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hinterher und trieb von neuem an mit den Worten: „Ond du gihst nei fideln!" Bon dieser Fidelei und der öfters wiederholten Anregung dazu durch obige Worte hat der Quell seinen Namen erhalten. So erzählte mir vor kurzem ein über 70 Jahre alter Jonsdorfer, und dem hats seine Großmutter erzählt, als er noch ein Knabe war und dem Harfenspiel und der Fidelei an der Fidelgosse lauschte. — „Fidelgosse — Fidelgoasse"! Beide, Stammwort und Umwandlung, lassen uns hineinschauen in ein gut Stück Familien- und Ortsgeschichte, in ein Stück heimatlichen Lebens, das uns einerseits zeigt, wie Familien in ihrem Sehnen nach Freude und Glück die Mühen und Sorgen des Alltags sich verschönen und überwinden durch Pflege edler Volkskunst und Streben nach geistiger Vervollkommnung — andrerseits, wie ein Ort durch Tüchtigkeit und Tatkraft einzelner Männer mit einem energischen Ruck in seinem Wirtschaftsleben, in seiner ganzen örtlichen Kultur eine Stufe höher gehoben wird. Außerdem entsteigt ihnen ein Hauch heimatlichen Bolksgeistes: Freude an gesundem Humor und Liebe zur schönen Natur der Heimat. Geologische Naturdenkmäler in der Oberlausitz Bon Hans Naumann — Teichnitz bei Bautzen lil. Gletscherschliffe bei Großschweidnitz ähnliches Denkmal aus der diluvialen Eiszeit, wie wir es zuletzt') bei Demitz bei Bischofswerda kennen lernten, findet sich bei Großschweidnitz südwestlich von Löbau. Auch hier haben die aus dem Norden vor- rückenden Eismassen ihre Spuren in Form von Rund höckern mit Schlisflächen und deutlichen Gletscherschrammen hinterlassen. Im Frühjahre 1890 wurde auf dem Grundstücke des Guts besitzers Hentschke in Großschweidnitz am östlichen Hang des Schweidnitztales (Litte-Tal) der hier anstehende Granitit in einer Ausdehnung von etwa 12 Quadratmetern vom Deckdiluvium besreit, um dann abgebaut zu werden. Die dabei zuerst bloß gelegte Fläche erkannte der Landesgeologe Hazard") als die Stoß-(Luv-)Seite eines in diluvialen Ablagerungen (Geschiebe lehm und Lößlehm) steckenden Rundhöckers. Sie zeigte Spiegel glätte und ein wundervoll ausgebildetes Schlammensystem. Sämtliche Schrammen, die feineren Ritzlinien und die bis zu handbreiten Furchen verlaufen in einer Länge von 2,5 bis 3 m vollkommen parallel zu einander in Richtung bi 35° O nach 8 35° IV. Dagegen ist die Leeseite des Rundhöckers nahezu un verändert. Die Schliffläche liegt nur etwa 3 Meter über der Talsohle. Das Tal muß also schon vor Eintritt der Eiszeit bestanden haben. Demnach hat der Eisstrom die sich nach Süden verengernde Tal wanne keilsörmig ausgefüllt und ist dann wieder aufwärts ge schoben worden, wie sich aus den diluvialen Ablagerungen nach Dürrhennersdorf und Kottmarsdorfzu ergibt?) Man sieht daraus, welchen ungeheuren Druck die Eismassen hier in ihrem südlichen Randgebiete noch gehabt haben. Außerdem beweisen die in teil weise ganz verschiedenen Richtungen verlaufenden Gletscher schrammen im ganzen südlichen Randgebiete der nordischen Ver- eisung (Schrammen in Gegend um Leipzig, Oschatz, Lüttichau, Demitz, Kleinbautzen, Lauer i. Schl, usw.), daß die Mächtigkeit des Eisstromes hier bedeutend geringer gewesen sein muß als im Norden, denn sonst hätten ihn die Felsbuckel des Untergrundes nicht in so verschiedene Richtungen zwingen können. Der drohenden Vernichtung wurde der Großschweidnitzer Rund höcker nur dadurch entzogen, daß bei der ersten Sprengung herum fliegende Gesteinsstücke die Dächer benachbarter Häuser durch schlagen hatten, worauf weitere Sprengungen unterbleiben mußten?)