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7S Gberlauflhev Heimatzeitung Nr. S älteste, stammt ganz wahrscheinlich von den Kelten her, die aus dem Südosten einwanderten.') Sie diente den Umwohnern in Zeiten der Not, in Kriegsstürmen, als Zufluchtsstätte und bot Hunderten von Menschen genügenden Raum. Daher erklärt sichs wohl auch, daß die großen Getreidemengen bis heute an Ort und Stelle geblieben sind. Getreidekörner sind in der schwärzlichen Erde massenhaft zu finden. Die Kessel beider Schanzenringe sind so groß, daß sie kleineren Ortschaften zum Aufbauen dienen könnten. Die höchste Erhebung des Walles der oberen Schanze liegt an der Ostseite, und hier oben standen jedenfalls die Wacht posten. Sie konnten von da aus nach den benachbarten Schanzen und nach den ringsum liegenden Ortschaften Zeichen geben. Zur Sicherung trug der Wallkamm noch hohe Pallisaden. Geöffnet ist die Schanze nach Westen zu, nach dem den Fuß der Schanze berührenden Klosterwasser. Wie das Volk erzählt, liegen in der Ostroer Schanze auch noch große Schätze vergraben, die auf den glücklichen Finder warten. Diese Schätze können aber nur zu einer bestimmten Stunde nufgefunden und gehoben werden. Auch will man gesehen haben, wie in den Hellen Mittagsstunden eine lichte Gestalt durch die Schanze wandelt. Es soll die wen dische Mittagsgöttin sein. — Bon der Ostroer Schanze aus wandten sich die Exkursionsteilnehmer nach Connewitz und be sichtigten hier das interessante Methodiuskreuz. Uber Schwein erden mit seinen malerischen Gehöften ging es durch die Lippe nach dem Kloster Sankt Marienstern. Vor dem Betreten der Klosteranlagen und im Angesicht des Klosters wurden die Teil nehmer mit der Geschichte des Klosters bekannt gemacht. Es wurde 1248 von Bernhard III. von Kamenz gegründet. Diese Gegend war der rechte Ort für die kultivierende Tätigkeit der verdienstvollen Zisterzienser. Die Sage berichtet über die Ent stehung des Klosters Sankt Marienstern allgemein folgendes: Bernhard III. von Kamenz verirrte sich einst auf der Jagd und geriet im Dunkel der Nacht in einen Sumpf. 3n seiner Angst rief er Gott und die Jungfrau Maria um Hilfe an und gelobte, letzterer ein Kloster zu erbauen. Da erschien ihm im Glanze des Morgensternes ein Haupt, mit weißem und schwarzem Schleier umhüllt, also in der Tracht der Zisterzienserinnen. Er faßte Mut. Die Füße des versinkenden Pferdes hatten auf einmal wieder festen Grund und Boden. Gerettet kehrte der Ritter zu den Seinen zurück. Seinem Gelübde treu, erbaute er alsbald ein Kloster und nannte es nach dem hilfebringenden Sterne der Heilandsmutter zu Ehren Marienstern, welchen Namen es bis heute führt. An der Stelle, wo der loddrohende Sumpf lag, steht jetzt die Kreuz gangskapelle, in der die Nonnen das heilige Abendmahl emp fangen. Bor dem Hochaltäre der Klosterkirche befinden sich zwei Grabmäler, aus Bronze gearbeitete Platten, das des Stifters des Klosters, der 1296 als Bischof von Meißen starb, und seines Verwandten Heinrich von Kamenz. Die jetzigen Grabmäler hat ihnen erst viel später (1629) die damalige Äbbatissin Aorothea Schubert errichtet. Als zu diesem Zweck 1628 die Gruft geöffnet ward, erfüllte 3 Tage lang, so erzählt uns der Fesuit Tiscius-), ein süßer Duft das ganze Kloster, und eine seit Jahren gelähmte Nonne erlangte durch: Gebete an dem offenen Grabe den vollen Gebrauch ihrer Füße wieder. Neben den Gräbern des Stifters und seines Verwandten befinden sich die aufrechtstehenden Grab mäler der Abtissinnen Anna Margarete Dorn, st 1664, und der Katharina Ottilie Benade, st 1697. Eine Sehenswürdigkeit in der Klosterkirche ist das große Fenster links am Chor. Es enthält wertvolle und kunstvolle Glasmalereien aus dem Jahre 1380. In der Klosterkirche haben ihre letzte Ruhestätte auch der 1816 verstorbene Egon v. Fürstenberg, Statthalter von Sachsen, und der Feldmarschall Bitroski gefunden. Im Kloster verwahrt man 78 von den Schädeln der 11000 Jungfrauen, die Hirnschale des Täufers Johannes und einen Finger des Apostels Andreas, gute, gediegene Bronzearbeiten. Im Klosterhofe erregte das Interesse der Brunnen mit dem gekrönten zweischwäuzigen böh mischen Löwen, der das Wasserrohr im Maule hält und mit den Zeichen L. 8. xV. N. 1715, das soll bedeuten: Cordula Sommer Abbatissa Mariae Stellae. Diese Äbtissin hat ihrer Zeit viel Baulichkeiten ausführen lassen. Nach Besichtigung der jahr