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noch viel an Festigkeit und Härte gewann. So kommt es, daß heute schon die Granitunterlage des einst so hohen sandstein überdeckten Nordfliigels immer mehr abgetragen wird, während der teilweise durch Phonolith und Basaltdecken geschützte, durch die Glutflüffe dieser Gesteine gehärtete Sandstein des einst in die Tiefe gesunkenen, niedrigen Südflügels sich noch immer in be trächtlicher Mächtigkeit und Höhe erhalten hat und den Nord flügel um mehr als 200 Meter überragt. Doch ob auch der Sand stein des Südflügels überall fast durch jene Glutflüsse gehärtet worden Ist, man kann ihn wohl zu allerlei Bauzwecken benutzen, an jener einen Stelle im Jonsdorfer Gebiet aber nur zu Mühl steinen. Wie kommt es nun, daß der Sandstein hier dazu be sonders geeignet ist? Welche Vorzüge und Eigenarten besitzt er hier, die ihn von allen anderen Vorkommnissen im Lausitzer Ge birge auszeichnen? Der Sandstein der Jonsdorfer Mühlsteinbrüche, der technisch verwendbare Mühlsandstein, war ursprünglich vor dem Absinken des Südflügels derselbe aus den sedimentären Ablagerungen hervorgegangene Sandstein wie überall in der Lausitz, wo er das große Granitmassiv bedeckte. Nach dem Abbruch der südlichen Schollen ergossen sich über den Sandstein dieses Gebietes genau wie über den Sandstein des ganzen Südflügels jene Decken von Basalt und Phonolith. Die Reste dieser Decken finden wir ge rade in der Umgebung des Mühlsteingebietes am besten aus geprägt im ganzen Zittauer Gebirge. So zeigen sich phonolithische Deckenergüsse rund um das Mühlsteingebiet herum. Im Osten erhebt sich jenseits des Tales der Ionsberg (652 Meter), im Süden der nur durch eine seichte Taleinsenkung getrennte Plissenberg (639 Meter) und im Norden der Buchberg (65t Meter), dessen Gestein aus einem porphyrartigen, porösen Phonolith besteht, und im Südosten der 749 Meter hohe Hochwald. Deckenergüsse von Basalt finden sich vor allem im Norden des Gebietes am Bocheberg (467 Meter) und Steinbusch (444 Meter) bei Bertsdorf. Daß diese vulkanischen Ergüsse Reste von zwei ehemals zusammen hängenden Decken sind, geht schon daraus hervor, daß sowohl die erwähnten Phonolithkuppen wie auch Basallkuppen unter sich keine großen Höhenunterschiede aufzuweisen haben. Doch wenn auch diese zahlreichen Reste der Phonolith- und Basaltdecke um jenes Gebiet herum darauf Hinweisen, daß gerade in dieser Gegend die Deckenergüsse besonders stark und ausgeprägt waren, wenn auch durch diese Mächtigkeit des Deckenergusses vielleicht etwas zur größeren Härte des Sandsteines im Bereich der Mühl- fteinberge beigetragen worden ist, so find das alles dennoch keine grundlegenden Merkmale gegenüber der Entstehung des ganzen übrigen Sandsteingebietes. Der Hauptunterschied ist vielmehr darin zu suchen, daß hier auf diesem verhältnismäßig kleinen Gebiete so dicht an der Verwerfungslinie die Basalt- und Phonolithmassen infolge der erhöhten vulkanischen Tätigkeit sich nicht allein über den Sandstein deckenartig ergossen, sondern auch als Kraterröhren, als Gang- und Stockergüsse den Sandstein überall durchbrechen. An den zahlreichen Basalt- und Phonolith- vorkommnissen können wir hier oft deutlich die Aufeinanderfolge der Eruptionen erkennen. Daß die Phonolithe erst nach der Hauptmasse der Basalte aus der Tiefe gedrängt wurden, geht aus der Überlagerung und dem gangförmigen Durchgreifen deutlich hervor. Ihnen folgten noch vereinzelte Basaltgänge, wie wir sie südlich des eigentlichen Mühlsteingebietes an der Lausche und am Plifsenberge antresfen. Sie durchsetzen den Phonolith, ein Beweis für ihr jüngeres Alter. Der Basaltgang im Phonolith des Plissen- berges ist 800 Meter lang: er führt den sog. „Glasbasalt", weil in diesem das bräunliche „Glas" oder Nephelinmasse vorherrscht. Besonders aber im Mühlsteingebiet selbst können wir Basalt- gänge beobachten, die den Phonolith durchbrechen. Hier erkennt man besonders aus den Phonolithbruchstücken, die sie enthalten, das jüngere Alter dieser Basalte. In diesem Gebiete sind die Durchbrüche der tertiären Ergußgesteine durch den Sandstein am häufigsten. Durch die bei der Eruption und Erstarrung der Erguß gesteine frei werdenden chemischen Agentien, verbunden mit der großen Hitzewirkung, ist hier die Umwandlung des Sandstein quaders In den technisch verwendbaren Mühlsteinquadcr bedingt. Jedoch ist nicht jeder der Gänge und Stiele dieser