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Strebete ober, dessen ohngeacht, der Klauben Gertraudes wie ein staik Stämmletn zum Himmel aus und blüheten di» inbrünstigen Gebete deren wie rote Röslein, so einen angenehmen Ruch breiteten um Gott und ihn veranloffeten, der srumben Beterin Wunsch zu erhören und schenkete ihr, worum sie so innig gestehet. Da sie nun Gottes Segen verspüret, begunnte sie als ein Böglein ihr Nestlein zu richten und zwitscherte im heimlichen Glücke auch al« ein solches. Gedachte auch Ihren Gemahl alsbald zu ersreuen mit dem süßen Geständnis und Hoffete ihn damit zu bessern. Wollet« es ihm offenbaren in ihrem Kämmerlein am Drelsaltigkeitssest, dünnte aber am Morgen nicht, dieweil er vor Thaue mit seinen Knechten ausgeritten. War darumb sehr traurig, wandelte im Gärtlein und freuete sich nicht de, Fliedertlust, deren voller Ruch sich schwer um ihre Stirn legete, wie ein parsümiert Iacinetlein und süllete ihr Herz mit Wehmut. Hörete erst zur Nacht ihren Gemahl Heimkommen und all- sogleich im Saal mit seinen sauberen Gesellen «inen wüsten Epektakul vollsühren, also, daß der ungeschlachten Sippschaft Toben, Lachen und ruchlos Scherzen scholl hinab bi» in ihr still Kämmerlein. Und mochte ihr wohl zum Hohne geschehen, daß sie beguNnten in gar lästerlicher Weis Psalmen zu singen, so sie allenthalben endeten mit einem höllischen Fluch. Aisobald bauet« sie einen Wall von Gebeten nm ihre Seel' und flehete zu Gott, daß er auch die ihres Gemahls möge der- hinter verschanzen, maßen er doch nur sündige mit trunkener Zungen! Fasset« sich dann ein Herz und rief Balthasar, den getreuen alten Diener, so sie mit sich gebracht von der elterlichen Burg. Iedennoch zitterte sie am ganzeu Leib, als sie die Stiegen hinauswankete. Und schickete Balthasar iu den Saal und ließ ihrem Gemahl sagen, es stunde jemand draußen, so eine gute Botschaft sür ihn bringe, item (soviel wir also) sie hoffet« ihn alsogleich zu bekehren durch ihr süß Bekenntniß. Bebele aber wie ein Lämmlein vor dem Wuls, als sie seine heulende Stimme vernahm, wie er zu Bollhosar saget«: »Ich schlage dir den Schädel entzwei, du Grützkopf, so du mich um eine Lugen in meiner Freud grstöret." Item taumelte er zur Türen hinaus, und da er sein bleich Weib sah, lachete er, doch in einer Weis', daß es erscholl, wie Brüllen, item war er erfüllet mit Wut, und schrie: »Dermal- dette Betschwester! Anigt Mißgunst du mir noch di« Lust, wo mit ich die Schänd und das Herzeleid zugedecket, so du mir bereitet! Als ich dich sreiele, gloubete ich einen fruchtbaren Baum in meinen Garten zu pflanzen und nicht «ine dürre Weiden, so nichts tuet, denn ihre nackten Ruten zum Himmel aufsireckrn. Fort mit dir, verdammte Nonn'1 Fahre zu deiner Heiligen!" Item rasele er aus sie los, wie ein Stier, als ob seine rote Nase» der Lappen sei, so ihn noch mehr reizete, maßrn sie itzund mehr den« je scharlachte vom reichlichen Suff. Alsbald fiel Gertraude aus die Knie vor ihrem Gespans, doch dieweil er sich so roh gebärdete, vermochte sie nicht, ihre Scham vor ihm zu entwirren, so ihr süß Geständnis verhüllet», wie ein za:t G.web ein Kleinod. Und mahnet« ihn vorab, sich zu bessern, malete ihm die Freuden des Himmel» und sodann die Qual der Höllen für. Doch nützte es nicht», vielmehr suhr er fort, noch ärger zu toben mit Bosheit und Unflat. Dennoch rankte sie sich mutig an ihrer Hoffnung zu ihm aus, legete ihren Arm umb seinen Hals, küsset« ihm liebevoll Stirn und Mund und neigele sich endlich zu seinem Ohr und Hub an, zu flüstern. Aber er hörete nicht« in seiner Wut und Trunkenheit, sondern svfs-te sie mit starker Faust im Nacken an ihrem gül- denen Haar, daß es sich löset«, und schleuderte sie rückwärt« die Stiegen herunter. Eilet« dann zu seinen Saufgesellen und be- kümmerte sich nicht weiter umb sein Gespans. Kaum