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Nr. 1 Gberlaujitzer Helmaizeltung trage der Gesellschaften für Anthropologie und Urgeschichte in Bautzen und Görlitz errichtet, doch schon ein reiches Material zu- sammengetragen. In ihm sind alle bekanntgewordenen Alter, tümer aller oberlausitzer Orte gesammelt und der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Am Sonntag, dem 3. Dezember, versammelte sich eine kleine Schar für die Vorzeit interessierter Männer auf dem Burgberge. Der strömende Regen hielt sie nicht ab, sich einen kurzen Vortrag des Herrn Dr. Frenzel über die Burgwälle der Oberlausitz anzu hören. Hier beschloß auch die kleine Versammlung, eine Abteilung der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz zu gründen, eine Ortsgruppe Zittau, welche sich den bestehenden älteren Vereinen in Bautzen und Görlitz anschließen soll. Freunde der Vorgeschichte werden hierdurch gebeten, Beitrittserklärungen an den l. Vorsitzenden, Herrn Dr. med 3m misch, oder an den 2. Vorsitzenden, Herrn Dr. Reinhard Müller, Stadtmuseum Zittau, gelangen zu lassen. Mögen der jungen Gesellschaft reiche Erfolge werden! We WMllWs-Ausstellung dn MM-Menn Mtzen c^^ie Arbeiter-Jugend ist kein Institut zur Heranbildung sozia- Wischer Parleirekcuten, sie ist keine Schule für den Klassen kampf, sie ist heute eine Jugendbewegung, ein Zusammenschluß junger Menschen, die ernsthaft am Aufbau unsres unglücklichen Vaterlandes — allerdings auf sozialistischer Grundlage — mit- arbeiten wollen. Dazu gilt es, die Kräfte in dem Einzelnen zu wecken, sie der Gesamtheit dienstbar zu machen. Heimatliebe und Natursinn sind zwei wichtige Faktoren im Dienste wirt- schaftlichen und kulturellen Wiederaufbaues. In welch hohem Grade sich die Arbeiterjugend dieser Tatsache bewußt ist, zeigte die Weihnachts-Ausstellung der Bautzener Arbeiterjugend, welche die Räume des städtischen Jugendheims vom l6.—-19. Dezember beherbergte. Da offenbarte sich die starke Liebe zur Lausitzer Scholle in einer stattlichen Anzahl Aquarellen-, Feder-, Blei-und Temperazeichnungen, denen Motive der näheren und weiteren Umgebung Bautzens sowie die altehrwürdige Stadt selbst mit ihren vielen Schönheiten zum Vorwurf gedient haben. Heimat sinn verriet auch die kleine Sammlung von Urnen, Urnenscherben und Grabbeigaben, die ein Bursche unter mancher Mühe zusam mengetragen. Ein anderer aber hatte sich noch eine weit „schwe rere" Aufgabe gestellt; ihn reizte es, die Geologie der Heimat zu erforschen. Vier große Tische, dicht mit den Steinfunden belegt, bildeten das Ergebnis zweijähriger angestrengter Arbeit. Nicht minderen Fleiß hatte ein weiterer Bursche auf seine Notgeld sammlung verwendet, deren Umfang eine Reise durch Thüringen stark vermehrt hat. Sic zeigte mit bitterer Deutlichkeit, wie wenig Wert die lausitzer Städte auf ihre Schönheit legen, sonst würden sie mehr auf die künstlerische Ausgestaltung ihres Notgeldes — als eines wirksamen, dabei billigen, Faktors zur Behebung des Fremdenverkehrs — legen. Von Natur« und Heimatsinn zeugten auch noch die vielen Photographien von Wanderungen, Jugend tagen usw. Sie legten dar, in welch schlichter Einfachheit die Arbeiterjugend lebt und in welcher Natürlichkeit sie scherzt und tanzt und wandert. Noch wäre über so manche handwerkliche Leistung, über die Arbeiten der Mädel und Kinder zu schreiben; doch cs mag genug sein. Der Zweck dieser Zeilen ist, auf die Arbeiterjugend als Kulturbewegung hinzuweisen, auf die Kräfte aufmerksam zu machen, die sich in ihr regen, zu zeigen, welch starke Heimatliebe im jungen Proletariate lebt! RudolfKrenz. * * * A»in Wander- und Ferienheim zuschaffen, bemühen sich gegenwärtig die Ortsgruppen des Bezirkes Bautzen-Rade berg des Arbeiter-Touristenvereins „Die Naturfreunde". Sie haben in der Gegend des Valtenberges, 20 Minuten vom Bahn hof Oberneukirch, ein 5 Scheffel großes Grundstück dazu ange kauft. Das Heim ist im größeren Maßstabe gedacht und soll außer den Bereinsmitgliedern allen Wandernden, sowie auch ganzen Schulklaffen zur Übernachtung zugänglich sein, was gewiß all seitig begrüßt wird, da gerade in diesem Teile unsrer Heimat bis- her eine billige