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Der Amerikanerfimmel. Oberlausitzer Dialekt-Schwank in 3 Aufzügen 7j von Richard Blasius. Nachdruck und Rolltnausfchreiben verboten. — Aufführungsrecht ist nur zu erhalten vom Lhespis-Bertrieb, Schandau. Engler: Das Echo? Habelmann: Nein, das Schreien. Aber merkwürdig, Echo war überhaupt kein« zu hören. Ob der Wind von wo anders her wehte? Engler: Woher hier der Wind weht, weiß ich schon lange. (Sieht im Hintergründe Ella k»mm«n): Schatz! Ella (jubelt): Schatz! Habelmann (verdutzt): Da ist ja das Echo wieder. Ella (fliegt auf Engler zu): Endlich! Engler: 3a, endlich! Den ganzen Tag haben wir uns noch Nlcht gesehen. (Engler und Ella küssen sich.) Habelmann (erschrocken): Um Gotteswlllen! Kinder, das geht doch nicht! Engler: 3m Gegenteil, lieber, alter Herr, tadellos geht das; sehen Sie? (Kützt Ella wieder.) Habel mann: Wenn meine Schwester kommt! Ella (deklamierend): Mama sitzt am Waldesrand aus weichem Moos. Engler (ebenso): Der Himmel bedenke sie init einem gütigen Schlummer! Habel mann: Und du bist ihr einfach daoongelaufen? UElla: Aber nein, ich muß ihr ooch das Häkelzeug nach bringen. Habelmann: Warum hast du das nicht gleich mit genommen? r^Ella (schelmisch): Kannst du dir das wirklich nicht denken? ^Habelmann: 3ch rechne, wenn's sein muß, noch gut mit fünfstelligen Logarithmen, aber du gibst mir da wahre Rätsel auf. Also, Klnder, tut mir bloß den Gefallen und geht mir wenigstens ans den Augen, damit ich sagen kann, ich wisse von nichts, wenn meine Schwester kommt. Engler: Ich wünsche doch aber nichts sehnlicher, als die Gegenwart meiner lieben Schwiegermama. Habelmann: Noch ist sie es nicht. Engler: Aber sie wird es. Habelmann: So sicher sind Sie? Engler: Oh, ich habe da eine ganze Menge Chancen Havelmann: Und die wären? ssür mich. Engler: Zum ersten bin ich im glücklichen Besitz einer Elefantenhaut, an der Geschosse wirkungslos abprallen. Zum zweiten habe ich die Ausdauer eines Dromedars, dem auch der Glutwind nichts anhaben kann, der einer schwiegermüt- terlichen Philippika entströmt. Und zum dritten ... Habelmann: Genügt, genügt. Das heißt, mir — ob meiner Schwester? Hm? Ella, da hast du dir einen schönen Menageriebesttzer geholt. Engler: Sie irren, ich bin Besitzer einer Papierfabrik. Havelmann (erstaunt): Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Sehen Sie, das isl's, das müssen Sie meiner Schwester erzählen. Engler: Die läßt mich ja nicht zu Worte kommen. (Konstantia kommt atemlos durch da» Tor.) 5. A u s t r i t t. Vorige. Konstantia. Konstantia: Als ob ich mir das nicht gedacht hätte! Habelmann: Zu spät. Engler (gleichmütig): Nun hat sie schon das Wort. Konstantia (zu Ella): Ich habe wohl mit Recht ange nommen, daß du das Häkelzeug mit Willen vergaßest. Geh auf dein Zimmer! Wir sprechen miteinander nachher. Ella (bittend): Mama! Konstantia (heftig): Geh auf dein^Zimmer! Ella: Abscheulich! (Ab ins Haus, wo sie ost aus der Tür sieht.) Konstantia: Und nun zu 3hnen, mein Herr! Habelmann (zu Engler): Sagen Sie doch, daß Sie eine Papierfabrik haben! Engler: Gnädige Frau, ich habe.«. Konstantia: Schweigen Sie! Hadelmann: Liebe Schwester, er hat wirklich ... Konstantia: Jawohl, er hat die Unerfahrenheit meiner kaum den Kinderschuhen entwachsenen Tochter benutzt, um eine Liebelei anzuknüpfen. Habelmann (leise zu Engler): Schnell, schnell, sagen Sie: „Ich bin Papiersabrikbesitzer." Engler: Gnädige Frau, ich bin ... Konstantia: Eine Liebelei, die selbstverständlich nur den Zweck hat, dem Herrn den Sommeraufenthalt kurz weilig zu machen, eine Liebelei, die absolut... Habelmann: Konstantia, er ist wirklich ... Konstantia:... ein Don 3uan wie jeder Mann. Habelmann (beiseite): Unmöglich, zu Worte zu kommen. Konstantia: Mein Herr, wenn Sie glaubten, in meiner Tochter einen billigen Zeitvertreib zu finden, so irren Sie gewaltig. Wenn es Ihnen zu langweilig ist, so bin ich gern bereit, Ihnen jeden Tag ein Privatissima ... Habelmann:... mum, mum, liebe Schwester. Konstantia:... über Anstand und gute Sitte zu halten. Engler: Sehr verbunden. Ich werde nicht verfehlen .. - Habelmann (lrise): Die Papierfabrik, los, los! Konstantia: Und jetzt haben wir einander wohl nichts mehr zu sagen. Habelmann: Doch, doch, liebe Schwester. Du mußt nämlich wissen ... Konstantia: Schweig! Ich weiß mehr, als mir lieb ist. Engler: Ich gehe, doch nur, um zu gelegener Zeit wieder vorzusprechen. Ich werde mir recht bald erlauben, von Ihrer gütigen Erlaubnis Gebrauch zu machen. Konstantia: Mein Herr... Engler: Natürlich nur, um mir das versprochene Prioa- tissimum lesen zu lassen. Aus recht baldiges Wiedersehen! (Ad nach rechts.) Ella (stürzt aus dem Hause, wirft sich schluchzend Habelmann an den Hals): O, ich bin so unglücklich. Habelmann (macht sich los): Laß nur, Kind! Kommt Zeit, kommt Rat. (Schiebt sie an einen Tisch links.) Ella: Kommt keine Hochzeit, kommt auch keine Heirat. (Schluchzt anfangs noch leise, hört aber dann gespannt auf das fol gende Gespräch.) Habelmann (im rechten Proszenium zu Konstantia): Wenn doch der alte selige Willner noch lebte! Konstantia: Ach ja, was für ein Mann war das! Mein lieber Eduard. Habelmann: Wie ihr euch so vor zwanzig Jahren kennen lerntet! Konstantia: Ja, das waren noch Zeiten. Habelmann: Na na, unser Vater war garnictst entzückt über den Bunzlauer Ofensetzer. Konstantia: Töpfermeister, bitte! Habelmann: Ja, ja, in Bunzlau macht ja alles Töpfe. O Gott, hat der gute Vater damals gewettert.