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188 Hberlaufltzer Heimatzöliung Heimatstadt ehrte ihn, indem sie eine Straße nach ihm benannte und eine Erinnerungstafel an seinem Geburtshause anbringen ließ. — Landsleute von Kretschmer sind 3 oh. Franz Gottlieb Gareis, 1781—1859, ein Bruder des Malers Franz Gareis, der als königlicher Kammermusiker in Berlin gestorben ist, und Arwed Hugo Coßmann, 1825—75, der 22 Jahre als Kan tor an St. Nicolai in Chemnitz wirkte. — In Hirschfelde wurde 1818 geboren G. Böttger, der nach dem Besuch des Zittauer Gymnasiums in Leipzig Theologie studierte, dann zur Musik überging und Mendelssohns Schüler wurde. Nachdem er von 1843—46 Lehrer an der höheren Bürgerschule in Zittau gewesen war, übernahm er das Kantorat an der Kreuzkirche in Lauban, das er bis zu seinem Tode im Jahre 1891 verwaltet hat. Er genoß einen guten Rus als Dirigent und Komponist. — Aus dem nahen Rohnau stammt Julius Gatter, geboren 1881, der nach dem Besuch des Löbauer Seminars und des Leipziger Konservatoriums als Kantor in Falkenstein im Vogtlande wirkte. 1908 erhielt er die Berufung an das Lehrerseminar zu Plauen i. B. — An dieser Stelle dürfen wir auch die übrigen musikalischen Reichenauer (außer Schicht) nicht zu erwähnen vergessen: Gustav Adolf Thomas, geboren 1842. Nachdem er in Leipzig Musik studiert hatte, nahm er die Organistenstelle an der Petrikirche in Sankt Petersburg an, und obwohl er in der Blüte der Jugend mir 28 Jahren gestorben ist, hat er sich doch durch die Bearbeitung von Bachs „Kunst der Fuge" und Händelscher Orchesterkonzerte für die Orgel, sowie als Komponist von tüchtigen Orgelsachen einen geachteten Namen erivorben. Ein musikalisches Kleeblatt stellen die drei Brüder Rösler: Karl Adam, 1764—1826, Ben jamin Gottlieb, 1769—1833 und Traugott Daniel, 1789—1847, dar, über die Engelmann in den Zittauer Geschichtsblättern (1914, Nr. 151) aussührlicher berichtet. Der bedeutendste dieser drei scheint der mittlere gewesen zu sein, der zuletzt in Zittau lebte; im „Neuen Lausitziichen Magazin" Band 19 wird er als „ein nicht unbekannter Quartetten-, Lieder- und Klavierkomponist" erwähnt, und Eitner (Quellen-Lexikon) nennt 12 Lieder, die bei Breitkopf in Leipzig gedruckt waren. — Als GeburtsortIohann Gottlieb Böhmers, 1782—1843, wird in den verschiedenen Quellen teils Reichenau, teils die Kolonie Scharre angegeben. Nach dem Besuch des Zittauer Gymnasiums studierte er in Leip zig Theologie und war eine Zeitlang Lehrer an der dortigen Frei schule. 1807 kam er als Kantor und Musikdirektor nach Lauban, wo er 1843 gestorben ist. Er war ein fruchtbarer Kirchenkomponist. — Als Reichenauer sind endlich noch zu nennen RobertEdmund Spänich, geboren 1853, seit 1878 Organist und seit 1897 Kan tor in Naunhof, EphorieGrimma, und Ernst Robert Handtke, geboren 1867, Seminarmusiklehrer in Pirna. — Weigsdorf ist die Heimat des Instrumentenbauers IohannFriedrichTreu- bluth, geb. 1739, eines Schülers von Tamitius in Zittau, der später Hof-Orgel- und Instrumentenmacher in Dresden war und im Ruse eines sehr geschickten Künstlers stand, und des Löbauer Kantors ErnstIuliusLorenz, 1840—96. Aus Seitendorf stammen Franz Brendler, geb. 1768, Kammcrmusikus in Stockholm, und Joseph Klaus, 1775—1834,der zwar in Prag Philosophie studierte, aber nach des Vaters Tode dessen Eisen handlung übernehmen mußte. Er war ein tüchtiger Dilettant, der u.a. bei der Ausführung der ,Mi88u 8oi6mni8" von Beethoven in Warnsdorf im Jahre 1830 als Organist mitwirkte. — 3n Wittgendorf ist 1851 der Dresdner Kontrabassist Friedrich WilyelmKöchel geboren. Als Geburtsort des Organisten an der LeipzigerThomaskirche.KarlFriedr. August Geißler, 1804—69, geben die Zittauer Geschichtsblätter Dornhennersdors an, während Vollhardt Markersdorf bei Zittau nennt. Dem Boll- hardtschen Werke entnehmen wir auch die beiden letzten Namen: Johann Gottfried Stöcker, geb. 1813 zu Schlegel, 1837— 46 Organistin Döbeln und Gottlieb Benjamin Reichel aus Hennersdorf bei Zittau, der von 1793—1801 Rektor und Kantor in Geising im Erzgebirge war. — (Die Musiker aus dem übrigen Teil der sächsischen OL. folgen später.) -Ar. 11 Sammlung des Lausitzer