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879 einen Priester nach Rom zu schicken, er überbrachte eine uns nicht mehr erhaltene Schrift, die wohl die Lehre des Methodius anzweifelte und Richtlinien und Entscheidung erbat. Daraufhin ward der Erzbischof am 14. 6. 879 nach Rom vorgeladen und die slavische Liturgie abermals verboten. Am GrabeSt.Petri in Rom mutzte er einen Eid ablegen, auf diese zu verzichten und die über kommenen Formen der katholischen Kirche im Gotlesdienst und Lehre zu beachten. Eine Synode zu Rom sprach den Methodius frei von Irrlehre (betr. Symbolumstreit), jedoch erhielt er vom Papst einen Suffraganbischof in dem Schwaben Wiching. Sein Sitz ward Neitra. Dieser war nun, obzwar dem Methodius unter geordnet, das Haupt der fränkischen Geistlichkeit und feindete den Erzbischof bei Fürst und Volk an. Schon ist er nebst Methodius abermals nach Rom geladen, da reinigt sich dieser auf einer mäh rischen Rcichsversammlung von allen Vorwürfen, beweist mit echten Papstbriefen sein Recht und die Fälschungen der fränkischen Geistlichkeit. Schwer gedemütigt aber nicht gebessert scheiden diese von der Versammlung. Da stirbt Fohann VIII., der Schützer des Methodius, im Jahre 882. Verlassen gegenüber neuen Än- feindungen wendet er sich an die griechische Kirche, Kaiser und Patriarch stützen ihn, als er auf seiner Reise nach Konstantinopel hier feine Glaubenslehren vorlegt. Nach Mähren zurückgekehrt, vollendet er bis zum Oktober 883 die Übersetzung der Bibel, dann übertrug er den Nomokanon und ein Leben der Väter in die heimische Sprache. Nur einmal taucht eine Beziehung zum Norden auf, er sandle einen Boten an einen Slavenfürst in die Weichsel gegend. Der Zwiespalt zwischen Erzbischof und Fürst mit Bischof hatte sich derart vertieft, daß Methodius Swatopluck und die frän kische Geistlichkeit exkommunizierte. Am 6. 4. 885 starb er, seine Anhänger bestatteten ihn in der Kathedralkirche eines uns unbe- kannten Ortes. Die reiche Ausgestaltung der Leichenfeierlichkeiten läßt auf eine große Zahl von Anhängern schließen. In seinem Testament hatte er seinen Schüler Gorazd zum Nachfolger auf dem erzbischöflichen Stuhle bestimmt. Aber er wurde übergangen,' Wiching ward dem Papste als würdiger Nachfolger vom Fürsten präsentiert. Da dieserdamals aufderHöhe seines großmährischen Herrschertumes stand, bestätigte der Papst die Wahl. * ch ' - * Von 873 an hatte Methodius im grotzmähriichen Reiche ge wirkt. Dieses umfaßte damals auch Böhmen. Ist anzunehmen, daß er nach seines Bruders Tode allein in dieser Zeit in der O.-L. tätig war? Dagegen sprechen m. E. folgende Gründe: 1. Der dauernde aufreibende Kampf mit der fränkischen Geist- lichkeit in Mähren und 2. seine dadurch bedingten großen Reisen nach Rom und Kon stantinopel dürften ihm keine Zett gelassen haben, zu Misstons zwecken außer Landes zu gehen. Dann aber fällt 3. seine reiche literarische Tätigkeit ins Gewicht, mit der er neben all den Kämpfen und der positiven Arbeit die verhältnis mäßig kurze Zeit seines Wirkens in Mähren ausfüllte; 12 Jahre sind nicht viel für die Aufgaben, die er sich stellte, für die Uber- Windung der Hindernisse, die er vorfand und die ihm errichtet wurden. 4. Es fehlt in den Quellen außer jenem Boten nach der Weichsel all und jede Angabe, daß er Verbindungen mit dem Norden aus genommen hätte. 