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vk»i?boren ! 4. Jahrgang Sonntag, 4. Februar (Hornung) 1923 Nr. 3 Unber-eckmyter- Grschpi'ni alten 14 Tage §>eiVagsf Scstristleitung und Geschäftsstelle Reichenau,Sa. Fernsprecher Nr. 21A Blatter füp «», L?eimcltkunöe, H Gesck)iek)te, nst^iteratui^ D l-uch u.Verio g . Alwin Marx (Inh. Otto Mac?-) Sudlaust'izer Nachrichten, Reichensu*Sa. ^lldeutschland sei einig! (Alldeutschland sei einig im Sturme dec Seit, Sonst bist du der (Rache der Feinde geweiht! (Alldeutschland sei einig in trübester Not, Sonst droht dir Verderben, der (Untergang, Tod! (Alldeutfchland sei einig in Wahrheit und Äecht, Damit du nicht werdest ein ewiger Knecht! (Alldeutschland sei einig in heiliger Treu, Bekämpfe die Lüge und zeige nicht Scheu! (Alldeutschland sei einig, wenn Frieden zieht ein, (Am Segen der (Arbeit wirst du dich erfreun! (Alldeutschland sei einig, die Freiheit, sie naht, Sie führt dich durch Einheit auf richtigen Pfad! (Alldeutschland sei einig, sonst wirst du zum Spott, Hoch über den Sternen, da wohnet ein Gott! (Alldeutschland sei einig, das höchste Gebot: Ist Liebe zur Heimat, sie gibt dir dein Brot! Wilhel..! Fischer, Sittau. Die Lausitzer Städte im Volksmund Von Prof. Dr. Curt Müller-Löbau (Schluß) Auf einige Bautzener Örtlichkeiten ist ein Spottoers ge münzt, der auch sonst in mannigfachen Lesarten oorkommt: Wer über den Fleischmarkt geht ohne Wind, durch die Laucngasse ohne Schimpf, durch die Fleischcrgasse ohne Spott, der hat Gnade bei Gott. Für die Lausitzer Kinder liegt bei dem Namen Bautzen der Reim auf „Fautzen" --- Ohrfeigen sehr nahe und wird auch im Kinderreim weidlich ausgenützt: In Bautzen kriegt mcr Fautzen. Im Oberlausitzer Wiegenlieds heißt es: Prope, nirne, sause, der Tod steckt Hinterm Hause, er hat a kleene» Körbelein, da steckt'r de oderschen (verdrießlichen) Kinder er fährt se bis nach Bautzen, dort schlät'r se, doß se gautzen (schreien), snein, er fährt se a de Sitte (Zittau) und brengt wos Frommes mitte, «r fährt se bi« ins Niederland und brengt dem Kind ä schee Wiegeband. (Großschweidnitz b. Löbau.) Auch die im Mittelpunkt des „Sechslandes" liegende alle Stadt Löbau erfreut sich der Teilnahme des Volks mundes in reichem Maße. Der Volksname „die Liebe" für Löbau (von ostwend. luby -- lieblich, lieb, in der Nähe Liebs» dörfel nach dem Personennamen „Liebe") gab Veranlassung dazu, ebenso wie heute gern in sämtlichen Lokaltrinksprüchen davon ausgegangen wird. So war zu Zeiten des Sechs» städtebundes das doppelsinnige Bolkswort: „Das schadet der Liebe nichts, wenn's in Lauban brennt," ohne weiteres verständlich, das man aus Gleichgiltigkeit anwendet: Löbau konnte der ziemlich weitentfernten, ihm verbündeten Stadt Lauban bei Feuersgefahr meist keine Hilfe senden und mag sehr häufig die Entfernung als billigen Entschuldigungs grund angegeben haben. Lobend sagte man dagegen auch: „Die Stadt ist klein, aber desto größer ihre Liebe." Eigen tümlich sind auch die einander ähnlichen Ausdrücke auf die Frage, wohin man gehe: 1. A de Liebsche Liebe. 2. Ei de Eibsche Eibe (Eibau am Kottmar). 3. Nach Budifsin bet Bautzen. Ironisch betont man die Kleinheit der Stadt in dem Stabreim: Löbau, Leipzig, London. Interessant ist dann eine andere Übereinstimmung des Bolksmundes in Verdrehungen des Ausdruckes „Ach du lieber Lotti" In der Leipziger Gegend ruft man aus: „Ach du lieber Gott von Danzig (--- Golto—), was wird'n der von Leipzig sagen!" (Leipziger Gott --- lieber Gott.) Ein ebenso derbes Stück volkstümlichen Verhüllungshumors bietet die Lausitz mit dem Ausruf: „Ach, du mei Liebscher (--Löbauer), Gott, was wird der Bautz'sche machen, der Sitt'sche (---Zittauer) spinnt Focken" treibt Unnützes, macht viel unnützen Abgang beim Spinnen). In der Löbauer Gegend soll früher auch die Redensart gang und gäbe gewesen sein: „Du hast ja eine Schnitte wie der Liebsche (-- Löbauische) Steg," wenn die Butterschnitte recht groß war. Aus das alte Löbauer Wahrzeichen an der Rathausuhr, den Iudenkopf, weist eine alte Redensart hin, die einst in Georgswalde i. B. angewendet wurde, wenn einer recht laut sprach: „Er schreit (oder: er hat anne Stimme) wie der Liebsche Seigamün (--Seigermann.)" Der Löbauer Iudenkopf öffnete nämlich beim Stundenschlag seinen Mund, heute ist er stumm. Er gehört zu den sogenannten Schrei wahrzeichen, die einst rechtliche Bedeutung hatten. Daß man die Zittauer Soldaten einst als „Sieocker" be- zeichnete (nach der mundartlichen Wendung: Sieh ockl) und die Bautzener als „Wotacker" (nach wendisch woiac --- Soldat) dürfte auch heute noch in Erinnerung sein. Die jüngste Lausitzer Stadt ist ihre berühmteste geworden, denn Herrnhut hat durch die an seinen Namen geknüpfte