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Damit sind wir am Ende der Aufzählung der romanischen Baureste. Ich zweifle nicht, daß noch eine große Zahl Neste jener Zeit sich verbergen, besonders wird man der Mauerung und Mörtelbereitung an zweifelsfrei romanischen Bauten seine Aufmerksamkeit widmen mässen, um dort, wo Kunst, formen fehlen, nämlich bei den alten Profanbauten, einen Anhaltspunkt zu ihrer zeitlichen Ansetzung zu erhalten. Uber die ältesten Kirchen der Oberlausitz (Holzkirchen) und ihre Einreihung in die Altertumskunde soll eine weitere Arbeit folgen. Möchten diese Zeilen bewirken, daß sich das Interesse der Kunstwissenschaft in erhöhtem Maße dem ältesten Steinbau zuwende, nachdem der Stoff in der OH3. zusammengetragen wurde. Möge eine Verarbeitung bald erfolgen! Otto Schöne Zum 50. Geburtstage des Lausitzer Volkskundlers und Schriftstellers am 14. Dezember 1923 Bon Herbert Henkner, Bautzen Dahin, wo die.Wälder ragen G und zu Tal Gewässer rinnen, plaudernd von der H-'imat Sagen, ist gerichtet all mein Sinnen. ur wenige dachten so, als einst in bessern Tagen die Welt MW so vielen offen stand, als man das Reisen in ferne WHM Gegenden nicht nur für abwechselungsreich, sondern ost " sogar für vornehm hielt. Eine gewisse Berechtigung, die in dieser Auffassung liegt, mag dabei nicht abgesprochen werden. Der Handwerksgeselle des Mittelalters, ja selbst der jüngsten Jahrhunderte, war sich bewußt, warum er zum Felleisen griff. Die Fremde ward ihm zum Lehrmeister. Aber immer wieder zog es ihn in die Heimat zurück, die er erst in der Fremde recht schätzen lernte. Ein solcher Lehrmeister war auch der vergangene Welikrieg. Noch besser ist es die Not unseres Vaterlandes, die uns gebieterisch in die Schranken ruft und so zwingt, ob wir wollen oder nicht, uns mehr als je den Schönheiten und Gütern der Heimat zuzuwenden. Vielleicht ist diese Schicksalswendung für viele heilsam und läßt neue Kräfte keimen, neue Wurzeln fassen, derer die Menschheit so nöiig bedarf. Doch nicht alle bedurften dieser Lehre, um sich auf den Wert ihrer Heimat zu besinnen So auch in der Lausitz, die schon in den Sonnentagen deutschen Glückes Söhne ihrer Scholle kannte, die fest in ihr wurzelten, wenn auch der Flug des Geistes sie zu- weilen in die Ferne trug. Denken mir dabei an die Dichter und Sänger der Lausitz, wie sie uns in langer Reihe als Schilder« impulsiven Volkstums in Wilhelm v. Polenz, als ihrem größten, Oskar Schwär, dem fein» sinnigen Erzähler, Wilhelm Friedrich, dem dialektsicheren Dra matiker und einem der besten Kenner von altem Brauch und Sitte, und in'vielen anderen entgegentreten, so dürfen wir keinesfalls unterlassen, ihnen die Forscher ebenbüitig gegenüber zu stellen, die in ernster, oft schwerer und mühsamer Ärbeitdas schaffen, was weder ganz in den Rahmen der Dichtung fällt, noch von ihr er- schöpft werden kann. Im Gegenteil sind es die Forscher erst, die manchem Werk der Dichtkunst das Fundament bereiten. Ihnen verdankt die Heimat nicht weniger als den andern. Einer ihrer bedeutendsten und bekanntesten darf in diesen Tagen aus ein anerkanntes und von Erfolg gekröntes Schaffen im Dienste der heimatlichen Forschung zurückschauen, wenn er rüstig und von Schaffenskraft durchdrungen seinen 50. Geburtstag begeht. Gustav Otto Schöne, am 14. Dezember 1873 in dem Städtchen Bernstadt geboren, kam bereits 1876 nach Bautzen, wohin die Eltern übersiedelten und der Vater eine geachtete Stel lung im Hause der Firma Mattheis einnohm. Hier besuchte er von 1880—1888 die Bürgerschule und dann das landständische Seminar, welches er 1894, ausgerüstet mit den Grundlagen für sein ztelbewußte» Leben, verließ, um in Lrostau bet Schirgiswalde seine erste Anstellung als Lehrer anzunehmen. Dienunfolgenden Jahre zeitigten die ersten Früchte des jungen, vorwärtsstrebenden Forschers, der arbeitsfreudig seine heimatkundliche Tätigkeit beginnt und seine Arbeiten über