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Vom Scklotz ist nickt viel zu seksn: ein massiger runder Hurm und ein paar Seitsnwände, das Lanze dem Larutker Scklotz sskr äkniick Vielieickt war es ekemals auck eine Wasserburg; der scbilkbewacbsene Eeicb davor, der in seiner ssitlicben sstusbreitung garnickt zu überseken ist, läßt diese Vermutung aufkommen. Nack einem scknstlen Blick in den geräumigen Nittergutskof verlassen wir das Dorr und sckiagen einen verbotenen Weg ein, der sick durck ein tZirken- und IZuckengekölz ziekt, durcb das der Spiegel eines großen tlsickss glitzert. Vock bald verlassen wir diesen Weg wieder, er würde uns zu weit reckts fükren. Oeskalb zweigen wir links ab und übersckrsiten aui einer primitiven Stein brücks das Jakmensr §iüszcken. vabei macken wir eine sonder bare Entdeckung: auf einem Sandkauksn lagen eine Menge sckwarzgrün und miloriblau gekörbte Steine, denen man aber unverkennbar die künstlicks Bereitung ansak. Mein §rsund erklärte sie Laber auck. als Llasklüsse oder dock zumindestens Sckmelz- produkte und Überbleibsel aus der Zeit, da in dieser Legend Öksn zum Scbmslzsn des Naseneisensteins gestanden kaben. Vock liegt Liese Zeit sckon Jakrzsknte zurück. * Kurz vor dem tzeuteich, dem größten der Gruppe, erregte noch eine Kiefernart, die keiner von uns je wo anders schon gesehen hatte, unsere Aufmerksamkeit. Die Stämme waren fast buchengrau, die Nadeln sammetweich und von einem intensiven Olivgrün. Der Waldboden leuchtete rostrot infolge der Schicht vertrockneter Nadeln. Die große Wasserfläche des Hcuteiches war bis auf eine kleine Pfütze eingeschrumpft. Das Schilf war schon geschnitten. Bis an den Rand der Pfütze konnten wir in ihm Herumlaufen. Eine ganze Anzahl der verschiedenartigsten Muscheln wurde dabei unsere'Beute. Eine dünne Eisschicht lag auf dem Wasser, über das das Knarren eines Wagens, welcher Schilf abfuhr, vermischt mit den „Hüh"-Rufen des Kutschers, metallisch hart und doch weltenfern herüberklang. Abzugs- und Bewässerungsgräben liefen am Tcichdamm dahin. Schwärme von Weißfischen zogen darin umher. Sicher und gewandt glttlen sie durch das Wasser. Blitzschnell waren sie auseinander, ver krochen sich spurlos in den Schlamm, als der Wanderstock meines Freundes ins Wasser tauchte. Bald aber waren sie wieder da. Doch wir sollten noch größere Mengen schauen. Langsam am Teiche dahingehend, gelangten wir an den Schützen. Da sauste aus dem tiefer gelegenen Graben ein blauer Blitz, huschte dicht Uber dem Wasser hin und war verschwunden: ein Eisvogel. Alle stürzten wir an den Graben. Eine ungeheure Menge kleinerer und größerer Weißfische drängte sich in seiner Höhlung. Eine quabblige, zapvlige, graugrüne Masse'wogte und bebte da hin und her, hob und senkte sich, als wenn tausend und abertausend Körper zu einem sich vereinigt hätten, und sich doch nach eigenem Willen bewegen wollten. Überall war Bewegung. Die Augen konnten garntcht so schnell folgen. Silberweiße Bäuche' blitzten auf, grüne Rücken wurden von der Masse der daruntersteckenden Fische aus dem Wasser gehoben. Meinen beiden Freunden sprühte die Jagd- I lüft aus den Augen. Wer sollte bei diesem Reichtum auch ruhig bleiben als alter, passionierter Fischjäger. Eine weite Strecke schritten wir am