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/ . IS Gberlauflher He!matze!tung Nr. 1 Zur Neuordnung der'Bautzener Gemäldegalerie Bon Mnseumidiretior Dr. Walther Biehl vorläufige Abschluß, den die Neuorduuug der NSdli« scheu Gemälde-Galerie s-tzt erreicht hat, gibt Brran." ^^^r loffuvg, darüber Rechenschaft abzulegen, welche Leit« gedautrn und Hauptgefichtrpuukle bei der Arbeit maß gebend gewesen find. Zunächst kei daran erinnert, daß die Bautzeae, Galerie au« kleinen Ansänoen einer Kopsensammlvng hervorging, die der S'adt 1872 al« Legat der Dresdener Malerin und Goethe« Freundin Therese au« dem Wiuck-ll zufi-l. Der B-gründer be« Stadtmuseum«, Buchhändler O'ka» Roesge» (1843 di« 1V10) vermehrt« sie In dreltziglSbriger HIngebeuder Sommes« tätigkeit um eine Reibe von Gelegevheliserwerbungen, meist S'odlansichten und souftigen ortsgeschlchtlich inlereffanten Dar- flelluvgeo. Zur Höhe eine» Proolnzial-Galerie von Lffrnllicher Bedeutung ewporgehobeu «her wurde sie erst durch dos groß« zügige Eingreifen eine« zwelttn-Bovtzene» Biirger«, de« Kam- merzieurot« Otto Weigaug (1832-^1914), der au« freier Entschließung herau, seine schon Im Hiudlick^gus ein« künftige Stiftung angelegt« Privotsammlung moderner Meister i. I. 1002 der Stadt übe,ließ und dadurch gleichzeitig den eigent« lichen Ansatz zum'Museumrneubau gab, der von 1910—12 zur Aussühruoo kam, DI« Otto Weiaang«Galerie nimmt letzt die Haupt- räum« de« Stadtmuseum« (ba« ganz« zweite Obergeschoß) ein. Der erste wiffeuschasrlich« Museumsleiter, Dr. Wolkgona Roch, stellt« fie outer misslichster Berücksichtigung der Wünsche de« Stifter, ans und unterdrückte zunächst die nicht m)hr zrit- gemütz« Kopiensammlung, deren Bestände in städtische Büros verteilt wurden. Da« vorzeitige Ausscheiden Rochs (gefallen am 13. Mär', 1917 i« Mazedonien) verhinderte einen weiteren Aurban. Al« nach Krieg,end« die Museumrarbeit wieder In vollem Umfang ausgenommen werden konnte, ergab sich ganz von selbst al, eine de» vordringlichsten Pflicht«? der Museumrleltuug, hie» eiuzu- setzen und soetzusahrro, Otwohl rückhaltlos anerkannt werden mutz, daß Otto Wei« gong mit seltener Aopaffuugssähigteit mehr und mehr In. seine Aufgabe hineinwuck», und daß die Ankäufe feinet letzten Zeit ein« bemerteuswerte Treffsicherheit erkennen lasten, ss ist e» doch nur >» begreiflich, daß eine Prioatsammlung nicht ohne wei teres die Steve einer Ssfeutlichen Galerie einnebmen kann, «eil kse kulturelle Beroutwortlichkeit in beiden Fällen ver schieden ist. Der persönlich« Geschmack des Sammler«, die Be« diogthelt dr« Sammlerglück« uud die unbestreitbare Tatsache, daß feder ernst« Sammler sich erst allmählich in strenger Selbstzucht zu einem pesefilateo QualstStsbewußtsein hindurch, ringen mvtz, — olle dies« Moment« bringen es mit sich, daß »ehr oder weniger seder Prioatsammlung Zulälliakellen an- doste», die In eine» Ssfeutlichen Galerie keine Berechtigung mehr habe». Arrue» mutz im Auge beholteu werden, daß das Bautzener Museum in erster Linie rin Heimatmuseum ist unh ein« müglichst erschöpfende Anschauung vom Kulturleben einer alten Stadt mit großer ruhmreicher B-rgangenheit und einer ganzen Provinz von starker völkischer Eigenart vermittels soll. In brr Gemäldegalerie der Stadt Bautzen haben daher die Lausitzer Künstler der Vergangenheit und Gegenioart billiger« weise mehr Raum zu beanlp'Uchen als in der Sammluna eine« Privatmann» von ausgesprochen persönlicher Seschmackrrlchtnng. Dadurch ergaben sich von selbst zwei leitende Gesichtspunkte für eine Galerie-Reform: zunächst war der Überblick über die Eutwicklusg de» deulscheu'Malerei im neunzehnten Jahrhundert, brr, Otto Weigaug letzte» Ende, bereit» angestrebt hatte, nach Möglichkeit z« klären uud abzurunden. Bor ollem mußten die Entw!cklung«höhepuntt« überzeugend herourgearbestet »erden, Wo do« vorhandene Material nicht ousrrichte, waren dl» Lücken durch Neuerwerbungen oder L'ihgaben möolichst