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wegen dera villn l^ecdnungsn. Und lkr, Jungfer Miencken, lkr sollt! — (fick zärtliö^ näkernd). Miencken: Nun? — §ridolin: lkr sollt mir das Lesen beibringen. Miencken: Da müßt lkr aber nock viel Vlläscbe kolen. §ridolin: lkr könnt ja auck zu mir kommen — als — als §rau I^ammacbermeister! (iriumpkierend.mit l^utzkand zur Hür kinaus.) (L) iencb 6 n spläitei wieder, kört auf, kickert lustig, in (Ze- danken versunken. Ls klopft.): Nanu, beut gebt das <Ze- scbäkt aber gut! Fortsetzung folgt) Beim Krippenbauer Franz Rösler — Schirgiswalde langen Abende sind da. Nun beginnen die Krippen- bauer ailmäiilich wieder an die Vorbereitungen zum Aus- bau des „Krippels" zu denken. Ich mache nun gerne ' meineRundeund gehe einmalzudemundjenem„Krippel- peter" um eine Weile zuzuschauen. Leider nimmt seit der nicht endenwollenden Wohnungsnot die Zahl dieser Kleinkünstler eher ab als zu, und bei manch einem muh ich hören: „Ja, sah'n se. Mir täl'ns garne wieder ufbau'n. Aber kee bist Platz is nimmt baue." Und es ist die Wahrheit, was er spricht. Wenn in einer Stube zwei Familien Hausen müssen, da hat mit dem besten Willen das Krippe! keinen Platz mehr. Besonders, wenn es ein großes war, das die halbe, ohnehin nicht große Stube bean- spruckte. Auch in anderer Beziehung sind jetzt die Krippenkünstler beengt. Ein paar Mark haben es sich die meisten von ihnen alle Weihnachten kosten lasten, um ihre Figuren und Häuschen in Stand zu halten und neu zu gestalten. Aber jetzt fehlt es auch am Gelbe, und seufrend muß der oder jener Krippenbauer be schädigtes und unscheinbar gewordenes Gerät beiseite legen, ohne es erneuern oder ergänzen zu können. Das ist in Hinsicht auf die Pflege der Kleinkunst im Hause recht bedauerlich. Mancher Hauskünstler hat, der Not der Zeit folgend, sein K-ippel bedeu tend verkleinern müssen, um nicht ganz auf den Aufbau zu ver zichten. Und der rechte Krippelbauer ist ein schaffender Künstler. Er ist nicht zufrieden damit, sein Krippel ein Fahr wie das andere aufzubauen. Er will neu gestalten. Der ganze Lageplan, der Aufbau, die Farbe, die Anordnung der Figuren müssen jedes Fahr oder wenigstens in gewissen Zesträumen von Grund auf geändert werden. Es ist oft erstaunlich, was für erfinderische Kraft in solch einfachem Manne steckt und mit welcker Zähigkeit und Liebe er sein Ziel verfolgt. Wenn draußen noch die Sommer sonne lacht, da spinnt er schon Gedanken für sein heuriges Krippel. Da fahndet er bei seinen Spaziergängen durch den Wald nach Rinden und sonderbar geformten Schwämmen undHolzknüppeln. Ein rechter Krippenkünstler baut und bastelt soviel wie möglich selber. Für ihn ist kein Weg zu weit und kein Gang zu oft, um sich dies oder jenes Stück, das er besitzen w'll, zu verschaffen. Ich habe mehr wie einen gekannt, die unermüdlich waren, wenn es galt, sich Figuren zu verschaffen. War da auch in Bürgstein bei Haida ein Holzschnitzer — ob er noch lebt, weiß ich nicht — zu dem die Krippenbauer gingen, um sich an Ort und Stelle nach Beirat sür ihr Krippel umzusehen. Und ich mutz sagen, die Leute wußten, weshalb sie den weiten Weg nicht scheuten. Sie hätten es bequemer haben können und sich aus München oder dergl. das. was sie brauchten, bestellen können. Aber selbst heraus suchen, selbst wählen, das ging ihnen über alles. Mir war es stets ein Genuß, das Werden und Neugestalten eines Krippels beobachten zu können. Schon als Junge habe ich fleißig dabei gesessen, drüben im böhmischen Dorfe Einsiedeln, bei einem Krippenbauer, wenn er begann sein Krippel aufzubauen. Zwar, wir hatten selbst eines zu Hause. Aber das war einmal nicht groß, und dann — es war alle Jahre dasselbe. Das war flink