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Nr. 7 Gberlaufltzer Helmatzeitung 55 heißt „'s Iuhr zovur", oder wenn der Deichenauer sagt: „iech hoa's ba Neum'n g'Kauft", dagegen a Nderwitz und a d'r Eibe so recht gemütlich zu hören ist: „iech hoa's ba Neumoanne gekooft" oder wenn er uns von all den besonderen Eigenheiten der Weigsdorfer, Seifhennas- dofa (Seifhennersdorfer), Neugierschdorfer, Abersch- bächor, Spram'goe (Spremberg), Deerscher (Beiers dorf), Dähner (Dohnauer) und ihren Nobborn den Dustallorn und noch vielen anderen Dörflern mit ihren Idiomen plaudert, fo ist schon dies des Beweises genug, daß er sich auskennt in der Lausitz und ihrer Sprache. („Wortspiele aus dem südlausitzer Winkel" Seite 86 in Nr. 8 vom 16. April (922 des 3. Jahrganges der Gber- lausitzer Heimatzeitung.) In der Dollkraft seiner Jahre stand Wilhelm Friedrich, als er zur Feder griff, um für seine Heimat unvergängliche, geistige Werte festzuhalten. Anregung zu seiner schriftstellerischen Tätigkeit gab ihm die Bekanntschaft mit einem bayerischen Bauerntheater. In einem Briefe äußert er selbst: „... Veranlassung, in unserer heimischen Mundart zu schreiben, gaben mir die Schlierseer mit ihrem Gberbayerischen Bauern theater. Ich sagte mir, was die Können, Können unsere Lausitzer auch, unsere heimische Mundart ist nicht weniger grob, denn die bayerische ..." Seine erste Arbeit erschien 7992. Die Titelarbeit „Basen - Wenz", der „Wobm-Franz von Huhwal" und „Der Kratzer Moan" bildeten drei humoristische Vorträge im sächsisch-böhmischen Grenzdialekt, womit er einen erfreulichen Anfangserfolg erzielte. Kann das noch als ziemlich prosaische Arbeit angesehen werden, so waren die bald folgenden Arbeiten schon mit wesent lich mehr dramatischer Vertiefung geschaffen. Dies sind der Schwank „Anno 66" und die Volksstücke 's Ge- scheeche", „Der Schützenkönig" und „Dio Ent führung". Su dem letzten nahm er den Stoff aus der Deichenauer Grtschronik. (Es spielt 1594.) Wie feinsinnig und tiefschöpfend die Heimatdichtung Friedrichs ist, zeigt vor allem jein 1967 erschienenes Werk „Hennerch Tobels Feuer", das als sein be deutendstes betrachtet werden kann und seinen Ruf sehr bald gefestigt hat. Schon der Titel (Heinrich Gottlobs Feuer) zeugt davon, wie es Friedrich versteht, auch im einzelnen Lausitzer Eigenarten treffend zu zeichnen. Der Stoff zu dem Stücke, das 1847 spieltz stammt aus der Doichenauer GrtschroniK und ein gut Teil der Per sonen entspricht der Wirklichkeit. Bei seiner Ar- aufführung Hatto es oino gewaltige Wirkung, die ihm noch heute zu eigen ist. Vor allem waren es die im 5.Bild vorkommonden alten Deichenauer Volks tänze, die ganz besonderen Beifall fanden. Friedrich darf mit Docht sagen, daß er die schönen, alten heimat lichen Tänze der Vergessenheit entrissen hat. Interessante chronikale Einzelheiten über den Stoff dieses Stückes gibt uns L. Engelmann in einem Aufsätze „Nachklänge zu M. Friedrichs Hennerch-Lobels Feuer" (Gberl. Heimatztg. Nr. 27 dos 1. Iahrg. vom 3. Oktober 1920 Seite 322.) Neben den nächstfolgenden Werken „Der Stroh- Kranz" (1969), wozu er den Grtsgeschichten von Deichenau und Hirschfolde den Stoff entnahm und dem 1916 entstandenen Weihnachtsmärchen „Mönches Schtssn" verdient das 1914 erstmalig aufgeführte, im Vorlage von