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schon von der Oberförsterei erwogen, ob nicht noch in diesem Sommer die Gegend um den Großsee in weitem Umkreis gefällt werden wird. Früher bekämpfte man die Forleule erfolgreich durch Schweineeintrieb in den Wald zu Anfang des Winters, um die unter Moos, Streu oder in der Erde ohne Gespinst ruhenden Raupen und Puppen der Kieferneule vertilgen zu lassen.— Nach der Nonne nun die Eule! Und wer trägt die Schuld ? So weit man von Schuld sprechen kann, sind wir selbst die Übeltäter. Seit einem Menschenalter hat die „rationelle" Forstwirschast große Flächen mit Kiefern- oder Fichtenbeständen bepflanzt, „Fichten- Holzfabriken" nannte der Forstmeister Bluhm-Bautzen schon vor dem Kriege unsre Waldungen. Durch diese einseitige Flora werden alle die Feinde der Raupen zum Auswandern bestimmt, die Buschholz und Mischwald lieben: Unsere Waldvögel. Soll unser Wald ebenso zu einem „Kulturwalde" werden, wie unsere Ge- filde schon „Kultursteppen" sind? Soll auch die Natur „verindu- strialifiert", verschandelt werden? Sie wehrt sich dagegen, das sehen wir jetzt mit Grausen. Unsere Forstverwaltungen aber sorgen nun dafür, daß unsere Enkel wenigstens wieder im „deutschen Wald" werden wandeln können. Aber der Schaden ist gegen wärtig sehr groß, wir lesen folgende Meldung in der „Nwder- schlesischen Zeitung"-Görlitz von 25. Juni: Zibelle. Vernichteter Wald. Die herzoglich Saganer Heide ist durch den Raupenfraß stark gefährdet. An einer reichlich einen Meter hohen Kiefer wurden annähernd 150 Raupen gezählt, hauptsächlich Eulenraupen und nur wenige Nonnenraupen dar unter. Das ergibt für einen großen Baum mehrere tausend Raupen. Der sonst so grüne Maiwuchs zeigt einen rötlichen Schimmer, und im Revier Stchdichsür ist man dazu übcrgegangen, die bereits verdorrten Waldbestände zu schlagen. 60 Mann arbeiten hier täg lich. Auch Revier Nossendorf und Petersdorf sind stark mit genommen, und es erhebt sich die bange Frage, woher unsere Gegend in künftigen Jahren ihren Holzbedarf decken soll, wenn die Reviere weiter vernichtet werden. Zwar mehren sich jetzt die Feinde der Raupen. Tausende von Laufkäfern hasten mit ihren goldenen Panzerröckchen durchs Gebüsch, schießen pfeilscknell auf die Raupe zu und töten sie durch den Biß ihrer Zangen. Auch die Iungstare lassen sich in großen Scharen schon am zeitigen Nachmittage in den Wäldern nieder und nähren sich von den un behaarten Raupen. (Es ist auffällig, wie eifrig der Star in diesem Jahre für Nachzucht sorgte, infolge des reichlich gedeckten Tisches.) Aber all diese Naturmaßnahmen werden in diesem Jahre das Unheil nicht mehr aufhalten können, sondern höchstens verhindern, daß der Schaden nächstes Jahr noch weiter um sich greift. Weitere Trauerposten bringen die Zeitungen aus allen Rich- tungen unserer Nachbarschaft, sowohl der Gräflich Schulenburgsche Forst bei Lieberose, als auch der Sorauer Wald, die Gegend von Landsberg, Glogau, die Görlitzer Heide und die Waldungen bei Bunzlau sind in Gefahr, vernichtet zu werden. Kahlfraß ist an vielen Stellen schon eingetreten. Bemerkenswert ist, daß man be obachtet haben will, daß die Ungezieserplage dort weniger stark auftritt, wo eine regelmäßige Streunutzung dem Walde den Brut boden seiner Schädlinge entzieht. Weiterhin weist die „Dresdner Bolkszeitung"auf eine riesige Nonnengefahr hin, die der Dresdner Heide droht. Sie schreibt: „Vorigen Sommer teilte die Forst verwaltung mit, die Nonnengefahr sei gebannt dank der Rührig keit der Helfer. Das war leider eine Täuschung. Vielmehr droht dieses Fahr ein Nonnenfraß wie nie zuvor. Unbegreiflicherweise schweigt dazu die Öffentlichkeit. Und die amtlichen Stellen rufen die Bevölkerung nicht zu Hilfe auf. In der Nähe des sogenannten Dachsberges zwischen Langebrück, Radeberg und Ullersdorf waren am Sonntag an den Stämmen solche Masten von Raupen, daß sie mit sitzenden Bienenschwärmen verglichen werden konnten. 