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148 Gberlauflher HelmaLzeltung Ar. 13 Die Kirchhossmauer zu Horka GL. Don G. Schöne Nachdruck aus Görlitzsr Alustr. ISIS Nr. S as nördlich von Görlitz am Weißen Schöps gelegene große Kirchdorf Horka besitzt in seiner einer sehr fernen Vergangenheit entstammenden Kirchhofsmauer ein Baudenkmal, das unsere Beach tung verdient. Ist uns doch in ihr eine mittelalterliche Befestigungsanlage erhalten geblieben, wie wir sie weit und breit nicht wieder vorfinden. Vermochten in jenen längst vergangenen Zeiten bei eintretender Feindesgefahr die starkbefestigten Gberlausitzsr Sechs- städte zumeist erfolgreichen Widerstand zu bieten, so konnten dies in den Kleinstädten und Dörfern die so genannten „Höfe", das heißt die zu Wasserburgen ausgsbauten Rittergüter, nur in beschränktem Maße tun. Unsere Heimat besitzt noch jetzt eine große An zahl Beispiele für diese Art der Befestigungen. Eine erhebliche Zahl unserer Herrensitze hat noch heute seine Wajserbefestigungen oder läßt dieselben wenig stens deutlich erkennen. Dienten diese Grte wohl in erster Linie dem eingesessenen Adel und seinem Ge folge zur Verteidigung, so gab es in vielen Lausitzer Kleinstädten und Dörfern noch eine andere Stätte, wo die Bewohner beim Nahen der Feinde Schutz und Sicherheit fanden. Es war dies die Kirche und der dieselbe umgebende Kirchhof. Schon bei Gründung und Erbauung des Gottes hauses wurde vielfach Rücksicht genommen auf dessen nachmalige Bedeutung als fester Stützpunkt im Falle einer Kriegerischen Verteidigung. Man legte dasselbe mit Vorliebe auf einem Hügel oder am Steilhange des Bachtales an, dessen Lauf ein solches deutsches Siedlerdorf fast immer folgte.. Eine hohe Mauer ver vollständigte dann die abgeschlossene Lage des Platzes auch auf der dem Tale abgekehrten Seite desselben. Wesentliche Erneuerungen und Verstärkungen erfuhren diese Kirchhofsbefestigunnen zur Zeit des Gberlausitzsr Hussitenkrieges in der ersten Hälfte des 15. Jahr hunderts. Mehr denn je machten sich in jenen kriegs bewegten Jahren infolge der stetig drohenden feind lichen Einfälle solche wehrhafte Zufluchtsstätten nötig. Was uns von diesen in die Gegenwart überkommen ist, stammt sicher aus dem erwähnten Zeitraum. So manche von ihnen sind uns in ihrer Unversehrtheit wenigstens noch im Bilde erhalten; so erkennen wir auf einem Kupferstich des Städtchens Bernstadt von 1742 deutlich die von Strebepfeilern gestützte und mit Zinnen gekrönte Kirchhofsmauer, desgleichen bei einer Abbildung des Dorfes Großhennersdorf südlich von Löbau aus dem Jahre 174). Die Mauer des alten Kirchhofs zu Deichenbach GL. hat außer den Dssten eines „Umganges" ein reizvolles Tor mit Zinnen krönung, das sogenannte „Hussitentor", aufzuweisen. Einen Teil seiner stattlichen Mauerzinnen nebst Wehr gang hat auch der anziehend gelegene Jauernicker Friedhof bis auf unsere Tage erhalten. Das schönste, in seiner früheren Gestaltung am besten erhaltene Beispiel einer solchen Kirchhofsbefestigung ist aber der Horkaer Gottesacker, eine Anlage, die man weit über die Grenzen unserer Heimatlandschaft hinaus nicht wieder antrifft. Ihr Anblick erinnert lebhaft