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Der meinte gar nichts als „Ieija", dachte aber bei sich, daß er doch heute weniger der Bergmannbauer als der Major Berg mann sei, aber na ja, da predige einer einem solchen Bierfaße militärische Disziplin. „Mitn Sausn könnter ötz glei oafang," rief Gottfried. „Hurra, sollst labn, Keenig Kratschnwört!" brüllte einer. Andere stimmten ein. Der also Gefeierte wandte sich an Käthe. „Hurtg, hurtg, Gläser har! s zieht lus. Heut woll mer amo an Deebs machn." „Hurra, hoch, hoch, Hurra." Das schrie durcheinander, als gälte es irgend einen Feind mit bloßer Lungenkraft in die Flucht zu jagen. Dabei galt die Be geisterung allerdings nicht dem Könige, sondern dem Freibier. Da kam einer in die Stube gerannt und konnte sich nicht genug tun im Bivatschreien. „Vivat hoch!" ging das immer einmal ums andere. Der Kühjunge vom Kretscham war es. Ja, der Liebscher war auch Bauer, hatte einen Stall voll Vieh stehen. Der Junge hatte ein dreistes, aufgewecktes Gesicht, war bekannt im ganzen Dorfe als vorwitziger Bengel und galt als der Hecht im Karpfenteiche. Schade, daß der dicke Karpfen Gottfried schon zu alt war. Er hätte sonst entschieden weniger Fett angesetzt, wenn er jetzt erst damit hätte beginnen sollen, denn die Streiche des Kühjungen hielten ihn in fortwährender Aufregung. War ein Schlingel, der einzige Junge von der ehr- und tugendsamen Jungfrau Anna Rosalie Högert, die im Gemeindehäuslein saß und Strümpfe strickte, oder wenn sie dazu keine Lust spürte, die Kümmelflasche leerte. Jetzt kam dem Wirt der Junge grad zurecht. „Du, Klenner, ötz ziehst amo niber zon Musikantenschorch ond soistn, dö Posaun sölln komm. Dr Kratschnwört wiär Kiench gwurn." Der Junge hob seine Stupsnase höher, blieb stehen und schnupperte in der Luft herum wie ein Köter. „Hm nuja," meinte er dann, „doas hoa ch nu koapiert. Do koanch ja giehn." „Woas sollst soin?" fragte ihn der Wirt noch einmal. Er glaubte nämlich fest und sicher an die übergroße Dummheit des Jungen, und der wieder tat alles, um den Wirt in diesem Glau ben zu bestärken, denn so konnte er die unglaublichsten Frech heiten ausführen, und doch gingen sie meist nur auf das Konto der ihm angedichteten Dummheit. Jetzt stand er da, schielte den Wirt so von unten an und über legte scheinbar. Sein Gesicht nahm allmählich einen stupiden Aus druck an. Schließlich begann er gar noch, die Finger mit zu Hilfe zu nehmen, indem er an ihnen abzählte. Endlich kam es heraus, langsam, mit zögernder Überlegung. (Fortsetzung folgt.) Buchbesprechungen Die Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde beginnt jetzt mit der Versendung der Nieder laufitzer Mitteilungen, Band 16, 2. Hälfte. Das Heft enthält zunächst eine Arbeit von Rechtsanwalt Martin Gilow in Weiß wasser O.-L.: »Zur Rechtsgeschichte der Stadt Guben". Markgras Heinrich der Erlauchte von Meißen begabte Guben am 1. Juni 1235 mit dem Magdeburger Recht. Es iit das alte Sachsenrecht, wie es Eyke v. Repkow in seinem Sachsenspiegel ausgezeichnet hat. M. Gilow zeigt uns aber, wie dieses durch Eindrinaen des römi schen Rechts immer mehr verkümmert und wie schließlich das alte deutsche Volksgericht mit Richter und Schöffen ganz verschwindet und nur ein Fürsten- und Beamtenreckt übrig bleibt. Der zweite Aussatz vom Baurat F. K. Liersch, Berlin: „Aus Bürgermeister Mühlpforts Tagen" bezieht sich aus Cottbus und gewährt einen anziehenden Einblick in das bürgerliche Leben dieser Stadt vor und nach dem Jahre 1700. Rektor Max Pohlandt in Frankfurt a. O hat eine Arbeit beiZesteuert, betitelt „Srlpoli". Er sucht die land schaftliche Lage dieses in alten Urkunden bezw. Schriften wiederholt genannten Gaues zu bestimmen und vertritt die