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übersehen werden, die Moorente zeigt sich hin und wieder, und Krick- und Knäkenten streickeu aofgescheuckt ab und fallen anderwärts ein. Auch zwei Männchen der Löffelente zeigen sich aus dem Mönau-r Teiche und all die andern Gesellschafter unserer Teichgenossenschaften aus der Bogelwelt: Bläßhuhn und grünfüßiges Teichhuhn, Rotschenkel und Kiebitz. Einen beson deren Reiz übt stet« die Anwesenheit von Tauchern aus: Rot- und Sckwarzhalstaucher, Hauben- und Zwerg-Steißfuß (au? unserer Neiße Wintergafi) werden nach wiederholten Bemü- Hungen bi« zum Schluß doch endlich alle vier bemerkt. Eine besondere Freude war die Entdeckung von zwei Flußseeschwalbev, die auf einem Gerüst im Raudener Teiche bei der großen Ent- fernung zwar ihre Bestimmung erschwerten, sie aber auch durch das bei ihnen charakteristische längere Verweilen aus dem ge- wählten Ruhesitze sehr erleichterten. Die Mönauer Teiche besrie- digten endlich auch die Erwartung der Wanderer auf da« Brüllen der Rohrdommel, den Paarungsruf, der in der Nacht besonder« kräftig und anhaltend ist, aber auch am Tage die Namen „Moorochse" und „Kuhreiher" verständlich macht und von 1—3 Uhr mittags wiederholt gehört wurde. Der Dogelfreund sucht in solchen Gebieten, di« seinem Wahn- ort- ferner liege», in erster Linie mit seinem Auge und seinen Gtäsero alle befiederten Freunde zu erreichen und ihr Leben und Treiben in ihrer Heimat zu belauschen. Aber er geht auch nicht achtlos an den Schönheiten de» Landschaft, ihrer Pflanzen- und übrigen Tierwelt vorüber und kehr« mit Erinnerungsbildern heim, die noch lanoe nachher einen Teil de« Stimmungsreizer wieder aufleben lassen, w-nn das Alltagslegen Zeit dazu übrig läßt. Wer sollte auch im Meer von Grün, das Felder und Wälder, Wiesen und Moore, Teiche und Gräben erfüllt und umgibt, achtlos umhersteuern und sich nicht freuen an den Farben, die der Frühling hie» eingestreut hat? Der grüne Raum der Teichflächen wird vielfach eingefaßt von der gelben Schwer!- lilie, die in mehr verlandeten Teichflächen auch aus mittleren Flächen herausleuchtet. Wasserhahnevfuß und Teichrosen blühen aus dem Waffe», die Sumpswiesen überzieht in großen Flächen das Wollgras mit seinen weißen Wollbüscheln. Am Wege bedeckt der rundblättrige Sonnentau den Sumpfboden und hält seine Blätter »um Znsektensange bereit. Das Sumpflänsetraut hebt seine roten Blütenpyramidev nur wenig, das breitblättrige Knabenkraut höher in feuchte Wiese» empor, während die blauen Dlütenstäude des Günsels trockne Wiesen ovzeigen. Den trock nen Waldrondboden verwandelt die Preiselbeere in ein Blüten- meer und di« Blaubeere verdeckt das Braun des Waldgrundee mit dem Maiengrün ihrer jungen Blätter. Hellgelb leuchten die Etaubblüten-Etände der Kiefer von oben herab. In den Zweigen singen Rotkehlchen und Zaunkönig: von fern her lassen Mistel drossel, Amsel und Singdrossel sich hören, schreien Eichelhäher, rufen Grünspecht und großer Buntspecht, »ucksen Ringeltauben, turrt eine Turteltaube. Eine Elster fliegt über den Heidtweg, dessen Sand frischer Schotter aus dem Quarzitbruch- des n-he» Caminaberges bedeckt. Zweimal wird auch ein Mäusebussard gesichtet: al« zweiter zunftmäßiger Raubvoael stellt ein Baum- salke sich «in. Von den Würgern zeigt sich oft der Neuntöter und nur einmal der große, grau« Würger auf dem Heimgänge, auf dem de» Iubelgesang der Feldlerche, da« zarte Stimmchep de« Wiesenpieper« und das Lied de» Haubenlerche noch gehört wird. Und überall, allüberall an Wegen und Stegen, aus Wald und Flur, von Bäumen und Leitungsdrähten erklingt das ein- fache, sehnsüchtige Liedchen der Goldammer in den Maien- Eonutag hinein, dem kein Souuensch-in lacht, dem ober bei dem bewölkten Himmel, de» auch vor Regenspendeu nicht zurück schreckte, doppelt schönes Maiengrün in verschwenderische» Fülle leuchtete. Reiche Beobachtungserfolge, reizende und stimmnngs- volle Erinnerungsbilder, die in und bei Horka zum Schluffe noch die Soun« mit ihren Strahlen vergoldete, waren auch diese« Mal wieder wertbeständig« Gewinne für die Wanderer, di« sich vom zweifelhaften