Graben entlang. Zwei bis drei Eisvögel stellten wir dabei fest. Aber wie ein Blitz jagten sie hart über dem Wasser hin und waren verschwunden, eh die Augen sie recht erkannt. Der kurze, markante Schrei, den sie ausstießcn, paßte ganz zu ihrem scheuen Wesen. Ein Eisenbahnzug donnerte irgendwo durch die Landschaft. Lange noch grollte sein Lärm hinter ihni her. Drüben über der Straße tauchten Klitten, Klcinölsa auf, und weiter links Zahmen. Dort lag die Bahn linie Falkenberg—Kohlfurt. Wir aber schritten den Wiesenweg nach Kaschel hinunter. Ein Hcidedorf wie alle andern. Nur daß auch hier die durch den Krieg und Vie Geldentwertung bedingte Wohlhabenheit der Bauern die alten stilvollen strohgedeckten Lehmhäuschen niederreiben und dafür nüchterne, stadtmäßige Ziegelbautcn errichten läßt. Da freut mau sich wirklich mit ganzem Herzen, wenn man noch so ein Bild sieht, wie es sich uns an einer Wegbiegung überraschend bot: eine niedrige, halb verfallene Kate, so niedrig, daß die Leute beim Dreschen gebückt stehen mußten. Das Strohdach war ganz aus dem Gleichgewicht gekommen, tief war es dem Haus ins Gesicht gerutscht. Zu beiden Selten des Mittelbaues aber waren ebenso windschiefe und verfallene Schuppen angebracht. Ein echtes rechtes Heidebild, das seine volle Schönheit noch durch das Klipp—klapp—klapp des Dreschflegels erhielt. Wieder nahm uns Wald auf. Aber durch eine Lichtung schlüpften wir ins Freie und folgren dann einem Wiesenweg, der an zwei ein samen Gehöften vorbciführte, hinter denen charakteristisches Gestrüpp die Kascheler Teiche ankündigte. Schon Geschautes wurde hier Wiederwahl: die Teiche waren ab gefischt, ein geringer Wasserrest war zurückgeblieben, in dem selchten Wasser der Abflüsse drängten sich wieder die Massen der Weißfische, untermengt mit halbstarren, fetten Fröschen. Auf einem der Dämme stand noch der Schlafwagen, den die Teichwärter zur Fischzcit benutzen. Ein Hauch von Verwesung lag in der Lust. Der kam von den vielen Fischleichen, die umherlagen. Schneller, als wir cs geglaubt, hatten wir einen Ausweg aus dem regellos zerklüfteten Teich gefunden. An einem Stück nieder-gebrannten Wald vorbei, gelangten wir auf eine Schneise, der wir folgten. Auto hupe und Wagengerassel kündeten eine nahe Straße an. Aber als wir aus dem Walde traten, lag das sächsische Ruhetal mit seinem Knappen Dutzend Häuschen vor uns. Doch das war ein bekanntes Gebiet für uns. Ohne den Ort zu berühren, schritten wir einen Wiesen- pfad, der nach der Staatsstraße führte, entlang. Bald grüßten wir freudig unsere'liebe Spree, die sich sanft durch das ebene Gelände windet. Uber die alte hölzerne Brücks hielten wir Einzug in Lieske, nachdem wir uns noch über das geschmacklose Kriegerdenkmal geär gert halten. Den Arger spülte aber eine Tasse heißen Kaffees im Gasthausc, in dem wir eingekehrt sind, bald hinab. Auch ein gutes Wurstbrot stimmt den Magen versöhnlicher, und eine lebhafte Unterhaltung würzt die halbstündige Rast. Dann aber müssen wir weiter. Knappe zwei Stunden Zeit haben wir nur bis Großdubrau. Die Straße ist schön, sie gefällt mir von allen Landstraßen der Umgegend am besten. Kurz hinter Lieske ist sie noch ganz ein Heidekind: Birken stehen am Wege, weißgraue Sand dünen breiten sich aus, der Straßengraben