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deutet auf Spitzkunnersdorf. quam — vz --- wurde üblich, kam auf. eyn reiste vz leten — einen Kriegszug veranstalten. Dieser kleine Abschnitt mit den Worten der Kriegsleute am Schluffe ist eines der besten Beispiele für die Art, wie Johann von Guben seine Iahrbücker anlegte. Was die Sache anbetrifft, gibt es hier nicht allzuviel hinzuzu fügen. Unter dem Bischof von Meißen, von dem die Rede ist, müssen wir Johann von Isenberg verstehen, der bereits 1343 Bischof in Meißen war und 1370 starb. Bei Carpzow wird er als Graf von Isenberg bezeichnet. Warum er den Einfall in Zittauer Gebiet veranstaltet hat, das ist uns nicht bekannt, nur Vermutungen kann man hier hegen. Am meisten Wahrschein lichkeit hat noch die Annahme, eben nm jene Zeit sei Zittau vom Bistum Meißen an das Erzbistum Prag gekommen, so daß der Meißner Bischof aus Ärger über die Verringerung seiner Wahl- befugniffe sich durch Raub und Plünderung habe schadlos halten wollen, wie solche Fälle auch sonst von Kirchenfürsten aus nicht gerade selten waren. Freilich haben solche Taten mit der Lehre von der christlichen Nächstenliebe recht wenig zu tun und machen der hohen Geistlichkeit, wenn ihre Verkündigungen in die Tat umgesetzt so aussehen, nicht gerade Ehre. Im übrigen hat wohl Herzog Heinrich, der Zittau sehr gewogen war, diese Befehdung nicht mehr erlebt, wenn das angegebene Jahr 1347 richtig ist; denn aus zahlreichen Urkunden wissen wir genau, daß er bereits 1346 mit Tode abgegangen war. Zum Schluffe möge nun noch der wörtliche Bericht über das berühmte Zittauer Turnier folgen, das uns beweist, wie gern sich König Wenzel I. von Böhmen, von dem es ja heißt, er sei drei Jahre lang in unsrer Stadt erzogen worden, bei uns aufgehalten hat und welche Rolle Zittau damals spielte. Derselbe König pflac (pflegte) alle phingsien eynen torney (Turnier) her czu legen, vnd noch gotis gebürte MOLE" vnd iij° yar (1303) vmme pfingisten waz eyn groser torney vf dirre viweyde, vnd dese stat waz dez von der Lypen (Leipa), Hern Peter von Napticz, vnd her Albrecht von der Lomnicz dirslug czu tode den von Barbey, der do begrabin lit in vnser pfarre, margraue Her mans Home (Markgraf Hermanns Oheim); wen czu der wyle worn hi vj surften vnd 0606 ritter in dem torney. dez must do entwichen der von der Lipen vnd wart wlier dis landis (wurde Landflüchtigert. do vndirwant (bemächtigte) sich König Wenczlow weder (wieder) dirre (dieser) stat. Dieser Bericht versetzt uns mitten in die unruhigen Besitzver- hältniffe hinein, in denen sich Zittau im 13. und dem Anfänge des 14. Jahrhunderts befand und die noch mancher Klärung bedürfen. 1303 — das ist das Jahr des Turniers — scheint die Lage fol gendermaßen gewesen zu sein: Peter von Naptitz, ein Lehnsmann der Leipaer, besaß die Stadt Zittau. Während nun das Turnier abgehalten wurde, drs ein sehr großes gewesen sein muß — be fanden sich doch 6 Fürsten und an die 400 Ritter in der Stadt — da wurde, wahrscheinlich bei dem Turnierkampf selbst, der Oheim Hermanns des Langen, des Sohnes Ottos des Langen, der König Wenzels Vormund war, von Albrecht von Lomnitz erschlagen. Daraufhin mußte der Herr von Leipa fliehen; warum, ist bis auf den heutigen Tag noch nicht erklärt worden, offensichtlich aber, weil man ihm eine gewisse Schuld an dem Unglück zuschreiben zu müssen glaubte, sodaß König Wenzel l. sich der Stadt wieder be mächtigte und sie als Lehen einzog. Noch manche schöne Stelle könnte ich aus Gubens Chroniken zum Abdruck bringen, doch möge das Wenige für heute genügen. Vielleicht ist es später wieder einmal möglich, die Leser der Heimat zeitung mit der ältesten Zittauer Handschrift bekannt zu machen. Wolfaana Mitter, Zittau. Die Totenlinde in Uhyst am Taucher Von Fr. Beruh. Störzner-Arnsdorf M^ine gute Wegstunde nordostwärts von Bischofswerda ent. fernt liegt jenseits des Taucherwaldes das freundliche Kirchdorf Uhyst. Es grenzt an die nördlichen Ausläufer des Tauchers und trägt so manche Erinnerungen an vergangene Zeiten. So stand einst auf dem weiten Dorfplatze in der Nähe der Kirche eine uralte Linde, die Mord- oder auch Totenlinde genannt. Noch heute wissen