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noch von hartherzigen Nachbarn Hilfe verweigert wird, herunter von seinem alteingesessenen Gute. Angesichts dessen gelobt der Sohn in impulsiver Herzenswallung, dereinst alles zu tun, um dem Vater wieder zu seinem Besitztum zu verhelfen. Jahre ver gehen. Baler und Mutter tagelöhnern auf einem Rittergute bei Elstra (Wohla?), der Sohn aber hat auf der Jagd nach Titeln und einflußreichen Stellungen sein Versprechen vergessen und. weiß nicht einmal mehr, wo seine Eltern sich aufhalten. In Leipzig lernt er des Rittergutsbesitzers Tochter kennen und verlobt sich mit ihr. Beim Besuche auf dem Gute tritt er unvermutet den Eltern unter' die Augen und verbietet sich in erregter Szene her- risch jede Andeutung über die Vergangenheit, um sich nicht als Bräytigam des adligen Fräuleins unmöglich zu machen. Vaters und Mutters Worte sind indessen stärker, führen ihn zur Reue und zu der Erkenntnis, nur nichtigen Phantomen nachgejagt zu sein. Das Dilemma erreicht den Höhepunkt, als die Schwester, durch Verheiratung begütert geworden, ihre Heimat- und Eltern liebe dadurch betätigt, daß sie den Eltern das verlorene Besitztum zurückkauft. Da sieht Max keinen andern Ausweg, als Hand an sich zu legen. Ein Selbstmordversuch mißlingt jedoch, Max verwundet sich nur leicht, beichtet, gelobt, ein anderer zu werden und alles ist gut. Das hat Weise geschickt ausgesponnen und mit seinem Emp finden so zu verteilen verstanden, daß die Aktschlüße jedesmal durch die Exposition und den bisherigen Gazig der Handlung -bedingt und darum innerlich notwendig erscheinen. Der erste Akt, der in eine Lausitzer Bauernstube führt, ist der kernigste. Hier herrscht unverfälschte „Äberlausitzer Loft", ein Gemenge, das bekanntlich schwer zu analysieren geht, nur das kann man sagen: sie enthält so was Herbes und nach Ackerkrume Duftendes, das die in ihr Atmenden mit der Zeit gleichfalls herb macht und ihrem Humor einen Schuß Schwermütigkeit beimischt. Wesentlicher aber ist ihre gewissermaßen konservierende Wirkung: Sie hält ursprüngliches Volkstum rein und frei von aller Vergiftung. Nur in ihr wirken darum die hineingesetzten Personen glaubhast; nur hier können sie so handeln, wie sie nun eben handeln — als echte Lausitzer. Verwickelter wird's in den beiden folgenden Akten! Diese spielen im Schlosse des Rittergutsbesitzers v. Wolffersdors. Die dem Verfasser gestellte Aufgabe kompliziert sich hier,' denn es gilt, die „Loft" erst hineinzutragen und als heilende Arznei wirken zu lassen — oder mit anderen Worten: den abtrünnig gewordenen Sohn wieder in der Heimat Mutierarme zurückzuführen. Dies Problem ist, dünkt mich, nicht in jeder Hinsicht befriedigend gelöst worden. Ihm mit einer Wendung ins Tragische, Schicksalsstück hafte beikommen zu wollen, nur damit der Knoten äußerlich sicht bar gelöst werden kann, ist eine letzten Endes doch nicht folge richtige Anwendung vom Beispiel des Judas, der seinen Herrn verriet und dann hinging und sich erhängte. Warum tat er das? Weil er nicht starke, echte Reue empfinden konnte! Echte Reue aber hat etwas Heroisches an sich und verleiht die Kraft, das „pster peccsvi" mit Würde zu sprechen und dann hier auf Erden das Verschuldete wieder gut zu machen. Soll Max, der Held des Stückes, nicht heroisch in diesem Sinne sein? Doch wohl — dem Dichter ist's ja darum zu tun, durch das Medium gerade dieser Figur klar zu machen, daß heimische.Volksart Geltung hat gleich sam als angeborene Idee des Geraden, Gesunden, die vor aller Erfahrung draußen in der Welt ist und ihrerseits jede Ersahrung erst zur Erkenntnis macht: nämlich zu dem Gelöbnis, der Heimat die Treue zu wahren, wo immer man wirkt. — Also im Mittel- punkt steht einverlorenerSohn, in dem vor selbstsüchtigen Regungen der Begriff der Heimatverpflichtung nur ins Unbewußte zurückgedrängt worden ist — aber keinIudas! Diese beiden verschiedenen Typen durcheinander geworfen zu haben, ist die Schwäche des Spiels. Würde Max als verlorener Sohn kon sequent zu Ende gedacht, so wäre meines Erachtens der Selbst- mordgedanke als wesensfremdes Element