ist mit einem dicken Pelz von verblühten Heidckrautbüscheln besetzt, und silbergraue Teichaugcn blinken neugierig durch das Ufergebüsch. Dann bleibt dies alles zurück: die Straße wird herber in ihrer Physiognomie. Wir kommen schnell voran. Es ist ein herrliches Schreiten. Selbst der Himmel macht sich auf den Abend noch schön: im Westen flammt ein riesiges gelbes Tor, in das kahle Baum kronen mitten hineinragen. Dabei schleicht leise schon die Dämmerung aus den Wäldern. Sie blinzelt uns traulich an, als wir durch Som merau gehen. Mein Sinn ist ganz auf das gelbe Tor mit den Baum kronen gerichtet. Ich fühle, es ist ein seliges Schreiten in diesen Abend hinein, das himmlische Flammenma! vor Augen. Fünf Minuten vor fünf sind wir in Großdubrau. Der Zug steht hell erleuchtet auf dem Gleis, Leute gehen auf und ab, aber der Schalter ist noch geschlossen. Was soll das heißen? „Der Zug geht erst in einer Stunde, Im Fahrvlan ist ein Druckfehler." Das war peinlich. Eine volle Stunde saßen wir nutzlos im kalten Zug. Aber schön war sic doch, die Fahrt durch die wintergraue Heide. Das Schönste aber ist doch, daß ich wieder neue Wege in meiner geliebten Heide kennengelernt habe, Wege, die ich in Bälde junge, wandcrfrohe Mensche» führen will! .... — Die Bogel st cllerci wird im Frühjahr wohl am ärgsten betrieben; namentlich an Sonntagen beim Morgengrauen kann man die Vogelsteller bei ihrem frevelhaften Gewerbe überraschen. In gewissen losen Vogelhändlern finden sie jederzeit willige Abnehmer für die der heimatlichen Natur geraubten Schätze. Die von den Bogelhändlern früher meist gebrauchte Ausrede, die fetlaebotenen Vögel (Blau- und Rotkehlchen, Nachtigallen, Grasmücken, Rotschwänze, 'Steinschwätzer, Zaunkönige, Zeisige, Hänflinge, Finken, Ammern, Stieglitze usw.) seien aus Böhmen eingeführt, kann jetzt nicht gelten. In Böhmen blühte die Vogelstellern wohl früher üppig. Die Grenzsperre macht cs aber zur Gewißheit, daß die jetzt verkauften Vögel nicht aus dem Auslonde eingeführt sein können, sondern bei uns gefangen morden sind. Man bringe Vogelsteller und gewissenlose Händler, welche die Plünderei der heimischen Natur betreiben oder ihr Vorschub leisten, rücksichtslos zur Anzeige Vogelfang und unberechtigter Handel werden mit Geldstrafe oder mit Haft bestraft. Siedlungsgeschichtliche Betrachtungen aus der Oberlausitz. Von Dr. phil, WalterFrenzel, Leipzig. Mit zwei Karten und einer doppelseitigen Bildertafel- Sechzig Seiten stark, okiav. Druck Und Verlag der Oberlausitzer Heimatzeitung, Reichenau, Sa. Zwölf wertvolle Kapitel sind es. die den Leser erfreuen: l. Das Landschaftsbild der Oberlausitz vor 1000 Jahren, 2. Seit wann leben Menschen in der Oberlausitz usw. Der Verfasser beginnt mit diesem Büchlein eine Folge von 18 Schriften aus dem Gebiete der ober- lausitzischcn Bor- und Frühgeschichte, Anthropologie, Volkskunde und Quariärgeologie, die unter dem Titel: „Oberlausitzer Heimat studien" im gleichen Berlage erscheinen werden. In kurzer Zeit wird das 2. Heft: „Klima und Landschaft der Oberlausitz seit Beginn der Quartärzeit" den Siedlungsgeschichtlichen Betrachtungen folgen. Der herzliche Wunsch geleite das Büchlein auf seinem Wege: Es möge recht vielen der Wegweiser sein, selbst die Heimat suchend zu finden.