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nehmende Verkehr in den Gebirgsforsten, der In der Som merszeit selbst während der Nächte nicht völlig aufhört, läßt dem Wilde kaum noch einen ungestörten Ort zur Ruhe und Äsung. Ein Verbot des Betretens der Wälder außerhalb der Wege würde nicht nur dem Walde, sondern auch dem Wilde zugute kommen, jedoch stehen einem solchen Verbot eine Reihe an derer Interessen entgegen. — Man darf daher wohl an den Rat der Stadt Zittau als Hauptgrundbesiger im Zittauer Gebirge die Frage richten: Will der Rat der Stadt Zittau das Zittauer Gebirge z« einem Bergnügungsetablisiement für Groß städter werden lassen oder will er der Heimat die Schönheit des Gebirges erhalten? Bischofswerda, 28. Okt. Größere Züge von wilden GänsenundEnten.an ihi>m charakteristischen Dreieck-Flug kenntlich, sowie gleichgroße Krähen- und Dohlenschwärme wurden dieser Tage Hierselbst mehrfach gegen Abend beim Überfliegen der Stadtgrenze auf ihrem Fluge von Norden nach Süden zu beob achtet. — Eine unbekannte Lessing-Anekdote. Bei einem Besuche Lessings in Magdeburg nötigte ihn bei seiner Abreise ein starkes Gewitter, wieder in sein Gasthaus zurückzukehren. Er ging in sein Zimmer, das er bewohnt hatte, ohne zu wissen, daß man dieses bereits anderweitig vergeben hatte. Ersetzte sich also nichtsahnend nieder und fing an zu schreiben. — Bald darauf trat der neue Bewohner herein, wunderte sich nicht wenig, einen Fremden da sitzen und schreiben zu sehen, und fragte ihn in gebieterischem Ton, wer er sei. Lessing antwortete nicht und schrieb weiter. Die ver ächtliche Behandlung verdroß den andern, welcher daher auf den Schreibenden zuging, ihm über die Schulter in das Papier sah und nochmals ansuhr: „Wer Sie sind, will ich wissen!" — Jetzt sah sich Lessing um und antwortete ganz ernsthaft: „Ich bin der Evangelist Lukas." — Das Sinnbild dieses Evangelisten ist bekanntlich ein Ochse, der dem Lukas über die Schulter sieht. Lieberose, 22. Okt. An denPrangeri — Schlingen steller an der Arbeit. In einer Schonung an der Schenk straße, zum Schulenburg'schen Jagdbezirk gehörig, ist man auf Spuren von Schlingenstellern gestoßen. Bewohner der nahe am Waide gelegenen Häuser hörten vor einigen Tagen klägliches Hundcgebell, das tagelang anhtelt. Leute, die dem unheimlichen Gebell nachgingen, entdeckien nach langem Suchen einen größeren Hund, der sich in einer gestellten starken Drahtschlinge gefangen hatte. Die Schlinge hatte sich dem Hunde um den Leib gezogen und sich durch das lagelange Ziehen tief eingeschnitten. Das halb zu Tode gequälte Tier war fast völlig erschöpft, als man es aus seiner Lage befreite. Dem Bernehnien nach sollen schon mehrere Schlingen gefunden worden sein. — Hoffentlich gelingt es bald, den Schlingenstellern das Handwerk zu legen. Das Schlingen stellen ist die abscheulichste Art, Wild zu erlegen.Wührend es durch einen gutgezielien Schuß ein scknelles Ende findet, wird ein in der Schlinge gefangenes Tier unter großen Qualen langsam zu Tode gemartert. Blnmberg bei Ostritz. Ein interessantes Bauwerk wird in Kürze seine alle Gestalt verlieren. Es ist dies der altersschwache hohe „Blumberger Steg", der aus verkehrstechnischen und aus Sicherheitsgründen umgebaut wird. Der bereits um 1525 ur kundlich erwähnte „Blumrchsteg" ist ein letzter Rest des mittel alterlichen Holzbrückenbaues. Als solcher ist er ein einzigartiges Kulturdenkmal der Oberlausitz. Seine dauernde Erhaltung ist unmöglich, zumal er bei Eisgang und Hochwasser von den Natur mächten stark bedroht ist. Herr Dr. Reinhard Müller-Zittau wurde daher ebeten, das Bauwerk in Lichtbild, Zeichnung und Nachbildung im Kleinen aufzunehmen. Er hat sich in dankens- werter Weise für diese Arbeit zur Verfügung gestellt, die noch in diesem Winter unternommen und beendet werden soll. Marklissa. Daß der Aberglaube noch Gläubige findet, zeigte jetzt vor dem hiesigen Schöffengericht eine Verhandlung gegen den Brunnenbauer W. B. aus Seidenberg. Dieser kam nach Schwerta und betrieb hier ein Heilverfahren gegen alle möglichen Krankheiten. Er wandte dabei u. a. Sprüche und Bibelworte an, um den Leuten die Sache glaubhafter zu machen, und