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sie dort, wo die Unglücklichen gerupft werden. Die Erfahrung lehrt allmählich, wo dies öfters geschieht; trotzdem ist aber die folgende Liste der diesjährigen Beutetiere ganz unvoll ständig. Der Oybiner Horst liegt leider nicht an einer senk rechten Wand, an deren Fuß man die Federn sammeln könnte, soweit sie herabfallen oder herabgeweht werden. Auch sonst kann man nicht an alle anderen Rupfplätze gelangen. Es ist bei häufigen Vögeln mitunter sehr mühevoll, die Anzahl der Tiere der gleichen Art festzustellen: darum sind z. B. sicher viel zu wenig Stare angegeben. Daß überhaupt die Deutung der Federn eine Wissenschaft für sich ist, braucht kaum erwähnt zu werden. In der verflossenen Brutzeit, d. h. bis Ende Juli, konnten den Falken folgende 145 Vögel als Beutetiere nachgewiesen werden: 7 Rebhühner, 21 Haus-, 4 Ringeltauben, je 1 Hohl- und Turteltaube.3 Lachmöoen, 1 großer Buntspecht, 1 Kuckuck, 11 Mauersegler, 4 Eichelhäher, 42 Stare, 5 Wacholder-, 3 Mistel-, 2 Singdrosseln, 1 Rotdrossel, 1 Haus-, 2 Feld sperlinge, 9 Buchfinken, 1 Erlenzeisig, 1 Bluthänfling, 1 Kirschkcrnbeißer, 1 Grau-, 8 Goldammern, 11 Feldlerchen, 1 weiße Bachstelze, 1 Gebirgsstelze und 1 Gartenrotschwanz. In früheren Jahren hat er auch andere Vogelarten gefangen, z. B. Nebel- und Saatkrähe, Pirol, Amsel, Rauch- und Haus schwalbe, Gimpel, Kreuzschnabel, Grünling, Braunkehlchen, Kohl-, Blau-, Tannen- und Spechtmeise, Braun- und Wiesen pieper, Weidenlaubsänger, Goldhähnchen,Grauspecht, Wald schnepfe, Bekassine und Kiebitz. Vierbeinige Tiere kann er bei seiner schon geschilderten Iagdart natürlich nicht erbeuten. Unser Freund weist sich als Spezialist in Staren und Tauben aus. Die Falken anderer Gegenden haben selbst verständlich auch andere Liebhabereien. In sumpfigen Ge bieten und an der Meeresküste gelten namentlich Kiebitze und Seeschwalben bei ihnen als Leckerbissen. Der Wanderfalke ist jedenfalls nach allgemein gebräuch lichen menschlichen Begriffen ein durchaus schädlicher Vogel. Es ist unmöglich, ihm irgendwelchen Nutzen von Belang nachzusagen, wie man es sonst bei den verhaßtesten Raub vögeln tun kann; und doch läßt sich auch sein Tun entschul digen. Tiere, die die Jagd aus seine Weise betreiben, brauchen ein großes Revier und lassen keinen Nebenbuhler in der Nähe zu. So kommt es, daß die Verluste durch ihn sich auf ein sehr großes Gebiet verteilen und kaum zu merken sind. Der Star ist trotz der Vorliebe des Falken für sein Fleisch ein häufiges Tier geblieben. Als Taubenräuber hat er sich scheinbar Heuer reuevoll gebessert; denn im vorigen Jahre konnte man 44 solcher Opfer buchen. Es gilt aber sicher von ihm: Gelegenheit macht Diebe, und es ist jederzeit bei ihm mit Rückfallssünden schlimmster Art zu rechnen. Bei dec Taubenjagd erwischt er, wie wir sagen, nur die Nachzügler und Außenseiter bei Schwenkungen. Dadurch merzt er die untüchtigen Flieger in einer Weise für die Zucht aus, die besser ist als die sorgfältigste Auslese des Züchters. Er wird auch nie einem Schlage fühlbaren Schaden zusügen, da er bei seiner Fangart nur einzelne Tauben, bald hier, bald dort, erjagt, nie aber einen Schlag belagert, wie Sperber und Habicht dies mitunter im Herbst und Winter tun. Rebhühner frißt er merkwürdigerweise in ziemlicher Anzahl. Freilich muß er sie durch stetes Ängstigen erst dazu bewegen, daß sie aujfliegen. Dann aber sind sie bei ihrem geradeaus gerich teten Fluge eine bequeme Beute. Lerchen, Goldammern und Finken müssen als häufige Vögel ihm auch ihren Tribut lassen, ohne daß ihre Anzahl durch seine Tätigkeit