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Lesesrüchte und Bausteine Dresden. Der sächsischen Landeswetterwarte wird es ab l.Iuli möglich sein, den Inhalt der Wetterkarte des öffentlichen Wetter dienstes für Sachsen bedeutend reichhaltiger als bisher zu gestalten. Die Karte wird von diesem Tage an in doppelt so großem For mate als bisher erscheinen Der Inhalt wird insofern erweitert werden, als noch Kartenbilder über Temperaturverteilung und Barometeränderung über Europa auf der Wetterkarte vorhanden sein werden. Ein Abonnement auf die Wetterkarte für Sachsen ist bei der für den Abonnenten zuständigen Postanstalt für fünfzig Goldpfennige monatlich zu beantragen. Die Karte wird den Abonnenten mit einem reichen Unterricht über den Wetterdienst wie auch mit dem für das Wirtschaftsleben wichtigen Inhalt der Wetterkarte vertraut machen. Der Bezug ist allen Interessenten (Landwirte, Förster, Wandersleute) sehr zu empfehlen! Lauban. Insektenfressende Pflanzen sind gegenwärtig in ihrer Kleinweißen Blütenpracht auf den Sumpfwiesen in der Nähe von Hennersdorf (Kreis Lauban) und an der Neu-Bertelsdorfer Ziegelei in ihren eigenartigen Inseklenfangweisen zu finden. Der rundblättrige Sonnentau (Orogoru rotunciikoiiu), um den es sich handelt, fängt mit seinen in der Sonne rotschimmernden Drüsen haaren der linsengrotzen Blätter überlaufende Mücken, Fliegen, Spinnen und andere Kleintiere, die gleichsam an ihm kleben bleiben. Gleich einersichschließendenBlatthand werden die in dem sirupähnlichen Pflanzensaft zugrunde gegangenen Insektenleichen von den Drüsen der Blätter auf- und ausgesaugt. Nach diesem Aussaugungsprozeß öffnen sich die Blätter wieder von selbst und der Wind weht die übrigqebliebenen Flügel, Fühler und Glied maßen ab. Der rundblättrige Sonnentau bildet dichte Nasen, deren Oberfläche in der Hellen Morgensonne wie ein Rubin schimmert. In der niederschlesischen Heide kommt außer dem rundblättrigen auch noch der langblättrige Sonnentau (Drosera ionZikoIia) an Einzelstellen als Seltenheit vor. Auch in der sächsischen Oberlausitz sind mehrere Fundorte dieser Raubritter von der Pflanzenwelt bekannt. (Arnsdorf b. Wilthen, Quoos, Merka, Klein-Saubernitz usw.) Sie stehen alle unter dem sächsischen Pflanzenschutzgesetz. Bautzen. Beim internationalen philosophischen Kongreß in Neapel hielt Dr.H. Biehle-Bautzen einen Borrrag über den „Ein fluß Italiens auf die deutsche Musik", der auch von der italie- nischen Presse lobend hervorgehoben wurde. — Dr. Biehle ist uns bekannt durch seine Arbeiten zur Musikgeschichte Bautzens. Er wird uns in den „Oberlausitzer Heimatstudien" eine Musik geschichte der Oberlausitz schenken. Görlitz. In der Gedenkhalle wurde am 24. Mai eine Aus stellung schlesischer und oberlausitzer Künstler eröffnet. Schöpfer der Ausstellung ist der Kunstmaler Schulze-Rose. Bis zum 3.Aug. werden die Räume geöffnet sein. Lauban Naturfreunde seien darauf hingewicsen, daß gegen wärtig an feuchten Strabenstellen der Hohwaldstraße der blau- schillernde Schillerfalter, der weißgebänderte, recht seltene Eisvogel und der buntfarbige Segelvogel wie auch der in allen Farben des Regenbogens prangende Schwalbenschwanz anzutreffen ist. Beim unvorsichtigen Nahen einer Person erheben sich die genannten Sommerfalter hoch in die Luft und lassen sich auf den Spitzen der Baumkronen nieder. Herrnhut. Bom hiesigen Altertums- (Heimat-) Museum, das der Verein für Geschichte Herrnhuts im Brüder haus unterhält, wurde in dieser Zeitung längere Zeit nichts mehr berichtet. Auch dieses hat, wie wohl alle dergleichen gemeinnützigen Institute, in den vergangenen Jahren unter der Not der Zeit zu leiden gehabt. In den ersten Kriegsjahren hörten die Einnahmen durch Besucher fast ganz aus; in den letzten Jahren aber, da sich Besucher wieder in zunehmendem Maße einfanden, erreichten die Betriebsausgaben (fortwährende Steigerung der Miete, steigende Instandhaltungs- und sonstige Unkosten) eine solche Höhe, daß wir das Unternehmen hätten schließen müssen, wenn uns nicht wohlwollende Körperschaften in sehr dankenswerter Weise not wendige Unterstützungen hätten zukommen lassen. Jetzt sind wir nun, wie man hofft, über den Berg, und gedenken unsern Betrieb in