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Oberlauflher He!matze!tung io Är. ä Mühe und Arbeit genug in seinem Leben, die mit mancherlei ab wechselnden Schicksalen verbunden waren Er sehnte sich nachher Ruhe und nach dem letzten Ruf: Du aber, Daniel, gehe hin und ruhe. Und so isterauch endlich hingegangen. ErhatdasAmteincs evangelischen Predigers und seinen Lauf im Glauben an seinen Gott und Erlöser vollendet und ist als ein getreuer Knecht zu seines Herrn Freude eingesührt worden, nämlich der wohlselige, hoch wohlehrwürdige, hoch- und wohlgelehrete HerrDanielNeumann, der Weltweisheit Magisters, treuverdienterPfarrer der christlichen Gemeine, Anfangs zu Oberullersdorf, hernach zu Spitzcunners- dorf und endlich allhier zu Hainewalde, der fürstlich-anhaltischen deutschen Gesellschaft, wie auch der Gesellschaft der freien Künste und Wissenschaften zu Leipzig und Zittau Ehren- und ordent liches Mitglied. Es ist derselbe in seinem werten Baterlande Hainewalde von christlichen und rechtschaffenen Eltern geboren, erzogen und durch Gottes sonderbare Schickung zum Kirchenlehrer und Seelsorger allhier bestimmet worden. Seine Voreltern sind seit 100 Zähren um diese werteste Gemeine wohlverdiente Leute gewesen. Der Groß-Großvater war wohlseliger Herr Balthasar Neumann, ge storben 1686 am 8. Februar, Erblehn- und Oberrichter. Sein Groß vater, weyland Herr Balthasar Neumann, gestorben 1690 am 3. September, Erblehn- und Oberlichter allhier. Sein Vater aber ist gewesen weyland Herr Balthasar Neumann ans die 24 Jahre (gestorben 1774 am I. April) als wohlbestellter Erb- und Ober richter, der ein ehrenvolles Alter erreichte. Die Gattin war weyland Frau Helena (gestorben am 23. November 1753), eine geborene Wagnerin, deren Frömmigkeit und Tugend wie auch Gottgülig- keit gegen die Armen wohl nicht gänzlich vergessen sein werden. Die göttliche Vorsehung ließ unseren nunmehr Wohlseligen das Licht dieser Welt erblicken im Jahre Christi 1717 am 25. des Christmondes. Seine vorgedachten christlichen Eltern beförderten ihn den 27. solchen zum Bade der geistlichen Wiedergeburt, bei welcher heiligen Handlung ihm der Name Daniel gegeben und in das Buch des Levens eingezeichnet wurde. Seine geliebeten Eltern waren bei der Auferziehung dieses Sohnes ungemein sorgfältig. Sie hielten ihn von Jugend auf fleißig zur Kirche und Schule. Sie sahen zu ihrer Freude gar bald, daß Er ein Daniel, ein Kind guter Art war, der eine seine Seele bekommen hatte. Nachdem Er in der allhierigen öffentlichen Schule unter dem damaligen gesckickten Schullehrer Andreas Müller (gest. 19.Januar 1743) im Christentum, Schreib- und Rechenkunst, wie auch in der Kirchenmusik einen guten Grund geleget hatte und seine werten Eltern bei seiner Lernbegierde und stiller Lebens art einen besonderen Trieb zu mehreren Wissenschaften in ihm bemerkten, so brachten sie ihn im Januar 1733 nach Zittau, empfahlen ihn dem'gelehrten Kandidaten des heiligen Predigt- amtes, Herrn Magistrat Ephraim Ludewig (gest. 1773 am 30. März als Arche-Diakonus in Zittau), der ihn in der lateinischen und griechischen Sprache fleißig unterrichtete, sodaß ernachzween Jahren schon fähig war, in das berühmte Gymnasium daselbst ein- geführt zu werden (1735 am 21.März). Er hörete in veränderen und ersten Klaffe den gelehrten Herrn Direktor Möller, Bucher, Etaupitz, Grünewald und Rücker mit vielen Nutzen. Als Er nun in dieser gelehreten Werkstätte in seinen Jahren auch seine Kennt- nisse der schönen Wissenschaften erlangt hatte (Er war in dieser Zeit soweit gekommen, daß er es wagen durste, dem seligen Herrn Christian Just 8en. in Spitzcunnersdorf 1733 den 5. März die Parentation bei einer oolksreichenKirchenversammlung zu halten) und immer begieriger wurde, solche zu erweitern, so faßte Er mit Gott und Einwilligung seiner geliebeten Ellern den Entschluß, die Musen auch außer dem Baterlande zu besuchen. Die berühmte Stadt Breslau in Schlesien und das vortreffliche Elisabeth-Gym nasium reizten ihn, den bisherigen Musensitz zu verlassen und in jenen eine neue Laufbahn zu betreten. Es war bei-unserem damals noch jungen Gelehrten kein ungefährer Einfall, diesen Weg ein zuschlagen, sondern vielmehr eine göttliche Veranstaltung, ein Trieb, dem Er zu widerstehen nicht vermochte. Er halte die geist- reichen Schriften des großen Brcslauischen Gotiesgelahrten des hochwürdigen Herrn Inspektor Burgs gelesen, der zugleich Professor