sofort evident geworden. Und natürliche Voraussetzungen zur Lösung des Konflikts? Sind da — nur nicht entsprechend scharf heraüsgearbeitet! Sobald nämlich die Begegnung mit den notleidenden Eltern, der Anblick des Heimatdorfes, das doch die Heimat nicht mehr ist, und die Handlungsweise der Schwester nicht bloß nur als Episoden hin gestellt, sondern präzis als Etappen aus Maxens Läuterungswege beleuchtet würden, wäre erreicht, was fehlt: organischer Zusam menhang auch im letzten —schwächsten — Akt und Heraushebung der Gertrud v. Wolffersdorf zur echt frauenhaften Vermittlerin und ebenbürtigen Partnerin Maxens. Dann wäre auch das Motiv vom verlorenen Sohne der spezifisch deutschen Mentalität angepaßt, und in Max erstünde eine an Parzival gemahnende Gestalt, d^e nach tiefgründiger Läuterung wahrhaft heldisch wie Parzival zu bekennen vermöchte: „Ich bin ein Mann, der Sünde hat —." Ein Urteil über die Aufführung selbst ist insofern leicht, als sie unter Hans Rohners zielbewußter Spielleitung schlechterdings eine Musterleistung einer Laienbühne war. Wir sahen mit freu- diger Genugtuung, wie die Spieler der „Volksbühne", jeder ohne Ausnahme, im Banne des vom Dichtwerk ausstrahlenden Heimat zaubers ordentlich über sich selbst hinauswuchsen — ein Beweis, daß der Verfasser ernst zu nehmen ist. Ihre Meisterschaft bewiesen vor allem auch die Träger der Hauptrollen aufs neue: Walter Schölzelals Max, Ottilie Röthig als Gertrud, M. Oswin Horn als der Neubauer und Linda Andersals seine Frau. HerbertSticht. Line Maireise nack Dauern und Inrol Licktbildervortrag von iZertka Zillessen-lZautzen O wie ist es kalt geworden und dis Sonne scksint nickt mekr. all ist es geworden, dock nickt nur, wie es der Dicbtsr meint, Kall aucd in den Sersen der Menscken. Und dennock sind ikrer so viele, die sick nack Serzsnswärme und Lsbens- sonns seknen, dis nickt nur Mensck des grausamen Nlltags sein möckten, sondern die auck Sinn und Empfindung für alles gött- lick Scköne auf dieser Welt besitzen. Und es ist ein Sluck, Latz es auck nock Menscken gibt, die Sonne zu spenden vermögen, reine, ungeirübte Ssrzenssonns. Zu iknen zäklt lZertka Zi liessen. Sckon oft Kat sie es bewiesen und kein Wunder, wenn zu Sundsrten Nlt und fsung sick auftaten, um von ikr Scbönes zu empfangen, sei es als Künstlerin des Licktbildes oder als Vortragende. Nickt nur bis auf den letzten Platz war die geräumige Nula der Oberrealscbule zu Sautzen am Donners- tag, den 25. Oktober gefüllt, sondern nock in den Sängen standen aufmerksame Zuscbauer und löörer. Diesmal Katie es Sertka Zillesssn unternommen, ikre Se- sucber auk einer Maikakrt nack Sayern und Dirol zu kükren. Sine Stunde kästlicbster Lrquickung, denn da sckien Sonne, ganz gleicb, ob am Ufer Les kerrlicken königssess mit dem sckönen Sercktesgaden oder im entzückenden Scketal und dem freund, licken Sastein. Srütz euck Sott, ikr sättigen Matten! Srütz eucb Sott, anmutige SUtten! Sier atmet der Mensck kreier, als im Dunst der Städte. Und wenn uns das wilde, sckäumende Dosen des Sebirgswasssrs, wie dis Nike eins der vielen ist, gekesselt kält, möcbten wir dann nickt mitsingen mit dem Alpen jäger in Sckillers Wilkelm Dell: Ls donnern dis Süden, es zittert der Steg, Nickt grauet dem Sckützen auf sckwindligtem Weg, Lr scbreitet verwegen Nuk §eldern von Lis, Und unter den §ützen ein nebligtes Meer, Lrkennt er dis Städte der Menscken nickt mekr, Durcb den Nitz einer der Wolken Lrblickt er die Welt lief unter den Wassern Das grünende §eld. Voll Lkrkurcbt scbauen wir kinauk zu den gewaltigen, trotzigen Vergriesen, die sick nickt kümmern um das klsinlicke Streiten und sjagen der Menscken. Lrkaden und scbön recken sie ikr sckneegekrüntes Saupt in weicken Wolkensaum oder den Purpur des Nbendsonnenscksins. Dausendkältig sckön ist die Natur und selbst Las kleinste, besckeidenste Slümlein, darunter das Nlpen- vsilcken, vermag uns zu entzücken. Die Vortragende war nickt mützig gewesen, Proben der §lora im Scbmucke Ser warben zu bieten. Vermockten ikre bilder, Sie von Kunst und vielem §lsitze spracksn, zu bannen, so wäre» auck die Nrt ikre» Vortrag«,