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fehlen. Einige Beispiele aus den letzten Tagen mögen Beweis für die vorhandene Gefahr erbringen. So zum Beispiel wurde dek Hund eines Ratsförsters in dem 3 Meter vom Hause ent fernten Gemüsegarten gebissen und verendete; Beerenfrauen wurden mitten auf breitem Fahrwege von einer Otter angefallen, und täglich gehen bei Forstbeamten Meldungen von Kreuzotter funden und vom Biß dieses gefährlichen Reptiles ein. Unsere in den Kulturen beschäftigten Waldarbeiter taffen es an der nö tigen Vorsicht nicht fehlen, aber mit unglaublicher Sorglosigkeit bewegen sich Sommerfrischler und Stadtbewohner im Walde. Es muß unbedingt vermieden werden, den Wald barfuß oder mit Halbschuhen, dünnen Flor- oder Wadenstrümpfen zu betreten. Ebenso untersuche man stets mit dem Stocke genau den Fleck, wo man Pilze oder Beeren ernten will. Nur so kann jedes Un glück vermieden werden. — Ein Einbaum aus dem Moor gehoben. Ein hoch bordiger Kahn, ein Einbaum, der trogartig aus einem einzigen Eichenstamm ausgehöhlt ist, wurde nördlich vom Gute Raakow, Kreis Arnswalde, entdeckt. Nach der Ansicht von Fachleuten hat dieses eigenartige Fahrzeug wohl lausend Fahre und mehr im Moor versunken gelegen. Der Nachen hat eine Länge von 4,25 Meter und ist oben von Bordwand zu Bordwand 63 Zentimeter breit. Einbäume sind schon von der Steinzeit an im Gebrauch. Dieser Fund aus der Neumark, der vor kurzer Zeit gehoben wurde, erweckt in uns trübe Erinnerungen: 3m Moore bei Klein- saubernitz wurde vor etwa 30 Fahren auch ein Einbaum auf gesunden. Er wurde nicht als solcher erkannt und soll zu Feuer holz zerhackt worden sein. Wir richten an alle Leser der OHZ., die bei Moorkolonisierung, Torfgraben und bei Tagebauten be schäftigt sind oder in der Nähe solcher Unternehmen wohnen, die dringende Bitte, aufklärend und Zerstörungen verhütend wirken zu wollen. In den Schwemmschichten der Tagebaue Türchau- Hirschselde sind in den letzten Jahren wiederholt Holzgegenstände (den Scherben nach aus der Bronzezeit) gefunden worden. Sie sind mit einer einzigen Ausnahme sämtlich zu Feuerholz zerhackt worden. Der letzte erhaltene Rest ist eine Keule aus Eichenholz von 1 Meter Länge, deren Schaft deutlich noch von 7 Fasen um geben ist und in einer flachen Kehle zu dem länglichen Keulen kopfe aussteigt. Der Besitzer des Fundstückes vermag sich weder davon zu trennen, noch ist er bereit, das Stück sachgemäß mit Holzkonservierungsmitteln behandeln zu lassen, lange Risse sind bereits darin entstanden und in wenigen Jahren wird er nur noch einige lange Späne davon besitzen als Folge seines Eigen sinnes. Unsere Heimat aber wird um ein wertvolles Altertum ärmer sein! Kamenz. PrähistorischerFund. Beim Ausnehmen von Kartoffeln wurde auf dem Acker des Gutsbesitzers Martin Rammer in Hennersdorf ein interessanter Fund in Gestalt eines Steinhammers gemacht. Dieser hat eine Länge von 9 Zenti meter, eine Breite von 5 Zentimeter und eine Dicke von 3 Zenti meter. Die Stielhöhlung ist ganz glatt gebohrt. Der seltene Fund wurde der Lehrmittelsammlung der Gelenauer Schule über geben. — Abzug der Zugvögel aus dem Isergebirge. (2l. August.) Die Schwärme der Weidenzeisige, die gleich winzigen Lustgeschwadern bereits am Ausgange des Sommers in der Abendluft zu sehen sind, sind wohl die ersten der Vogelvereini gungen, die das vergehende Jahr bringt. Auf sie folgen die Wanderschwärme der Stare, die in Massen aus ihren Starkästen auf die Sumpfwiesen ziehen. Ihnen folgen die Rauchschwalben, die unserer Heimat, südwärtsziehend, den Rücken kehren, die sich aber vorher auf Telegrophenstangen und Dachfirsten in großer Zahl sammeln. Dann ziehen nordische Vogelwanderer über die Berge und Fluren unserer Heimat dahin: Einzelne Störche, Wildenten und in mondhellen Nächten südwärts streichende Wildgänse. Ihren Wanderruf vernimmt man manchmal hoch aus der Luft mitten in der Nacht. — Wieder ei« seltenes Tier getötet! Nachdem wir auf S. 194 von dem unrühmlichen Tode eines Fischotters durch eine Teschingkugel berichten mußten, lesen wir abermals eine Nach richt, die das Herz jedes Freundes