das ging 'nun schon seit einigen Tagen so. Konnte man es den. Leuten verdenken? Die Stadt mochte Ihnen Im Kriegsfälle wahrlich keinen Schutz zu geben. Was hatte sie denn bisher an Bor- Kehrungen getroffen? Die sonntäglichen Exerzitien und Schieß übungen, die man seit zwei Jahren vornahm, hatten die Bürger zwar um etwas wehrfähiger gebracht: Neulich hatte man Waffen an die Männer verteilt. Wälle und Bastionen waren notdürftig instand gesetzt. Die Ketten in den Straßen wareb-.mit dauer- haften Schlössern, die Tore mit Schutzgattern versehen, worden. Aber das reichte bei weitem nicht hin, dem sächsischen Heere, das als das beste Im Lande gast auch nur einen Tag standzuhalten. Ein Fähnlein genügte, die Stadt einzunehmen. Vor allem fehlte es an Proviant und Munition. . Die Uhrs auf dem Turme schlug eben 4 Uhr. Da trat der Ratrdiener ins Zimmer und meldete die Ankunft des kuisächsischcn Kriegsrates Grünthal. Der Bürgermeister erschrak. Was mochte er bringen? ^Etwas Gutes sicher nicht. Er hieß Ihn eintreten. Der Offizier erklärte, er sei vom sächsischen Kurfürsten von Stol- pen aus hierher gesandt, und überbrachte ein Schreiben, in dem die Stadt aufgefvrdert wurde, den kaiserlichen Befehlen zu ge- horchen. Der Bürgermeister überflog das Pergament. Also betrachtete der Kaiser die Stadt doch noch nicht als abtrünnig? Er bat sich bis morgen Bedenkzeit aus. Er wollte erst die Stände darum befragen, morgen wollte er die Antwort itberbringcn. Der Gesandte willigte ein, bemerkte, er werde bis zum andern Tage in der Stadt bleiben, und empfahl sich. Er war noch nicht in die Lauenstraße eingebogen, als ein mit Reitern eskortierter Wagen über den Markt ratterte. Der Bürgermeister trat ans Fenster. Was gab es schon wieder? Die Ereignisse jagten einander. Ein Offizier trat ein. Er überbrachte die Nachricht, daß Kur- fürst Friedrich, der sich bis öor kurzem in Görlitz befunden und auch nach Bautzen habe kommen wollen, plötzlich nach Prag habe abreisen müssen. Er habe aber den Markgrafen v. Igqerndors in Zittau zurückgelaffen, und dieser habe den Kapitän Karnitzky mit 600 Mann, 150 Wagen und Kriegsgcrät nach Bautzen ent- jandt, um die Stadt gegen Überfälle der Kaiserlichen zu schüfen. Dem Bürgermeister stockte der Atem. Wenn die beiden Feinde jetzt in der Stadt zusammenträsen! — das gäbe Krieg noch zur Stunde. Er hätte den Boden verwünschen mögen. Wenn Grünthal sähe, daß die Stadt mit Friedrich paktiere, so war da-