Übernachtung noch ermangelt. Die Schaffung eines solchen Heimes ist für die „Naturfreunde" in jetziger schwerer Zeit eine Riesenleistung, handelt es sich doch beim Bau der Hütte um einige Millionen. Doch läßt der bisher gezeigte Opfermut der Mitglieder den Schluß zu, daß das schwere Werk glücklich beendet wird, zumal man auch auf tatkräftige Unterstützung aus Interessentenkreisen hofft! Möge sie nicht äusbleiben! Dsv Möolausglaubo m der böhmischen Lausitz. MsLährend bei uns in Sachsen Knecht Ruprecht seine Reise durch das Wcihnnchtsland aniritt, macht sich drüben im Böbmerlande St. Nikolaus auf die Socken. Tausend Kinderherzen Klopfen in freudiacr Erwartung, manche wohl auch in Hanqen und Bangen dem Nikolausabcnde entgegen. Wandelt doch dieser volkstümliche Geschenkheilige und Kindcrfrennd jetzt wieder auf Erden, um, un gesehen und unbelauscht, in nächtlicher Stille, all die tausende der an den Fensterrahmen hängenden Kinderstrümpfe und die Körbchen. Teller und Schüsseln, die Kinderhand in einfältig-schönem Glauben auf die Fenstersimse gesetzt hat, mit Nüssen, Äpfeln und Spielzeug zu füllen. Wo es nöttut, legt er wohl auch eine Rute aus Besen- reis bei. In der Vorstellung der Kinder lebt St. Nikolaus als ein mildtätiger, Gaben beladener Kinderfreund, der auf einem von Eseln gezogenen Schlitten daherkommt. Daher wird auch den Kleinen eingeschärft, daß am Fenster ein Maßet Hafer oder ein Dirndl Heu bereit gestellt werde, damit das Grautier nach langer, beschwerlicher Wintersahrt Nahrung finde. Richtig ist auch am Morgen das Futter immer verschwunden. In Nordböhme» erscheint St. Nikolaus als Ruprecht oder Ruprich oftmals leibhaftig. Im Egerlande wird er Zempa genannt. In Westböhmen, und zwar in der Gegend von Neuern und Silbcrberg, zeigt er sich in Bischofsgestalt mit Krumm stab und Mitra und ist begleitet von einem Engel, einem Teufel (Krampus) und der mit einem langen Messer bewaffneten Lucia, die den unfolgsamen Kindern mit Bauchaufschlitzen droht. Dort kommt man wohl Ker ursprünglichen Legende am nächsten. Den» nach dieser ist St. Nikolaus der Bischof von Myra, der seinerzeit einem Vater, welcher aus Not seine drei schönen Töchter verkuppeln wollte, nachts einen Beutel mit Gold aufs Bett gelegt haben soll. Anderwärts erscheint er als ehrwürdiger Greis in Gesellschaft eines vermummten Sackträqers, welcher Krampus und Klaubauf genannt wird und In seiner Verkleidung den Kleinen Furcht und Schrecken einflößt. Im Umkreise von Falkenau führten früher am Nikolo abend junge Burschen ein Eselsreiten aus. Mit einer Larve angetan ritten sie von Hof zu Hof, um ihre Mädchen zu ängstigen. Überall wird der Nikolausabend nach anderer, froher Sitte als echtes Volksfest geseiert. Otto Flösset. Einsamer Tag Von Rudolf Kreuz ^griesgrämig lagert der Tag in den Gassen. Düster ist sein Gesicht und voll Unmut. Feiner Regen rinnt langsam, aber stetig darüber, klopft eine eintönige Melodie ohne Ermüdung auf das Dach, trommelt mit weichen Fingern gegen das Fenster, siebt unter leisem Rauschen auf die Straße herab. Der Himmel ist vor Regen nicht zu sehen. Nur ein düstres Grau hängt wie ein nasses Linnen über den Dächern! Und durch den ganzen Tag klopft die grausam eintönige Weise des Regens auf das Dach, troinmeit gegen die Scheiben, siebt auf die Straße und weckt ein graues, unsichtbares Ungeheuer: die Melancholie! Aus allen Ecken kriecht sie hervor, aus allen Dingen grinst sie mich höhnisch an, zum Fenster schaut sie herein, im Tropfen des himmlischen Nasses schwingt ihr schweres, meck- riges Lachen, im Ticken und Schlagen der Wanduhr lebt ihre tierische, quälende Grausamkeit, und selbst aus den Seiten der Bücher — den Freunden meiner einsamsten Stunden — stiert mir ihr blödes, grinsendes, alles verneinendes Nichts und doch Etwas entgegen. Die Gedanken zerfließen mir in alle Winde, der Wille liegt träge wie ein müder Hund in seiner Hütte und versagt den Dienst, und der Seele sind über der Häßlichkeit des Tages und der frierenden Eintönigkeit der Stunde die Flügel gelähmt, sie mag weder lachen noch weinen, weder lustig noch traurig sein, sie will in stierer Reglosigkeit dahindämmern. Die Gegenwart i;j