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MW Druc? u.Verlü^.Alwin Marx (Inst. Otto Marx) Süülausi^e^ Nacstl i'ckiten, ReiÄzenau)Sa. Geschichte, ^Ku nfs Litenotup' Unber-ecntiy^er' N<rci)Sruc^ ^^o^nbo^en Blätter füp ^?elmaikunöe ScHristleitung unö Geschäftsstelle >n Reichenau,Sa. Fernsprecher Nr. 21A Mitteilungsblatt der Gejelljchoft für Anthropologie und Argejchichts der Dbsrlausitz-Vaußen, der Landssanstatt für Hsimatsorjchung im Mark grcijtum Vberlausih <Bautzsn, Stisbsrstrasss 36), des Vereins für Hsimatsorschung ;u Crostau, Kirschau und Schirgiswalde. Hauptjchristleitung, sowie für Geschichte, Vorgeschichte, Volkskunde, Sagen und Aberglauben Dr. Frsnzsl, Bautzen, Etieberstrasse 36; für Naturwissenschaften Dr. Hsinke, Zittau, Komturstraste 5; für Kunstgeschichte und Kunstgewerbs Dr. Reinhard Müller, Zittau, Stadtmujeum, Klostergajje 1. Manuskripten ist Rückporto beizusügen, da sonst ein Anspruch aus Rücksendung nicht besteht. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Girokajje Reichenau Nr. 16. Privat- und Commerzbank A.-G., Zweigstelle Reichenau, Sa. Gewerbsbank Reichenau, Sa. Nr. 12 Sonntag, 27. ^!uli (Heuert) 1924 5. Jahrgang Volkstümliche ßs Sprachspiele der Oberlausitzer Kinder Pros. Dr. Curt Milllcr-Löbau der Mensch von Beginn seines Lebens an die in ihm schlummernden Kräfte regt, sei es nun scheinbar willkürlich und zwecklos im Spiel, sei dies absichtlich und zweckbewußt in der Arbeit, ist eine grundlegende Tatsache, denn Leben und Krüsteregen sind schließlich eins. So benutzt der Mensch auch vom ersten Schrei des Säuglings in der Wiege an seine Werkzeuge zur Hervorbringung von Lauten in ausgiebigster Weise, und zwar nicht nur, um seine Gefühle und Wünsche kundzugeben, nein, gerade am Kinde beobachten wir, wie die Lautbildun gen, die Sprachäußerungen nicht nur als Ausdruck und zweckdienliches Berständigungsmittel benutzt werden, son dern die Sprechvorgänge selbst und deren Wirkungen, die Lautgebilde, Silben, Wörter, Sätze, werden vom kindlichen Menschen spielend, ohne den Zweck der Kundgebung und Verständigung, verwendet, weil sie an sich dem Menschen Lustgefühle erwecken. Diese naive Freude an Kraftäuße rungen der Sprechwerkzeuge zeigt sich schon in den ersten Lebensjahren im Lallen der kleinen Kinder, in den endlosen Wiederholungen einzelner halb singend hervorgebrachten Silben oder Silbengruppen. Diese Lust an Sprachspiclen offenbart sich in mancherlei Erscheinungen des Kinderlebens, viele unsrer Kinderreime, Kinderspiele und Kinderbräuche hängen eng mit dieser ursprünglichen Freude an eigenartigen Klängen und Lauten, Worten und Sätzen zusammen. Kind liche Sprachspiele aller Art sind unter der Kinderwelt aller Völker und auch zu allen Zeiten zu beobachten gewesen, sie gehören zu dem urmenschlichen Bestand an Sprachüberliefe rungen. Wie weit auch der Bestand an volkstümlichen Über lieferungen unserer Heimat daran beteiligt ist, will ich zeigen. Da hat zunächst die Kinderwelt Freude an den beiden uralten Mitteln sprachlichen Ausdrucks, die man neben dem Rhythmus als die Urelemente der Dichtung ansehen kann denStabreim (Alliteration) und den Endreim, den Gleichklang der Anlaute und den der Endsilben zweier rhythmischen Einheiten, zweier Berszeilen. Der uralte Stab reim, von vielen als die ursprüngliche Form der gehobenen Sprache angesehen, kommt ebenso in vielen volkstümlichen Stabreimformeln, wie Mann und Maus, Kind und Kegel u. a., vor, wie er in zahlreichen beliebten Scherzsätzen der Kinderwelt erscheint, die man auch als eine Art Zungen übungen benutzt. Von der größeren jungen Welt werden diese alliterierenden Sätze, auch sch wer aussprechbare Sprach- proben, beim Pfänderspiel am Lichtenabend, in der Rocken stube benutzt. Gern läßt man diese Sätze recht schnell sprechen, wodurch sich natürlich oft ein lustiges Versprechen ergibt. Als Oberlausitzer Beispiele seien die folgenden angeführt, womit natürlich nicht gesagt ist, daß sie nicht auch ander wärts in ähnlicher Form Vorkommen: Brauchbare Brauburschen brauen brausendes Braunbier (Bautzen). Bet Penkers Büschel bauen Penkers Bengel Bänke (Großhennersdorf). Sagen Sie mal, Meister Bllrschtenbinder, sollen die Bürschten mit den schwarzen Borschten wirklich besser bürsten, wie die Bürschten mit den weißen Borschten bürsten (Friedersdorf bei Pulsnitz). Pruckelt bäckt Bäckbäckenbrut, Bäckbäckenbrut bäckt Pruckelt (Hainewalde). Der Maurer Bäckl trägt auf sein'n Buckl en Pickt un e Packl, hinten noch geht der Bummler Böckl mit sein'm Hund Bockl. Plötzlich packt dem Böckl sei Bockl sei Backl und reißt's samt'n Pickt vom Buckl (Friedersdorf bei Pulsnitz). Hör, du Bub, sag deinem Bub'n, daß dei Bub mein'm Bub'n keen Bub'n mehr heeßt, denn met Bub leid's nich von dein'm Bub'n, daß dei Bub mein'n Bub'n ein' Bub'n mehr heeßt (Herwtgsdorf b. Zittau). Der dürre Ditterch trug den dicken Ditterch durchs dreck'ge Dittelsdurf durch, da dankte der dicke Ditterch dem dürren Ditterch, daß der dürre Ditterch den dicken Ditterch durch's dreck'ge Dittelsdurf durchtrug (Dittersbach a. d. E.). Franz