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Konstantia: Ich schlafe auch durch, bis es hell ist. Habelmann: Du bist aus Bunzlau. Konstantia: Es kann nicht ein jeder aus der Groß stadt Kottbus sein. Habelmann: Diese Nacht hat's auch geklatscht. Konstantia: Rasseln, stöhnen, klatschen. Bruder, du wirst noch an Gespenster glauben. Habelmann: Das tue ich ja schon. Konstantia: Ich kenne ein solches von Fleisch und Blut. Ella: Ein Gespenst? Konstantia: Aber ich werde es bannen. Habelmann: Ich verstehe das nicht. Konstantia: Es heißt „Herr Engler". — Dieser unver schämte Patron, der sich uns durchaus aufdrängen will, na, ich habe ihm schön heimgeleuchtet. Der kommt sobald nicht wieder. Ella (beiseite): Hast du 'ne Ahnung. Habelmann: Du tust dem jungen Mann entschieden Unrecht. Konstantia: Das steht wohl auch in der „Garten laube"? — Etta, komm, wir gehen nach dem Walde! Ver giß nicht, mein Häkelzeug mitzunehmen! Der Sofaschoner muß in einer Woche fertig werden. (Ab nach hinten.) Ella (leise zu Habelmann): Ich komme gleich wieder. HabelINann: Warum denn, Kind? Ella: Pst! (Folgt Konstantia.) Habelmann: Was hat sie mir denn zu erzählen? (Sieht in das Buch): Nein, sowas, sowas, woher bloß das Geld kommt? Ich kann mir's nicht erklären. Das ist noch der Nagel zu meinem Sarge. (Engler kommt von rechts.) 2. A u f t r i t t. Habelmann. Engler. Engler: Ah, da sind Sie ja, Herr Habelmann. Guten Tag! Habelmann: Guten Tag! Sie sind noch hier? Engler: Warum denn nicht? Habelmann: Ich denke,Ihnen hat man Heimgeleuchtei? Engler: Ach so, Ihre Frau Schwester, das könnte der guten Dame so passen. Habelmann: Guten? Na ja, 's geht. Engler: Augenblicklich ist sie wohl nicht in der Nähe? Hadelmann: Nein! Engler: Schade! Habelmann: Haben Sie gar so große Sehnsucht nach ihr? Engler: Das nicht. Aber einen Feind kann man nicht angreifen, wenn er sich nicht stellt. Habelmann: Man sollte ihn aber auch nur angreifen, wenn man des Sieges sicher ist. Engler: Das bin ich. Habel mann: So, so, bei Ihrer Vergangenheit? Engler: Was soll das? Habelmann: Ich an Ihrer Stelle würde nicht so aus dem großen Pferde sitzen. Engler: Na, erlauben Sie mal! Habelmann: Ich weiß alles durch meine Nichte. Engler (erstaunt): Durch Ella? Das müssen Sie mir unbedingt erklären! (Gustav und Lina kommen au, dem Hause.) Habelmann (fiir sich): Wie ein Zuchthäusler kommt der mir garnicht vor. (Laut) Nein, nein, ich kann hier nicht. Engler: Gut, dann gehen wir in das Haus. Wissen muß ich das unbedingt. (Zieht ihn in das Haus.) -Habel mann: O weh, da bin ich ja schön in die Tinte geraten. (Beide ab.) 3. Auftritt. Gustav. Lina. Gustav (mit verbundenem Gesicht, eine Schachtel unter dem Arme): Lina, ich muß der woas soin. Lina: Ich will o was wissen. Wie kimmst du denn zo denn gschwollnen Gesichte? Gustav: Iech wollt vo woas ganz annern riädn. Lina: Ötz will'ch aber groad doas wössn. Gustav: Doas ös an Dienstbeschädigung. Lina: Woas? Gustav: Ja, sist! Iech bien gestern obd 's zweete Mol oals Gschpenst miter Kuhkiät ömgang. Lina: Nu ja, o die Ktät ghört doch emo a Rindviech. Gustav: Ond wiech do su roassln ond stöhn tu, kommt of emol derr Amerikaner ond meent of gut deutsch, iech sell schlofn giehn. Lina: Su vill koan dar goarne deutsch riädn. Gustav: Gredt Hot a o ne. A Hot mersch ufgschriebn. Lina: Ond doas host en Fönstern lasn könn? Gustav (auf seine Wange deutend): Die Handschröft löst mer o en Fönstern. Lina (lachend): Wos hostn do e dar Schachtl? Gustav: Iech wollt ju vo woas ganz annern riädn. Lina: Ötz will'ch aber doas wössn. Gustav: Ja, denk derr ock oa, oas Echo hoa'ch derr doach sött Pajch ghoat. Mer hoan se de Trumpet gstohln. Do muß'ch nu woas annersch nahm. Aber woas iech soin wollt. Sist, iech bien derr doach goar su gutt. L1 n a (schnippisch): So? Ben Theaterspieln hoa'ch nischt dervoon gmerkt. Gustav: Ja sist, wemmer su 'n ganzn Tag vo derr Lieb riädn soll, ond wemmer de Lieb auswend'g larn soll, do kriggt mersch abn soat. Aber ötz, wu doas Koamedchnspieln oall ös, ötz Hot miech's wieder su gpackt .... Lina: Gieh ock du mit dennQuoatsch! Ver an Gschpenst tu'ch miech grusln, ond iber a guhrfeigtes Gschpenst muß'ch lachn. (Ab mit Kaffeegeschirr.) Gustav (wehmütig): 's ös nischt Richt'ges of derr Walt. Örscht will mer woas hoan, weil mersch nö kriggt. Kriggt mersch, danno gfällt's enn nemie. Ond wenn's weg ös, mecht mersch gleichs Gott wieder hoan. Iech gleeb, miär Menschn sein de dömmstn Viecher of derr Walt. (Langsam ab nach hin- en. Hadelmann und Engler kommen wieder aus dem Hause.) 4. Auftritt. Habelmann. Engler. Dann Ella. Engler (lachend): Das hätten Sie mir ruhig hier sagen können. Habelmann: Ach Gott, ich konnte doch nicht wissen. Ich Habs ja gar nicht so richtig glauben wollen. Sie sehen doch auch nicht darnach aus. Engler: Danke für das Kompliment. — Na, und wie haben Sie sich denn hier eingerichtet? Habelmann: Danke, ganz gut. Aber manches ist doch recht sonderbar hier. Denken Sie, das Echo! Engler (lachend): Ja, ja. Habelmann: Gestern Abend, wie es schon finster war und mich niemand sehen konnte, habe ich auch mal geschrien. Es ging. (Fortsetzung folgt.)