Wetter nicht abhalten ließen, auf'« neue den alten Vorsatz auszusühreu: Mag lauern und trauern, wer will, hinter Mauern — ich fahr' in die Welt! Musiker, die in der Oberlausitz geboren sind M. Tondo lat sch-Görlitz II. n Nr. 17 -19 des vorigen Jahrgangs der „Obcrlausitzer Heimatzeitung" habe ich eine kurze Übersicht über 96 Musiker, die in der jetzt preußischen Oberlausitz geboren sind, gegeben: heute wollen wir unsere Aufmerksamkeit dem sächsischen Anteil unseres heimatlichen Gaues zuwenden. Unsere Blicke richten sich da zunächst auf Zittau und seine Um gebung: denn dieser Teil der Oberlausitz kann den Ruhm in An spruch nehmen, die größte Anzahl bedeutender Musiker hervor gebracht zu haben. Wir lassen zuerst die gebürtigen Zittauer Revue passieren. Da ist aus dem 16. Jahrhundert der bedeutende Kirchcnkomponist Veit, genannt Vitus Zittaviensis, zu erwähnen. Er hat seine Vaterstadt, in der er 1501 geboren mar, jung verlassen, um seine Erziehung an der Prager Universität und in der dortigen Hoskapelle zu vollenden. Als Magister an der lateinischen Schule zu Böhmisch-Brod wandte er der Kirchen musik seine besondere Liebe zu; er starb 1551. — 1573 wurde in Zittau MelchiorFranck geboren, der spätere Koburger Hof kapellmeister. Biele seiner Motetten werden noch heute gesungen (z. B. „Wenn ich in Todesnöten bin"); die schöne Lhoralmelodie „Jerusalem, du hochgebaute Stadt", stammt von ihm. Uber seine große Bedeutung als weltlicher Komponist hat 1892 Alois Obrist eine Dissertation verfaßt, in deren Anhang eine ganze Anzahl seiner Lieder abgedruckt ist. Obrist ist der Meinung, daß eine Wiederbelebung vieler dieser volkstümlichen Melodien sehr wohl möglich und äußerst dankbar sein würde. Endlich sind auck Orchesterwerke Francks in den „Denkmälern deutscher Tonkunst" neugedruckt worden, alles Zeichen dafür, daß ihr Schöpfer eine bedeutende Erscheinung der musikalischen Blütezeit kurz vor dem 30 jährigen Kriege gewesen ist. Er starb 1639 in Koburg, wo er 36 Jahre am Hofe tätig gewesen war. — Der bekannteste Sohn Zittaus unter den Musikern, der auch seit 1888 sein Denkmal in der Promenade und eine nach ihm benannte Straße in seiner Vaterstadt besitzt, ist Heinrich Marschner, geboren 1795, gestorben als Hofkapellmeister in Hannover 1861. Er nimmt als Opcinkomponist der sogenannten romantischen Schule mit seinen noch heute gegebenen Werken „Templer und Jüdin", „Vampyr" und „Hans Hciling" eine hohe Stufe ein und stellt in der Ent wicklung der deutschen Oper das Bindeglied zwischen Weber und Wagner dar; die Verwandtschaft seines „Heiling" mit dem „Fliegenden Holländer" ist geradezu überraschend. Unter seinen Männerchören sind am bekanntesten: „Frei wie des Adlers mäch tiges Gefieder", „Fm Herbst, da muß man trinken" und „Brüder, laßt uns lustig sein". Der Chor aus „Templer und Iüdin": „Wer ist der Ritter hochgeehrt?" ist unter dem Text: „Wer ist der greise Siegesheld?" in viele Schulliedcrbücher übergegangcn. Riemann meint in seinem berühmten Musiklexikon, daß Marsch- ners Kammermusikwerke unverdientermaßen in Vergessenheit ge raten seien. — Richard Buchmeyer wurde 1857 geboren; er lebt in Dresden und ist namentlich als Klavierpädagoge und Musikhistoriker geschätzt. Auf dem letztgenannten Gebiet sind vor allem seine großen Erfolge bei den Forschungen nach den Denkmälern der deutschen Klavier- und Orgelkunst zu erwähnen, sowie seine Entdeckung der handschriftlichen musikalischen Schätze der Lüneburger Stadtbibliothek im Jahre 1903. — Zwei Jahre jünger ist Max Fiedler; auch er hat sich als Lehrer des Klavierspiels zuerst einen Namen gemacht. In Hamburg, wo er seinen ersten größeren Wirkungskreis fand, begann er, sich auch als Komponist und Orchesterdirigent zu betätigen. Größeren Dirigentenruhm erwarb er sich in Amerika, wo er seit 1908 die Symphoniekonzerte in Boston leitete. In sein Vaterland zurück gekehrt, wurde er städtischer Musikdirektor in Essen; hier hat er das Musikleben zu großer Blüte gebracht. Er gehört unzweifel- hast zu den bedeutendsten Dirigenten unserer Zeit. — Karl Albert Tottmann, 1837 geboren, wirkte in Leipzig als