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und die man früher „Schustersteine" nannte. Auch diese Fels gruppe gehört im weiteren Sinne zur Jonsdorfer Felsenstadt, ebenso wie die höchaufragenden Zinnen und Klippen der Nonnen felsen und der benachbarten Möuchsteine, Hohlsteine und Otter steine, die am Abhange des Buchberges liegen. Der Höhenzug der Mühlsteinberge erstreckt sich ungefähr in einer Länge und Breite von 1,5 Kilometern östlich bis an den oberen Teil von Altjonsdorf und an die Fonsdorf-Schanzendorfer Straße, westlich bis an den Verbindungsweg von Neujonsdorf nach Niederlichtenwalde, nördlich bis an den Ortsrand von Neu jonsdorf und südlich bis an die tschechoslowakische Grenze. Die Mühlsteinbrüche liegen nur im östlichen Teil dieses Ge bietes. Hier befinden sich auch die meisten höheren Erhebungen. Die östlichste Kuppe der Mühlsteinberge, der Kellerberg, hat eine Höhe von 566 m über dl. dl., während der höchste Punkt der Mühlsteinderge auf Schneise 23 südwestlich der „Orgel" liegt und eine Höhe von 609 m aufweist, also ungefähr 140 m über der Schanzendorfer Straße und 165 m über der Talsohle unter den Nonnenfelsen emporragt. Der Hauptkamm der Mühlsteinberge zieht sich in vielen Windungen und Krümmungen mehr im Osten des abgegrenzten Gebietes in nordost-südwestlicher Richtung gegen die Landesgrenze hin und fällt im Süden vordemPlissen- berge zu einer flachen Senke ab. Vom Bahnhof aus kann man auf den,verschiedensten Wegen ins Gebiet der Mühlsteinberge gelangen? doch von allen diesen Wegen führt nur ein markierter Pfad durch das ganze Gebiet hindurch. Ihn wollen wir zunächst auf unserer Wanderung ein schlagen. Er verläuft im Anfänge auf der Ionsdorf-Schanzen- dorfer Straße. Am Zollamt wendet er sich scharf nach rechts dem Waldrande zu. Wir überschreiten ein kleines Wässerchen, biegen vor dem nächsten Hause links ab und steigen dann im Walde am Abhangs des Kellerberges bergan. In prächtigem Nadelwalde führt unser Weg, oft so dicht verwachsen, daß wir die herabhän genden Zweige der Fichten auseinanderbiegen müssen. Schon tauchen zur Reckten und Linken Felsen auf. Nach kurzer Wan derung haben wir die Höhe des Kellerberges erreicht. Graue Felsmassen schimmern links durch die Bäume und bald stehen wir an unserem ersten Ziel, dem Kellerbergbruch. Ein kleiner Einschnitt in die Felswände führt uns bis an den Steil abfall des Bruches selbst und wir blicken nun in die Tiefe hinab. Der Kellerbergbruch liegt im östlichen Teile der Mühlsteinberge. Er gehört mit dem Bärloch zu den kleineren Brüchen des Jons dorfer Gebietes, und dennoch ist es immerhin ein stolzer Anblick, von der Höhe des nördlichen Felseinschnittes in seine Tiefe hin abzuschauen. Dort unten, wo einst Menschenhände unermüdlich tätig waren, wo die steilen Wände widerhallten von den Schlägen gegen den Fels, ist heute alles still und einsam. Nur Reste und Trümmer von Bahngeleisen oder alte Balken und Bretter, nur die verfallenen Steinhütten in der Umgebung der Brüche erinnern uns heute noch an die rastlose Arbeit, die der Mensch mehrere Jahrhunderte hindurch leisten mußte, um in immerwährendem, dauerndem Kampfe gegen das Gestein aus ebener Erde ganz langsam, Schritt für Schritt, immer tiefer bis in jene gähnenden Schlünde hinabzusteigen, wie wir sie dann besonders am „Weißen Felsen" und am „Schwarzen Loche" in ihrer ganzen Mächtigkeit schauen und bewundern können. Der Kellerbergbruch selbst ist eine von allen Seiten geschlossene langgestreckte Einsenkung. Im Südosten führt aus dem Grunde des Bruches ein tiefer Einschnitt zwischen den steilen Felswänden ins Freie nach den Schutthalden hinaus, während der nördliche Einschnitt, in dem wir stehen, uns aus der Höhe an den Abhang herangeführt hat. Derartige oft sehr tiefe Einschnitte zwischen engen, schroffen Felswänden finden wir in allen vier Brüchen. Sie dienten als Zugangswege für die Arbeiter oder zur Abfahrt des Schuttes nach den Schutthalden hin. Der südliche Fahrweg in den Kellerbergbruch ist durch weichen Sandstein gelegt worden, während der Bruch südwestlich und westlich von festerem Sandstein begrenzt wird. Im Norden stößt die Einsenkung an einen Gang von verwittertem Phonolith, der schon zum größten