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Dann löscht die Sonn« eher aus, Als solche Lieb vergeht. Ja, — sind sich Zweie herzensgut, In Treuen fest und wahr: Dann hört die Liebe nimmer auf, Ist silberweiß auch 's Haar. Gemeinsam trägt man Freud und Leid, Sorg» und bittres Weh: Ist's Herze schwer, nimmer verzagt, Den Blick stets in die Höh! Man zehrt an der Erinnerung, Ist man dann alt und müd, Und geht es heimwärts dann einstmals, Klingt's leise durch's Gemüt: O Jugendzeit! — Du Rosenzeit! Fast war's des Glücks zuviel! — Die Heide blüht am Waldessaum — — Und's treue Herz steht still!" Oandächt'g toa! Pauline de Hände faalsn, ihr Geföchte woar wie verklärt ond zerletzt woar ersch Weenen nohnde. Ar woar kaum feert'g, hott' er o schon Paulinen dei n Koppe, schtreechelt' se, sahk er betrübt ön de Logen ond soate zu er: „Mutter! Wöllste mir worklick 'n irschten Schwarz ond Leed ön menen ganzen La'm oantun ond von wer giöhn ond mich nu hiehe ganz alleene losten? Doas worscht wer doa nö oantun!" 's ging oawer schon off de Neege möt er, kaum, doaß se noa rausbrochte: „Boater! — Du lieive, gute, treue Seele du. Hoa o nor noa fer oalls tausend Dank. Der liewe Gott moag bersch vergalten, woas de an mir getoan hoast. Lab wühl, mei Gustav! — Off a Wiödersahn do hu'm!" Ond do ging's wie a Rucks dorch'n ganzen Karper, se huolte noa a paar mo kvrzsch Oden ond derno toats oalle me'er machen. Gustav hockte wie verschteenert off der Bcttkante ond rüppelte sich nö, sn fix woarn doas iöbern Hoals gekomm'n. tzaußen hierte wer a Getapse ond Gewispere, ond off emo derklung doas Lied, woas Gustav ömmer garne ond viöl möt- gesungn hotte: „Gott grüße dich!" Gustav toat'ch offröchten, 's ging'n dorch ond dorch ond dreht'n baalc 's Harze öm Leime röm, wenn ar blus droan dachte, wie's itze me'n schtiöhn toat. No ond no doa toat er'ch beruh'gen, sei Gesangverein woarsch doa, fer dan er la'm ond schtar'm toat, der'n zu garne amo aneFreede machen toat ond die senen Ihrentag doa nö vergassen hotten. No'n irschten Liede sung'n se Gustave sei Leiblicd: „Das ist der Tag des Herrn!" Ergröffen horcht'er ond nickte jener Froa, die de, oals wenn se schlossen toäte, sno sriödlich doalag, zu ond soate: „Siehste, Mutter! Die vergasten ons doa nö. Ond dir tun se de letzte Ihre verweisen. Wie doas Ennen wuohl tut!" Off emo derklungs ungern Fanstern haußen wievonanjQuoar- tette, frisch ond urndlich öns Harze nein gesungen: Wenn auch die Welt dir Alles nahm, Ein Kleinod hüte, deutsches Herz! Dein deutsches Lied so wundersam, Mit seinem Klang zieh sonnenwärts!" Gustav nickte ön eenewag derzu, toat de Hände fahlen ond's koam'n baale de Tranen, su nohnde ging's'n. Wie a Leucht'n fuhr'sch iöber sei Gesöchte, ar woar wie öm- gewand'lt ond meente fer sich: „Doas wär doa wuo o's irschte mo, doaß mich mene lieben Poltz'schen Kolleg'» vergast'« ond nö Acht'ge gegahn hätt'n. Do müßt'ch se nö kennen. Do tut schon Mil'tzer Gustav sei Möglichstes — Raicht hoan se! Wie koa mer de verzweifln woll'n, wann's La'm Eenen amo haarte oapacken tut! Wu mer suo^ialt ös ond's ös Eenen noa vergönn'«, zesoamm de goldge Hochzt ze feiern, wenn's o glei a Oadschied fer ömmer woar, do wöll mer o noa möt'n lie'm Gott hoadern ond onzefriöden sen. Nee, off'n Knien muß mer'ch der- für bei'« bedanken, woas ar bis ätze an ons getan Hot. Doas doitsche Lied Hot mich wiöder offgeröcht, öns Gleich, gewöchte gebracht ond mir Truost gegahn, ond die paar Jahre, die'ch der naa ze la'm hoa, war'ch der v suo, wie der aale Mägen Knarle ön Poltzns de Troie haalen. Mig'n onsre Feinde oalls von ons rausschinden woll'n, eens Kinn se ons doa nö nahmen, dan enz'gen