an die eigenartigen malerischen siebenbürgisch-sächsischen Kir chenburgen, die demselben Grundgedanken ihre Ent stehung und Bauformen verdanken, wie unsere Lausitzer Kirchhofsbollwerke. Die Horkaer Friedhofsmauer bildet im Grundriß ein dem Kreise nahekommendes Gval mit einem Durch messer von etwa 49 Metern. Sie ist in zwei Absätzen aufgemauect, von denen der unters stärkere eine Höhe von 3^/2 Metern erreicht, während der obere schwächere ungefähr mannshoch ist. Er ist in seiner ganzen Aus dehnung mit hohen Zinnen versehen. Jede „Wind berge" bietet Daum für zwei Verteidiger; dis Gff- nungen für die Stützbalken des Wehrganges an der Innenseite sind noch gut erkennuar. Die Breite des unteren Mauerteiles beträgt reichlich P/2 m, gewiß eine achtunggebietende Stärke. Das aus Granitfind lingen erbaute außerordentlich feste Bauwerk ist, wie schon erwähnt, mit Zinnen gekrönt, deren wir 72 zählen. Sie sollen, wie dis Überlieferung berichtet, von 72 Horkaer Bauern aufgesetzt und verteidigt worden sein. Ein starkes Tor und zwei gegenwärtig vermauerte Pforten bildeten die Zugänge zu dieser regelrechten Festung. Die Mauer diente vermutlich anfänglich als Schutzwehr und deutsches Bollwerk gegen die umwohnenden heidnischen Wenden, der obere Aufsatz entstand Wohl erst zur Zeit der Hussitenkriege. Eine bestimmte geschichtliche Kunde von einem Hus sitengefecht bei Horka haben wir Aus dem Jahre 1431. In zwei Heerhaufen fielen die gefürchteten tschechischen Mordbrenner um dis Jahreswende 1430 in dis Gbsr- lausitz ein, auf verschiedenen Wegen ihrem Endziel, der Stadt Bautzen, zustrebend. Während die eine hussitische Streitmacht, „die Waisen" von Süden, also von Böhmen her, die Gegend westlich von Görlitz heimsuchte, erschien nördlich dieser Stadt von Schlesien her ein zweites Hussitenheer, „die Taboriten", und nahm seinen Weg westwärts in der Dichtung nach Bautzen. Anfang Januar 1431, aller Berechnung nach am 2. dieses Monats, kam es bei Horka zum Zusammenstoß zwischen den Taboriten und den in Görlitz liegenden und von da aus herbeigeeilten schle sischen Hilfstruppen, welcher bezweckte, den vordrjn- genden Hussiten den Weg zu verlegen. Leider sind Keine bestimmten Nachrichten über dieses Gefecht auf unsere Zeit gekommen Sicher hat damals wie später der starkbewehrte Kirchhof als Verteidigungspunkt eine hervorragende Dolle gespielt. Möge diese alt ehrwürdige Befestigungsanlage zur Freude aller Ge- fchichts- und Heimatsfceunde noch recht lange dem Zahne der Zeit trotzen und vor gewaltsamer Zerstö rung bewahrt bleiben l — TOir bitten um Adressen von im Auslande lebenden Gbsrlausihern! Schon manchs dsr im Auslands lebenden geborenen Gberlausitzsr sind eifrige Leser dsr Gberlausitzsr Hsimat-Aeitung und dankenswerte Auschristen von diesen zeigen dis Hoch schätzung dieser einzig dastehenden Heimatzeitschrist. Am nun auch weitere fern von dsr Heimat weilende Gberlausitzsr mit der Heimatzeitung bekannt zu machen, bitten wir unsere geschätzten Leser, uns Adressen von Verwandten und Bekannten, dis im Auslands ihren Wohnsitz haben, bald ges. mittsilen zu wollen. Mit verbindlichem Dank im Voraus Geschäftsstelle der G. H.-Z., Deichenau i. Sa.