der Heimatnatur mit Trauer erfüllt: Weigsdorf-Köblitz. Schlingnattern. Dor einigen Tagen stieß ein hiesiger Einwohner in unseren Bergwaldungen auf eine glatte oder Schlingnatter (Ooroneila austriaca), die normaler weise in unserer Gegend überhaupt nicht vorkommt. Er tötete das etwa 65 Zentimeter lange Reptil, das einen nur wenig abgesetzten, mittelgroßen und ziemlich plattgedrückten Kopf besitzt. Es ist außerdem mit großen Schildern beschuppt, die im Gegensatz zur Ringelnatter keinen Längskiel haben, also vollkommen glatt sind, und hat einen kurzen, plumpen Schwanz, ähnlich der Kreuzotter. Die Nahrung der Schlingnatter besteht besonders aus Eidechsen und Blindschleichen. Die Eigentümlichkeit, daß sie ihre Opfer vor dem Hinabwürgen mit mehreren Windungen ihres schmiegsamen Körpers fest umschlingt, hat ihr den Namen Schlingnatter gegeben. Sie ist äußerst jähzornig und beißt gern, doch ist sie nicht giftig. Liegnitz. Ein Naturdenkmal zerstört. Nördlich des Dorfes Crayn ist Schlesiens stärkster Baum, im Umfange von 9,61 Meter (am Boden II Meter), einem Brande zum Opfer ge fallen. Seit Jahren verdorrt, der Rinde entkleidet, inwendig hohl, stand die etwa 1000 Jahre alte Eiche als Naturdenkmal da und wurde von Besuchern staunend bewundert. Obwohl fünf Feuer wehren zur Stelle waren, konnte die völlige Vernichtung des Baumes nicht verhindert werden. Es liegt Brandstiftung vor.— Die fünf anderen Eichen, die ebenfalls auf der als geschichtlicher Kampfplatz vom 26. August 1813 bekannten Aue stehen, grünen noch lustig. Die Freoeltat des Abbrennens ist nicht scharf genug zu verurteilen. — Beeren und Sämereien zur Winterfütterung! Amseln, Drosseln und Stare, Seidenschwänze und Kernbeißer fressen gern die Beeren des Holunderstrauches, außerdem auch Vogel-, Faul baum- und Wacholderbeeren. Die Stieglitze, Zeisige und Finken lieben allerlei Unkrautsamen, reife Distelköpfe, Wegrichstengel und Klettenfamen; Meisen picken sehr gern die Kerne aus den reifen Sonnenblumen. Alle diese Sämereien können jetzt gut ge sammelt und getrocknet werden. Döbbrick. Fischsterben. Kürzlich konnte man in der Spree zwischen Döbbrick und Maiberg tausende toter Fische verschie dener Größen forttreiben sehen. Die Ursache des Fischsterbens ist in der Verunreinigung des Flußwassers durch Fäkalien zu suchen. Bon der Döbbricker Spreebrücke gesehen, war das Spreewasser mit allerlei Unrat und Fischleichen untermischt. Sonst wird dem Flachsweichen die Verunreinigung des Spreewaffers zugeschrie ben, was diesmal aber nicht in Frage kommt. Großröhrsdorf. Riesenmorchel. Dieser Tage ist in der Maffeney von einem Pilzsucher eine Riesenmorchel gefunden worden. Der Pilz wog ein halbes Pfund, hatte eine Höhe von 14 Zentimeter und einen Durchmesser von 11 Zentimeter. Die Freude über diesen seltenen Fund war natürlich groß. Der Pilz dürfte mehr als hinreichend zur Zubereitung einer wohlschmecken den Suppe gewesen sein. Warnsdorf. Der bei einem Niedergrunder Landwirt be schäftigte Schweizer Hoffmann aus Seifhennersdorf hatte beim Heumachen im Gebirge ein gefährliches und aufregendes Erleb nis. Als er eben eine Hocke Futter gepackt hatte und auf den Rücken schwang, um sie wegzutragen, zischte plötzlich aus dem Futter eine mächtige Kreuzotter nach seinem Halse. Hoffmann riß die Otter herab und versetzte dem giftigen Tiere einen derben Schlag, der es betäubte. Während er nach dem einen abgewehrten Tier schlug, ringelte sich zischend eine zweite Otter am Hosenbein empor. Mit dem Gabelstiel konnte er auch dieses Tier losreißen und erschlagen. Es waren zwei ausgewachsene, besonders große und hochträchtige weibliche Exemplare. — Dieses seltene Erlebnis zeigt wieder, wie vorsichtig man an heißen Tagen beim Heumachen oder Lagern an sonndurchglühten Waldrändern sein muß. Dann aber muß man beim Anblick einer Schlange nicht sofort mit dem Stocke zur Hand sein, sondern sollte stets prüfen, ob es sich wirk lich um eine Kreuzotter handelt. In den meisten Fällen dürften die gelben Backenflecken verkünden, daß die Schlange eine Ringel natter ist, die nicht nur durchaus unschädlich, sondern als Feld-