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„Steh' wachsam! Steh zur künftigen Reise gegürtet, in der freudigen Rüstung Deines guten Gewissens: Und fürchte nicht das schreckliche Wanken der Berge, Noch die tiefen Tumulte unterirdischer Hölle." Gegenüber dem Betstuhl stand über einer Bank: „Mensch, du fürchtest den Tod und bist ja lebend im Tode, fliehst die Schatten und trägst mit dir der Schatten Gebiet, deinen Körper. Entflohen dem Kerker quälender Schalten, lebt einst auf dein Geist, mit den Unsterblichen frei." Die Grundgedanken dieser Inschriften finden sich noch in zwei weiteren Denkmälern verkörpert. Die unabänderliche Tatsache, daß alles Irdische zu Staub und Asche werden muß, wurde symbolisch dargestellt durch die „Ruine der Ver gänglichkeit", die ihrem Namen insofern Ehre macht, als sie bis auf wenige Steinreste, die man hinter der Grundmühle in der Nähe des „Altars der Wahrheit" antrifst, verschwun den ist (6 a). Auf ihr lag eine Kugel als Symbol der Un beständigkeit. Das Gegenstück dazu, wohl das feinsinnigste Denkmal des Tales, existiert gleichfalls nicht mehr: die „in Ahndung künftiger Bestimmung" gesetzte „Urne mit dem Schmetter ling" (3). Die Urne, als Aschenkrug aufzufassen, verkündete Verwesung, aber „der darauf befindliche Schmetterling ent kräftet den Schauer, den ihr melancholisches Bild erregt, und eröffnet die Aussicht in ein neues besseres Leben." Dadurch erklärt sich, daß die umgebende Natur hier auf einen ganz anderen Grundton eingestimmt sein mußte, als es bei den zuvor genannten Denkmälern der Fall war: Dort herrschte das düstere Stimmungsmoment vor, hier aber, an der Stätte freudiger Gewißheit der Auferstehung des Fleisches, tat sich „eine Aussicht auf Elysium auf, nämlich auf eine schöne, lachende Gegend außer dem Bezirke der Anlagen dieses Tales." Und der am Postament angebrachte Spruch hieß: „Ich bin und preise dich, mein Gott! Ich breche wirklich durch die körperliche Fülle hin: ich bedarf weiter nichts, um den Zustand der vollkommenen Glückseligkeit zu begreifen." So ist der Gipfelpunkt „empfindsamer" Weltanschauung erreicht! Ausgehend vom „Tempel der guten Menschen", hatten wir festgestellt, daß Rousseau es war, der der Empfin dungsseligkeit recht eigentlich erst den belebenden Atem ein gehaucht oder wenigstens strukturbestimmend gewirkt hat. Seine Botschaft entfaltete die Schwingen des empfindsamen Ethos und trieb es zu der Höhe hinan, die in unserm Tal durch die Namen Petrarca und Pythagoras gekennzeichnet war. Doch wie nach der antiken Sage Ikarus im Fluge zum Wagen des Sonnengottes Helios gescheitert ist und seine Vermessenheit, in das Reich der olympischen Götter einzu dringen, dadurch hat büßen müssen, daß die Sonne das Wachs seiner künstlichen Flügel schmolz und er wieder zur Erde stürzte, so geschah's auch hier: der Höhenflug zur Gott ähnlichkeit mißlang... zuviel Erdenschwere als Ballast! Darob zunächst Trauer und Niedergeschlagenheit. Aber dann gleichsam ein impulsives Ausbreiten der Arme gen Himmel in der Erkenntnis: Wenn ich auch nicht im Wagen des Helios zum Himmel fahren kann, bin ich doch in beseligender Gewißheit; denn alles hier auf Erden lebt ja schon durch die Strahlen des Helios ... alles ... und auch ich! Und weil ich durch den strahlensendenden Gott lebe, habe ich ihn in mir! (Schluß folgt.) »Raummangels halber kann die Fortsetzung der oberlausitzer Ge- schichte „Der Schützenkönig" von Richard Blasius erst in der nächsten Nummer erfolgen. Oberlausitzer Urnenfunde aus dem Zeitalter der Reformation und ihre Deutung Mitgeteilt von Rittmeister W. Grimm-Darmstadt (Zimmerische Chronik, herausgegeben v. K-A. Barack, II. Auflage, Freiburg i. B. und Tiibinaen 1882 bet I. C. B. Mohr, Band IV, Seite 138 ff) n Düringen, auch in Oberlausnitz werden noch heutigs tags