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Wappen des Königs als auch darunter das des Burggrafen angebracht. Es ist gesagt „prangte". Dies kann auf farbige Ausgestaltung hindeuten, ja man kann darunter auch über haupt nur angemalte Wappenbilder verstehen. Doch besitzen wir genug Wappensteine in Deutschland, daß wir hoffen dürfen, auch in Kirschau Ähnliches zu finden. Auf dem Karlstein wie in Kirschau gibt es je ein niederes und ein oberes Tor, man darf also auf eine in damaliger Zeit übliche Burganlage auch bei unserer Burg schließen. Vielleicht ergeben sich, wenn wir nächstens die Pläne böhmischer und sächsischer Burgen mit dem Kirschauer Plane vergleichen können, noch weitere Anhaltspunkte durch die Ähnlichkeit der Gesamtanlage über Bauzeit und Bau einflüsse, sodaß wir die fehlenden Urkunden einigermaßen ersetzen können. Doch müssen wir uns heute mit vorstehen den Analogieschlüssen bescheiden und dem verdienten Bautzner Gelehrten unser» Dank für die wertvollen Beiträge abstatten, die er aus dem Dunkel alter Historienltteratur heroorgrub. (Fortsetzung folgt. Die Grabungen finden weiterhin bei gutem Wetter regelmäßig Dienstag und Sonnabend nachmittag statt. Gäste sind dabet willkommen.) Was uns Familien- und Vornamen erzählen können Lehrer Förster, Neugersdorf jeder von nns erhält beim Antritt seiner Lebens- iWW reise Familienname und Vornamen. Für viele sind diese Namen nur leere Form. Daß sich in ihnen reicher Inhalt verbirgt, ahnen sie nicht. Interesse dafür zu erwecken, ist der Zweck dieses Beitrages. I. Bis vor etwa 1000 Jahren, als Karl der Große lebte, gab es nur die Vornamen. Als aber dann im 10. und 11. Jahrhunderte die Volkszahl zunahm, als Handels beziehungen mit dem Süden sich anbahnten, reichte der Vorname zur Unterscheidung der einzelnen Personen nicht mehr aus. Man mußte zwei Namen neben einander setzen. Der Anfang hierzu war der Zusatz des Vaternamens zum Vornamen. Wir finden diesen Brauch in den deutschen Sagen. Dort wird erzählt vom Helden Hildebrand, Heri- brands Sohn, von Hadubrand, Hildebrands Sohn (Hilde- brandslied), von Siegfried, Siegmunds Sohn (Niebelungen- lied). In Norddeutschland, besonders bei den Friesen, war diese Form der Namengebung noch lange Zeit üblich. Der Sohn des Peter, des Paul, des Jakob hieß Peterson, Paulson, Jakobson. Die Silbe „son" verwandelte sich in „sen". So sind Familiennamen wie Petersen, Johannsen oder Jensen, Nissen, Paulsen, Iakobsen, Mommsen usw. entstanden. (Die Familiennamen unserer deutschen Kolo nisten in der Oberlausitz entstanden jedoch weit später, im XV. Jahrhundert wurden sie gebräuchlich. D. Hgbr.) Durch den Gebrauch der lateinischen Sprache, die im Mittelalter fast ausschließlich als Schriftsprache angewandt wurde, latinisierte man die deutschen Namen, setzte aber den Vaternamen auch weiterhin dazu. Hieß der Sohn Friedrich und der Vater Peter, so schrieb man kreciericrw kilius ?etri oder kurz krecieriecm ?6tri (--- Friedrich, Sohn des Peter). So entstanden die Familiennamen Caspari, Georgi, Jakobi, Martini, Nicolai, Petri, Andreä, Michaelis, Henrici, Leonardi usw. Alle diese Namen waren ursprünglich Vaternamen mit lateinischer Genitivendung. Hierher gehören auch die Familiennamen mit der Endung —s: Bartels, Behrens, Ebers, Sanders, Schmidts oder Schmitz usw. Zuweilen verband man den Vaternamen mit Verkleine rungssilben. Hieß der Vater Heinz oder Bayer oder Bock, so nannte man den Sohn Heinzel, Bayerlein, Böcklin (---- der kleine Heinz, der kleine Bayer, der kleine Bock). Oder man sprach vom jungen Hans -- Iunghans und vom kleinen Schmidt ----- Kleinschmidt. 