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-2 Sberlaufltzer Hslmatzsttung Nr. 10 Heimat »on Max A-ibig, Daußsn Ls wellen sich zu grünem Kranze die Wegs» die du langher kennst, es sonnen sich im Frühlingsglanzs die Fluren, dis du schmeichelnd nennst. And aus granitgebornsn Steinen springt stolz und treu dis alte Stadt und winkt und grüstt und ruft willkommen dem, der darinnen Heimat hat. Da steh, wie Tor und Dächer steigen, ein Duntgewirr in blauem Licht, derweil dis goldnen Türme neigen zum Grust ihr gnädig Angesicht. Im Winde Wimpeln Hells Fahnen, im Tals rauscht der alte Flust; und Fahnsnwshn und Wajjereauschen: wird alles dir zum Heimatgrust. Als wär ein Wunder dir geschehen, so jauchzt dein Blick in dieses Bild, du fühlst noch einmal heimlich gehen der Mutter Hände weich und mild, du stehst in bebendem Frohlocken . . . Äührt dich ein frommer Kinderfang? Denkst du der Märchen deiner fugend? Hörst du der Hsimatglocken Klang? Ls ist dir ewig unverloren, was du getreu im Herzen trägst, und wird dir ewig neu geboren, was du in Liebe hegst und pflegst. Bewahr dis Heimat nur im Herzen, wo du auch weilst, ein treuer Sohn; sie baut dir jene schöne Drücke zu Tor und Turm und goldnsm Thron. Berliner Kinderelend. /^)ann man sich denn im Himmel auch ganz richtig satt essen? so fragte jüngst vertrauensvoll ein kleines bleichwangiges Bürschchen seine Lehrerin. „Sattessen", das ist heute für die meisten Berliner Kinder der Inbegriff des höchsten Glücks. Wieviele Kinder müssen jetzt völlig nüchtern zur Schule wandern. Hungrig, matt, sollen sie dem Unterricht folgen. Schüchtern streckt sich manch kleine Hand nach einem Stückchen Brot vom Nachbar aus. Unzähligen Eltern und alleinstehenden Witwen ist's auch bei Anpassung aller Kräfte nicht möglich, ihren Kindern die nötige Milch, leicht verdauliche Mehle, nahrhafte Grieß» und Eierspeisen zu kaufen. Und dazu noch das gräßliche Wohnungselend: die wunderbaren Natur» und Heilkräfte „Licht, Luft, Wasser", die ein gütiger Gott jedem Menschen reichlich zu gedacht hatte, sind in der übervölkerten Großstadt, in den engen, dunklen Mietskasernen seltene Gäste. Man muß sie nur einmal sehen, diese blutleeren, treuherzigen Gesichter der Kinder, die mit ihren so großen Augen wie ein stiller Borwurf winken. Wenn warmherzige Arzte sagen, es sei ein Unglück, heute in Berlin als Kind auf die Welt zu kommen, so erübrigt es sich, traurige Zahlen von diesem unermeßlichen Elend zu bringen. Viele warmherzige und offene Hände regen sich, um zu lindern und zu helfen. Die im Jahre 1921 gegründete Oberlausitzer Vereinigung in Groß-Berlin, welche die Liebe zur schönen Heimat aufrecht erhalten, heimatliche Art und Sitte pflegen, das Zusammengehörig keitsgefühl unter den Landsleuten fördern und jeden sich an die Bereinigung wendenden Landsmann mit Nat und Tat unterstützen will, hat im Hinblick auf das große Berliner Kinderelend als weiteren Zweck satzungsgemäß festgelegt, bedürftigeBerliner Kinder während der Sommerfrrien nach der Ober» lausitzzuverschicken. Kinder in Berlin wohnhafter Ober» lausitzer werden dabei bevorzugt. Die Bereinigung garantiert, daß nur Kinder anständiger, wenn auch armer Eltern, verschickt werden. An die edeldenkenden Bewohner der Oberlausitz ergeht daher hiermit die Bitte:„NehmetwährendderSommer» ferien ein Berliner Kind auf!" Einige Eltern wären wohl in der Lage, einen angemessenen Zuschuß zur Verpflegung ihres Kindes zu zahlen, andere können indessen begreiflicherweise nicht einmal die Fahrtkosten aufbringen. Dieser Hinweis wird wahrscheinlich genügen, um als Antwort auf Anfragen, welche Geldbeträge zur Verfügung stehen, zu dienen. Es wird um Mitteilung gebeten, ob und welcher Betrag gefordert wird. Die AnmeldungenvonPflege st eilen nimmt gern entgegen: Redakteur Walter Fleck, Berlin XV. 57, Ziethenstraße 6c l. Zittau. Das Nützliche mit dem Angenehmen verband der dritte Globusausflug, der am 