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Kberlaufltzer Helmatzettung Ar.S Thaler zu schätzen ist. Bei so gestalten Sachen, die für mich an einem Tage, da ich von meiner Gemeinde Abschied nehmen wollte, nicht betrübter sein konnten, war ich in die äußerste Bestürzung geraten, schickte mein Weib und Kinder, die in der größten Gefahr ihres Lebens gewesen, sogleich zu Fuß nach Zittau, und war willens, meine Abschiedspredigt kürzlich zu hasten und alsdann nachzu eilen. Aber verschiedene meiner Beicht- und Kirchkinder kamen in mein Haus und baten mich inständigst, keinen Augenblick länger zu verziehen. Denn es habe das Ansehen, daß die Verfolgung auch auf meine Person gerichtet fei. Welches sich auch einigermaßen äußerte, als ich mich nicht sogleich losreißen konnte und indessen vier bis sechs Husaren sich um die Kirche aufhielten, da ich mich während der Zeit auf meinem Hause unter das Stroh verstecken mußte. Nun war es freilich Zeit, daß, sobald als sie hinweggeritten, ich forteilen mußte. Es geschah dies den 31. Oktober 1756, am 2O.p.Trin., da imEvangelio stand Matth. 22, Vers 7: Er schickte seine Heere aus. Daß diese Flucht am Sadbathtage mein ganzes Gemüt aus das schmerzlichste gebeuget, ist leicht zu erachten. Jedoch war dies dabei noch mein Trost, daß ich nicht als ein Mietling floh. Mit und unter diesem Schicksale kam ich an gedachten unglück lichen Tage nach Hainewalde, woselbst mich Tit. mein HerrCollator mit Weib und Kindern gnädig aufnahm. — Ich bezog hierauf im Namen Gottes den 3. November das Pfarrhaus allhier und trat den 2 l. p. Trin. mein heiliges Amt an. Ich handelte in der Anzugs predigt nach Veranlassung des ordentlichen Sonntagsevang. Ioh.4, 47 ff., da der Königische eine besondere Aufmerksamkeit auf die Stunde blicken ließ: von den abgemessenen Stunden eines beru fenen evangelischen Predigers." Im Jahre 1761 wurde Er von seiner gnädigen Herrschaft nach Hainewalde berufen. Hier versetzen ihn Teuerung, Schlosen und der Krieg, wo Er zu sehr vielen Malen wieder die Flucht ergreifen mutzte, wieder in die betrübtesten Umstände. Bor zwei Jahren schickte ihm Gott noch eine harte Prüfung zu, indem sein einzig geliebter Sohn namens Daniel auf der Universität Wittenberg vierWochen nach seinemAbschied vöm Vaterhaus an einem hitzigen Fieber verstarb. Welch traurigen Fall man billig als eine entfernte Ursache seines Todes ansehen kann, indem Er bald darauf Müdig keit und Entkräftung in allen Gliedern fühlte. Doch verrichtete Er noch seine Amtsgeschäste, bis ihn vor einem halben Jahre ein neuer sehr schmerzhafterZufall am linken Ohr allesGehörs beraubte, sich auch immer weiter gegen den Mund ausbreitete, sodatz Er vier zehn Tage nach Ostern zum letzten Male sein heiliges Amt im Tempel des Herrn verwalten konnte. Ohngeachten nun Herr Dok tor Hechten in Zittau und der hiesige Chiorius Herr Israel es an dienlichen Medikamenten nichts fehlen ließen, sondern die größte Sorgfalt anwandten, diesen gefährlichen Zufall zu heben, auch zum Teil im Munde sich einige Hoffnung zur Besserung spüren ließ, so zog er sich an einen viel gefährlicheren Ort, verursachte in den inneren Tellen des Halses die empfindlichsten Schmerzen, sodaß der Wohlselige seiteinem Vierteljahr nicht das geringste mehr von Speise hinunterschlucken konnte. Diese bedenklichen und traurigen Umstände ließen unseren wohlseligen Herrn Magister wohl ver muten, daß das Ende seines Lebens herannahte, daher machte Er sich zu diesem wichtigen Schritte gefaßt, genoß sechs Tage vor seinem Tode das Pfand der Liebe Jesu, das heilige Abendmahl, nahm Abschied von seiner gestelltesten Frau, Kindern und Freun den und wartete mit der größten Geduld, wann die Stunde seiner Auflösung schlagen würde, und dies geschah am I. August 1783, vormittags halb elf Uhr, wo Er im Beisein seiner Hochedlen des Herrn Gxrichtsaktuari Purschen, der lieben Seinigen und ande- ren Freunden den letzten Vers des Liedes: „Meinen Iesum laß ich nicht, weil er sich für