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N VisiMüM HsDiiMs 1-r; erscheint Anfang Oktober. L Wir bitten, Besiellungen sofort aufzugeben. Einzel- 1 preis 2.80 GM., bei Bestellungen von 10 Stück 2.40 GM., » bei 25 Stück 2.— GM. je Stück. Nachruf für Prof. Dr. Carl Franke Dr. C. Müller-Löbau Freitag, den 29. August, ist in Berlin-Schlachtensee Prof. Dr. Carl Franke zu Grabe getragen worden, der jahrzehntelang in Borna und Löbau als Seminarlehrer segensreich gewirkt hat. Sein Name steht aber nicht nur in der Löbauer Schulgeschichte verzeichnet. Gar vielen, die den kleinen, besonders in den letzten Jahren etwas absonderlich gewordenen Mann nach seinem ge liebten Berge gehen sahen, mutzten wahrscheinlich nicht, daß er weit über Löbaus Mauern hinaus einen sehr guten Ruf in der deutschen Gelehrtenwelt genoß, und zwar als Erforscher der deut schen Sprache, als Schüler der berühmten Leipziger Deutsch gelehrten, der Universitätsprofessoren Eduard Zarnecke und Rud. Hildebrand; auch in Tübingen und Freiburg i. Br. hatte er starke Anregungen zu weitergehenden Studien erhalten. Mit Wilhelm Braune stand er bis zuletzt in regem Geistesaustausch, ihm hat er auch sein wertvollstes Werk gew'dmet, das Carl Frankes Namen weithin bekannt gemacht hat: „Grundzüge der Schrift sprache Luthers." Diese historische Grammatik der Schrift sprache Luthers ist erstmalig 1888 als Preis schrist der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften erschienen, in Sonderausgabe und zugleich als 64. Band des Neuen Lausitzischen Magazins. Sie hat, eine für ein strengphilo logisches Werk bemerkenswerte Tatsache, in dreibändiger Aus gabe (1913, 1914 und 1922) eine zweite Auflage erlebt. Für ver schiedene gelehrte Zeitschriften war Franke als Mitarbeiter sehr rege tätig, so für Wilhelm Braunes „Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur." Seine Neigung zu gramma tischen und etymologischen Studien führte Franke auch zu sehr wertvollen Beobachtungen und Forschungen im Gebiete unserer vbersächsischen Mundarten. Der Abschnitt über „Dieobersäch - fische Hauptmundart" in Robert Wuttkes „Sächsischer Volkskunde" legt von diesen Mundartstudien beredtes Zeugnis ab. Grundlegend ist auch seine gediegene Arbeit über „Ostfrän- kischundObersächsisch"in Oskar Brenners Beiträgen zur deutschen Sprach- und Volkskunde „Bayerns Mundarten". Selbstverständlich war Carl Franke auch jahrzehntelang ein eif riges Mitglied des deutschen Sprachvereins und fleißiger Mit arbeiter an dessen Zeitschrift. Er begab sich schließlich auf das schwierige Gebiet der frühsprachlichen Entwicklung des Menschen und veröffentlichte mancherlei Interessantes über die „Kinder sprache". 3m „Anthropos", der Internationalen Zeitschrift für Völker- und Sprachenkunde, hat er mehrere Abhandlungen und ausgezeichnete Referate über dieses Sondergebict der Sprachfor schung gegeben. Selbst über die mutmaßliche „Sprache der Eis zeitmenschen" hat er auf Grund eingehendster Studien über die Frühstufcn sprachlicher Entwicklung des Menschen eine anziehende Abhandlung veröffentlicht. Sein reger Forschersinn zeigte sich schon früher in seiner Leipziger Doktorarbeit über „Das Beter buch" (1879 in Paderborn gedruckt), die ein wertvoller Beitrag zur Kenntnis der mitteldeutschen Literatur und Mundart genannt werden darf. Wer Karl Franke näher kennen gelernt hat, der weiß, daß in diesem bescheidenen Manu der reine selbstlose Gelehrten- und Forschergeist lebendig war, der dem Deutschen besonders eigen ist und ihn auszeichnet. Friede seiner Asche! 