Kirschau, Crostau und eine Neihe anderer Orte 1897 im „Allgemeinen Anzeiger für Schirgiswalde und Umgebung" veröffentlicht. In dasselbe Jahr fällt auch eine Ausgrabung in der Wasserburg Crostau. Doch seines Bleibens daselbst ist nicht von Dauer. Seinen Wirkungskreis schafft er sich nicht nur in der Oberlausitz, sondern vorübergehend auch im schönen Elbtal und im Erzgebirge. So treffen wir ihn bald 1897 als Vikar in Elstra, 1898 als Hilfslehrer in Pirna, 1900 als Vikar in Rosenhain, Strahwalde und Neugersdorf und 1901 als ständigen Lehrer in Zethau an, bis er 1902 einem Ruf al« stän diger Lehrer nach Sohland am Rothstein folgt, wo er bis auf den heurigen Tag eine vielseitige und segensreiche Tätigkeit entfallet hat. Der Rothstein mit seinen prächtigen Eiben, wie wir sie ein zweites Mal nicht so zahlreich in der Oberlausitz wiederfinden, zieht ihn in seinen Bann und das Ergebnis ist die erste, 1905 veröffentlichte Bucherscheinung über den „Rothstein" mit dem Untertitel „Der Rothstein bei Sohland im Landschaftsbilde und in der Geschichte der Heimat" im Verlag des „Boten aus der Oberlausitz" in Reichenbach, von der 1920 die neueste Auflage herauskam und der sich eine neue Arbeit „Die Eiben des Roth steins" im Verlage der „Görlitzer Nachrichten und Anzeiger" zu- gesellle. Dem Gebirgsverein zu Bautzen widmet er als Mitglied 19l0 eine Gedenkschrift „Zur Feier des 25jähr!gen Bestehens des Turmes und der Wirtschaftsgebäude auf dem Mönchswalder Berge". In die Zeit vor hundert Jahren führt er den Leser mit seinem 1915 im Verlage des „Bautzener Tageblattes" (Gebr. Müller) erschienenen Buche „Johannes Karraseck und der Böhmische Wenzel als Gefangene der Schloßfronfeste zu Bautzen." Wie seine frohe Wanderlust ihn selbst durch die Gefilde der schönen Lausitz führt, die in ihm einen ihrer besten Kenner gewinnt, so seine Werke den dankbaren Leser. Dem Besucher von „Bad Marienborn. Schmeckwitz" reicht er ein freundliches Bändchen (>920, Verlag der „Görlitzer Nachrichten und Anzeiger"), ebenso wie dem Freund des Ballenberges mit der aeschtchtlichen Erzäh- lung „Die Goldgruben am Valtenberge" (1920, Verlag Gebr. Müller, Bautzen). Und wer sich einmal die Mühe machte, eine Nachtwanderung nach der Lausche zu unternehmen, wie es vor allem um Pfingsten herum die Zittauer zu tun pflegen, um das wunderbare Naturschauspiel des Sonnenaufgangs hinter dem Meer von Bergen auf sich einwirken zu lassen, der wird besonders die Erzählung „Eine Nacht auf der Lausche" (Bautzen, Gebr. Müller 1921) schätzen. Das Jahr 1921 bringt eine Bereicherung der Rothstrinliteratur durch den Band „Der Rothstein und seine Sagen". Die heimat liche Sage ist eins der Hauptgebiete von Otto Sckönes Schaffen. Mit peinlicher Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit forscht er hier, sammelt, ordnet und wählt aus, was wert ist, erhalten zu bleiben. Neben dem, was er in alten Chroniken findet, schreibt er nieder, was ihm mündliche Überlieferung bietet, immer genau prüfend, ob es echt und gut sei. In kurzer, stilgewandter Form legt er es nieder und wirbt der Sage damit manchen Freund. Im Berlage der „Oberlausitzer Heimatzeitung" in Reichenau erschien 1921 sein Band „Der Koitmar und seine Sagen", im selben Jahre seine „Czorneboh-Sagen" (Bautzen, Gebr. Müller) in 3. Auflage, die jetzt nach kaum zwei Jahren ihre 6. Auslage erlebten. Der erstgenannte Verlag brachte 1923 seine „Oybin-Sagen" und das „Sagen-Buch des Zittauer Gebirges" heraus, die in ihrer äußer- lichen Form und ihrem wertvollen Inhalt jeden Lausitzer erfreuen und beglücken. Aber nicht nur in seinen Büchern entfaltet Otto Schöne sein reiches, tiefgründiges Wissen lausitzer Geschichts-, Sagen- und Volkskunde, sondern auch in äußerst zahlreichen Aufsätzen und Schilderungen, die er in vielen Zeitschriften und Zeitungen, vor allem in den Heimatbeilagen der letzteren, veröffentlicht. In alle Gegenden der Lausitz führt er un» und denkwürdige Augenblicke