von ihr die alten Leute zu erzählen. Warum sie ihren eigenartigen Namen trägt, darüber weiß die Überlieferung Interessantes zu berichten. Die Sage erzählt uns da folgendes: Unter der großen Dorflinde auf dem weilen Anger vor der Kirche" war sonst das Stelldichein der Uhhster Jugend. Wenn der bleiche Mond durch das weite Geäst schaute, trafen sich hier die, welche sich liebten. So mancher Treuschwur ward unter der alten Linde getan. — Unter jener Linde war auch das Lieblingsplätzchen einer Jungfrau, die weit und breit durch ihre Schönheit bekannt war. Es war Gretchen des Gastwirts Töchterlein. An schönen Mond- nächten fetzte sie sich gern unter den Lindenkaum, dessen Zweige zu den Fenstern des Gasthauses hereingrüßten. Da kamen dann Burschen von nah und kern, auch mancher aus edelstem Geschlecht. Jeder versuchte, ihre Gunst zu erwerben. Nicht wenig stolz war die Schönste von Uhyst über solche ihr erwiesene Ehre. — Einst kamen zur hübschen Wirtstochter zu Uhyst auch zwei adelige Herren stolz zu Roß, heißes Verlangen im Herzen nach ihrer Gunst und Liebe. Sie kehrten im Wirtshause ein und setzten sich zur Seite der Bielumworbenen. Bald warben beide um ihreHand. Das schöne Wirtstöchterlein fühlte sich nicht wenig geschmeichelt. Ganz gleichgültig war ihr keiner. Aber welchen sollte sie denn wählen? — Welcher von beiden sollte sie haben? — Da gab sie im Scherz den Rat, die Freier möchten doch selbst bestimmen, welcher von ihnen sie besitzen solle. Darauf schienen die gewartet zu haben; denn kaum hatte die Jungfrau das gesagt, als auch schon die beiden Jünglinge aus dem Gastzimmer eilten. Draußen unter der Linde zogen sie ihre Degen. Der Zweikampf sollte ent scheiden, wer die Schöne haben solle. Im Mondenscheine blitzten die scharfen Schwerter auf, deren Klingen heftig klirrten. Tapfer fochten beide. Jeder wehrte gut ab. Da sank plötzlich der eine, zum Tode getroffen, lautlos nieder. Aber auch der andere war so schwer verwundet, daß er ebenfalls zu Boden stürzte. Da eilte die Wirtstochter, die dem Zweikampfe eine Zeitlang durchs Fenster, mit Wohlgefallen zugeschaut hatte, hinaus unter die Linde. Der den ihr Herz ja im stillen gewählt, lag blutend auf dem Platze' da sie so oft gesessen. Er schaute sie noch einmal an und sagte sterbend: „Um dich, du liebes Mädchen, mußte dies alles ge schehen !" — Bon tiefer Reue überwältigt, fiel sie zu ihm nieder und bemühte sich, ihn zu retten. Sie küblte mit Wasser die brennende Wunde, verband sie ihm und pflegte seiner treulich. Doch es war alles vergeblich! Bald senkten sich des Todes Schatten auf des Geliebten Angesicht. Noch einmal schaute der das Mägd lein an und flüsterte: „Mein Liebchen, weine oder weine nicht. Wir werden nicht vereint. Doch wirst du mein gedenken, wenn man bald mich schmücket mit dem weißen Kleide und mit dem Rautenkranze." — Das waren seine letzten Worte. Daraus schloß er seine Augen für immer. — Nun erfaßte das Mädchen namen loser Schmerz. Den Tod zweier Jünglinge auf dem Gewissen! In der Verzweiflung stürzte sich die Wirtstochter in den liefen Brunnen unter der Linde, und am nächsten Morgen fand man sie darinnen tot auf. Bald wölbten sich auf dem Uhyster Friedhöfe drei frische Grabhügel. — Unter der alten Dorslinde aber saß seit jener Zeit um Mitternacht die bleiche Jungfrau, ächzte und stöhnte und suchte nach dem Geliebten. — Vom Dorfe Uhyst aus führt ostwärts nach dem Taucherwalde ein uralter Hohlweg, die Mich« ausgasse genannt. Hier tritt ein Quell zutage, den man den Hungerbrunnen nennt; denn versiegt der Quell einmal, dann zeigt das teure Zeit an. Daher auch sein Name. — Das Uhyster Rittergut mit dem Taucherwalde erwarb 1484 der Ratzu Budissin „um 730 rhein. Gülden." — Der nahe Taucher ist ein umfang reiches Waldgebiet, sagenumwoben. In ihm befand sich in der tzeidenzeit eine aus weitester Umgegend besuchte Opferstätte. Bor Jahren wurde auch der einstige Opferaltar aufgefunden, ein fünfeckiger Felsblock. — Bis zur Reformationszeit stand mitten im Taucherwalde eine der Jungfrau Maria geweihte Kapelle mit einem wundertätigen Marienbild?. Aus weitester Umgegend kamen die Wallfahrer herbei. Da soll freilich auch mancher Unfug