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Trebnitz und Sagan i. Schl., Leipzig, Chemnitz, Teplitz, Prag, Deutschbrod, Brünn, Freiwaldau. Wie äußerte sich das Erdbeben in unserer Gegend? (Nach Be richten aus Gränzer) Klirren der Lampen, Erzittern der Bilder, Teller im Topfbrett wackeln. (Bernstadt.) — Wellenförmige Er schütterung non dI^V-80. Donnerähnliches Rollen wie von einem fernen Gewitter, vorangehend und begleitend: Schwanken und Rücken der Bettstellen, Klirren von Gläsern, Elnrollen von Koh lenhaufen, Knacken von Dielen, Ausspringen von Türen, Über fließen von Waschbecken und Krügen. Ein auf dem Sofa schla fender Mann fiel auf die Dielen. Sparren und Rohrdecken knisterten. (Grottau.) — Stubenvögel flatterten. Ein gewaltiger Sturm raste, der ein paar Sekunden vor dem Beben aussetzte und dann wieder von neuem begann. (Großschönau.) — Hänge lampe bewegt sich lebhaft hin und her. (Hainewaldes — Eine Lampe fiel um. (Lückendorf.) — Stoßartig zitternde Bewegung wie von einem nahenden Eisenbahnzuge. (Oderwitz.) — Dumpfer Donner mit knatterndem Nachhall. (Oybin.) Die eingehende Schilderung erfahren wir wohl aus Warns dorf: „Ein Geräusch ging voraus, wie wenn ein beladener Last wagen oder ein Eisenbahnzug in stiller Nacht rasch durch die Straße fährt, jedoch so, daß man mit Schrecken bemerkte, daß dasselbe aus dem Erdinnern, wie Heulen und Rollen zugleich, kam; es dauerte etwa eine Minute vor dem Eintritt der Erschütte rung, dann diese begleitend, und schloß gleichzeitig mit einem Raffeln. — Das Haus Nr. 1469 wurde ein wenig beschädigt. Der Bewohner schildert den Vorgang folgendermaßen: Ich war durch den heftigen, schon mehrere Tage vorher und auch in der Nacht vom 9. auf den 10. Jänner mit nur kurzen Unterbrechungen an dauernden Sturm vollständig wach gehalten. Um halb vier Uhr beginnt ein aus der Erde kommendes Geräusch (dumpfes Rollen), welches etwa eine Sekunde dauerte. Dann erfolgt der Stoß, und es beginnt ein Schwanken oder Schaukeln in der Richtung WO. bis 8VV. mit scheinbar gleichzeitigem Sinken und fortdauerndem Geräusch. Hierauf ein Krachen und Prasseln, wie wenn die Balken des Dachstuhles, in dem meine Schlafkammer eingebaut ist, brechen würden. Der Schreck, verbunden mit dem Gefühl des Sinkens bezw. Fallens, benimmt mir den Atem und ich muß mich fest an das noch eben schwankende Bett anklammern, in der Befürch- tung, daß alles zusammenstürze. Ich war sofort vom Erdbeben überzeugt. Zwei Sprünge zwischen Mauer und Decke sind ocr- größert, ein Sprung entstand in der Zwischenwand aus Ziegel j und ein Längssprung an der Decke, etwa drei Meter lang, bis i zwei Millimeter breit und ein Quersprung in der Decke dreiein halb Meter lang, bis ein bis zwei Millimeter breit in demselben Zimmer. Ferner in einem zweiten Zimmer ein zwei Meter langer Sprung in der Decke. Das ganze Schaukeln dauerte etwa ein- einhalb Sekunden. Der bis dahin unheimlich heulende Wind (8VV.) setzte vollständig aus und begann erst nach einigen Minuten wieder zu heulen." » * * * Ergebnis: Der Ursprung des Bebens lag in dem öfter- reichischen Flügel der Waldenburger Kohlenmulde. Diese stellt ein Einsturzgebiet dar, durch welches die Urgesteine der Sudeten (in geologisch sehr alter Zeit) in ihrem früheren Zusammenhänge zerrissen wurden. Dieses Einsturzgebiet ist bis heute noch nicht zur Ruhe gekommen, in dem sich — entlang den von 80. streichenden Brüchen — Spannungen und Pressungen an- sammeln. Diese lösen sich durch plötzliche kleine Verschiebungen der Bruchränder aus und erzeugen dadurch Erdbeben. Bon diesem Zentralgebiet pflanzte sich das Beben südostwärts fort, folgend dem südlichen Bruchrand des Adlergebirges, sowie gegen VVWW., folgend der Lausitzer Hauptverwersung. *) In Anlehnung an zwei weniger leicht zugängliche Schriften: O- Friedrich, Erdbeben in der Lausitz und in den Sudeten (Schrift zur Gedächtnisfeier (Just) am Gymnasium Zittau 1901, 7 Seiten). 