3m Walde rieselt der Kot der Tiere wie feiner Regen. Unzählige Bäume stehen schon braun und kahl, besonders auch das Jung holz, das der bis zu einem gewissen Grade schützenden Leimringe entbehrt. Auf dem ganzen Gebiete zwischen Weißig und Lange- brück wurde starker Nonnensraß beobachtet. In den anderen Waldteilen wird es wohl nicht besser sein. Die verseuchten Wald- stellen müssen zu einer furchtbaren Brutstätte des Unheils für die ganze Heide werden. Die nächsten Jahre werden es mit grau samer Deutlichkeit beweisen. — Sehr traurig sieht es weiterhin in den Bautzener Bergen aus, die Hänge des Bieleboh und des Drohmberges färben sich rotbraun. Auf dem Mönchswalder Berge haben die Nonnenraupen selbst die Obstbäume am Äägerhause völlig kahl gefressen. Doch will man beobachten, daß unter den Raupen die „Wipfelkrankheil" bereits ausbricht. Zu Tausenden verenden sie auf den höchsten Baumspitzen. Doch ist d'es nur ein schwacher Trost, denn die „Krankheit" ist ein Zeichen, daß alles Erreichbare kahl gefressen ist. Weiterhin kommt noch hinzu, daß unsere Eichen in größter Gefahr sind, ebenfalls entlaubt zu werden: Der Eichenwickler, ein blaßgrüner Kleinschmetterling, umschwärmt jetzt die Eichbäume in dichten Wolken. Bei Bautzen, Radibor, Großpostwitz wurde der Schädling beobachtet. Wir fordern alle Freunde der Heimat auf, mit allen Kräften dahin z r wirken, daß die Regierungen der Länder der Gefahr einer ausgebreiteten Waldnernichtung sofort mit allen verfügbaren Mitteln entgezentreten Riesiger Grasstand bei Lübbenau. Seit vielen Jahren ist e>n so reicher Ertrag der Wiesen nicht wahrgenommen worden, wie Heuer. Das Gras ist außerordentlich dicht und dabei so hoch gewachsen, daß cs über den Mäher emporreicht und dieser auf vielen Wiesen bei seiner Arbeit garnicht zu sehen ist. Selbst sonst weniger fruchtbare Wiesen bieten in diesem Jahre dasselbe Bild üppigsten Reichtums. Die Sense vermag kaum durch die Halme zu dringen, sodaß der Schnitter besonders schwere Arbeit leisten muß. Zur Niederlegung des Graswuchses aus einer Wiese, die sonst von drei Männern bewältigt wurde, gehören in diesem Jahre sechs. Doch wird die schwere Arbeit gern ausgeführt, ver heißt sie doch reichen Segen. Möchte sich jetzt nur günstiges Wetter zur Bergung des köstlichen Gutes einstellen! Dasselbe würde zur Hebung der Viehzucht nichi wenig beitragen. Der am 23. Juni niedergegangene anhaltende Regen war für die dürre Flur von großem Nutzen. — Diese Nachricht aus dem Kottbuser Anzeiger vom 25. Juni zeigt deutlich, zu welch üppigem Pflanzenwuchs unser Land bei geeigneter Klimalage fähig ist. Ähnlich diesen Wiesen mögen die Naturwiesen zur Zeit der Karolinger und Sachsenkaiser bei uns ausgesehen haben, denn damals halten wir ein Klima, das außerordentlich feucht war und allmählich in ein wärmeres überging. Lauban. Rübezahls Becken. Den wenigsten Lausitzern wird cs bekannt sein, daß sich in der Nähe der Burschen-Holz- schneide in Wünschendorf, in unmittelbarer Nähe der nach dem Nonnenbusch führenden Birkenallee ein umfangreicher Konglome ratblock mit einer waschschüsselähnlichen Vertiefung befindet, für die der Bolksmund den vorstehend erwähnten Namen geprägt hat. Ihre Entstehung verdankt sie wahrscheinlich der Verwitterung, die die gesteinsweichen Teile im Innern des Blockes angegriffen und ausgewaschen hat. Ähnliche Gesteinsbecken befinden sich auf dem Steinberge in der Nähe des Lindaer Spitzberges. Auch sie sind als Berwitterungserscheiniingen anzusprecken. Oder handelt es sich bei harten Basaltbecken um vorzeitliche Gletschertöpfe?—Uber derartige, vom Volksmunde meist „Opferbecken" genannte Ver tiefungen werde ich nächstens den Lesern berichten. Hier sei nur bemerkt, daß trotz allerpeinlichster Kritik es heute sehr wohl mög- lich erscheint, daßeinzelne dieser Becken künstliche sind und daß eine aste Bevölkerung der Oberlausitz sie zu Feuersignalen, wenn auch nicht zu Opferfeiiern benutzte. Eine botanische Seltenheit. (Btzn. Tgbl. 24. Juni). Einen meiner Ansicht nach wertvollen Fund machte ich am 16. Juni 1924. Nördlich von Kamenz an der Bahn nach Hohenbocka liegt der kleine Ort Hausdorf. Wenn man von Hausdorf nach dem jüd- westlich gelegenen Cunnersdorf geht, kommt man bei der Höhe 152,4 an dem „Großen Mllhlteich" vorbei. Von der Landstraße bis zum Teichuser ist ein etwa 100 Meter breiter Streifen Land, der an der Landstraße mit Kiefern bepflanzt ist, dann in Kahlfchlag und Ncubcpflanzung übergeht und zuletzt im Teichufer endet. Ich fand nun an dieser Stelle etwa 500 Exemplare vollständig aus gewachsener und in vollster Blüte stehender Fingerhüte, etwa ein