hundertalten Klosterpförtnerstube wandten sich die Exkursions teilnehmer nach der Kuckauer Schanze, die vermutlich von Ger- manen °) errichtet worden ist. Sie wird von einem hufeisen förmigen Erdwalle gebildet, der allmählich nach Westen hin abflacht. In der jüngeren Bronzezeit diente sie den damaligen Anwohnern in Kriegszeiten ebenfalls als Zufluchtsstätte. Am Eingänge der Kuckauer Schanze steht hart am Rande eines steilen Felsens das malerisch gelegene Einsiedlerhaus, das lange Zeit von einem Eremit bewohnt wurde, der aber später in die Welt ging und sich ein Weib nahm. Lange blieb das idyllische Ein siedlerhaus unbewohnt, heute wohnt in ihm ein polnischer Ar beiter mit seiner Familie. Der Name Kuckau soll vom wendischen Kuckowa, d.i. Birkenwald abstammen. Nach anderer Erklärung bedeute Kuckowo Schutt. — Nun ging es über Höflein nach Bad Marienborn. In Höflein fand viel Beifall das kürzlich errichtete Ehrenmal zur Erinnerung an die im blutigen Weltkriege ge fallenen Ortsbewohner. Ein längerer Aufenthalt wurde in Marienborn genommen, wo man eine freundliche Aufnahme und aufmerksame Bedienung fand. Das nächste Wanderziel war der wendische Wallfahrtsort Rosenthal, jenseits des Waldes. Rosen thal, wendisch Rüzant, soll nach der Sage seine Entstehung dem aus der Ostroer Schanze einst aufgefundenen Gnadenbild ver danken, das in der 1778 erbauten Kirche zu Rosenthal auf dem Hauptaltar pietätvoll aufbewahrt wird. Jenes 12 Zoll hohe Gnadenbild stellt die Gottesmutter Maria nebst dem Lhristus- kinde dar und ist aus Holz geschnitzt. Nach der Ostroer Schanze soll es zu jener Zeit gekommen sein, da die Heere Karls gegen die Wenden kämpften. Das wundertätige Gnadenbild wurde später in einer Linde beim heutigen Gnadenort Rosenthal auf gefunden. Bald erscholl der Ruf des Wunderbildes weit und breit: aus nah und fern wallfahrteten die frommgläubigen Menschen hierher, hilfesuchend. Das Gnadenbild ward in einer Kapelle auf- gestellt, die sich aber mit der Zeit zu klein erwies, um all die Wallfahrer zu fassen. Das wurde der Grund zur Erbauung der großen Gnadenkirchs, nach der am Osterdienstage, am Pfingst- dienstage, zu Mariä Heimsuchung und Mariä Geburt Prozes sionen selbst aus Schlesien und Böhmen gemacht werden. An den Wänden rechts und links am Hauptaltare befanden sich sonst Kästchen, in denen eine Menge silberner Figuren, Teile des menschlichen Körpers darstellend, wie Augen, Ohren, Nasen und Finger, aufbewahrt wurden, die von solchen Personen gestiftet worden sind, die hier beim Gnadenbilde Hilfe suchten und fanden. Ein altes, frommes Mütterchen wußte uns viel von Wundertaten der heiligen Maria von Rosenthal zu erzählen. — Nach Besichti gung des Marienbrunnens, der unfern der Gnadenkirche liegt und ein heilwirkendes Wasser spendet und zu Zeiten der großen Wallfahrten förmlich umlagert wird, folgten die Exkursions teilnehmer dem Pißkowitzer Kirchsteige, der sie nach fünf Minuten zu einer am Waldessaume im freien Felde stehenden Kapelle brachte, die da steht, wo einst die aus der Rosenthaler Kirche ge- stohlenen heiligen Gefäße von einem Bauersmanne beim Acker» wieder aufgefunden worden waren. Die Pferde fielen an der be treffenden Stelle auf die Knie. Als die Tiere wieder aufstanden, sah der Bauer zu seiner Verwunderung im Glanze der Morgen sonne etwas blinken. Es waren die heiligen Geräte, die aus der Ackererde hervorlugten, wohin der Dieb sie versteckt hatte. An jener Fundstelle wurde alsbald darauf als Dankopfer die Kapelle aufgebaut. — Von hier führt der Weg fast bis Iesau mitten durch den Heidewald, zum Teil über jährtausend altes Dünen gelände. In Pißkowitz bilden Sehenswürdigkeiten ein altes Steinkreuz und das ehemalige Schloß der Herren von der Planitz, das heute Staatseigentum ist. Unter dem Pißkowitzer Gelände ruhen noch ungehobene Kohlenschätze, deren Erschließung späteren Geschlechtern vorbehalten bleiben soll. Bor zwei Jahrzehnten trugen die Rittergutsfluren jahrhundertalte Eichen, an die hier und da noch Baumstümpfe von 2—3 m Durchmesser erinnern. Leider gab es damals, als sie der Axt zum Opfer fielen, noch keinen Heimatschutz. Die Pißkowitzer Flur hat durch das Ent fernen jener Riesenbäume entschieden viel an landschaftlichem Zauber verloren. — Bon Pißkowitz aus schlug man einen ein samen Waldweg ein. Nach zweistündiger Wanderung kam man gegen '/«7 abends in der alten Sechsstadt Kamenz an, und um