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Nr. 7 Gberlaufltzev Heimatzeitung 81 Museum, Archiv und Bücherei in der Oberlausitz Dr. Frenzel wisscnichastliche Interesse war von jeher in der Oberlav.sitz stark ausgeprägt. Dies bezeugt uns nicht nur die große Zahl der Gesellschaften, Der- eine unk Arbeitsgemeinschaften, die in Stadt und WöAÄWS seit nunmehr 200 Jahren segensreich wirken, nicht nur die überaus verzweigte Zeitschriftenliteratur, die, ebenso alt, die Ergebnisse und Fortschritte emsiger Forscher arbeit in die Heimstätten unseres Landes trägt, sondern auch die große Zahl öffentlich zugänglicher Einrichtungen, der Museen, Archive und Büchereien, die in der Oberlausttz Uber das ganze Land verbreitet sind. Besonders bemerkens wert ist das Entstehen zahlreicher Heimatmuseen auf unfern Dörfern. Die Lehrerschaft besonders hat sich um ihre Er richtung verdient gemacht. Ihre Bestrebungen verdienen weitestgehende Förderung durch alle Kreise des Volkes; besonders aber möge sich das Interesse wohlhabender Leute auf die Unterstützung solcher Unternehmungen richten. Bares Geld wird heute kaum gestiftet werden können, aber in den Magazinen unserer Fabriken, Handlungen, in den Bodenräumen großer Haushaltungen stehen manche Geräte und Einrichtungsgegenstände, die zurückgesetzt, ungebraucht, veraltet ein zweckloses Dasein fristen: Bücherbretter, Schränke, Tische, Bezüge, Kisten, Schachteln, Tüten, Schreibstoffe, Papptasela, Handwerkszeuge, Kanonenösen, Bilderrahmen u. v. a. Jeder Leiter eines Museums, jeder Archivar und Bibliothekar wird dankbar sein, wenn ihm solche Gegenstände zugestellt werden. Aber auch Arbeits kraft kann gestiftet werden: Wenn Großbetriebe einen Mann monatlich einmal für einen Tag zur Verfügung stellen, so ist schon viel getan. Bei meinen Ausgrabungen stellten mir Kamenzer Handwerker Gesellen zur Verfügung, Fabrik arbeiter kamen nach ihrem Achtstundentag auf einige Zeit auf den Schloßberg und halfen, Töpfermeister gaben Rat und Hilfe; in Zittau hat Herr Dr. Hemke viele freiwillige Helfer gefunden, die bei Einrichtung seiner Heimatausstellung und des Heimatmuseums ihr Fachkönnen und -wissen zum allgemeinen Nutzen beisteuerten; unsere Gebirgsvereine haben Baukolonnen, die mit Säge, Hammer, Schaufel und Hacke zum Wegebau und allen einschlägigen Arbeiten aus ziehen: es sind meist Handwerker und Fabrikarbeiter, die hier sich zur Verfügung stellen und Arbeiten ausführen, die ohne sie unmöglich wären. Möge der Gedanke der Werkhilfe recht Verbreitung finden! Wenn dann in einem Orte ein Museum entstanden ist, so gehe man nicht erst dann hinein, wenn Onkel und Tante zu Besuch kommen und die Sehenswürdigkeiten zu besich tigen wünschen, sondern man benutze die Gelegenheit aus giebig, sich fortzubilden. Aber Museumsbesuch ist nicht gleich bedeutend miteinem gemütlichen Schlendern durch die Räume; wohl kann man sich zunächst dadurch über die Gesamt anordnung der Sammlungsgcgenstände orientieren, aber dann muß man schon an einer Stelle stehen bleiben und einen einzigen Schauschrank sich genau betrachten: Immer wieder wird der Blick abgelenkt durch prahlendere, buntere Dinge nebenan, aber der Wille muß das Auge auf den einen Gegenstand zurückzwingen. Was gibts da an einer einzigen alten Spindeluhr nicht alles zu sehen! Die zierlich geschnittenen Zeiger und die hübschen Miniaturen auf dem Zifferblatt, die Form der Ziffern und der Sinnspruch zwischen Blumengerank. Das ist nur die äußere Schau seite, die Nachbaruhr ist geöffnet, und ein Blick in das Räderwerk lehrt uns Vergleiche mit