2. Durch die Verdrängung der Sorben aus dem von ihnen nach der Völkerwanderung besetzten Gebiete (der ganze Osten Deutschlands bis zur Elbe und zur Saale) wurde Siedlungsgebiet frei. Vom Rhein, aus Holland, aus Bayern und Thüringen kamen w igemutige Kolonisten gezogen und gründeten deutsche Dörfer. Die Angehörigen der einzelnen Stämme unterschieden sich in der damaligen Zeit, in der es ja noch keine einheitliche Schriftsprache gab, weit mehr von einander als heute. Es wundert uns daher nicht, wenn man den einzelnen zur Unterscheidung ihren Stammesnamen beilegte. So erklären sich Familiennamen wie Bayer, Böhme oder Böhmer, Döring (aus Thüringen), Flemming (aus Flamland ----- Belgien), Unger (aus Ungarn), Vogt länder, Westphal, Friese, Sachs, Franke, Meißner (aus der Mark Meißen ----- Sachsen) usw. 3. Andere Kolonisten benannte man nach dem Orte, wo hin sie ihr Bauerngut gebaut hatten. Da gibt es einen Berg mann, Grundmann, Teichmann, Felsmann, Bachmann, Ackermann, Dallmann (--- Talmann), Buchmann, Busch mann: einen Thalacker, Schönfelder, Schönberner, Wiede- muth (wohnte aus demPfarrlehn), Tannert, Bach, Ambach, Baumgart, Zumbusch, Auffenberg (--- auf dem Berg) usw. 4. Sehr viele wurden nach ihrem Berufe benannt: Bauer oder Baumann, Bäcker oder Becker oder Beck, Bretschneider, Büttner ---- Böttcher, Fährmann, Färber, Fischer, Fiedler --- Geiger, Fleischer, Förster, Fuhrmann, Gärtner, Gerber, Glaser, Grüttner---Grützemüller, Hofmann oder Hoffmann ---Besitzer eines Bauernhofes, Holzhauer, Jäger, Kaufmann, Koch, Köhler, Krüger --- Besitzer eines Kruges, d. h. eines Gasthauses, Lehmann -- Lehnsmann, d. h. Pächter eines Bauerngutes, LöfflerLöffelschmied, Maier oder Meier--- Gutsverwalter, Melzer --- Bierbrauer, Müller (dasselbe be deuten auch Möller, Miller, Milner, Mölner, Mühlmann), Rößler --- Pferdehändler, Richter, Sänger oder Singer, Salzer--Salzhändler,Schäser, Schlosser, Schneider,Schmidt --- Schmied, Hammerschmidt, Kupferschmidt, Messerschmidt, Schnitter, Schwegler (Schwege!--Flöte, also Flötenspieler), Schuster (dasselbe bedeuten Schubert,Schumann,Schuchardt), Stübner ---- Badestubenbesitzer, Schindler---Schindelmacher, Seiler, Töpfer, Wagner --- Wagenbauer, Weber, Ziegler ----- Ziegelmacher, Zimmermann, Zöllner---Zolleinnehmer u.v.a. In bunter Reihe ziehen die einzelnen Berufe vorüber, ein getreues Spiegelbild des gewerblichen Lebens im Mittelalter. Als die neueren Berufe entstanden, war jedoch die Namens gebung abgeschlossen. Familiennamen wie Offizier, Zahn arzt, Optiker, Direktor, Professor, Postmeister, Techniker gibt es daher nicht. 5. Andere Familiennamen sind aus Beinamen für be sondere körperliche oder geistige Eigenschaften entstanden. Die deutsche und besonders die sächsische Geschichte liefert uns dazu Beweise in den Beinamen der Fürsten: Albrecht der Stolze, Heinrich der Erlauchte, Friedrich der Strenge, Friedrich der Weise, Georg der Bärtige, August der Starke, Karl der Große, Karl der Kahle usw. So entstanden auch die folgenden Familiennamen aus Beinamen: Schwarz,