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Gondellied Leise strich des Jünglings Hand Durch der Laute Saiten Und cs war, als wollt die Maid Singend ihn begleiten. Und der Liebe süßer Ton, Liebes nelodeien, Schwebte übern See davon Aufwärts in den Maien. Knabe in dem kleinen K a h n, Ach, nimm dich zusammen, Bricht des Abends Röte an, Steht dein Herz in Flämmen. Mädel auf der Schaukelbank, Blüte, frisch zum Pflücken, Bald wirst du dich sein und schlank An die Brust ihm drücken. Leise st reicht des Jünglings Hand Durch die goldnen Locken Und es zieht in's Frühlingsland Liebesklang der Glocken. Herbert Henk ln einer Lausitzer §lacbsgarn- Spinnerei Von Otto Klösse!-Bautzen „Spinn, spinn, spinn, Mägdelein!" so sangen einst die Mäd- cken, dis vor dem Spinnrad saßen. Lustig drehte sick die Spindel. Vas Bad schnurrte seine eintönige Weise. Ls war nickt gerade eine vrbeit, bei der man kätte sonderlich aukzupassen brauchen. Ungestraft konnten die Gedanken der jungen Spinnerin zum „Kreier" geben, der morgen kommen wollte. In tast jedem grö ßeren Bause unserer Lausitzer Beimat gab es sogenannte Spinn stuben. Wöchentlich ein-, wokl auch mehrmals kamen in iknen abends dis Mädcbsn zusammen und spannen in ihnen Klacks, va ging es gar kröklicd zu plaudern, Scherzen und Lacken wollte kein Lnde nehmen, und zwischendurch klang eilig das nickt- rastende Scknurrsn des geschäftigen Spinnrades. Schöner aber noch als das Spinnen war das, was darauf folgte. Zur Nackt zeit hatten sick dis Burschen des vorkes in der Spinnstube ein gesunden, um ihrs Mädels keimzukolsn. va wurde erst reckt gelobt und gelackt. Zuweilen mag es dabei wokl ein wenig derb zugegangsn sein, denn dis besseren Leuts ließen ihre Löcktsr nickt „zu Boggen geben". Vie Zeit ist längst vorbei. Nickt mehr scknurrt das Spinnrad in den Stuben. In großen Kabriken lärmen sckwers Maschinen und spinnen den Klacks, käst ohne Zutun von Menschenhand, zu (Zarn. ver Weg vom Klacks zum Barn ist freilick in seinen Bauptricktungsn auch im mechanischen Betriebs noch derselbe wie einst auk dem Spinnrad. Vom Kelds kommt der Klacks in dis Kabrik. Ls ist so genannter Stengelklacks, im Unterschied zu dem aus dem Vus- lande eingekükrten Klacks, bei dem das Solz bereits beseitigt worden ist, um unnötige Krackt zu sparen. Lr wird zuerst gs- röstet. Zwei Llrtsn gibt es: Wasser-Näsle und Basen-Bösts. In großen Bottichen mit Wasser von 30 —40°/o Wärme finden die Bündel Nuknakme uud bleiben etwa 4 Lags darin liegen. Während dieser Zeit löst sick die Kaser vom Stengel. Ls bilden sick Bakterien, welche den Pflanzenleim auflösen, der den Klacks an das Bolz bindet. Sei der Nasen- (oder Lau-)Bösts wird der roke Stengel in dünne Bahnen auk Wissen oder Stoppelfeldern ausgebrsitet. Je nach der Witterung vollziehen Sonne, Negen und Lau in 4 —6 Wochen den Nöstprozetz. Oer so aukbersitets Klacks wird in kleinen Kapellchen auf der Wiese zum Lrocknen ausgestellt. Jetzt tritt er seinen Weg in die umfangreichen Kabrik- gsbäuds an, und zwar kommt er zuerst in dis Knickerei. Bier stsken Maschinen auf Biftelwalzen, in denen der Klacks Lsbreckt wird, vorauf geht er den Weg durch Sckwingersi. Während in der Breckerei dis Bolzstsngel des Klackses ge brochen werden, ist der Zweck des Schwingens, dis losen löolz- teile von der Kaser (dem Bast) zu entkernen, ver so vorbereitete Klacks kommt dann in dis Seckelei. ln weitem Baums stekt Beckel an Bsckel. Ls sind dies Bretter mit langen nach oben gekehrten eisernen Spitzen. Vrbsitsr schlagen den gedreckten Klacks durch die löschet, ähnlich etwa, wie man löaarzöpfs durch den Kamm zieht, ver Zweck des löeckelns ist, dis