aufgebaul. Jedes Stück halte seinen bestimmten Platz. Da war es mir beim „Butterseff" schon lieber. Der baute feine Krippe jedes Jahr anders. Einmal lag sein Stall zu Betlehem oben auf einem Berge, das nächste Jahr in einer Talschlucht oder an einem Bächlein. Als ich aber Gelegenheit hatte, Einlaß bei einem Krippenbauer zu finden, der ein ganz großes, bewegliches Krippel aufvaute, da habe ich den Butterseff schnöde verlassen und bin — politisch gesagt — ohne weiteres zur neuen Partei abgeschwenkt. Das darf nicht wunder nehmen. Als Kind hatte man noch nicht das rechte Verständnis dafür, daß der Wert des Krippelbauers nicht darin besteht, allerlei mögliche und unmögliche Dinge ohne rechten Zusammenhang aneinanderzufügen und über den ein zelnen unwesentlichen Dingen die Idee des Ganzen zu verwässern, sondern daß die Komposition — denn eine solche ist es — auch in einem kleinen, einfachen Krippel die Eigenschaften des Künst lers zur Geltung bringen kann. Aber das Kind will Leben sehen. Und so halten es mir und vielen anderen die beweglichen Figuren gar bald angetan, um sie für das Höchste dieser Kunst zu halten Mit Staunen sah ich den Mechanismus entstehen, sah die Räder unk Walzen und Fäden sich aneinanderfügen. Wenn dann die langen Bretter über das „Unterirdische" gedeckt wurden, wenn sich dann allmählich die Felsen und Wiesen, Burgen und Städte darüber aufbauten, dann pries ich mich selig, daß ich ein Wissen der war, der Kenntnis davon hatte, wie die Männlein und Weib lein, die Schäfchen und Kamele beim Erklingen der geheimnis voll verborgenen Spieluhr ihres Weges dahinzogen. Und wenn später zur Weihnachtszeit die Großen und Kleinen staunend vor dem Kunstwerk standen und flüsternd hin- und herrieten, auf welche Weise wohl die Hirten und die 3 Weisen ihres Weges zogen, dann habe ich mich gefreut. Aber verraten habe ichs nicht, obwohl mich kein Schwur band. Sie hätten es auch nicht verstanden, die einfachen Leute. Wer solch einen Mechanismus nicht entstehen steht, dem ist er schwer zu erklären. Noch heute halte ich gern Einkehr, wo ein Krippel im Werden ist. Heule ist es nicht mehr so sehr das Krippel selbst, was mich anzieht. Heute ist es der Künstler, den ich beobachte. Es liegt viel Poesie in diesem Kripoelbau. Ein gut Teil Liebe zu einer alten Volkskunst offenbart sich darin. Es wäre sehr zu bedauern, wenn die Wohnungsnot hier verderblich wirken würde. Ist diese Kunst einmal tot, wird sie kaum mehr zu wecken sein. Volkslied und Volkserneuerung olkslied und Volkserneuerung? — ")a, es mag das manchem der Leser etwas phantastisch klingen. Wir jedoch glauben daran: „Wer dem Volke das Volkslied wiedergibt, gibt ihm seine Geels wieder" (Peter Äosegger). Wertvolle Seelenkräfte stecken im echten deutschen Lied und in jeder edlen Musik. Nus dem Volke geboren, spricht Lied und Spiel am ehesten zum Herzen des Volkes, es spricht eins Sprache, die jeder versteht, willig und gern aufnimmt und wirken läßt. Mit tiefem Schmerz sehen wir, welche Verheerungen in der Seele des Volkes von dem unechten, dem un wahren, süßlichen und gemeinen Schlager an jedem Tag und in jeder Stunde angerichtet werden. Nus den Stätten der Vergnügen und der Nfterkunst dringt Oberflächlichkeit und Gemeinheit hinein in das Weiche, bildsame Gemüt der Kinder und der fugend unseres Volkes und verschüttet und erstickt die edelsten Keime. Diese Schädlings zu bekämpfen und, wenn möglich, zu verdrängen und gänzlich auszumerzen, das ist unser Wille, dafür kämpfen wir. Der einzelne Kämpfer vermag nichts. Deshalb haben wir uns, wie an vielen anderen Städten Deutsch lands, so auch in Herrnhut, verbunden in einer kleinen „Singgemeinde", die angegliedert ist an den Finken- steiner Bund.