aber stund der gesüllete Becher vor ihm, so trat, bleich wie ein Lailach, und mit öberflteßenden Augen, der alte Balthasar in den Saal und raunete ihm zu: ,O Herr«! Euer ,liebwert Gemahl ist soeben des Todes verfahren." Da lachete er hohnvoll auf: .Sie ruh in Frieden, hat sie sich doch ein gar weich Bette gericht im Himmel." Item schlich der gute Balihasar traurig hinaus. Und der wilde Ritter Henner setzete den schäumenden Becher au seinen Mund und leerete ihn mit einem viehischen Zug. Blieb aber der Arm, so er erhoben hatte, iu der Lust schweben und begunn zu zittern. Und seine Nasen, so vorher rot gewesen, wie eine Hagbutten zur Reise, vergilbete allso- gleich sür Schrecken wie eine solche, wenn sie der Frost getroffen. Item geschah ihm, weil er di« liebliche Stimme seiner ver storbenen G-sponsin vernahm, so ihm ins Ohr flüsterte: „Mein Trautgemahl! Um unsers Ktndleiu« willen, so ich unterm Herzen trage, lass' ab von deinem lästerlich' Treiben. Ls hebet mit mir die Händlein zum Himmel aus und bitt' sür dich." Doch als er sich wandte, sah er sie in all ihrer Holdselig- keit, mit einem Leib, wie gesponnen Glas, und sähe sie lang sam der Pforten zuwandeln und klebete ihr im Nacken vom Blut das Haar zusammen und sickerte durch die güldenen Strähnen hernieder aus das Schleiergewand und auf die Fließe, und zog sich eine breite Dlutspur hinter ihr. Da sprang Ritter Henner auf und eilete ihr nach. Riß ein Stück von seinem gelbseidenen Wamms und wollet« die Wund au ihrem Nocken damit verstopfen. Doch sie schauet« nach ihm umb mit einem wehen Lächeln auf dem holdselig Antlitz. Davon wurde er allsogleich so gerühret, daß er sie in die Arm« schließen wollet«, doch allsogleich löset« sie sich in Luft aus und verschwand. Da schaltete aus seinem Mund ein langer Schmerzensschrei und die Reue begunnte mit harten Fäusten an die Innenwände seiner Brust zu Klopsen, sodaß er vorerst rasele, die Weinkrugen auf der Fließen zerschlug und die Saufcuwpanen au» seiner Burg vertrieb. Und welche nicht freiwillig von dannen wichen, warf er die Stiegen hinunter. Lies sodann mit einem Beil in den Keller und zertrümmerte di« Fässer, sodaß er inmitten de« Weines stund wir in einem Blutsee, und fluchete des Weines als eines Gesöffes, dos der Teufel erfunden und ihm selbsten zum Sündensumps worden. — Ging hinfüro in sich und lebete als ein stiller Mann. Ritt nur noch zurweilen auf Jagd. Doch allüberall erschien ihm seine liebliche Gesponsin und flüsterte ihm ihr süß Ge- heimniß ins Ohr, sei er in der Kirchen im Betstuhl oder des Nachts in seinem einsamen Himmelsbett, oder wann er im Wald rastete auf moosigem Grund am Quell. Item wußte er, daß sie nur ein Geist war und wollrte ihn vollends bekehren, dieweil sein Herz noch verstocket war und haderte mit Sott, umdeflen, daß er ihn zu spät zur Buße geführrt, daß er zum Mörder worden an Weib und Kind. Doch endlich erlösete ihn der Tod. Als er einstmalen in einem schluchtenreichen Wald einen Auerochsen »crsolget«, stürzet« er vom Gaul und brach das Genick. Und da er sich wälzete in Todesprin, saß Gertraude bei ihm, leget« seinen Kopf in ihren Schoß, küsset« ihn mit Geistermund und sprach: „All deine Sünd sind dir vergeben." Und er verschied eines seligen Todes. —" Der Schauplatz des uns im Herzen packenden Geschehens war aus dem eine halbe Meile von Heydersdors und Linde oelegenen Auerberge und noch heut« soll Gertraude in der Nacht des heiligen Dreisoltigkeitstages im weißen Lichtgewand, mit einem Palmenzweig in der Linken und einem Lilienstengel in der Rechten ihre Schlummerstilte verlassen und dem ih, Begegnenden Trost spenden und zum Sngel de» Friedens werden. Acht Hsimatkartsn (Tuschzsichnungsn) von DichardMättig, darstellend alte Kirchen dar engeren Heimat, sowie Schloß Aeuhörnitz mit Kurzen geschichtlichen Erklärungen, sür MK. ö00.0ö.