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/ k Gonntag, 5. Gsttober (Gilbhart) 1924 Nr. 17 5. Jahrgang IW ScHristleitung unö (Deschaftsftelie m Reichenau,Sa. Aei-nspnecher Nr 21Z i und das Nebenregister, die wir künftighin mit K. I und NR. abkürzen wollen. In ersterem heißt es nämlich: „Anfangs des Gottes Kastens Anno Domini 1527. Dominion knlmnrum ist der Gottes Kasten auff oleyssige anhaldung des achtbaren vnnd wol- gelartten Herrn IVl: Laurenty Heydenreichs vnsers Predigers, mit vorwilligung vnd Zulassung eines Erbarn Radtes auff- gerichtettworden.vnterdemBllrgermeysterIoannisKlebergs. Darzu sind vier Vorsteher solches Kastens, zu yeder Kirch thür eyner verordnet worden, nemlich Balentinus Müller Senator zur grossen thür, Dobanus Geqselbricht zur Herrn thür, Ioannis von Huberg 8nco. zur Weberthür vnnd Frantz Stolle zur Schul thür. Solche Verordnung eines Erbarn Radtes ist geschehn vor die ein heymischen, alden, vorermetten, krancken vnnd schwachen Menschen, die sich redlich, auffrichtig vnd one tadel, vnuerruckt yres gutten gerüchts bey gemeyner Stadt vor- haltten haben, Vnnd ist hiemit auffgehoben das betteln vnd sitzen bey den Kirch thüren, vnnd das lausten der Bettler von Hause zu Hause." Nach Sauppe, Neue Sächsische Kirchengalerie, Diözese Zittau, Spalte 57 befand sich die Ratstür auf der Markt seite, also im Süden, die Webertllr mit der 1617 erbauten Halle im Westen, und an der Nordseite die Schülertür mit der aus dem Jahre 1576 stammenden Schülerhalle. Die Herrentür haben wir offenbar gleichfalls auf der Südseite zu suchen; wahrscheinlich ist darunter das Hauptportal der alten Iohannisktrche zu verstehen. Einen nicht so genauen und ausführlichen Gründungs bericht bringt NG. mit folgenden Worten: „Anno clomini 1527 Hot ein erbar Rath aus göttlicher gnade vnnd eingebungk vor die einheymschenn alldenn vor- ermbten kranken vnnd schwachen«, auch die sich redelich vnd on tadell bey gemeyner stadt ir lebenlangk vnuorrougkt ires Blatter füp Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Anthropologie und Argefchichts der Gberlausitz-Dautzsn, der Mittelsteste für Heimatforschung im Mark graftum Gberlausitz (Bautzen, Stleberstrape 36), des Vereins für Heimatforschung zu Lrostau, Kirschau und Schirgiswalde. Hauptschristlsitung, sowie für Geschichte, Vorgeschichte, Volkskunde, Sagen und Aberglauben D r. Frenzsl, Bautzen, Stisbsrstratzs 36; für Naturwissenschaften Dr. Heinke, Zittau, Komturstraße 5; für Kunstgeschichte und Kunftgswerbs Dr. Aeinhard Müller, Zittau, Stadtmujeum, Klostsrgasss 1. Manuskripten ist Aückporto beizusügsn, da sonst ein Anspruch aus Dückjsndung nicht besteht. Postscheckkonto: Leipzig Nr., 27534. Bankverbindung: Girokajss Asichenau Nr. 16. Privat- und Commerzbank A.-G., Zweigstelle Beichenau, Sa. Gswerbsbank Dsichenau, Sa. Unbererhtigven u nsiLltepatuv' W Drucf u.Veriog.ÄlwinMarx (Inft.OttoNlarz') W' Süöiuusi'tzer Nacin-icftten, Relcizenciu, Sa. Die Gründung des Zittauer Gotteskastens Bau stuck jur W. Miller den Mitteilungen der Gesellschaft für Zittauer Geschichte i) veröffentlicht der damalige Hospital- vermalter Engelmann einen Aufsatz, in dem er ins- besondere die Gotteskastenstiftung zu behandeln sucht. Es möchte deshalb mein heutiger Beitrag zur Zittauer Geschichte überflüssig erscheinen; aber ich glaube doch nicht, daß dem so ist; denn abgesehen davon, daß Engel mann manchen Fehler gemacht hat, wie sich im folgenden noch ergeben wird, beabsichtigte ich, keine Geschichte des Gotteskastens zu geben, sondern nur seine Gründung zu beisandeln und besonders das erste Kapitalienbuch und ein offenbares Nebenregister in ihrer Bedeutung für die Zittauer Stadtgeschichtsforschung zu würdigen. Da es in Zittau noch im Anfang des 16. Jahrhunderts an einer geregelten Armenpflege fehlte, vor allen Dingen aber die Armenoersorgung nicht Sache der Stadtgemeinde war, so ließ es sich nicht vermeiden, daß sich mit zunehmen der Bevölkerung und Einwohnerzahl auch das Bettel unwesen steigerte und mancherlei Klagen in dieser Hinsicht laut wurden. Und wie wir es auch heute noch in katholischen Gegenden, besonders aber in Wallfahrtsorten, antreffen, so war es auch in den ersten Jahrzehnten nach 1500 in Zittau: neben dem Bettel, der durch Laufen von Haus zu Haus be trieben wurde, saßen und lagen die, welche die Mildtätigkeit ihrer Mitmenschen in Anspruch nehmen wollten, an den Kirchentüren. Da beschloß kl. Lorenz Heidenreich, der Reformator unserer Stadt, endgültig Abhilfe zu schaffen und das Betteln vor den Kirchentüren zu beseitigen. Wie dies geschah, sagen uns am besten das Kapitalienbuch Nr. 1