Ansicht, daß mit dem Namen nur das Lieberoser Höhenland zischen Oder und Spree gemeint sein kann. — Die Vorgeschichte ist vertreten durch zwei Arbeiten des langbewährtcn Frrschers Hermann Große, Berlin, die sich beide auf den Luckauer Kreis beziehen. Er bespricht erstens die „Schwarze Burg" zu Schönewalde bei Sonnenwalde, die er als einen vorslawischen Rund- und Burgwall bestimmt, zweitens behandelt er Vronzelappenäxte, die in Gröbitz, Kr. Luckau, ge funden worden sind. — Die „Kleinen Mitteilungen" enthalten Auf zeichnungen eines Gubener Bürgers aus den Jahren 1806 und 1808, mitgeteilt von Karl Gander, und Ausführungen zur Erklärung des Ortsnamens Paserin im Kreise Luckau von Egon Schwabe. Es folaen dann Nachrufe für die verstorbenen Mitglieder Oberpfarrer i. R. Karl Krllaer-Lieberose und Superintendent a. D. Hermann Böttcher-Forst (Lausitz), Bücherbesprechungen und Mitteilungen aus der Gesellschaft. — Der Jahresbeitrag zur Niederlausitzer Gesell schaft ist von der diesjährigen Hauptversammlung in Lübben wieder aus den alten Satz von 3 Goldmark festgesetzt worden. Eintritts meldungen sind zu richten an den Vorsitzenden Karl Gander in Guben. Grenzgau, Illustrierte schlesische Monatshefte. Heimatblatt für die Oberlausitz, das sudetendeutsche Sprachgebiet und das ab getretene Obcrschlesien. Iserverlag Friedeberg a. Queiß. Heft 0.50 M. — Das uns vorliegende Auguslhest ist gut ausgestattet. Wertvolle Beiträge über Jakob Böhme dürften das Interesse der Oberlausitzer wecken. Die Zeitschrift vertritt die ostdeutschen Interessen und sucht breite Massen über die Ostdeutschland drohenden politischen Ge fahren auszuklären, tzeimatliebe klingt als Unterton an, sie soll im »Grenzgau" die Grundlage der politischen Einstellung bilden. Wir können die Zeitschrift allen am Ostproblem Interessierten empfehlen. Sächsische Heimat, Monatsschrift für volkstümliche Kunst und Wissenschaft in den sächsisch thüringischen Landen und der Provinz Sachsen. O. Laube-Dresden. Heft 0,25 M. Die von A. Findeisen seit 7 Jahren herausgegebene Zeitschrift hat sich neben den Mitteilungen des Sächsischen Heimatschußes, denen sie inhalt lich nahesteht, eine achtunggebietende Stellung errungen. Auch die Mitarbeiter teilen beide Zeitschriften. Ihre Einstellung ist geographisch- ästhetisch. Probleme der Heimatforschunq werden weniger gelöst als angeschnitten. Letztes Ziel scheint Weckung von Heimatliche, daraus der Heimatschutz entspringt. Wir empfehlen die Sächsische Heimat wie die Mitteilungen des Heimatschußes besonders allen denen, die gute und erfreuliche Bilder gern betrachten und sich im leichten Plauderlon gern durch die Heimatgaue führen lassen. Schlesische Monatshefte, Blätter für Kultur und Schrifttum der Heimat. Herausgegeben von Dr. E. Voehlisch. Verlag Preuß u. Jünger, Breslau I. Heft 1 Mk. Eine prächtige Neuerscheinung auf dem Ällchertisch der Heimatfreunde! Hier wird Heimalsorschnng getrieben und in guter Sprache allgemein verständlich bekannt gemacht. Noch ist der Inhalt rein geisteswissenschaftlich gerichtet, durch aus gezeichnete Abbildungen werden die Arbeiten erläutert. Die schlesi schen Monatshefte verdienen größte Beachtung. Druck und Aus stattung der Hefte sind vorzüglich. Dr. Herbert Biehle, Musikgeschichte von Bautzen bis zum Anfang des IS. Jahrhunderts. Ill Bd der Quellen studien zur Musikgeschichte deutscher Landschaften und Städte, herausgegeben unter den Veröffentlichungen des Fürstlichen Institutes für musikwissenschaftliche Forschung zu Bückeburg 1924. 156 Seiten 6 Mark. Ein großer Schritt vorwärts in der Erforschung unserer Heimat ist durch diese Arbeit getan worden. Mit einer Akribie, die eines R. 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