3. Gränzer, das sudetische Erdbeben vom 10. Jänner 1901 (Sonder druck a. d. Mitt, der Naturfreunde, Reichcnberg, 1901, 77 Sellen). geologische ülanger«»gen aer vollrrbochichuie «na NsMivirrenrchLNllchei» gerellrchan Lltta« Im Anschluß an die Vorträge (Winter 1923) von Dr. Hetnke, über „allgemeine Geologie, erläutert an Beispielen aus unserer Heimat", sanden in diesem Sommer 8 Lehrausflüac statt (s. Heimat zeitung 1923j12). Der Tätigkeit der jetzigen Flüsse spürte man im Mandau- und Neißetale nach: in Hirschfelde wurden die Braun- kshlenablagerungen und die technischen Anlagen besichtigt. Ent stehung und Farmenwelt des Sandsteins erschlossen Wanderungen nach dem Nonnenklunzcn, der Fellenstadt von Jonsdorf, sowie den Versteinerungen führenden Brüchen vom Sonnenberg (Wallersdors), Lauschehang und dem Trögelsberg. In Eckartsberg lernte man eis- zeitliche Bildungen und den in Sänlcn zerkliistcten Basalt kennen. Den erloschenen Vulkanen und ihrer'Wirksamkeit ging man beson ders in den Mllhlsteinbrüchen nach und aus der letzten Wanderung, die am 23. September von der Teufelsmühle zum Hochwald, dem Rabenstein, Plissen und der Lausche führte, dann zum Ottoberg und Ungliickstcin (Siingerhähe bei Waltersdorf). — An den Ausflügen, die alle von gutem Wetter begünstigt waren, beteiligten sich ins gesamt etwa 300 Personen. Da die Wandergruppe immer harmo nischer zusammenwuchs, wurde für den Winter noch eine Wanderung in die Schneelandschaft und für nächsten Sommer ein zweitägiger Ausflug ins Isergcbirge geplant. Außerdem ging aus der Gruppe eine Arbeitsgemeinschaft hervor zu dem Ausbau des geologischen Heimatmuseums. Heimatausstellung in Schirgiswalde einem großen, geräumigen Zimmer des schönen, neuen IMä Schulgebäudes hatte derVereinHeimatforschung HM von Schirgiswalde, Kirschau, Crostau, der in Herrn Kauj- " mann Swoboda einen äußerst regen Vorsitzenden und ver ständnisvollen Heimatfreund erblicken darf, eine recht wertvolle Sammlung heimatlicher Werte alter und neuer Zeit zusammen gestellt. Wer die Heimatausstellungen der kleineren Orte kennt und sie in ihrer Gesamtheit überschaut, der weiß, daß sie etwas Eigenes, Charakterhastes an sich haben. Jede bringt dem Be sucher etwas anderes und doch geht ein einheitlicher Zug durch ihre Anlage. Die Geschichte drückt ihnen allen ihr ewig unverlöschbarcs Siegel aus. So ist es nichts Außerordentliches, wenn wir bei ihnen allen auch alte Waffen und Rüstzeuge antreffen. Bor allem ist es das Jahr 1813, welches außer dem dreißig, und sieben jährigen Kriege eine wichtige Rolle spielt. Das Wertvolle dabei ist, daß oft die direkten Beziehungen des Ortes selbst irgendwie zum Ausdruck kommen. Eine wichtige Rolle spielt die Kirche, besonders in Schirgiswalde. Davon sprechen die Kirchenfahnen, Bilder und Handschriften der Ausstellung. Eine Kirchenchronik, Münzen und selbst eine wertvolle silberne Hostisnschachtel sind zu sehen. Sogar die Wetterfahne der alten Kirche in Crostau aus dem Jahre 1689, gestiftet von Wilhelm v. Watzdorf, ist vertreten. Das Stadtarchiv von Schirgiswalde selbst bietet wundervolle Schätze von bedeutendem Werte. Zwischen den beiden mehr als Handteller großen österreichischen Staatssiegeln Karls V. und Franzil. ist das prächtige, leider aber teilweise beraubte Original der Stiftungsurkunde der Erhebung zur Stadt 1665 ausgelegt. In ihm kann man ein Meisterwerk des Handschriftentums er kennen. Unsere rastlose, nervöse, schnellebige Zeit würde wohl kaum im Stande sein, solche handgefertigte Schrift mit all ihren Verzierungen und doch aussehend wie gedruckt fertig zu bringen. Nicht vergessen sei eine alte Chronik von Crostau um 1800 von Schullehrer Wendler. Dem Volkskundler werden vor allem die Funde betrachtens wert sein, die jüngst auf der Körse in Kirschau bei Ausgrabungen in der Burgruine gefunden wurden. Als Zeugen jüngerer Ver- gangenheit unserer Heimat waren anzutreffen ein Wirk- und ein Webstuhl. — In derZunftecke erhebt sich die mächtige Innungs- lade; neben ihr steht der Zunftkrug der incorperierten Innung von Schirgiswalde (1710). Der Krug der Zimmcrinnung (1763) trägt die Inschrift: „Diese'Kanne Vcr^Ehretj'einem^ Ehrsamen Handwerk in Schirgis Walde der Zimmer Leude Ust. Joses Sanner. 1763." Ein Wappenschild mit den verschiedensten