6. Mai bei herrlicher Witterung und unter sehr starker Beteiligung unternommen wurde. Wett über 100 Personen benützten den nach '/xll Uhr in Zittau abgehenden Gör- litzer Zug bis Hirschfelde. An der Laderampe des dortigen Bahn hofs sammelten sich die Teilnehmer, von wo aus zunächst die Herren Oberstudienrat Professor Dr. Weder und Kantor Michel aus Hirschfelde (der letztere hatte freundlichst die Führung übernommen) in kurzer Ansprache über den besonderen Zweck dieses Ausfluges unterrichteten. Es handelte sich um eine Begehung des sogenannten Weberwegs, der uralten kürzesten, aber landschaftlich sehr reiz vollen Verbindung zwischen dem Bahnhof Marienthal bezw. dem Orte Nußdorf und Hirschfelde, aus dem in früheren Zeiten die Lein weber des unteren Neiffetals die fertigen Garne zu Fuß nach Zittau brachten und rückwärts neue» Rohstoff mit nach Hause nahmen. Dieser einst stark begangene Weg ist nach Erbauung der Zsttau- Görlitzer Bahnlinie und infolge der Umgestaltung und Erweiterung des heimischen Webereibetriebes aus naheliegenden Gründen verödet, besitzt rechtlich aber noch durchaus den Charakter eines öffentlichen Verkehrswegs. Ebenso verständlich ist es, daß er bei dieser Sach lage den Besitzern der anliegenden Grundstücke schon lange ein Dorn im Auge ist. Schärfster Einspruch ist aber dagegen zu erheben, daß man in rechtswidriger Weise und in offensichtlicher Mißachtung der gesetzlichen Bestimmungen bereits begonnen hat, den Weg eigen- mächtig einzuackern. An einer Stelle ist er sogar schon mit Winter saat bestellt worden. Den Teilnehmern an der Wanderung wurde die gewissenhafte Schonung der Feldflur dringend ans Herz gelegt und angelegentlichst empfohlen, sich eng an die Führung zu halten. Dann setzte sich die Kolonne, welche rasch die Gestalt einer riesigen Schlange annahm, in Bewegung. Man wanderte über Scharre und «gelangte auf angenehmem Wiesenpsad nach einem, unweit des neuen «Forsthauses zu Rohnau gelegenen Hügel mit den Resten einer Krähen hütte. Von dort aus ergibt sich ein prächtiger Blick auf die lange Bergkette von der Tafelfichte bis zum Tannenberg. Dann erreichte man, nachdem man das obere Mordbachtal gekreuzt hatte, den von Hirschselde kommenden Weberwcg, der eine große Strecke bis zu der scharfen Biegung nach Norden verfolgt wurde. Es ist ein schmaler, aber genuß- und aussichtsreicher Höhenpfad aus dem rechten Neisse- ufer, dessen Erhaltung als öffentlicher Weg unbedingt erwünscht und mit allen Mitteln anzustreden ist. Bon einem von freundlichem Laubgehölz begrenzten Rasenplatz, aus dem eine kurze Frühstücksrast gehalten wurde, und einer etwas höher gelegenen Stelle aus bieten sich besonders schöne Ausblicke auch nach Norden und Nordwesten: Görlitz mit der Landeskrone, Dittersbach-Kiesdorf mit dem Knorr- berg und die Kottmargegend liefern entzückende Landschastsausschnitte. Aber der^Weg ist auch, ganz abgesehen von der Fernsicht, sehr an genehm zu gehen und kann naturfrohen Wanderern sehr empfohlen werden. Die Globusleute verließen ihn beim Eintritt in den höchst reizvollen Kapellenbachgrund und wendeten sich talaufwärts. Nach kurzer Wanderung war das stattliche Dors Königshain erreicht, dessen ehrwürdiges Gotteshaus, eine bemerkenswerte Sehenswürdigkeit, einer Besichtigung unterworfen wurde. 2m Kretscham wurde dann bet froher Unterhaltung eine ergiebige Kasfeerast gehalten. Kurz vor dem Aufbruch versammelte der Vorsitzende seine in den Wirtschafts räumen, dem Saal und dem Garten verstreuten Getreuen um sich und dankte Herrn Kantor Michel für seine ausgezeichnete Führung. Mit besonderer Freude wurde weiterhin die Kunde ausgenommen, daß der Zittauer Verkehrsverein dem Globus als erste Rate eine Zuwendung von 100000 Mark gemacht hat. (Inzwischen ist schon wieder von ungenannter Privatseite eine Spende von mehr als 60000 Mark etngegangen.) Dann erfolgte der Rückmarsch über Settendorf nach Hirschfelde. Bruno Reichard.