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Nr. 5 Gberlauflher Hslmatzettung 41 4) S. Carpzov II, 200. Die Urkunde wurde ausgesetzt auf dem ge meinen Landtage zu Bautzen, Sonnabend nach Innozenz 1490. 5) Zittau wurde zur Zahlung der Strafsumme verurteilt am Sonn abend nach Innozenz 1499 zu Bautzen. °) Es heißt, Zittau habe deswegen die Summe nicht zahlen, sondern wieder zu Böhmen treten wollen, weil nach römischem Rechte und dem Sachsenspiegel jemand, der einen Raub durch Geldstrafe sühne, ehrlos werde: denn die Zahlung der Buße bilde ein Geständnis der Schuld. S. Carpzov II, 200 ff. «) S. Beschick, Handb. der Gesch. von Zittau, II, Beilage XXXVIII. °) Die Bulle befindet sich im Ratsarchio zu Görlitz: sie ist ausgestellt von Alexander VI. a 6. XII. Kal. Ian 1496. ") S. Pescheck, Handbuch der Geich, von Zittau, II, 24. ") S. Jahrbücher Johanns von Guben. '2) Abgedruckt in Peschecks Monatsschrift vom Jahre 1791, 136—I3S. ") Die Plünderungen sanden statt am Dienstag nach Trinitatis in Wendisch- und Dcutsch-Ossig, am Freitag in derselben Woche zu Heidersdorf. ") Der bereits erwähnte Fehdebrief. '°) Krebs, der Name des Herold». Mit den Zähnen knirschen. '?) Jähzornig. ") Rosenthal bei Hirschfelde. Diese Zeilen stehen zum Gedicht in keinem unmittelbaren Zusam menhang, schildern aber wohl eine ähnliche Begebenheit. s") Muß Heidersdorf heißen, weil als Nachbarort Linde genannt wird. 2') Diese Strophe bezieht sich auf die Annahme, die Görlitzer hätten dem Lanbvogt die dreihundert Gulden, die sie erhalten hatten, als Geschenk übergeben. WolfgangMitter- Zittau. Zittau. Der „Globus" hat seit der letzten Berichterstattung wieder zwei ganz hervorragend gelungene Veranstaltungen zu ver zeichnen. Die am 13. Februar fällige Dereinshtzung fiel nach alter Gepflogenheit aus, weil es sich um den Fastnachtsdienstag handelte. Der Bonragsabend vom 20. Februar, der nur für Herren bestimmt war, fand im Engelsaale statt. Herr Oberstudienrat Professor D r. Weder eröffnete ihn mit einer programmatischen Ansprache, in der er darauf htnwies, daß im Hinblick auf die ins Ungemessene gestie genen Unkosten für Lichlbilderadende die mehr der Unterhaltung die nenden Abende eingeschränkt und dafür größerer Wert aus überwie gend wissenschaftliche Veranstaltungen gelegt werden müßte. 2m An schluß hieran wurdrn 18 Mitgliederneuanmeldungen durch Aufnahme erledigt. Für die Arbeiten im Gebirge ist von einem Stammtisch im „Klosterstübl" die Summe von 3500 Mark gespendet worden. Man nahm mit dem Ausdrucke des Dankes Kenntnis. Außerordentlich dankenswert war der ausgezeichnete Vortrag des Herrn Professors D r. Lange über „DasWeltbild im Wandel d e r Z e i t e n", der der zahlreichen Hörerschaft die seltene Gelegenheit zu einem um- fassenbcn Einblick in ein dem Laien im allgemeinen nicht besonders geläufiges Wissensgebiet gab. Der Redner ging von den gesetzmäßigen Vorgängen am Sternenhimmel und ihrem Einfluß auf das gesamte menschliche Leben, aus die Gegensätze zwischen dem All und unserm eigenen Ich aus. Wie der Naturkult die erste Stufe aller Religion bedeutet, so ist die Astronomie als die erste Stufe aller Wissenschaft zu bewerte». Uber das Verhältnis der Erde zu den übrigen Himmels körpern haben die Gelehrten aller Kulturvölker einen mehr als zwei tausendjährigen erbitterten Kampf geführt. Vas geozentrische System nimmt als das Ursprüngliche die Erde, das heliozentrische dagegen die Sonne als den Mittelpunkt des Weltalls an. Die ersten Astro nomen der Menschheit waren die Hirtenvölker Mittel- und Vorder- astens, die Tag und Nacht unter freiem Himmel lebten und daher Gelegenheit zu einer zunächst noch naiven Betrachtung der Gestirne hatten. Der Zweifel ist aber die unentbehrliche Grundlage jeder For schung, und so entstanden mehrfach wechselnde Meinungen und An schauungen, die ober immer nur bis zum Bckanntwerden neuer Tat sachen Gültigkeit behielten. Schon frühzeitig knüpften sich gewisse reli giöse Vorstellungen an Sonne, Mond und Planeten. Als die ersten bewußten Beobachter der Firmaments sind die Turaner (in Mittel asien) zu nennen, die eine zwar noch primitive, aber doch immerhin bemerkenswerte Stufe der Erkenntnis erlangt hatten. Wesentliche Fort schritte erzielten die Ägypter mit Hilfe ihrer Sternwarten. Sie hatten bereits erkannt, daß Merkur und Venus um die Sonne Kreisen. Die chaldäisch-babylonische Astronomie kam wieder weiter vorwärts, nahm aber immer noch die Erde als WeltmtttelprHkt an. Die pythagoräische Schule der Griechen schuf wesentliche wissen schaftliche Grundlagen. Namentlich beherrschte Aristoteles jahrtausende lang die Wissenschaft und wurde sogar von der christlichen Kirche dog matisch anerkannt, obwohl bereits einer seiner nur um wenig jüngeren Landsleute, Aristarchos von Samos, den der Baler der stoischen Schule Kleanthos deshalb öffentlich der Irreligiosität bezichtigte, die