mich gegeben"der Seele nach in die ewigen Freuden versetzt wurde, nachdem Er sein ruhmvolles Leben gebracht auf 65 Jahre, 7 Monate und 7 Tage. Sein heiliges Amt hat Er bis in das 37. Jahr geführt und sich als ein Vorbild der Gemeine, die ihm der oberste Hirte zu weiden aufgetragen, gezeiget. Der Wohlselige war ein eifriger Ver ehrer Gottes, warm schlug sein Herz für Religion und Tugend. Gott prüfte ihn hart in Trübstem, aber er fand ihn bewährt, daher wartete er jetzt in seinem.heiligen Tempel. Er war ein zärtlicher Ehegatte, matzen Er mit der geliebeten hinterlassenen schmerzlich betrübten Frau Witwe 36 Jahre in einer vergnügten Ehe gelebet. Er war ein sorgsamer Vater seiner geliebten Kinder, ein aufrich tiger, redlicher Freund, und noch lange wird sein Andenken unter dieser christlichen Gemeine in Segen bleiben. Die schmerzlich betrübte Frau Witwe und Jungfer Tochter erachteten es als ihre größte Schuldigkeit, Sr. Exl. dem Herrn Anttshauptmann von Kyaw als hiesiger Kirche gnädiger Herr Collatori nebst dessen Frau Gemahlin für die große Wohltat, die hochderselben dem Wohlseligcn noch auf seinem Totenbett durch Besuchung und andere Gnaden-Bezeugungen ihre hohe Gewogen heit zu erkennen gegeben, den ehrerbietigsten und untertänigsten Dank abzustatten, mit dem herzlichen Wunsche, daß der Aller- höchste Se.Excl. den Herrn Amtshauptmann nebst dero gnädigen Frau Gemahlin, gnädigen Fräulein und vielgeliebten jungen Herrschaften und sämtlichen hochadligen Häusern Gießmannsdorf und Friedersdorf mit tausendfältigen hohem Wohlsein krönen und segnen solle. Überzeugend glaubten die betrübten Hinterlassenen, daß es Pflicht sei, den hochgewürdigten Herrn Doktoribus Hechten in Zittau, nebst den vornehmen Familien für ihre große angewandte Sorgfalt, Fleiß, vieles Besuchen und andere große Freundschafts- bezeügungen den herzlichsten Dank abzustatten, so denn auch Sr. Hochedelgeborenen den Herrn Scabino Kiesling, als hiesigen Gerichtsdirektor, alle Achtung und erwiesene Gewogenheit, denen hochwohlehrwürdigen Herrn Amtsnachbarn, die während seiner Krankheit seine Amtsgeschäfte so billig gütig an sich genommen und in der Zeit die beifälligsten und überzeugenosten Merkmale ihrer Freundschaft und Liebe gegeben, statteten sie den schuldigsten und verbindlichsten Dank, ingleichen seinen Hochedlen dem hie sigen Gerichtsaktuari Purschen, dem hiesigen Inspektor der Öko nomie Herrn Schulzen nebst seiner Frau liebsten, dem hiesigen Ehiorgi Herrn Israel nebst seiner Frau liebsten, welche ihn täg lich zwei- bis dreimal besuchten, Medikamente verordneten und ihm größte Sorgfalt erwiesen. Herrn Wiedern, der schönen Wissen schaften Beflissener in Zittau, Herrn Schulmeister Stolle und Kirchenvätern wie auch ihrer Frau Schwägerin Balthasar Neu- mannin, beide Jungfern Töchter dankten die betrübte Witwe und Kinder for fleißige Besuchung und alle erwiesenen Liebesdienste. Endlich statteten sie einer ganzen christlichen Gemeine, den Trä gern, die ihn zu seiner letzten Ruhe getragen, den aufrichtigsten Dank ab und baten Gott, den Allerhöchsten in tiefster Ehrfurcht, daß er nach seinem göttlichen Rat und Willen dergleichen Schmerz und Trauerfälle von ihrer vornehmen Gönnerfamilie in Zittau und allen Freundeshäusern allhier entfernen und abwenden solle. kennst Du Deine Heimat? Wunderlicke §rage! Wer sollte seine Heimat nickt kennen? Semack! So mancker meint, er kennt sie und kennt sie Lock nickt. (Zar wunderbar ist es, in der bei- mallicken §lur mit sekenden 6ugen zu wandern. Hinaus in Wald und §eld und Wiese! Lerne sckauen, lerne be- obackten. Lies in der Vergangen beit! — Vie Heimat wird dir doppelt teuer sein und lieb. Traugott. „Mei lieber Traugott", sprickt d'r prarr', .Zwar bart ist's, datz Vein Weib gestorben, Vock trag's geduldig, sei kein vorr, Sie Kat die Seligkeit erworben." „Ist", koat mei' Lraugott druk gesoat, ,voa ward' 'ck ne irsckt lange wimmern, Ick koa se zwanzig fjukr gekoat, Itz moag 'ck d'r Herrgott mit'r kimmern!"