Teil in Ton übergegangen ist, und im Osten trifft sie auf ein großes Lager von Basalt, dessen Säulen teilweise stark verwittert und durch Bildung von Querklüften in sogenapnten Kugelbasalt verwandelt sind. Diesen Basaltgang sehen wir zur Rechten und Linken des Einschnittes, in dem wir stehen. Steil wölbt sich die gegenüberliegende Wand des Keller bergbruches empor; weißgraü schimmernder Mühlsandstein, teils säulenförmig zerklüftet, findet sich hier. Dieses Gestein der Jonsdorfer Mühlsteinbrüche gehört der oberen Abteilung des oberen Quaders an. Wie die benachbarten Sandsteinpartien im Oybintale, am Töpfer und anschließend bis zum Pfaffenstein besteht es aus einem mehr oder weniger grobkörnigen Sandstein, der nur teilweise von Adern eisenschüssigen Sandsteins durchzogen ist oder Trümmer und kleine Nester von Brauneisenerz in sich birgt. Sonst ist er im allgemeinen von grauer und weißlicher Färbung. Der Mühlstein vom Kellerbergbruche war weiß mit schwachen gelblichen Adern durchzogen und ziemlich weich, aber noch bei der Papierfabrikation und feineren Müllerei zu gebrauchen. Im ganzen ist das Gebiet arm an Versteinerungen. — Schon auf dem Wege zum Bruche in der Nähe der Einbruchsstelle konnten wir Basalt sehen. Dieser Basalt enthält zahlreiche, ganz ver schieden große Einsprenglinge. Die größten darunter erweisen sich als Hornblende, die kleinsten und seltensten sind Magneti toktaeder. Aber auch Brocken von Sandstein schließt dieser Basalt ein, ein Beweis dafür, daß der Sandstein ein größeres Alter hat als der Basalt, der durch ihn hindurchgebrochen ist und ihn mit emporgerissen hat. Der Basalt, den wir an den Wänden unseres Einschnittes selbst sehen, setzt sich nach beiden Seiten hin fort und bildet einen von 8-0 nach bi-M. streichenden Stock am Sandsteinbruche. Wie aber kommen diese Basalte, wie kommen auch die zahlreichen Phonolithgänge, die wir zumeist erst später betrachten werden, in dieses Sandsteingebirge? Wie kommt es, daß der Basalt jene Brocken von Sandstein in sich birgt, daß er überhaupt gerade in dieser Gegend den Sandstein durchbrochen hat? Und wie kommt es endlich, daß hier der Sandstein solch besondere Vorzüge besitzt, daß man ihn Jahrhunderte hindurch als Mühlstein gebrochen und weithin ausgeführt hat. Um diese Fragen zu beantworten, ist es nötig, daß wir uns zunächst einmal die geologische Entstehung dieses Gebietes unserer Heimat ver gegenwärtigen. Der Grund unserer gesamten Lausitz bestand wahrscheinlich aus den Ablagerungen des Silurmeeres, aus Grauwacke und Ton schiefer. Doch diese beiden Gesteine treten nur selten — die Grau wacke nur an zwei Stellen — zutage und lassen sich schwer nach weisen. Der überall nachweisbare Untergrund unserer Lausitz ist der Granit. Und zwar ist das Lausitzer Granitmassiv das größte und ausgedehnteste ganz Deutschlands. Das relative Alter des Granits zu bestimmen, ist im allgemeinen nur durch dessen Ver halten gegen Sedimentgesteine möglich. Biele Granite sind offen bar älter als alle versteinerungsfähigen Bildungen und gehören in die Zeit der ältesten kristallinischen Schiefer. Aber auch bis in die Zeit des Silur, Devon und Karbon reichen granitische ^Eruptionen. Unser Lausitzer Massiv ist auf jeden Fall nach der Silurperiode, wahrscheinlich im Karbon entstanden. Während der Kreideperiode muß übrigens ein großer Teil des Gebietes der Lausitz wie auch der Nachbarlandschaften von einem seichten Meere bedeckt gewesen sein. Bon einmündenden Flüssen wurden gewaltige Sandbänke abgesetzt, die Quarzkörner wurden durch ein Bindemittel wie Ton, Kalk oder Kieselsäure verkittet. So bildete sich unser Sandstein, ein Sedimentgestein mariner Entstehung, wie auch aus den vorhandenen Fossilien hervorgeht, im Gegensatz zu jenem Sandstein anderer Gegenden, dessen 'Entstehungsort die Wüstenregion trockener Klimate ge wesen ist. Der weitaus größte Teil der Sande setzte sich in hori zontalen Schichten unter dem Wasser ab. So bildete damals die ganze mittlere und südliche Lausitz mit den anschließenden Ge bieten Nordböhmens eine einheitliche, von den Sedimenten des Sandsteines bedeckte Granitplatte ohne wesentliche Höhenunter schiede. (Fortsetzung folgt.) Werbt für die Gberlausiher Heimatzsitung!