gewohnter Weise fortführsn zu können. Die Zahl der Besucher hat sich wieder vermehrt und im Museum selbst sind wesentliche Verbesserungen vorgenommen worden. Zur Bekämpfung der in Museen stets lästigen Verstaubung ist angefangen worden, die Dielen zu ölen, ein Verfahren, von dem eine gute Wirkung zu merken ist. Auch ist eine strenge Sichtung der Bestände im Museum erfolgt, minderwertige Sachen sind entfernt, um anderen, interessanteren Gegenständen Platz zu machen. Unter den neu aufgestellten Sachen nennen wir nur: eine schwarzlederne Sänfte (Tragstuhl) aus der Rokokozeit, eine sehr schön polierte Damen- Pultkommode aus gleicher Zeit, ein Biedermeier-Kutschwagen (tzalbchaise), eine Serie lackierter Teebretter mit gemalten An sichten von Herrnhut oder einzelnen Gebäuden von hier und Um gegend, aus der früher berühmten Lackwarenfabrik von H. I. Gregor herstammend, die dergleichen Erzeugnisse in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in künstlerischer Weise herstellte. Auch sonst ist von altem Hausrat und weiblichen Handarbeiten aus der Rokoko-, Empire- und Biedermeierzeit manches zum Teil neu Eingestellte und Interessante zu sehen. Die Neuauf stellung der bisherigen Gegenstände in den 6 Räumen des Museums läßt vieles nun deutlicher und besser erkennen; auch die Bestände unserer zwar noch kleinen, aber zum Teil recht wert vollen Bibliothek konnten in größeren offenen Regalen Übersicht- lich aufgestellt und vor drohendem Dumpfigwerden in geschlosse nen Schränken gerettet werden. Alles in allem: Unser Heimat museum bietet jetzt einen freundlichen, wohlgeordneten Anblick und sieht beim Beginn der Reisezeit einem regen Besuch von Fremden — aber auch von Einheimischen — hoffnungsvoll ent- gegen. Hoyerswerda,6.Juni. Für die Feier des IOOOjährigen Bestehens der Stadt Hoyerswerda plant die Privilegierte Schützengilde Hoyerswerda ein großes Heimatfest, das am Pfingstmontag mit einem Festgottesdienst eröffnet werden soll. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen steht ein historischer Festzug. Die in diesen eingereihten wendischen Festwagen enthalten Gruppen wie Spinnstube, Hochzeit, Ringreiten u. a. Den ersten Tag beschließt der berühmte serbske reje, der wendische National tanz. Auch der Dienstag ist ausgefüllt mit festlichen Beranstal- tungcn, u. a. Schützenparade, Aufführungen gesanglicher, turne rischer, radsportlicher Art u. a. m. Großem Beifall dürfte das Wendische Ringreiten begegnen. Ein Feuerwerk auf dem Fest- platze schließt den zweiten Tag ab. Auch für den dritten Tag sind noch zahlreiche Festlichkeiten vorgesehen. Bei gutem Welter ist mit starkem Besuch von auswärts zu rechnen. — Wenn eine Stadt ihr lOOOjähriges Bestehen feiern will, so bedarf es dafür urkund licher Grundlagen. Diese fehlen für Hoyerswerda, während sie für das 700-Iahrfest der Gemeinden Wilthen und Neukirchen der Urkunde von 1222 vorliegen, in der die Orte erstmalig er wähnt werden. Hoyerswerda wird lediglich von einem böhmischen Chronisten eine Gründung um das Jahr 1000 zugeschrieben (Barth. Procopius). Dieser Chronist ist nicht ganz zuverlässig wie viele der mittelalterlichen Geschichtsschreiber. Noch wurde damals nicht die Stadt, sondern der Überlieferung nach nur das Schloß gegründet. WendetMM dirft Methode auch anderweit an,, so könnte man in Bautzen ein Alter von 4500 Jahren festlich be gehen, denn solange schon ist der Boden Bautzens von Menschen besiedelt. Die Stadt Hoyerswerda als solche besteht erst recht lich seit dem späten Mittelalter. — Doch soll dies nicht dind»--- uns über das veranstaltete Heimatielt zu freuen. Prietitz bei Elstra. Ein frühslavischer Siedlungs fund wurde am Himmelfahrtslage von Bautzner und Kamenzer Mitgliedern der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte erhoben. Es handelt sich entweder um Herdstellen oder Begräb nisplätze aus der Zeit zwischen 800—1000. Reich verzierte sla- vische Scherben, geschmolzenes Glas und viel zerbrannte Steine wurden an der Stelle gefunden. Veröffentlichung siehe Heimat- schriftenworte 1924 Nr. 15! Funde zurzeit im Museum Bautzen, kommen aber nach Wiederherstellung als Leihgabe des Besitzers, Herrn Gcmcindevorstand Yustig-Prietitz, in das Hutbergmuseum Kamenz.