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Lesefrüchte und Bausteine Der Wander-Heide. Bienenstand „Wilder Mann" in Wiednitz bei Kamenz Der hiesige große Wander-Heide-Bienenstand auf der Station „Wilder Mann" ist auch dieses Jahr wieder mit über 200 Bienen völkern besetzt worden und bietet darum für jeden Bienenzüchter und Naturfreund einen hochinteressanten Anblick. Bis aus der Gegend von Dresden. Coswig, Bischofswerda, Mesa, Bretnig, Ohorn, Oberlichtenau, Pulsnitz, Niedersteina, Elstra, Kamenz usw. sind des Nachts die Wanderimker auf Fuhrwerken, Eisenbahn, Lastautos usw. mit ihren sorgfältig durch große Luftgitter vor dem Ersticken geschützten Bienenvölkern herbeigekommen, um die Honigtracht aus der Erika-Blüte, dem Heidekraut, auszunützen. Da die Heide sehr reich blüht und noch weiteren guten Blüten- ansatz zeigt, so haben die seit etwa 14 Tagen bis drei Wochen hier befindlichen Völker schon sehr gute Erfolge aufzuweisen, da die hiesige Station aus Trachtgründen dieses Jahr nicht so reich- lich wie früher besetzt worden ist. Zur Sicherung gegen Diebstähle usw. hat der Stationsleiter bei Tag und Nacht einen Wachdienst unter Begleitung von Hunden eingerichtet. Gleichzeitig ist hier üppige Tracht aus der zweiten Blüte des Buchweizens, jenes typischen Gewächses auf dem sandigen Heide- boden; in die erste Blüte hatte es nämlich geblitzt, und dadurch soll nach einem alten Volksglauben das Honigen aufhören. Tat- sächlich wurde derselbe von diesem Zeitpunkte ab nur noch wenig von Bienen besucht, und der Körneransatz war nur gering; erst die nachfolgende Blüte holte das Versäumte nach. Aber auch sonst ist der Tisch um diese Jahreszeit für die Bienen noch überreichlich gedeckt; große Flächen weißleuchtenderPreisel- beerblüten wechseln ab mit Heidekrautbeständen, Weißkleeflächen und dem über meterhohen Gestrüpp des traubenförmig blühenden, sogenannten Heideröschens, welches seit Wochen außerordentlich reich honigt. Die Völker, die in der trachtlosen Heimat sich schon für den Winter rüsteten, leben hier nochmals auf, sammeln und bauen bei gutem Welter tüchtig und schwärmen sogar manchmal noch. Der Flug der Millionen von Bienen ist denn von und zu ihrem Stande so gewaltig, daß er Wetterwolken gleicht und auch durch sein weithin hörbares Getöse auf jeden Beschauer einen unvergeßlichen Eindruck macht. Es ist dann lebensgefährlich, in die Flugrichtung ohne Schutzhaube zu treten, und auch die an wesenden Fmker können dieselbe nicht immer entbehren, da die Bienen durch Heide und Buchweizentracht bekanntlich sehr auf geregt und stechlustig sind. Beim Eintritt in den umzäunten Platz sieht man hier nun in langen Reihen aus niedrigen Gestellen Bienenkörbe, in Walzen- und Glockenform aus Stroh, aus der Großväterzeit stammend, und die eigenartigen Lüneburger Stülper und Bogenstülper für Stabilbaubetrieb. Wetter findet man dann bei einem Durchgänge durch die Reihen, was für nicht Stichfeste aber nur mit der Bienen haube versehen anzuraten ist, 1-, 2-, 3- und 4-Etager in Hoch- und Breitwabenform, sowie Warm- und Kaltbau in Stroh und Holz. Überhaupt sind hier wohl alle modernen und übermodernen Beutensysteme vom einfachen 4-Etager bis herauf zum Kuntzsch. Zwilling, dem Hexenstock und dem allerneuesten „Drehum". Schwarmoerhinderer vertreten, darunter auch solche eigenster Er- findung, deren Vor- und Nachteile nur ihrem Konstrukteur be kannt sind, kurzum, ein solches Durcheinander von Systemen bekommt man auf keiner Fachausstellung zu sehen. Zum Tröste für die weniger modernen Züchter sei aber gesagt, daß bei guter Tracht, genügender Volksstärke und befruchteter Weiselrichtigkeit auch eine unmoderne Beute ihren guten Ertrag bringt; Hassent- lich hält die gute Tracht auch weiter an, so daß die Wanderimker aus ihre nichtunbedeutenden Unkosten kommen. 