Schoatz, dan mer noa hoan, onser liewes, deutsches Lied! . Wo die deutsche Heide so herrlich blüht, In der Liebe zur Heimat das Sängerherz erglüht: Und in deutschen Wäldern jubelt der gefiederten Sänger Thor: Da schwingt sich das Lied zu den Sternen empor! Ob es auch allerorts wettert und dräut, Treu hatten zum deutschen Lied wir in Leid und in Freud!" Bolksspielkunst in der Westlausitz In Hermann Weises Heimatspiel „Der Heimat treu" Ohorn, am 10. Oktober 1923. Auch im andern Zipfel der Oberlausitz, in unserm traulichen Pulsnitzer Ländchen, regt sich unter dem Drucke der zu innerer Einkehr zwingenden Zeitnot erfreulicherweise stärker und stärker ein in die tiefen Brunnen und Seelengründe deutscher und spe- zifisch lausttzischer Heimatliebe undBodenverwachsenheiteindrin- gendes Volksbewußtsein und hat neuerdings beredten Ausdruck gefunden in einer diesem Zwecke sich opfernden Bolksspielkunst. Hermann Weise, der Pulsnitzer Heimatdichter, war der Gebe freudige und die Spielerschar der Ohorner „Volksbühne" die Vermittlerin seiner Gaben in einer Art, die man ruhig als muster- gültig hinstellen darf, ohne daß man den Verdacht auf sich lädt, vom lokalpatriotischen Koller befallen zu sein. Die Vermutung liegt nahe, daß hierbei die äußere Befruchtung von den Bestre bungen und Erfolgen der Reichenauer „Thalia" als der ober- lausitzischen Laienbühne ausgegangen sein mag und man hier bei uns nachdenklich geworden ist, als man von der beispiellosen Heimatbegeisterung Hörle, die^ Wilhelm Friedrich durch seine Interpretin diesen Sommer in Bautzen zu wecken imstande war. Doch sei dem, wie ihm wolle —hier hat man jedenfalls den Gang nach Damaskus gemacht und ist sehend geworden! Man hat erkannt, wie man bisher mehr oder weniger im Dunkeln getastet und sich in der Wahl der Stücke vergriffen hat. Und man hat den Schlüssel zum Begriff „Volksbühne" gefunden, indem man sich zum Sprachrohr Hermann Weises machte, der wie Friedrich und Blasius in Reichenau, hier bei uns schon lange zu bewußter Pflege des Lausitzer Heimatgedankens ausgerufen hat. Darum Dank der Ohorner „Volksbühne" für die intuitive Erkenntnis ihrer wahren Aufgabe, und noch mehr Dank an Hermann Weise, der rechtzeitig gekommen ist, Mittel zum Zweck zu sein! Er war das durch sein dreiaktiges Volksschauspiel „Der Heimat treu", das am 6. Oktober im hiesigen Gasthof „Zur Eiche", sorglich betreut von den Spielern der „Volksbühne", innerhalb eines zum Besten der hiesigen Gemeindediakönie ver anstalteten Theaterabends seine Uraufführung erlebte. Wir sahen dem Ereignis mit größter Spannung entgegen. Denn als Dra- matiker war Weise neu. Da sagte man sich: Wird ihm auch hier gelingen, was ihm bisher aus dem Gebiete der Dialekterzählung gelungen ist? Wird er die nötige bühnenmäßige Einstellung mitbringen, um auf den Brettern, die die Welt bedeuten, die Atmosphäre hervorzuzaubern, in der wir Tag für Tag atmen? Wird's ihm glücken, uns die „Heemte" einmal gewissermaßen von außen sehen zu lehren, damit wir aufmerksam werden auf all ihre Köstlichkeiten, durch deren Genuß des Einzelnen Leben unablässig von neuem erst eigentlich lebenswert wird? Es ist ihm gelungen! Eindringlich, aber nicht aufdringlich verkündete er durch das Spiel: „War de Heemte ond de Eltern ne ehren dutt, dar is e Schuft, ond warsche goar no verleechnt, dar is e Judas, e ganz emfahmchter!" Die Handlung ist kurz folgende: Gottlieb Freudenberg, der Neubauer, Gutsbesitzer in einem Dorfe bei Kamenz (Bischheim?), hat seinen Sohn Max studieren lassen und ist darüber selbst in arge Schulden geraten. Schlechte Ernten und Verluste im Vieh- bestand bedeuten seinen völligen Ruin und jagen ihn, als gar