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4 Hberlaullßer HelmaizetiurlZ ausgeprägten Zllgen und dem schmucken Dollbart machte auf Jeden Eindruck und es war ihm anzusehen, daß hinter der schönen Stirn mehr als nur alltägliche Gedanken herrschten. Besonders sllr die Geschichte des Sachsenlandes zeigte er Vorliebe und in manchem schönen Gedicht besang er die Taten wackrer Sachsensöhne. Äo in seinem „Die sächsische reitende Batterie Probsthayn. in der Schlacht bei Bautzen". Zur Erinnerung an den 21. Mai 1813 schildert er, wie die Batterie, aus Napoleons Seite stehend, beiBasank- witz und den Kreckwitzer Höhen ein Heldrnstiick glänzendster Art vollbringt. Da stürmet Probslhayn, der kühne, Mit seiner Batterie in den Streit, Auf die bebende Schlachtenbühne. »Drauf Sächscn! War reitst, da» reitst!') Kein Hemmnis wird abgewogen, Kein Waflerriß tief oder breit, Die Geschütze spsingcn im Bogen — „Nur vorwärts! War leit, das leit."') Von weil ausschouender Warte Die das Schlachtfeld weit überragt, Schaub leuchtenden Blicks Bonaparte Die.tollkühn-verwegene Jagd.' Und Blücher, verfolgend das Jagen,. Ruft, wirbelnd den greisen Bart: »Das.war ein heldenhaft Wagen, Ein Streich von. gut deutscher Art!" In dem Gedicht „Roßbach", dem Erinnern an den 5. No vember 1757,alsdcr alte Fritz einen glänzenden Sieg davon- lrug, gewidmet, schildert Andre in fließenden Versen die Schlacht. . ° . Die zweite Strophe gibt Kunde von dem französischen Übermut: Bei Rotzbach war's, wo der Prinz von Soubis« Ließ prahlerisch meld'en nach Paris: „Der Markgraf von Brandenburg wird gestellt! ' Ich werde ihn sangen im freien Feld, Und werde ihn senden nach Paris! Ich, Marschall von Frankreich, Prinz von Svubise!" Doch SeiVlitz vernichtet die feindliche Kavallerie und: .Indessen stürzt sich der König Fritz Aus's feindliche Fußvolk. Und wie der Blitz Sprengt Scidlitz im Rücken in seine Rethn, , Und Friedrichs Kanonen donnern darein. Hurra! Wie das dröhnt und blitzt und kracht! Das wat Friedrichs des Großen lustigste Schlacht" „Das Franzosenheer und die Reichsarmee, ' , Sie sprangen wie Haasen durch Blumen und Klee, ' Die Franzosen liefen bis über den Rhein : Das Reichsheer flüchtete hinter den Main) Und.Frankreichs Marschall, der Prinz, von Soubise, Schickte Friedrich den Großen nicht nach Paris." Schlag Andres Herz warm sllr sein Vaterland und dessen Geschichte, so hatte er aber einen ebenso starken Sinn sllr die engere Heimat, die Lausitz. Schorkin dem erstgenannten Gediqt von Probsthayns Batterie äußert sich das. Noch mehr aber in den Gedichten, dsa von röeschlchte usd Sage der Lausitz sprechen. Dis in's Mark von deutschem Geist durchglllht, zeigte Andre doch Verständnis sllr das Dendenoolk. Dem Kampfes- mut der Wenden widmet er seine Aufmerksamkeit ebenso wie ihrem Götterglauben und Sagenschatz. „Eischlagen ward im Felde der Lausitz eine Schlacht,- Mit Markgraf Gero.kämpfte der Wenden ganze Macht, Die sich für ihre Freiheit einmütig, ausgerafft, Heitzrtngend mit dem Mute, den die Verzweiflung schafft, oder: ') „Was reit't, da, reitst! Was leit, das leit!" Kernrus Probst- Haun«. „Vie Tapfersten sah.Gero erliegen in dem Streit: Ihm selbst ward eine Wunde geschlagen lief und brelt. Doch diese Wunde schmerzte' den Degen nicht so hart, Al» daß sein letzter Sprosse !m Feld erschlagen ward." so heißt es in dem Gedicht „Die Wendenschlacht'. Ein ganzer Zyklus von Gedichten dieser Art s^mmt von Andre. In ihrer Form erinnern sie an di; alte devHche Heldendichtung, nur daß sich ihr Gepräge durch den Inhalt von ihnen unterscheidet. Formschön und fließend sind ihre Verse und Strophen. Der Sage widmet Andre viel Aufmerksamkeit und die Perlen seines Sagenschatzes, wie „Drohmbergsage von den sieben erschlagenen Wendenkönigcn", „Sage vom Abgott Fllns"*) „Der feurige Hund"von Budlssin", „Der Schatz aus dem Protschenberge", „Das Veilchen aus dem Czorne- boh", „Der Schatz aus dem Czorneboh" und andere sind Gemeingut der heimatlichen Poesie durch ihn geworden. Zwar gleicht sein „Schatz auf dem Czorneboh" der Sage vom Löbauer Berge und dem Goldkeller, von dem neuer dings Kurt Arnold Findeisen eine weit, mehr packende Ballade gedichtet hat. - Als.Stoff zu einer 1896 erschienenen dramatischen Arbeit diente ihm „Das Gleichnis, von den zehn Jungfrauen". In Versen dargestellt, handelt die Bearbeitung qon den zehn klugen und den zehn törichten Jungfrauen, die sich zum Empfang des Bräutigams vorbereiten, wobei die letzteren nicht sllr geniigend Öl ihrer Lampen sorgen, dies erst in letzter Minute tun und so die Hochzeit versäumen. Mit einem Prolog und Epilog oonPastorSecundariusSchneider umrahmt, erlebte dieses Strick zahlreiche Aufführungen im evangelischen Iungsrauenvercin zu Bautzen und auch in anderen Orten. Das Textbuch sand mehrere Auflagen. Gleichen Erfolges konnte sich sein zweites Strick „Ruth" erfreuen, dem ebenfalls ein biblischer Stoff zu Grunde liegt und von der Stammutter Christi handelt. Als Probe sei das Erntelied wiedergegeben, welches Mirjan singt: Nehmet die Sicheln, ihr Schnitter, zur Hand! ? Ziehet zur Tente hinaus auf das Land! Seht, auf den Halmen neiget der Segen, Nährender Körner sich'euch entgegen! ' Segne euch Golt! Mähet die Halme von goldigem Schein! Bindet in wuchtige Garben sie ein! Stellt sie in Hausen! Eilet und springet, Daß ihr zur Tenne trocken sie bringet! Helfe euch Gott! Kommt dann die Ernie zum glücklichen End', Eilen die Schnitter zum Fest« behend, Sich vor dem Geber denkend zu neigen Und zu dem frohen Erntefestreigen Sich zu gesell n. Doch auch sllr Lenz und Liebe weiß Andre manches'Lied und ost führt ihn der Weg hinaus in Gottes friedliche Natur. Hier richtet er sein Augenmerk nicht selten auf das Kleinleben und stimmungsvollen Aquarellen gleichen seine Lieder, die er darob zu singen hat. Am Ende eines solchen Liedes — Maienregen, Gottessegen — sagt er: Malenregen, LotlersegenI Welch ein Duften allerwegen! Welch ein Grünen, Blühen, Schoflen! In den Bächen welch Geriesel, Uber Felsgesteln und Kiesel! In den Wäldern — welch ein Sproflrn Nach dem linden Maienregen! Maienregen, Vottessegen! ') Nr. U) der Ober!. Heimatzeltung I92S, Srtte St.