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zu Hulff gegeben worden montages nach Simonis vnnd Jude des 48sten iares." Das Geld, das in den Gotteskästen einkam, gelangte jeden Freitag um 9 Uhr abends, während des sog. Tenebrä- lautens, zur Verteilung an die Personen, die den im Gründungsbericht gestellten Anforderungen genügten. Da die Gotteskastenstistung aber, wie wir noch ausführlich sehen werden, auch von privater Seite bald kleinere, bald größere Geldbeträge zur Verfügung gestellt bekam, so ging man seitens der Verwaltung dazu über, von solchen Mitteln Schuhe, Tuch zu Kleidern und Korn für die Armen zu kaufen. Um diese Vorräte aufzustapeln und sicher auszu bewahren, brauchte man, namentlich für das Getreide, das ab und zu umgeschüttet werden muß, viel Raum, worüber uns NR. die beste Auskunft gibt: „Im Xllisten (sc. 1542) iore haben wir (sc. die Kasten herren) an einem baden vff der grosen pastey zwischen dem Frauenthor vnd behmischen thor 121/2 schillig vorbawth, der uns vom erbaren rath eingereumet den armen Korn ein- zukauffen vnnd daruff zu halten." Und daß dies auch wirklich in bedeutenderer Menge ge schah, ersehen wir aus derselben Stelle, wenn wir lesen: „Pastey zum Korn der armen Im Xllisten (1542) iore nach Michaelis sein Xl scheffel Korn yn 1 scheffel vmb 111/2 Zr lGroschen) gekaufft worden, man wider eine theurung einfiele, welche der liebe got gnediglich lange fristen wolle, das man den armen dormit zu hülffe kohmen mochte. Item XXX scheffel zu IX Zi- (9 Groschen) Summa vor Korn ausgegeben XHi ßc vnd i Zr (13 Schock und 1 Groschens XXII schogk minus V^r (5 Groschen) feind vor X malder Korn vnnd 31/2 scheffel gegeben. Anno 46sten (1546) Mitwoch nach Michaelis hat der Ersame weise Her Michel Gcysler den Beckern, wie folgend, Korn vorkaufft, ir ein iedern scheff.ln vmb eine marg minus 2 gr, vff negestkommenden tag S. Jacobi den halben teyl zu betzalen vnnd nachfolgend zittische Kirmes den andern halben teil auch vnuorzuglich zu betzalen Her Hans Scholtzen dedit iii (3) malder, Christofs stöcker iü malder, Christofs Han XIII scheffl, Christofs lyhmann 1 malder, Wenzel lumczer 1 malder, Erhard Leßner viii scheffel minus 1 halp viril." Dieser letzte Teil will offenbar sagen, daß das in oben genannter Bastei aufgeschüttete Korn an die Bäcker der Stadt sowie an andere Bürger — Leßner z. B. war Gold schmied — von den Kastenherren verkauft wurde, weil keine Teuerung eintrat und man das Getreide nicht zu lange liegen lassen wollte. Daß aber die Bezahlung seitens der Käufer nicht allzu schnell an die Kastenvcrwaltung erfolgte, ersehen wir hieraus: „Freitags nach Margarethe ist Hans scholtz schuldig vor blieben 1 malder Korn, Christofs stöcker 14 scheffl, Christofs Han 13 scheffl, Christofs lymann 1 malder, Erhard Leßner vüi scheffel minus 1 halp virtl," Auch im Siechenhause besaß die Gotteskastenstistung Vermögensgegenstände; denn wir lesen a. a. O.: „Im Syechhause yn der ober kamer sein viü betthe klein vnd großs. X czychen vnd leylache.lv) iii czynen Kannen, 1 schüsselein. Herr Bobanus seger vnnd ich Johan Hubcrg habens be sichtigt am Dornstage nach omntum Sanctorum im 46sten." Aus dieser Stelle ersehen wir, wer die Einträge im NR. zum größten Teil vollzogen hat. Es ist Johann von Hoberg, der erst 1548 durch seine Wahl zum Bürgermeister das Amt eines Kastenherrn aufgab. Schon einige Seiten vorher gibt er sich als den Schreiber des NR. zu erkennen; denn er be merkt zu einigen Tintenklecksen, die sich auf der Rückseite eines Blattes befinden, als gewissenhafter Führer seines Amts die Worte: „Es ist mir ein wohl vndanckis alhie, do ich nur yns Hauß gegangen, besudelt worden." 