Primarius der Gottesgelahrtheit bei dem Gymnasio zu St. Elisabeth war, und der ermunterte ihn so lebhaft, daß Er nicht eher ruhig wurde, bis Er diesem unvergleichlichen Lehrer zu Füßen saß. Er kam demnach im Jahre 1737 den 22. Junta zu Breslau, der Hauptstadt Schlesiens, glücklich an. Er wandte sich sogleich an Herrn Inspektor Burg, welcher ihn sehr leutselig aufnahm, zumal da derselbe hörete, daß seine Schriften Veranlassung gaben, eine dergleichen gelehrete Reise zu unternehmen. Er versicherte auch unserem Lehrbegierigen seines Beistandes und ließ ihn den 28. Junius, nachdem ihn der Herr Dr. Stiess geprüfet hatte, in die erste Oronung dieses Gymnasiums, mitten unter eine große Anzahl Studierender, einsühren. Hier öffnete sich ihm ein weites Feld der Wissenschaft. Burg und Schurtzmann lehrten die Gattesgelahrtheit, der Rektor Chr. Stiess die Geschichte und Naturlehre, die Prosessores Deichsel, Wcinisch und Gierisch die Weltweisheit, Sprachen. Beredsamkeit, Dicht kunst und Mathematik. Hier war reichliche Nahrung für einen Geist, der den Endzweck hatte, seinen Durst nach Weisheit zu stillen. Unser Wohlseliger war auch so glücklich, da Er sich bei seinen vortrefflichen Gaben, durch seinen Fleiß, durch sein beschei denes und stilles Betragen vornehmlich bei dem großen Burg (Lr. Joachim Friedrich Burg, Kgl. preußischer Oberkonsistorialrat der Breslauer Kirchen und Schulen und Inspektor und Professor primarius der Gottesgelahrtheit, gest. 1766 den 4. Januar) und Stiess (gest. 1751 den 8. Januar) einen freien Zutritt erworben hatte, die ihm die heilsamsten Ratschläge erteilten, seine Stud en förderten, ihm auch in einem vornehmen Hause dieser ansehnlichen Stadt durch ihren vielvermögenden Fürspruch Information ver schafften, sodaß Er in diesem berühmten Orte zufrieden und ver gnügt leben konnte. Er besuchte die öffentlichen Lehrstunden unaus gesetzt und disputierte und oponierte, welches auf diesem Gym nasio öffentlich geschähe: Er hielt in der Ordnung, die ihn traf, lateinische Reden (wir haben unter seinen Handschriften noch drei lateinische Reden gesunden, die Er auf dem Katheder öffentlich gehalten hatie. Besonders war Er auch hier in das Land der Poeten geraten, und die schlesischen Dichter, unter welchen der gelehrete Stiess ohne Streit den ersten Rang halte, für ihn zu den reinen Quellen des Helikons und wer wird in unserem Daniel einen geschickten deutschen Dichter verkennen, welcher in der geistlichen Dichtkunst so schöne Proben in öffentlichen Druck vor den Augen des gelehrten Publikums abgelegt hatte. Unser Wohlseliger hatte nun bei seinen bisherigen Bemühungen das 22. Jahr erreicht und Er fand sich überzeugt, daß es Zeit sei, die Hochschulen zu besuchen. Er verließ Breslau demnach im Jahre 1739 den 2. April und begab sich unter Gottes Geleit auf die Akademie zu Wittenberg, woselbst Et am 20. dss. Mts. unter dem Rektorat des Herrn Rais und Prosessors Kirchmeyer unter die daselbst studierenden Bürger ausgenommen wurde. Hier sand Er nun wieder einen neuen Schauplatz der Gelahrsamkeit. Die alte aristotelische Philosophie hatte auf dieser Universität ihren Abschied noch nicht gänzlich gehalten. Sie wurde noch öffentlich gelehret und unser neuangehender akademischer Bürger wollte sie näher kennen lernen. Daher besuchte Er die philosophischen Lehrstunden des Herrn Professor Schröder, der ein Erzjcholastiker war. Weil Er aber schon einen Vorgeschmack von der neuen Weltweisheit bekommen hatte und ihm die Leibnitzschen und Wolffichen Grund sätze faßlich erwaren, suchte Er Lehrer auf, die aus reinen Quellen schöpften. Schubert und Sartorius, zween Philosophen, die damals großen Beifall hatten, die nach der Zeit die ansehnlichen hiesigen Ehrenämter in und außer dem Baterlande bekleideten, waren es, bei denen Er alle Teile der Weltweisheit durchsührete. In den Grundsprachen aber bedienete Er sich des Unterrichtes bei den Herren Professoren Sporbach und Bader und in der Geschichte bei dem Herrn Hosrar Dr. Hofmann, welcher ein großer Historikus war und den der Tod dec Akademie allzufrüh entriß. (Dr.Iohann Ernst Schubert, Kgl. schwedischer Oberkirchenrat und ordentlicher Professor der Theologie zu Greifswald, gest. 1774, 57 Jahre alt, Johann Wilhelm Hofmann, der Weltweisyett und beider Rechten Doktor, öffentlicher Professor der Geschichte, königlich polnischer und kurfürstlich sächsischer Sustizrat, gest. den 12. November 1739.)