3n der Umgebung befinden sich noch zwei ebenso große Wanderbienenstände, und zwar auf den Stationen „Ziegelscheune" und „Auerhahn"; die dort untergedrachten Bienenvölker stammen ebenfalls aus der Umgebung der vorgenannten Orte. In Uhyst a. d. Spree, Klitten und den angrenzenden Bezirken befinden sich in den Waldungen die Völker der Züchter aus der Oberlausitz, so u.a. aus Belmsdorf, Putzkau, Neukirch, Medewitz, Gaußig, Göda, Bautzen nebst Umgebung usw., in einigen Fällen sind sogar die Völker noch weiter transportiert worden, und zwar in die Kohlfurter Heide und in die Nähe von Muskau. Bei diesen Transporten sind auch infolge der großen Hitze und nicht ganz sorgfältiger Beobachtung der Durchlüstungsregeln starke Völker aus Luftmangel erstickt und der gesamte Wachsbau zusammengebrochen und geschmolzen. Die Bienen waren infolge der von zirka 70—80000 Insassen entwickelten hohen Innen temperatur ganz schwarz und glänzend geworden, sie waren also in ihrem eigenen Fett erstickt und verbrannt. Deshalb ist bei dem späteren Zurücktransportieren der Völker größere Vorsicht an- gebracht, um neuerliche Verluste zu vermeiden. DergewonneneHeidehonig ist von etwas eintönigem Geschmack, dabei aber von ausgezeichnei starkem Geruch und Süße. Er wird meist als Scheibenhonig verwandt, da er sich infolge seiner zähen Konsistenz meist nicht auf der gewöhnlichen, sondern aus Spezial maschinen ausschleudern läßt. Zur Bienenüberwinterung soll er jedoch nicht gerade geeignet sein, da er zu viel Rückstände im Darm hinterläßt und daher mehrere Reinigungsausflüge der Bienen im Winter notwendig sind. Eine Zuckerzufüttcrung be seitigt aber die üblen Erscheinungen. — Benutze man also die gegenwärtige schöne Zeit einmal zu solch einer Wanderung nach den Heidebienenständen der genannten Gegenden, sie bietet auch für den Laien und Naturfreund sicher des Interessanten genug. (Sächs. Erzähler, Bischofswerda, 15. August l924.) — Der Herbstzug der Bügel hat nunmehr eingesetzt, des Jahres Mitte ist überschritten, Feld und Wald werden stiller und leerer. Der Kuckuck zog längst schon nach Süden und die Mauer segler, unsere stolzesten Flieger, sind auch abgezogen. Das Problem des Vogelzuges ist noch nicht endgültig gelöst. Einzelbeobachtungen über Ab- und Durchzug der Vogelscharen, über Raststellen, Ber- halten auf dem Fluge sind sehr wichtig für die Beurteilung der ganzen Frage. Sie anzustellen, ist verhältnismäßig leicht und bietet viel Freude und manch fesselndes Erlebnis. Für Einsen dungen ist die Schiiftleitung jederzeit dankbar. — Eine Höhle mit im Winter grünenden Pflanzen. Line geologisch überaus merkwürdige Höhle befindet sich im Kalk gebiet bei Haadel, Kreis Javer bei Liegnitz. Hier hat ein Lehrer eine Erdspalte festgestellt, die im Winter bei einer Außentempe ratur von etwa 12 Grad Kälte eine Temperatur von 8 -12 Grad Wärme und daher stets grünende Pflanzen aufweist. — Der Ursprung der voikstümlichen Wetterregeln (Bauernregeln). Die frühesten bekannten Zeugnisse für das Vor handensein der Bauernregeln stammen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Die Regeln sind aber viel älter und können als ein uraltes Erb- und Wandergut angesprochen werden. Ihr In halt stammt zu einem großen Teil aus dem Altertum, zum Teil auch ihre Fassung, doch ist diese durch die christliche Kirche stark beeinflußt worden. Ihre systematische Sammlung ist daher sehr notwendig. Die verschiedenartigsten Schlüsse können daraus ge zogen werden. Wer bei der Sammelarbeit mithelfen will, wende sich an Herrn Prof. C. Müller-Löbau. — Neuer Standort der Glockenheide (kirika tetrslix)' Herr F. Roßberg, Neusalza-Spremberg, sandte ein Ästchen der Giockenheide ein, die er in der Nähe seines Wohnortes gefunden hat. Sie kommt hier in wenigen Horsten vor. Die durch das sächsische Pflanzenschutzgesetz geschützte schöne Heideart wächst sonst nur in dem sumpfigen Norden unserer Heimat. Umso interessanter ist ihr Vorkommen im Lausitzer Oberlande. Es stellt eine Paral lele dar mit dem Doppelvorkommen des Sumpfporstcs (Uecium pulustre), der sowohl in den wasserreichen Mooren der Heide als auch auf den äußerst wasserarmen Felsen der Schramm steine gedeiht. — Einsendungen von neuen Pflanzenstandorten nimmt die OHZ. gern entgegen, da sie der Heimatsorschung wichtigen Stoff bieten.