1548 weilte er, wahrscheinlich in Erfüllung der nach dem Pönsall den Sechsstädten auferlegten Bedingungen, in Prag, und er bemerkt das auch ausdrücklich im NR. mit diesen Worten: „Iocuff Helbig ist ein zittisch marg vff einen kerp gelien vmb assnmptionis Marie do ich zu präg war." Wie erwähnt, nahm die Stiftungsverwaltung dis Mittel zur Unterstützung der Armen zunächst nur aus den Erträg nissen der vier Gotteskästchen. In einem zufällig in meine Hände gekommenen Büchlein, „Kastenn Vnnd Siech Oober Register vor daß 1625 Jahr zur Zittaw" betitelt, findet sich unter der Spalte „Einkommen der 4 kestlein in der Pfar- kirchenn vor (für) Anno 1625" eine völlig wechselnde Ein nahme, nach der man sehr gute Schlüsse auf den Kirchen besuch ziehen kann. Am 2. Januar 1625 betrug die Ein nahme 7 Schock und fällt dann rasch auf 5,4 und 3 Schock, um dann in der Regel zwischen 2 und 3 Schock zu schwanken. Am 13. Februar findet sich eine Einnahme von 3 Schock 12 Groschen, zu denen noch 1 Schock 48 Groschen hinzu kommen mit folgendem Bemerken: „Item wegenn der Prangischsn kaufleutt zur Dangsagung daß sie glücklich Heimkommen ohne schaden», ist von ihnen den tag vorehret worden 1 Schock 48 Groschen.")" Daneben aber traten bald Mittel und Gelder, die die Ein nahmen an den Kirchentüren an Höhe weit übertrafen uud es ermöglichten, die nach dem Gründungsbericht von Lorenz Heidenreich in sehr einfachen Grenzen gedachte Armen unterstützung zu einer regelrechten Armenversorgung umzu gestalten. Diese Mittel stossen aus Schenkungen unter Leben den, besonders aber aus Schenkungen auf den Todesfall und aus Testamenten. Darüber bringt uns NR., besonders für die Jahre 1527—1551, die reichhaltigsten und klarsten Nachrichten, freilich in einer sehr seltsamen Anordnung, über die ich erst später noch einige Ausführungen machen will. Doch ist es nötig, den Inhalt des NR. recht ausführlich durchzugehen, weil er uns im Zusammenhang mit dem Gotteskasten gleichzeitig reiche und wertvolle Stadtnach richten bringt und einen guten Einblick in die fast noch mittelalterliche Kultur Zittaus im 16. Jahrhundert gewährt. Ich werde auch mehrfach den Text von NR. sowie von dem gleichfalls heranzuziehenden K. 1 geben, weil ich mit eignen Worten oft keine bessere Darstellung bieten kann. Vor 1529 scheinen dem Gotteskasten noch keine Zu wendungen von privater Seite zugeflossen zu sein. Die erste namhafte Schenkung datiert von 1531. Sie ist überschrieben „Augustinyn" und lautet (A 1): „Anno 1531 Donnerstagk nach weinachten hat Regina Augustinyn V2 kuckus 12) auff Marienbergs in Meisen in den gotskastenn testiert vnd bescheiden den armen lewten, die weil got das glücke vnd gnade wirt vorleyen, zu gutte, vnd ausbeutte die gfallen wirt, fall in den gotskasten den armen leuten zugute gefallen, die zceche Heist auffrn Rosenkcancze." Die erhoffte Ausbeute freilich war nicht allzu groß. Sie betrug „Xnno Domini 1532 in äie Ducie I V2 tuier, item