6us unseren Vereinen Walddorf. Der Verband „Lusatia" der Südlausitzer Gebirgs- usw. Vereine veranstaltete am Sonntag eine Zusammen kunft seiner Mitglieder, die auf dem Kottmar stattfand und von zahlreichen Berbandsvereinen stark beschickt war. Die Tagung wurde um 3 Uhr nachmittags durch eine gemeinsame Gedächtnis feier an der Kriegerehrenstätte cingeleitet, die der Verband an der Kottmar-Spreequelle für seine gefallenen Mitglieder errichtet und vor fast genau 3 Jahren — am 4. September 1921 — unter ge waltiger Beteiligung von nah und fern geweiht hatte. Als man sich vor 6 Wochen allenthalben anschickte, in würdiger Form an den Tag zu erinnern, der vor 10 Jahren die inhaltsschwere Kunde vom Ausbruch des furchtbaren Völkerringens brachte, beschloß die „Lusatia", im Kreise ihrer Mitglieder gelegentlich der Herbst zusammenkunft dieses verhängnisvollen Tages besonders zu ge denken und hat dieses Vorhaben nunmehr in höchst eindrucks voller Weise ausgeführt. Den Kern der Veranstaltung bildete die Gedächtnisrede des zweiten Globusoorsitzenden, des Schriftstellers Herrn Bruno Reichard- Zittau, der in packenden Ausführungen die für das deutsche Volk so schicksalsschweren Ereignisse der beiden dreijährigen Zeiträume vom Herbst 1918 bis zum 4. Sep tember 1921 und von da ab bis heute miteinander verglich und seiner Genugtuung darüber Ausdruck verlieh, daß während der letzten Monate im deutschen Volke die Bestrebungen, die darauf zielen, das heimtückische Gewebe der Kriegsschuldlüge zu zerreißen, außerordentlich an Boden gewonnen haben. Wenn erst die durch das überstürzte Anerkenntnis unserer angeblichen Schuld in die breiten Massen unseres Volkes gestreute Saat des Zweifels vernichtet und wir alle die wahren Ursachen des gegen Deutsch land gerichteten Kesseltreibens klar erkannt haben werden, „dann wird uns" — so betonte der Redner — „auch alle der zeitweilig ins Wanken geratene Trost wieder aufrichten, daß unsere Toten des Weltkrieges nicht für eine ungerechte Sache ihr Leben ge lassen haben. Wir dürfen uns nach wie vor von dem erhebenden Gedanken beseelen lassen, daß sie gefallen sind für uns, unser Vaterland, unsere schwerbedrohte Heimat, für Recht und Freiheit I Wir wollen uns durch sie zu gleicher Opferwilligkeit mahnen laßen, uns von jedem wesentlichen Schlagwort lösen und uns zurück finden zu zielbewußter Arbeit. Wir wollen uns in dem Gefühle unoerlöschlicher Dankbarkeit gegen unsere Toten nicht beirren lassen. Wir wollen uns den vaterländischen Gedanken nicht vom verflachenden Kosmopolitismus überwuchern lassen. Nur wenn wir uns als Volksganzes auf diesen Weg zurück finden, dürfen wir vielleicht noch einmal den Gedanken zum Ausdruck bringen: Wolle Gott, daß Tag es werde, Wo es düster um uns nachtet, Daß man einst nicht mehr verlästert Unser Volk, und nicht verachtet; Daß es stolzer sich erhebe Aus der Schmach des tiefsten Falles, Daß es wieder einst darf klingen: Deutschland, Deutschland über alles!" Der Gedächtnisrede ging eine Begrüßungsansprache des Berbandsvorsitzenden, Herrn Oberstudienrat Prof. Dr. Wed er- Zittau, und eine Widmung des Herrn Ändert- Ebersbach voran, außerdem wurde sie durch den gemeinsamen Gesang der Lieder „Wir treten zum Beten" und „Ich halt' einen Kameraden" um rahmt. Herr Reichard legte noch im Auftrage des Verbandes einen Eichenkranz in den Lausitzer Farben nieder und überbrachte Grüße der Landsmannschaft „Oberlausitzer" in Dresden, die einen namhaften Beitrag zur Kranzspende geliefert hatten und es be dauerten, nicht persönlich erscheinen zu können. Die Veranstaltung, die vom freundlichsten Wetter begünstigt wurde und sehr stark besucht war, wurde durch ein geselliges Beisammensein in der Kottmarbaude fortgesetzt, das noch eine Fülle dankenswerter An regung bot, obwohl angesichts der vorangegangenen eindrucks vollen Feier auf die Behandlung geschäftlicher Angelegenheiten und anderweite Darbietungen verzichtet wurde.