abntmmt. Während die echten Schwalben nur selten in seine Klauen geraten, erbeutet er den Mauersegler oft. Es muß ein wunder bares Schauspiel sein, wenn unser schnellster Räuber in hoher Luft diesen unfern besten Flieger zur Strecke bringt. Der Fang solcher Einzelflieger ist für ihn natürlich leichter als der von ungeschickten Fliegern in Schwärmen. Das mußten auch die Lachmöwen erfahren, die, von ihrer Heimat „unter Görlitz" kommend, ahnungslos unsere gefährliche Gegend besuchten, obgleich sie äußerst geschickte Flugkünstler sind. Erfreulicherweise hat sich der Oybiner Falke noch nicht an Auerwild vergriffen. Derartige Fälle sollen aber in anderen Gegenden schon beobachtet worden sein. Solches Tun würde ihm gewiß die Gunst seines Hauswirts, der Stadt Zittau, verscherzt haben, während er ihm sonst keinen Schaden zu- fügt. Nach den letzten Ausführungen kann überhaupt von einem spürbaren allgemeinen Schaden des Falken keine Rede sein, und jeder Natur- und Heimatfreund wird ihm darum als dem letzten seines Geschlechts gern seine Freistatt am Oybin gönnen. Möchte uns dieses Naturdenkmal, auf das die Slldlausitz stolz sein kann, für immer erhalten bleiben. Schulgeschichtliches aus der Oberlaufitz vor 127 Zähren Mitgctcilt von Lehrer Johannes Meier, Chemnitz ^Mm Nachstehenden sei an einem Beispiel gezeigt, wie vor ÄM« t27 Jahren Bewerbungsgesuche um erledigte Schulstellen AM abgefaßt zu werden pflegten. Der Bittsteller, Anton Bergmann, geboren am 17. 9. 1775 in Königshain, gestorben am 1.3. 1825 in Grunau, ist das Glied einer weit verzweigten Lehrersamilie, die im Laufe von mehr als einem Jahrhundert den katholischen Schulen Sachsens manchen tüchtigen Lehrer geschenkt hat. Sein vierter Sohn Josef gehörte zu den ersten Schülern des 1817 gegründeten Budissiner Landständischen Seminars und wurde sein Nachfolger in Grunau. Auch dessen 2 Söhne wandten sich dem Lehrerberufe zu: Julius wurde Lehrer in Grunau, Anton zuletzt Musiklehrer am katholischen Seminare zu Bautzen. Beide starben 1896. Das Gesuch lautet: Der Hochwürdigen, Hochgebohrenen und in Gott geistlich an- dächtigen Fraun, Fraun Marien Theresien gebohrenen Gräfin von Hrzan, des König!. Stifts und Iungsrl. Klosters zu St. Marienthal wür digst regierenden Fraun Abbatissin und Domina, Ihre Hoch würden und Hochgebohrenen Gnaden in Marienthal. Hochwürdige, Hochwohlgebohrene und in Gott geistlich an dächtige Frau, Gnädigste Frau Abbatissin und Domina! Euer Hochwürden, Hochgebohrenen Gnaden geruhen gnädig, sich von mir unterthänigst vortragen zu lassen: Die großmütigst gnädigen Gesinnungen, mit welchen Euer Hochwürden, Hoch gebohrenen Gnaden flehende demüthigeUnterthanen anzuhören gewohnt sind, und der durch Absterben des Grunauer Schul- meislers vacant gewordene Schuldienst veranlassen mich, Euer Hochwürden und Gnaden diese demüthigste Bitte in tiefster Unterthänigkeit für Dero Füße zu legen. Weil nun in diesem Fall gedachter Schuldienst wieder mit einem anderen tauglichen Subjekt besetzt werden dürste, dasselbe auch lediglich von Euer Hochwürden, Hochgebohrenen Gnaden hohen Disposition ab hängt; als unterwinde ich mich, Euer Hochwürden und Gnaden unterthänigst zu bitten: Hochdieselben wollen, wenn auch nicht in Betracht meiner durch 5 Jahre in Ostritz als Präzeptor geleisteten Schuldienste, dennoch aus besonderer angebohrener Milde bey der Wieder- besetzung des Grunauer Schuldienstes auf mich gnädig reflec- tiren, in hohen Gnaden geruhen. Ich versehe mich einer gnä- digen Erhörung meines demüthigsten Gesuches, besonders da ich von Dero großmüthigen Menschenliebe genugsam überzeigt