Sonne als den Angelpunkt des Weltalls erkannt hatte- Es war ihm jedoch versagt geblieben, sich gegen den allmächtigen Einfluß des Aristoteles durchzusetzen, der seine Lehre aus der Sphärentheorie des Eudoxus auf gebaut hatte. Die geozentrische Theorie fußt recht eigentlich auf der griechischen Annahme von den vier Elementen, zu denen schließlich als fünftes der Äther — die Quintessenz — trat. Die Alexan driner lehnten sich ebenfalls an Aristoteles an. Hipparchos und Ptolemäus erweiterten die Eudoxische Theorie von den Sphären und nahmen schließlich deren 55 an. Der in letzter Linie durch die Stürme der Völkerwanderung veranlaßte Untergang des römischen Reiches und die Springflut der islamitischen Bewegung drohten alle bisherigen wissenschaftlichen Ergebnisse spurlos zu vernichten. Da wurde es das unvergängliche Verdienst der Araber, daß sie die bis dahin von der Menschheit errungenen astronomischen Kenntnisse sammelten und für die Nachwelt retteten. Nach Verdrängung der Mauren und Sara zenen aus Spanien und Italien bemächtigten sich die Mönche des Abendlandes der Führung, und die Klöster blieben jahrhundertelang Pflegstätte und Hort aller Wissenschaft. Noch immer aber mar das geozentrische System das allein anerkannte. Dann bildeten sich jedoch mehr und mehr die Gegensätze zwischen deduktiver und induktiver Forschung heraus. Gelehrte der letzteren Richtung schufen nach und nach den Raum für eine neue Weltanschauung. Als Vorläufer der großen Reformation auf diesem Gebiete sind u'a. Leonardo da Vinci und Bacon anzusehen. Daß das geozentrische System endlich voll ständig zusammenbrach, ist das Verdienst der drei gewaltigen und erfolgreichen Entdecker Köperni Kus, Kepler und Newton ge wesen. Vergeblich mühen sich die Polen ab, den am 19. Februar 1473 zu Thorn geborenen Kopernikus als einen der Ihren in Anspruch zu nehmen: er wird für alle Zeiten einer der größten Deutschen bleiben, und sein Lebenswerk wird von Lichtenberg mit Recht als das „neue Testament der Astronomie" bewertet. Der große Tycho de Brahe war noch hundert Jahre später anderer Ansicht: umso schmerzlicher berührte ihn der Abfall seines Schülers Kepler, der zuerst die elliptische Form der Planetenbahnen erkannte und sich 1609 auf die Seite des Koperni kus stellte. Den dritten Grundpfeiler des neuen Systems setzte Newton mit der Entdeckung des Graottattonsgesetzes und der gegenseitigen Anziehung der Himmelskörper. Aber die aus dem Lebenswerk dieser drei Männer sich ergebenden Grundlagen der heliozentrischen Welt anschauung ließen noch immer gewisse Fragen offen und gaben auch zu neuen Zweifeln Anlaß: so die bekannten Abweichungen der Merkur bahn im Vergleich zu der der übrigen Planeten und die Lehre von der Fernwirkung Man kam daher aus die Atherthcorie der Alten zurück (Heitzsche Wellen). Zu Mißverständnissen kann leicht auch die Tatsache führen, daß Astronomie, Physik, Chemie und Elektronen lehre in der Ausdeutung der Begriffe Awm und Molekül nicht über- cinstimmen. Doch die Wissenschaft baut unaufhaltsam weiter. Die Gesetze von der Erhaltung der Materie und der Energie, die Strah- lungscrscheinungcn des Radiums sind weitere wichtige Marksteine in der Geschichte des menschlichen Wissens. Man ging noch weiter: Stoff und Kraft sind im Grunde dasselbe, nur verschiedene Erscheinungs formen derselben Ursache. All diese Erkenntnis wäre ohne die drei großen Bahnbrecher nicht möglich gewesen. Ihr Hauptunterschied besteht darin, daß Kopernikus nach dem „Was", Kepler nach dem »Wie" und Newton nach dem „Was" fragte. Der einstige Dualismus hat aber dem Monismus das Feld räumen müssen. Nach Ansicht des Redners ist der zeitgenössische Forscher Einstein, dessen Relativitäts theorie bis jetzt noch nicht überzeugend widerlegt werden konnte, als der vorläufige Schlußstein dieser riesigen Entwickelung anzusehen. Dem letzten Ursprung der Dinge werden ivir allerdings vielleicht nie mals nahekommen, und den unabänderlichen Gesetzen im AU ist auch der Mensch mit unterworfen. — Die Versammlung, die den glän zenden Darlegungen mit angespannter Aufmerksamkeit folgte, bekun dete ihren Dank durch anhaltenden Beifall. Der Vorsitzende unter strich diese Anerkennung, betonte aber, daß es gefährlich wäre, alles auf die Relativität zurllckführen zu wellen. Der geozentrischen und der heliozentrischen setzte er die deutsche Weltanschauung, die nicht allein in die Weite, sondern namentlich in die Tiefe geht, an die Seite. Jede Wissenschaft muß Religion sein und darf nie auf ihr Priestertum verzichten. Der Geist der Tiefe und der Religiosität, wie er in der deutschen Wissenschaft obwaltet, werde immer die Füh rung in der Welt behalten. Schärfster Widerspruch müsse aber erhoben werden gegen tendenziöse Ausbeutung des Namens Einstein zu Partei» Wecken und gegen die Skepsis aus Grundsatz. Auch Professor Dr. Weder fand stark betonten Beifall.