z» schließen. Sodann mutzte ein« mehr oder minder selbständige und erwei terungsfähig« Lausitzer Abteilung geschaffen werden, In der alle wertvollen bildenden Künstler der Lausitz zu Worte kommen tonnten. Neben diesen Hauptgefichtspuntten war;» allgemein» museums technische Grundsätze zu berücksichtigens Jede Ub»riSllvng der Räume, f-dek G'wlmmel mutzte vermiede» werden. Jedem Bild war die nöiio« Lust zum Atmen,-d. h. soviel Raum zu a'ben, al« erforderlich ist, um die eigentümliche Leben,traft dr, künst lerischen Organismus voll zur Entfaltung und Answlrtvvg zu bringen. Ferner sollten die künstlerischen Wert« möglichst sorg, fällig gegeneinander abgewogen werden. Da« zu'inauder Pas sende war zusammenzubrlnaen — shmmetrlsche Wirkung inr Zoteresse des leichteren Überblicke« zu erstreben —, Skulpturen »ur größerem Belebung »wischen den einzelne« Bildern »ivzu- fügen und di« Belichtungsverhältniffe durch zwrckvoll« Auftei« lnoa der farbig getönten Wände uud he» weißen Decken fe nach Bedarf zu regeln. Künstlerische Höhepunkte mutzten betont werden. Aus führende M-ister waren die Säle nach Möalicktrit ab- zustlmmeo. dem Millen gleichsam de» Stempel überragende» Persönlichkeiten auszudrücken^Schlleßlich sollten Hauptwerke, di« allein schon einen Besuch de» Bautzeue» Galerie lohnend «scheinen lassen, so ausgestellt werden, daß sie al« Blickpunkt« unwillkürlich da« Auge der Beschauer, beim Durchschrrsten der Säle aus sich lenken. Uuter diesen Voraussetzungen wurde zunächst der Eingongs- saal der Galerie, der In unmittelbare» räumlicher Verbindung mit dem Treppenhaus« steht, so aurgestaltet, daß « wliklich nur al« Fortsetzung der Treppenhause«, al» Empfangshalle und Darchgang»roum wirkt. Jede Intimität wurde »«mieden. Der Wanhaostrsch, ein Ins Rötliche spielende, Llseabelvweiß, wurde absichtlich hell und lustig gewählt, um riueo wirksamen Gegen satz zu der iotlmeren Art der anschlietzeuden Säle und Kabivett« zu erzielen. Da di« Beleuchtungrverhältuifle de, Saale, iosolg« zwiespältiger Lichtquellen sür Gemälde wenig güustig sind, wurde er In erster Linie »ur Ausstellung plastischer Werke, von Original modellen und Abgüsse» sächsischer und Lausitzer Bildbau« (Schilling. Kling«, Scbreitmülltr, Sascha Schneider und Alsred Glatter) benutzt. Dazwischen wurden einig« rein dekorative Laud- schalten und Stilleben (von Franz Schreyer^ Eduard Leonhard! Kun, und Brandenburg) verteilt. Der anschließende groß« Oberlichtsaal, einer de» Hauptränm« der Galerie, wurd« auf rin durch Gran gebrochene« Toudenbla« gebracht, da« in Verbindung mit weiß o-balteuen Sockeln uud TSeoewänden an die Wiekuug asten W'dgewood.Porzellau, aoßllvät. 8« wurde v-rsucht, in diesem Saal der durch di« Marmoeheem« desSstster« von Selma» Werner-Dre,den seine besonder« Weihe erbäst, do« zu konzentrierter Anschauung zu brtuaen, wo, Otto Welgong aus dem Höhepuvkt« seiner Samm'ltätigk'it ol« Ziel vorschwebte, nämlich die deutsche Malerei des 19 Jahrhunderts bi« zur Schwellt der im pressionistischen Periode in charakteristischen Meister- leistunaen vorrulübren. Bon Karl Rottmauu über Eduard Schleich. Friedrich Boltz, Oswald Achenbach und Ludwig Krau« zu Adolf Lier und Arnold B.Lcklin oebt die Linie, die von der romantischen Ideol-Landschas« der klassizistischen Periode über di« realistilch-historiesiereude Ricktuna der Jahrhundertmitte zur modernen Stimmung,maleret sllhrt. Den Hauptakzent gibt eiue breitgemalte, silbrig-schimmernde Kanal Laudsckast von Aböls Lier (geb. 1826 in Herrnhut, oest. 1882 in München). Ein (oeuerworbener) majestätisch« .Eichwald" von Mo; Zimmer- manu (geb. 1811 in Zittau, gest. 1878 in MSuckev) und eiue schwermutnolle srührömilche Landschasls-Studie Böckliv, au« den lünszlger Jahren unter LInstntz Heinrich Fravz Dreber, bilden die wirkungsteigernde Begleitung. Ein .ruhender Stleu" von Krau« dars als eine der besten Letstuugen de, einst hochgesrierten Künstlers angesprochen werden.