^ Kurz darauf pachtete dann der Humboldtverein Löbau in richtiger Erkenntnis des wichtigen Fundes den Felsen auf zu nächst 30 Jahre, um ihn der Nachwelt unverändert zu erhalten. Die Oberfläche wurde noch weiter vom Deckdiluvium befreit, ein Weg angelegt und mit einem jetzt aber verschwundenen Weg weiser „Zum Glejscherschliff" versehen?) Leider sind aber mit der Zeit die Gletscherschrammen unter dem zerstörenden Einfluß der Atmosphärilien so stark verwittert, daß der Verein im Jahre 1906 das Pachtverhältnis wieder löste?) Gegenwärtig sind nur noch die größeren Schrammen deutlich als solche zu erkennen, und auch diese, schon stark mit Moosen und Flechten überwachsen, werden, wenn nicht noch etwas ge schieht, mit der Zeit verschwinden. Eine Abbildung der Schliffläche hat der derzeitige Lehrer in Großschweidnitz, Herr Martin Wadewitz,hergestellt und 1919 veröffentlicht?) Leider zeigt aber die Aufnahme infolge ungünsti ger Belichtung die Schrammen nur ganz verschwommen. Doch hat der Genannte noch eine zweite Aufnahme hergestellt, auf der man die Schrammen deutlich erkennen kann. Vielleicht ist es möglich, einen Abzug dieser zweiten Aufnahme in unserem Ober lausitzer Heimatmuseum, in den Sammlungen der Bautzener Isis aufzubewahren. Dan» Hütten wir wenigstens eine gute Abbildung dieser seltenen Natururkunde, wenn die Verwitterungstätigkeit einmal ihr Zerstörungswerk an ihr vollendet haben wird. Der Besuch des sehr versteckt im Ufergebüsch liegenden Rund höckers ist für den Ortsunkundigen sehr schwierig. Wer nicht im Besitze der Sektion Löbau—Neusalza der Geologischen Spezial karte von Sachsen ist (auf dieser ist der Rundhöcker durch einen blauen Pfeil in der Richtung der Schrammen kenntlich gemacht), geht am besten zur Schule und wird dort gern Auskunft erhalten. An der Nordfeite der Felsfläche sind noch Reste einer weißen Farbmarke zu sehen, von der aus man die Schrammen bet günstiger Beleuchtung (Heller Sonnenschein am zeitigen Vor mittag oder späten Nachmittag) am besten beobachten kann. ') Oberl. Heimatzeitung Bd. 5 1824 S. 105. Hazard, I., Glazialschliffe südwestlich von Löbau in der sächsischen Lausitz. Neues Iahrb. f. Min. usw. 1891 Bd. 1 S. 213 bis 214. — Sektion Löbau—Neusalza der geol. Spez.-Karte von Sachsen. Leipzig 1894. Erläuterungen S. 33. °) Weise, A, Die Diluvialgebilde der Südlausitz. Festschrift Humboldt. Verein Ebersbach. Ebersbach 1911 (8.15—21). S. 21. r) B. (O. Beyer), Der Gletscherschliff von Großschweidnitz. Sächs. Postillon Löbau Nr. 97 vom 29. April 1891. Beyer, O., Einiges aus der Geschichte der Erde und ein Denkstein uralter Zeit in der Lausitz. Gebirgsfreund Bd. 3, 1891, S. 73-75 und 87-90. °) Sitz.-Ber. und Abh. naturwiss. Ges. Isis Dresden, 1891, S. 25. ') Coniventz, H, Zur Geschichte des Naturschutzes in Sachsen. Sonntag-Beil. z. Dresdner Anzeiger Nr. 38 vom 21. Sept. 1913. °) Schöne, O-, Naturdenkmäler der Heimat. Der Gletscher schliff in Großschweidnitz. Görlitzer Illustrierte (Oberlaus. Heimat blätter), wöchentl. Bildbeil. d. Görlitzer Nachrichten Nr. 16 vom 27. April 1919. M MMmg WWr SWMllek Tagung in Zittau und Reichenau am 9. und 10. August Tagesordnung: S. August: >/-4 Uhr nachmittags Besuch der Aufführung des Wald theaters Oybin, darnach Rückfahrt nach Zittau. 8 Uhr abends Bunter Abend im Saale des Sächsischen Hofes. 1V. August: 9 Uhr vormittags geschäftliche Sitzung. 10 Uhr vormittags Rundgang durch Zittau. (Führung: Bruno Reichard.) 1,45 Uhr Abfahrt ab Hauptbahnhof (ab Haltestelle 1,51 Uhr) nach Reichenau. 3,30 Uhr Ur-Ausführung im Thalia-Waldtheater Reichenau: „An der Grenze", Dialektstück in sächsisch, böhmischem Dialekt von Wilh. Friedrich- Reichenau, aufgesührt von der Spielvereinigung Thalia-Reichenau unter der Spielleitung von Julius Palme. 7 Uhr Heimfahrt.