unserer Taschenuhr an stellen. Dann, wenn wir uns an der Uhr sattsahen, dürfen wir erst weiterblicken. Wer so langsam und bedächtig sein Heimat- oder Stadtmuseum durchforscht, der hat Gewinn davon, der erst darf sagen, daß er im Museum war. Hast und Unrast lasse man draußen oder gebe sie mit Schirm und Hut beim Pförtner ab! Wenn ich nun nachstehend ein Verzeichnis der Museen, Archive und Büchereien der Oberlausitz mitteile, so möchte ich vorher allen den Herren danken, denen ich für ihre Mit teilungen verbunden bin. Auch unserm Heimatzeitungs verleger, Herrn Otto Marx, gebührt ein warmer Dank für die kostenlose Herstellung der nötigen Drucksachen. — Voll ständig kann dieses erste Verzeichnis noch nicht sein, aber es wird alljährlich mit Ergänzungen abgedruckt werden. An alle die aber, die Fehler oder Lücken bemerken, richte ich die Bitte, mir solche mitzuteilen. Daß in der Ausstellung auch nichtoberlausitzische Grenzorte berücksichtigt wurden, dürfte willkommen sein. Bautzen Stadtmuseum (Provinzialmuseum der Sächs. Oberlaufitz) KornmarlU 1s. Fern rus 234 Nebenstelle. Leitung: Stadtmuseumsdirektor Dr. Biehl. Öffnungszeiten: Sommer und Winter Mittwoch, Sonntag 10—1, Sonnabend 11—1. Außerdem im Sommer Mittwoch 3—6, Sonn- abend 2—4, Sonntag 3—6, im Winter Mitt woch, Sonnabend, Sonntag 2—4. Eintrittspreise nicht unter 10 Pfg. Füh rungen außerhalb der Öffnungszeiten 1—4 Personen 1 Mk.. je weitere Person 20 Psg. Dauerausweis siir das Jahr 1 Mk. Außer dem Schüler- und Beikartcn. Besitzer: Stadt Bautzen. Führer, Kataloge u. Ansichtskarten KSuslich. Stilzimmer, bürgerlicher und bäuerlicher Hausrat, Kunstgewerbe, Münzsammlung, Buchgewerbe stadtgeschichtl. u. kirchlicher Abt. Katholisches Diözesanmuseum des Dom- ftists St. Petri. Moderne Gemäldegalerie. Oderlausitzer Ehrenraum. Graphisches Kabinett mit städtischer Blättersammlung und Eammlg. von Kupfer stichen, Radierungen, Holzschnitten u. Hand zeichnungen der v. Gersdorff-Weichaschen Sttstsbibliothek. Im Stadtmuseum. Ver walter: Museumsdirektor Dr. Biehl. Freitag 6—8 Uhr zugänglich. Borgeschichtliche Sammlung der Gesell- schast siir Anthropologie und Urgeschichte der Obcrlausitz im Stadtmuseum, Kellergeschoß. Leitung: Oberlehrer I. Frenzel. Eintritt u Öffnungszeiten vgl.Etadtmuseum. Besitzer: Gesellsch. f. Anthrop. u. Urgesch. Abteilung: Vorgeschichte, Frühgeschichte, Magazin. Letzteres zugänglich für wisseu- schafttiche Zwecke durch den Verwalter auch außerhalb der Öffnungszeiten des Stadt museums nach vorheriger Anmeldung Wettin- straße 48. (Rückporto!). Wendisches (volkskundliches) Museum, Wendisches Haus, Lauenqraben 2 III. Stock. Leitung: Oberlehrer Werab. Geöffnet jeden 1. und 3. Sonntag im Monat V-Il-12 Uhr. Eintritt 20 Pfg., Kinder 5 Pfg. Gesell schaftspreise. Besitzer: Wissenschaft!. Der. Gesellschaft Macica Serbska. Käuflich: Ansichtskarten. Naturwissenschaftliche Sammlung der Gesellschaft Isis im Stadlmuseum. Leitung: Prof. Dr. Etübler. Öffnungszeiten u.Eintrttt ogl.Stadtmuseum. Besitzer: Gesellschaft Isis. Inhalt: Geoiogie (des. Tertiär u. Quartär), Schmetterlinge, Vögel, Käser. Ethnographische Sammlung magaziniert in der Städt. Oberrealschule. Besitzer: Botaniker K. Dinter, Windhoek (Südafrika). Schließfach 25. Reiche ethno graphisch - naturwissenschaftliche Sammlung aus dem einstigen Deutsch-Südwestafrika. Bautzener Ratsarchio, Außere Lauen straße im Städt. Waisenhaus I. Stock. Leitung: Oberstudienrat Dr. Arras. Geöffnet: Montag 3—6 Uhr. Dabei Handbücherei sowie Bücherei und handschriftliche Sammlungen des -ß Glaser meisters R. Wilhelm.