Wortschatzes letzte Jahrzehnt mit seinen gewaltigen politischen Ereignissen und Umwälzungen hat mächtig auch in den LWM Bestand unserer volkttiimlichen heimatlichen Überliefe- rungen eingegriffen. Infolge der starken Verschiebungen ÄÄW« und Bewegungen innerhalb unseres Bolkskörpers durch den Krieg, Revolution und Wirlschaftsumstellung hat sich das Gefüge unseres Lausitzer Stammes ebenso verändert wie das der andern deutschen Stämme, und vor allem sind infolge jener ge nannten Geschehnisse und Vorgänge neben den lebenskräftigsten jungen Bestandteilen unserer Bevölkerung recht viele Alte vor zeitig dahingegangen und den Nöten derZeit zum Opfer gefallen. Sie waren aber gerade die stärksten Träger volkstümlicher Über lieferung in Sitte und Brauch, Volksglaube und Volksdichtung, Mundart und volkstümlicher Ausdruckswelse. Mit den Alten sind viele volkstümliche Erinnerungen und Überlieferungen ins Grab gesunken. Es ist höchste Zeit für die wissenschaftliche Erfor schung unseres Stammes-und Volkstums, unsere volkstümlichen Überlieferungen in Mundart und Volksdichtung, Sitte, Brauch und Volksglauben zu sammeln und zu sichten, und dann wird es Aufgabe unserer Heimatdichtung und des Heimatschußes sein, das Beste und Lebensfähigste zu pflegen und zu erhalten. Schon seit saft dreißig Jahren bin ich den Öberlausitzer Bolksüberliefe- rungen nachgegangen und habe einen großen Schatz dieses Volks gutes eingeheimst. Nun will ich an die möglichst umfassende Sammlung des Oberlausitzer Wortschatzes gehen. Dazu brauche ich aber die tätige Teilnahme und opferwillige Mitarbeit möglichst vieler, die mitten in unserem Volke stehen. Daher bitte ich auch an dieser Stelle alle Leser dieser Zeitung, mir zu folgenden Punkten und Fragen möglichst alles mitzuteilen, was sie kennen und bei uns beobachtet haben. Die Angabe des Ortes der Überlieferung ist aber unbedingt nölig, die Schreibweise der Mundart sei mög lichst genau, aber ohne viele besondere Zeichen (z. B. Oobd — Abend: Dittersbach a. d. Eig.; Knaicht — Knecht: Seifhenners dorf; su a Albzoil —so ein dummer Mensch: Steinigtwolmsdorf, Neukirch; Schalk —Dieb, de Schälke sei dogewaast —Diebe sind eingebrochen: Eibau noch 1896; aock — doch, satt'ch aock — seht doch: Eibau, Ebersbach; Heet —Haupt: Löbauer Gegend). Viele Ausdrücke und Wendungen sind leider unserer teilweise fast tra ditionslos ausgewachsenen Jugend ganz unbekannt, daher muß man sich vorwiegend an die Alten wenden, um den älteren Bestand festzustellen. Bei diesen vor einigen Jahrzehnten noch bekannten Wörtern und Redensarten ist es gut, auch die Zeit anzugeben, in der die Überlieferung noch lebendig war. Das Porto und die Auslagen für das Papier der Einsendungen werde ich natürlich gern ersetzen. Welche Ausdrücke und Redewendungen hat man im Dorfe X für: 1. die verschiedenen Arten der Gebäude (Kratschn— Wirts- Haus), 2. das Haus und seine Teile (Aabeseite, Schippel), 3. die Teile des Dorfes und seiner Flur (Bieb'g^ Viehweg, Viehweide, Hlttje Hutung, Dürrhennersdorf, die Neue Sorge, Ortsteil von Löbau), also alle Flurnamen auch, 4. die verschiedenen Arten der Bewohner, Standesunterschiede usw. (de Grüßen, e Häusler, Grußknaicht, Kleemoid, Baatgeschwister — Konfirmanden, Lö bauer Gegend), 5. den menschlichen Körper uyd seine Teile (de Loodn----Haare, Obercunnersdorf, dan sah'ch o lieber den Farschn aos den Zinn, d. h. lieber gehn als kommen, Dittersbach a. d. Eig.), 6. Bewegungen, Tätigkeiten, Zustände (rimfaazn -- eilig umherirren, faaz'ch --- eilig, Dittersbach a. d. Eig.), färzeln, rim- särzeln ----- hin- und herrennen, aus einem Zimmer ins andere, von Kindern gern gesagt, Oberdörfer, — 7. Aussehen (e Gesicht machen, wie siem Meiln dieser Waag, allgemein), 8. Eigenschaften des Menschen a) körperliche: Kleinheit, Größe, Länge: a langer Zengstnaus, Häßlichkeit — Krüppel— b) geistige: Dummheit: braatsdumm sein, ha findt'ch nich aus drei Birken raus, Ebers- bach, — Klugheit: ar hielt de Fliehe niesen, — Schlechtigkeit, Güte usw., — 9. große Bekanntheit (bekannt sein wie a dieser Pfeng), 10. Durcheinander, tolles Leben ('s giht zu, wie uff der Akzise, us Matzns Huxi), U. Drohungen, Flüche, Schwüre (ich