Kaser mög lichst kein zu stellen und parallel zu legen. Beim löeckeln fallen kurze Kasern (Werg) ab. vis lange, gedeckelte Kaser und das Werg gehen von nun an gesonderte Wege. ver löeckelklacks wird nun sortiert und zwar nach Keinkeit und Bsinkeit. vazu können nur fachkundige und eingearbeitets Leuts verwendet werden, da gerade vom Sortieren viel abkängt. Damit ist die Vorbereitung des Klackses beendet. Vie Klackskandrollen, die im Vusseksn ganz gut durck- gekämmten löaarzäpken ähneln, werden in vnlege - Maschinen gebrockt, dis den Klacks zu Bändern fügen. Ununterbrochen laufen durck die Strecken riesenlangs Bänder, die im vus- seksn dem Lampendockt nickt unähnlich sind, nur daß sie nickt so fest verwebt sind wie dieser, sondern ganz lose zusammen- gekästen, sodaß man sie ohne jede Anstrengung auseinander reißen kann. Vie Bänder werden dünner und dünner, je nach dem, wieviels Mals sie Lis Strecke passieren. Sie stießen in große, vor den Maschinen stehende Lisen- oder Vulkanstbertöpke. ln diesen werden sie zu den Vorspinnmaschinen gebrockt, welche dis Bänder nochmals verziehen und lose andreken. Vuk diese Weiss entsteh! das Vorgarn. Nunmehr keginnt die eigentliche Keinspinnerei. In langen Sälen stekt eins große Vnzabl von Spinnmaschinen mit vieien tausend Spindeln. Krauen und Mädchen sind daran tätig. Ihre Llrbeit ist Verhältnis- mäßig leickt und besteht im wesentlichen darin, abgerissene Käden anzuspinnen und eins Masckinsnssits mit über 100 Spindeln in Ordnung zu kalten. Von Zeit zu Zeit kört man klingslsignale. Sie ertönen dann, wenn dis Spulen vollgesponnen sind. Ls treten dann eins größere vnzakl junger Mädchen an die be treffenden Maschinen, um dis Spulen abzunekmen und leere Spulen aufzusetzsn, damit der Stillstand der Maschinen nur möglichst kurze Zeit dauert. Im (Zsgensatz zur Vorspinnerei ist die eigentliche Keinspinnerei vahspinnsrei. Vas Vorgarn wird durck warmes Wasser geführt, welches de» pklanzenleim auttäst und es ermöglichst daß dis Klacksfaser in ihrs elementare Kaser verzogen wird. Langsam wird das (Zorn zugelassen und schnell abgezogen. Vuk diese Weise kommt ein Verzug in Len Kaden, vis einzelnen Kasern verschieben sich, und es entsteht ein ganz gleichmäßiges (Zgrn, das auk Spulen aukgskangen wird. Visse kommen in die löaspslsi, in welcher das (Zarn in (Zebinds gelegt wird. Ls wird getrocknet und schließlich endet es im packraum, aus dem es versandksrtig in den Kandel gebrockt wird. vis Zubereitung Les Werges ist ganz ähnlich wie die des Klackses. Was aber beim Klacks die vnlegemasckine, ist beim Werg die krempel. Beide legen das Material in Bänder. Wie der Klacks werden auch dis Bänder Werg auf Strecken zu Vorgarn verzogen und schließlich naß gesponnen. ver ganze Weg von der Büste zum Vsrsandraum dauert etwa 14 läge. Brotzs Dampfmaschinen setzen das ganze (Zs- triebe der Kabrik in (Zang. Unter den Kesseln werden auch die holzhaltigen vbkälls mit verfeuert, vamentlick die Vorbereitung des Klackses, das Beckeln, Schwingen und krempeln verursacht ungeheure Staubentwicklung, indem Lis ksmen Bolzteilcksn und Kasern schon bei geringster Berührung des Materials, vollends aber beim Bearbeiten, aukkliegen. Diesem Übelstand ist man da durch begegnet, daß man an asten Siesten, wo Staub entstehst Staubfänger angebracht Kat, welche den Staub abzieken, eks er in den Baum übertritt. Umfangreiche Lntstaubungs-Vnlagen mit riesengroßen Ventilatoren sind dauernd zu diesem Zweck in Lätigksit. Überall bei den Beckeln sind Windsauger, welche den Staub abzieken. In langen Kanälen wandern dis aus Len Brbeitssälen abgssaugtsn vbfülls, nachdem in besonderen Vor-