Alwin Marx, Deichenau, erschienene Schauspiel „Aus der Franzosonzeit" hervorgohobon zu werden. Nach einer durch besondere Ereignisse horbei geführten Pause in dem Schaffen des Dichters entstand dieses Work anläßlich der Weihe des Völkerschlacht denkmals in Leipzig. Wieder gab ihm die Grtsgeschichte den Stoff. Das Stück Hatto aber bei der Nraufführung nicht den rechten Erfolg. War man sonst gewöhnt, in den Werken Friedrichs einen ganz bestimmten Humor anzutreffen, so trat hier an seine Stelle tiefer Ernst. Erst im Herbst 1926 wurde dem vor Kriegsausbruch geschriebenen Schauspiel ein außerordentlicher Erfolg zuteil und sein Schöpfer wurde dabei wie ein propheti scher Seher geehrt. Dann mußte der Dichter eins Seit fern der Heimat verleben. Wohl mag ihm das nicht leicht gewesen sein, aber als er zurückkehrte in die geliebte Heimat und ihn wieder die alte, vertraute Scholle trug, da machte sich auch seine alte Schaffenskraft von neuem fühlbar. Dem im Sommer 1916 erschienenen „Gesühnt" folgte Ostern 1917 das schöne Volksstück „Gnser Gründornscht'gjonge". Fritzel, der Gründonners- tagssunge deshalb genannt, weil er gerade an diesem Tags die unbewußte Mission erfüllt, zwei Herzen, die sich einst liebten, aber dann verloren, wieder einander in Liebe und Frieden zuzuführen, ist eine gar herz erfrischende Figur. Friedrich entwickelt gerade in diesem Stück seine Gestaltungskraft in einer Weise, die alles, was darin geschieht, so natürlich überzeugend wirken läßt, als könne es einfach nicht anders sein. Das unvergleichlich schöne Motiv der Kinder, die zum Gründonnerstag Brezeln „batteln giehn" — ähnlich dem Kuchensingen anderer Gegenden — hat auch durch die Hand dos jungen, sehr begabten Künstlers Paul Sinkwitz - Ebersbach eine gut gelungene bildliche Wiedergabe gefunden. „Gu'n Morg'n, gu'n Morg'n ;on Gründornjcht'g l Gaht ons Wons an Datteljaaß, lost ons ne ;o lange stlehn, Mer müjj'n a Häujsl Wetter giehn . . .1" Don 1917 erschienenen „EngolKreuzer", bis jetzt nur als Manuskript vorhanden, hält der Dichter selbst für sein schwächstes Werk. In seinem letzten Stücke „Das sterbende Dorf" (1921 bis 1922) zeigt er uns wieder die ganze, Heimattreue Liebe seines Herzens, das mit all seiner Bescheidenheit so fest in der Lausitz wurzelt, daß es jedem Sturms standzuhalten vermag und stets den starken Willen aufweist, der Heimat alles erhalten zu helfen, was eine neue Welt und ihre An schauung unbarmherzig zertreten will. Durch seinen Aufenthalt nahe dorsächsisch-böhmischen Grenze hat er auch Gelegenheit gehabt, das Leben und das Los der Schmuggler zu beobachten. In poetischer Anschaulichkeit schildert er es in feinen Prosaarbeiten, wobei er zeigt, daß er die Prosa in hochdeutscher Sprache geschickt zu behandeln versteht. („Schmuggloclos S. 156 in Nr. 13 v. 21. März des 1. '^iahrg. d. Gberl. Hmtztg.). Verschiedentlich ist er auch schon angegangen worden, einen derartigen Stoff doch einmal dramatisch zu be handeln, was bei dem in letzter Seit durch die Valuta verhältnisse bedingten Wiederaufblllhen des Schmuggels auch sicher Interesse erwecken würde. Aber Wilhelm Friedrich ist zu bescheiden und viel zu sehr fühlender Dichter, als daß er mit solch sensationeller Arbeit die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken versucht. Immerhin