vulkanischen Gesteine von einem Hofe umgewandelten Sandsteins umgeben, sondern es steht fest, daß nur dort, wo eine größere Anzahl von Basalt- und Phonolithgängen den Sandstein durchschwärmt, die Bedingungen zur Bildung des Mühlsteinquaders gegeben waren. Dies trifft hier vollkommen zu, wird doch der Quadersandstein innerhalb eines Gebietes von 500—600 Meter Länge und von 200—400 Meter Breite von jenem mächtigen Basältstock, den wir hier am Kellerbergbruch vor uns haben, außerdem von einem den fast kreisrunden Eruptionskanal erfüllenden Basaltstiel, dem Humboldtfelsen, und von mindestens drei Basalt- und fünfzehn Phonolithgängen durchsetzt, die zum Teil nur wenige Dezimeter, teils jedoch auch 12—15 Meter stark sind. Diesen durch die Hitze umgewandelten Sandstein nennt man auch noch „gefrittet". Die große Porosität und Härte des gefritte- ten Sandsteines erhalten seine Oberfläche trotz der Abnutzung beständig rauh und scharf. Ja, so viele mannigfach verschlungene Hohlräume durchziehen ihn, daß man durch Stücke von selbst mehreren Zentimetern Stärke hindurchblasen kann. So bietet er ein vorzügliches Material für Mühlsteine. Die Jonsdorfer Mühl steine zeichnen sich vor allein dadurch aus, daß sie infolge ihrer großen Porosität durch die scharfen Ränder der Poren fortdauernd eine Menge neuer Schnittkanten darbieten und daß sie daher eine größere Ergiebigkeit der Getreidekörner an Mehl gewähren. Hinsichtlich der Härte unterschied man am Jonsdorfer Mühlstein sechs verschiedene Grade, für gewöhnlich aber nur drei Haupt grade. Die Übergänge aus dem festen gefritteten Mühlsandstein in den benachbarten ungefritteten Sandstein eigneten sich gut zum Hirseschälen, während durch Anwendung von schärferem Gestein der Kern der Hirse zu sehr angegriffen würde. Mit französischen Mühlsteinen gepaart, ergeben unsere Mühlsteine eine größere Menge Mehl' von besserer Beschaffenheit als die französischen allein. Man benutzte sie sehr häufig auch zu anderen Zwecken, z. B. bei der Holzschleiferei, zum Zerkleinern der Holzfasern (als Raffineure) in chemischen Fabriken zum Zermahlen von Farb stoffen, zur Lohmüllerei, als Schleifsteine zum Eisenschleifen usw. Nach genauer Untersuchung besteht der gewöhnliche Mühlstein, wie wir ihn im „Weißen Felsen" und im „Schwarzen Loch" finden werden, aus etwa 97'/-°/° Kieselerde und nur 0.4°/° Eisenoxyd, außerdem etwa 1 °/° Tonerde und '/«°/° Kalkerde. Ähnlich wie in unfern Jonsdorfer Brüchen treffen wir solche noch bei Hoffnung in der Nähe von Böhmisch-Zwickau, ferner im Liebethaler Grunde in der Sächsischen Schweiz. Bon der Mühlsteinfabrik der Jons dorfer Brüche wurden mehr als hundert Arbeiter beschäftigt und jährlich ungefähr tausend Stück Mühlsteine fertiggestellt. Heimatbilder aus (Rübezahls (Reich m Montag, dem 16. April 1923, hielt in der geräumigen Aula der Oberrealschule inBautzen Bertha Zillessen im Rahmen der Bolksbildungsabende einen Lichtbilder vortrag über: „Das Riesengebirge im Sommer und Winter." Wie das Jung und Alt, Weiblein und Männlein lockte: Bertha Zillessen spricht!" Ja, noch mehr, eigene Lichtbilder zeigt sie, Heimatbildcr aus Rübezahls Reich. Hei, wie weckt das Wanderlust, wie belebt's die Kinderseele mit den Sagen von dem Berggeist. Bor einiger Zeit stand Bertha Zillessen in Zittau im „Globus" am Rednerpult und sprach an Hand ihrer Bilder Uber ihre Heimat am Rhein. Voraussichtlich wird sie den „Globus", den sie mit diesem Abend sehr erfreute, in diesem Sommer durch Bautzen führen. Das wird sich für den „Globus" mehr als lohnen, und die Bautzner Lusaliamänner senden ihm schon jetzt teilweise (soweit sie cs wissen) einen herzlichen Willkommengruß entgegen. Diesmal, am 16. April, führte sie ihre zahlreichen Hörer im Geiste in eine andere, die schlesische Heimat. Und ihr folgten alle gern. Wer kennt sie auch nicht, die Künstlerin und Beherrscherin des Heimat bildes? Nicht Pinsel und Palette sind die Hilfsmittel ihrer bildenden Kunst, wohl aber lichtbannende Linse und empfindliche photographische Platte. Sie zeigte, daß sie auch gemütvolle Plauderin und Erzählerin ist. In wohlklingender Sprache, mit reinem, schönem Laute, verleiht sie ihren pocsieoollcn Gedanken Ausdruck. Bei ihr zeigt sich, daß ein kunstvolles Bild und ein schöngeistiges Wort eine Harmonie ergeben, die zu wahrem Kunstgenüsse, trotz alles schlichten Äußeren, wird. Wer kann die Fülle beschreiben, wer aus ihr etwas herausgrcifen und