5. Seine Tätigkeit in der Obrrlausitz würde sicher Spuren hinterlassen haben, sei es, daß hier Kirchenpatronate des hl.Tlemen» errichtet wurden, sei es, daß in späteren Quellen von einer früher bestehenden christianitas unter den Milzenern wenigstens eine Andeutung zu finden wäre. Daß Methodius oder gar Konstantin in der Obrrlausitz missioniert haben, ist demnach höchst unwahrscheinlich. Nach seinem Tode entbrannte der Kampf zwischen den Metho- dianern und den fränkischen Klerikern aufs heftigste. Schließlich verließen die ersteren zwangsweise und unter militärischer Be- deckung das Land und wandten sich nach Bulgarien und Serbien. Auch nach Böhmen müssen Methodianer damals gegangen sein oder sich hier von früher her gehalten haben, denn die Clemens- Kirche zu Lewy Hradek bei Prag und das Andauern der slavischen Liturgie bis ins 11. Jahrhundert ist nicht anders erklärbar. Daß Methodius selbst in Böhmen gewesen sei, beruht auf Cosmas 1/10 und 14: Der Böhmenherzog Borwoy sei unter der Regierung Arnulfs und im Todesjahre Swatoplucks von Methodius gelaust worden. Diese Angaben führen aber auf die Jahre 887—899 bezw. 894. Damals war aber Methodius schon tot. Offensichtlich handelt es sich um eine Ausschmückung des Cosmas. Dies scheint mir bestätigt zu werden durch die Prager Annalen zum Jahre 894 (IVlOU.88. fol.'r. I paA. 119), die die Taufe Borwoys erzählen, ohne Methodius zu erwähnen. So wird man die Möglichkeit offen lassen müssen, daß sich Methodianer nach dem Tode des Apostels nach Norden gewandt haben können und hier außerhalb der Reichsgrenze das Christen tum gepredigt haben. In welche Zeit man diese Mission zu ver setzen hat, ist natürlich auch ungewiß. Sie könnte mit dem politischen Umschwung in Böhmen um 900 zusammenhängen, als sich das Land an die Deutschen und kirchlich an Regensburg anschloß. Andererseits aber könnte die wendische Bolksüberlieferung immer- hin noch dahin umgedeutet werden, daß methodianisch gesinnte Slaven aus Mähren oder Böhmen infolge Verfolgungen aus wanderten und sich nach der Oberlausitz wandten. Doch sind beide Möglichkeiten eben nur Möglichkeiten, ohne einen andern Grund der Wahrscheinlichkeit als den der wendischen Sage. Literatur: Lhr. G. Funk«, Beschreibung der Petersktrche zu Görlitz I691j4,- S. Großers Lausitzische Merkwürdigkeiten 1714 Ist6, I. B. Carpzom, Ehrentempel usw. 1719s25; W Boguslawski und M. Hornik, Uiztori» Lerbskeno dlarocta 1884j40; A. N- Pypin, Das serbisch-wendische Schrifttum in Ober- u. Ntederlausitz 18S4st5: Katolski Posol, Bautzen 1913j408. Kritisch stellen sich dazu v. Sommerfeld, NLM. 1903>31: Needon, Bautzner Geschichtshefle 1921 IVs7,29; Naegle, Kirchengeschichte Böhmens I. Teil Ij215. * * * Um so verwunderlicher erscheint es, wenn die Encyklika Leo Xlll. „Oranäe munus" vom 30. 9. 1880 Methodius als Apostel von Böhmen, Polen, Galizien darstellt, ihn in Lemberg, Kiew und Moskau tätig sein läßt. Sollten die Angaben auf noch unoeröffentlichen Quellen in vatikanischem Besitze beruhen? Wir bitten um Adressen von im Auslande lebenden Gbsrlausihsrn! Schon manche der im Auslande lebenden geborenen Dbsrlausitzae jind eifrige Leser de- Gberlausiher Heimat-Zeitung und dankenswerte Zuschriften von diesen zeigen die Hoch- schätzung dieser einzig dastehenden Heimatzsitschrift. Um nun auch weiters fern von der Heimat weilende Gbsrlausißer mit der Heimatzeitung bekannt zu machen, bitten wir unser« geschätzten Leser, uns Adressen von Verwandten und Bekannten, die im Ausland« ihren Wohnsitz haben, bald gef. mitteilen zu wollen. Mit verbindlichem Dank im Vorau» und heimatlichem Grus) Geschäftsstelle der G. H.-A., Reichenau i. 6a. j Zurück zur Natur! Balladen und andere Gedichte von Alexis Claude. Es sind diese» herzerquickende Wegweiser an» der müde« grauen Gegenwart in die tröstende, aufrichtende, wiederbelebrnde Natur. (Eine, der schönsten vrlegrnheitsgeschenke.) Zu haben durch den »erlag Alwin Marx, Reichenau, Sa., und jede Vuchhaudluug. Preis —,so Mk. X Grundzahl.