schrieb Bannsvrüche auf, die gegen Verhexung und Unfruchtbarkeit des Viehes helfen sollten. Bei kranken Leuten nahm er einen Zwirns faden, legte diesen auf die wunde oder kranke Stelle des Leiden den und machte unter Gemurmel drei Knoten; dann mußte dieser Faden an einem Kreuzweg bei fließendem Wasser vergraben werden, worauf die Schmerzen vergehen würden. Der Angeklagte will seine Heilmethode aus einem alten Buch abgeschrieben und auch aus dem 6. und 7. Buch Moses seine „Weisheit" geschöpft haben. Aus Schwerta waren allein zwölsZeugen geladen, die auf den Humbug hineingesallen waren. Er hatte namentlich in Schw. großen Zuspruch, da die Leidenden an seine Heilmittel glaubten und ihn vielfach bestellten. B. hat guten Verdienst gehabt und selbst gesagt, daß er täglich 100 Mk. verdient habe. Zwei Zeugen wollen durch die Heilmittel Besserung erfahren haben. Liegnitz, 29. Oktober. Ein schlesischer Mammutfund. Die erheblichen Bodenbewegungen, die bei dem Bau der Um gehungsbahn bei Liegnitz stattfinden, haben zur Aufdeckung von Mammulknochen geführt. Wie Max Heinrich in den „Schlesischen Monatsheften" mitteilt, brachte die Baggerschaufel Knochen und Bruchstücke eines Mammutstoßzahnes heraus, der ursprünglich e»wa 15 Zentimeter Stärke hatte, außerdem einen größeren Fuß knochen und einen sehr gut erhaltenen Gelenkapfel. Bei der Untersuchung der Fundstelle ergab es sich, daß hier Ablagerungen aus einem Secbecken statlgefunden haben müssen. Die Seen, die sich noch heute in der Nähe befinden, sind nur schwache Reste einer früher sehr viel größeren Ausbreitung des Wassers. Das Mammut lebte während des Rückzuges des nordischen Eises an solchen Seen und konnte, wie Funde in Sibirien gezeigt haben, leicht verunglücken. Die weißgraue Erdmasse, die an den Knochen klebte, ist Seekreide Da man nur diese Stücke gefunden hat, so müssen wohl die Knochen von dem übrigen Teil des Tieres getrennt worden sein. — Mammutknochenfunde in der Provinz Sachsen. Bei Wulfersdorf in dec Provinz Sachsen wurden in einem Braun kohlentagebau Mammulknochen aufgefunden, u. a. ein Stoßzahn von 3'/2 Meter Länge, Backenzähne in der Größe eines Menschen fußes. Man mißt dem Funde große Bedeutung bei. — An den Pranger! Fischen mit explodierenden Stoffen. 87 Forellen widerrechtlich gefangen. Vor dem Berufungs gericht Görlitz war der Besitzer Hermann Baumert aus Schlesisch- Hangsdorf augeklagt, der vom Schöffengericht in Lauban wegen unberechtigten Fischens in Tateinheit mit Sachbeschädigung zu 800 Mark Geldstrafe verurteilt worden war. Dagegen hatte er Berufung eingelegt. Der Angeklagte wird beschuldigt, am 1. August morgens gegen 5 Uhr aus dem Gebiet in Logau 87 Forellen und einen Karpfen unerlaubt gefischt und schädliche Stoffe angewandt zu haben, sodaß Fische und Krebse in Mengen ge storben waren. Der Fabrikbesitzer Friese, der auf dem Besitztum seines Schwiegersohnes in dem Bach Angeln ausgelegt hatte und damals die Haken hatte nachsehen wollen, hatte den Angeklagten, den er bestimmt zu erkennen behauptete, beim Fischen im Wasser anqetroffen. Als er ihn anrief, habe dieser ruhig geantwortet, daß er fische und erst nach energischer Aufforderung habe er das Wasser verlassen. Das Wasser habe eigentümlich gerochen und zahlreiche Fische hätten an der Oberfläche geschwommen, sodaß giftige, wahr scheinlich explodierende Stoffe angewandt worden sein mußten. Der Angeklagte hatte einen Sack mit 87 Forellen und einem Karpfen in seinem Besitz gehabt. Zum Mitgehen hatte ihn der Zeuge nicht zwingen können, da er keine entsprechenden Machtmittel besessen hatte. Der Angeklagte behauptete, daß der Täter ein Doppelgänger von ihm sein müsse, wogegen der Zeuge behauptet, daß ein Irrtum ausgeschlossen sei. Der Angeklagte wird freigesprochen. Es sei nicht ausgeschlossen, so führt der Vorsitzende zur Begründung desUrteils aus, daß derZeugeFriese den Angeklagten verkannt habe, sodaß dessen Schuld nicht er- wiesen sei. Stolpen, 24. Oktober. Heilkräftige Quellen. Auf Stolpener Flur liegt ein Wiesenstrich, den die Familie Roch in Lauterbach besessen, der 1915 durch Kauf in den Besitz des Herrn E. Roch in Lauterbach übergegangen ist. Auf dieser Wiese be-