erdenmendle (Erdenmännlein) gespürt; .... Dergleichen ist in der oberen Lausnitz ein Bühel, der tregt im Maien irde Hessen (irdene Häfen) und andere irdine geschier uf mancherlai form und gestalt. Die sein uf das artlichest utzgedreet und gemacht, als ob sie (ein) rechter Hafner mit böstem fleis het zugerüst. Es sein auch solche geschier von so grober erden gemacht und von sand, das die Hafner, so das sehen, bekennen, das solchs von mentschlicher handt nit gemacht Kind werden: und das noch wunderbarlicher, in jedem geschier find man etwas von eim metal, zu zeiten von gold, silber, erz.plei oder zinn, manichsmal ein münz, zu zeiten was seltzams von eisen- werk oder anderm metall in allerlai maniern, also das in etlichen eisne oder messin schuchringen sein zu finden, guldin, silberin oder von mancherlai metallen gemachte ring, als ob die von handt- Werksleuten oder goldschmiden weren gemacht worden. Das ort, da man solche Hessen und geschier grebt, das ist ein sandichter büchel, und grebt man dieselbigen geschier nur im Maien, dergestalt. Fe mehr die sonn des morgens ufgat, sovil mehr weichen die Hessen oder irdine geschier in den boden, uf vil claffter dies, wie das vil- mals ist erfaren und erkündiget worden. Umb sovil dann die sonne nach mittemtag widerumb zu gnaden weicht, umb sovil rücken sie widerumb herfür, also daz, wie man glaublich sagt, umb miter- nacht oder gleich darnach vor der sonnen ufgang sollichs werk mit den hendeii userm sandtboden mag genommen werden, wiewol, so mans herauß nimpt oder ußgraben muetz, noch so weich ist, das man heftig schonen muß, damit es nit wider zerbrochen oder ver wiest werde, und am lüft werden sie erst hert. Deren vermainten erkundiger natürlicher fachen sein vil, die achten, es seien an dem ort Haidnische verbrente cörper in iren urnis oder andern irdinen geschieren vergraben worden, welches sich doch gar nit reimpt; dann so es die mainung, warumb findt mans allain im Maien? oder warumb weichen oder fliehen die Hessen die sonnen und den tag? oder warumb sein sie anfangs so waich? Es mueß ain andere ursach haben, ein schlechte solutio ists. Got will es also haben, es hat ein andere, verborgne gehaimnus Gottes, dardurch mögen alle argumenta abgelaint werden: dann werwoltdasver- mainen? Aber es steckt ein anders darhünder.War ist es, der will Gates ists, ohn den Kan oder mag nichs zu geen oder vollbracht werden. Aber es hat alles sein ordnung und seine mütel.Die all- mechtigkait Gottes hat manicherlai officia und dienst von engeln, den güeten und bösen, auch von mentschen, durch die Gott wunder- barliche ding würkt, also das solchs mermals wider und über den mentschlichen verstandt. Wer wolt dann anders achten, dann solliche unnatürliche gescheften und würkungen kemmen user zulassung Gottes von den erdenmendlin als unboßhastigen gaistern, deren finis und würkung nur zu gueten zeucht, den mentschen zu nutz, zu dienst und zue sonderem fürschub, und die selbs noch ain hof- nung zur selligkait haben? Aber die mentschen, deren verstandt zuvil erdisch und gegen denen unsterblichen cörpern wissens halb nit zu vergleichen, lassens alles hingeen, der weniger tail Kans in sein verstandt bringen; dann welcher hat noch ihe die münzen der materi und des gepregs halb in der Sachsenburg erkundiget? Kinden die alchimisten das goldt in waser oder andere formen zwingen und ganz maisterlichen widerumb in die ersten form ires gefallens reduciern, was Zweifels wollen wir dann haben, ob nit durch vil subtilere weg die unsterbliche corpora allerlai ungleub- liche ding mögen schaffen und zurichten, das dem gemainen man unmöglich zu sein bedunket? 3m Verlage der „Oberlausitzer Heimat-Zeitung" erschien: Sie MlsteiubMe M sie WEM von MsSM. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Preis —,50 Goldmark.